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Russland bleibt gesperrt (Aktuell: Suspendierung nach neun Jahren aufgehoben) - Druckversion

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RE: Russland bleibt gesperrt (Aktuell: IOC-Entscheidung - keine Kollektivstrafe) - lor-olli - 04.08.2016

@Peter II

ein bisschen diferentierter bitte schon…

Diese Sperre ist eine sportpolitische Entscheidung! (des IAAF, die ich allerdings voll mittrage) Der einzelne Athlet ist der gekniffene, denn er hat in einem System wie dem russischen gar keine Wahlfreiheit. Er muss nicht dopen, richtig, aber tritt gegen nachweislich in großer Zahl gedopte Athleten an! Lässt er sich testen, muss er dies von einem nachweislich "nicht korrekt" arbeitendem russischen Labor - oder er hat die Chance im Ausland zu trainieren (Klishina in  Florida wird von den Amis überprüft), trotzdem kann er auch im Fall einer nachweislich sauberen Karriere nicht starten, weil Russland gesperrt wurde! Unser Forumsmitglied Sergey hat sich ja auch hier weitgehend zu seiner Situation geäußert > er ist auch nicht dabei. DASS SIND UNGERECHTIGKEITEN! Punkt.

Aaaaaber, es geht hier nicht darum die “Überkorrekten" zu spielen (einzelne Athleten antreten zu lassen), sondern einen nicht kooperationswilligen Verband abzustrafen. Nach dem Motto: "Mitglied in einer kriminellen Vereinigung macht sich strafbar, auch ohne Straftat“, trifft es hier zwar unschuldige Athleten, dennoch ist dies die einzige Möglichkeit den russ. Verband insgesamt in seinem Tun zu stoppen.

Zusammen gefasst: Die Sperre Russlans ist richtig, in einigen Fällen ist die Sperre gegen einzelene Athleten juristisch nicht korrekt - es gibt nach IOC-Charta aber keine andere Möglichkeit als Athleten eines gesperrten Verbandes auszuschließen. Hat es jemanden damals beim Ausschluss aller bulgarischen Gewichtheber und des Verbandes gestört?


RE: Russland bleibt gesperrt (Aktuell: IOC-Entscheidung - keine Kollektivstrafe) - Adonis1 - 04.08.2016

(04.08.2016, 15:36)Peter II schrieb: Dieses Gelaber von der "Unschuldsvermutung" geht mir auf den Geist.
Wenn jemand im Bus fährt und kein Ticket hat, gilt auch nicht die Unschuldsvermutung. Und wenn er ein Ticket von einer Fälscherwerkstatt hat, gilt sie auch nicht. Er kann dann höchstens die Fälscherwerkstatt verklagen.

Und wenn einer bei Olympia nicht nachweisen kann, dich dem Dopingtestsystem unterworfen zu haben, dann gilt auch nicht die Unschuldsvermutung. Und wenn er seine Bescheinigung aus einer "Fälscherwerkstatt" hat, gilt sie auch nicht. Er kann höchstens die Fälscherwerkstatt verklagen.

Wär ja noch schöner, dann würde ich meine Athleten gar nicht mehr testen, es würde ja immer noch die "Unschuldsvermutung" gelten, und sie könnten munter gedopt für mich Medaillen sammeln (Russland macht's gerade vor - dank IOC werden sich andere ein Beispiel nehmen).

Das hat nichts mit Rechtsempfingen und Rechtsstaat und "im Zweifel für den Angeklagten" zu tun: wer nicht nachweisen kann, dass er zugelassen werden muss, hat Pech gehabt. Und wenn er daran nicht selbst schuld ist, muss er sich an den halten, der Schuld ist, und nicht an den, der ihn nicht zulässt.
Teufel Und wenn eine syrische Familie aus einem vom IS besetzten Gebiet nach Europa flieht, müssen sie erst einmal nachweisen, dass sie keine Terroristen sind. Wenn sie das nicht können haben sie halt Pech! Solch undifferenziertes Gelaber geht mir auf den Geist.


RE: Russland bleibt gesperrt (Aktuell: IOC-Entscheidung - keine Kollektivstrafe) - Atanvarno - 04.08.2016

Richard McLaren äußert scharfe Kritik am IOC und dessen (aus seiner Sicht falscher) Interpretation seines Reports.

Richard McLaren accuses IOC of misrepresenting doping findings

McLaren sagt, dass es Ziel seines Reports war, und er das auch gerichtsfest nachgewiesen hat, zu zeigen, dass es ein staatlich organisiertes Dopingsystem in Russland gab. Dem IOC wirft er vor, dass es den Report fälschlicherweise so interpretiert, als wäre es darum gegangen die Schuld individueller Athleten nachzuweisen, woraus das IOC dann seine Entscheidung Russland nicht komplett zu sperren abgeleitet hat.

Zitat:“People have misconstrued what was in that report, particularly the IOC and international federations. I have not done the work to drill down and see which athletes may have been doping and what they had been using,” he said.“That was something I didn’t have time to do and I made it very clear that was not part of the report. The report was about state-sponsored doping, manipulation of results, swapping of samples, preparation of wash up schemes before London 2012. It’s a state run system. That’s what in the report and people seem to have completely missed that.”



RE: Russland bleibt gesperrt (Aktuell: IOC-Entscheidung - keine Kollektivstrafe) - Peter II - 05.08.2016

(04.08.2016, 17:13)Adonis1 schrieb: [Bild: teufel.gif] Und wenn eine syrische Familie aus einem vom IS besetzten Gebiet nach Europa flieht, müssen sie erst einmal nachweisen, dass sie keine Terroristen sind. Wenn sie das nicht können haben sie halt Pech! Solch undifferenziertes Gelaber geht mir auf den Geist.
Ich weiß ja auch, dass Vergleiche hinken, so wie auch meiner mit dem Busticket. Aber ein Unterschied zu den Syrern gibt es schon: es gibt (noch) keine Regel, dass Flüchtlinge nachweisen müssen, dass sie keine Terroristen sind. Aber es gibt eine Regel, dass Olympiateilnehmer sich dem Dopingkontrollsystem unterwerfen müssen, und das müssen sie nachweisen.

Also ist sind meine Busfahrer ja wohl näher an den Olympiateilnehmern als Deine Syrer an meinen Busfahrern, oder?

@Atanvarno:
Ich war auch gegen eine Komplettsperre, die Einzelfallprüfung muss man machen. Ich denke auch, dass Sergey schon nachweisen konnte, dass er sich auch außerhalb von Rusada zum testen gemeldet hatte, und man ihn deshalb hätte teilnehmen lassen müssen. Aber auch ein "unschuldiger" Athlet, der immer nur im russischen System trainiert hat, gehört aus meiner Sicht gesperrt (falls es überhaupt Unschuldige gibt, wenn sie sich nur total auf das russische System verlassen haben - aber darüber kann man leider nur spekulieren, Kristin Otto sagt ja auch immer noch, dass sie nie gedopt war). So undifferenziert finde ich das nicht.

Aber wenn einer seine Tests immer nur bei Rusada hat machen lassen, kann ich seine Unschuld nicht vermuten, wie bei jedem anderen, der seit 5 Jahren nicht getestet wurde.


RE: Russland bleibt gesperrt (Aktuell: IOC-Entscheidung - keine Kollektivstrafe) - Atanvarno - 05.08.2016

@Peter II
Ich glaube, was McLaren stört, ist, dass das IOC sich auf die namentlich genannten Einzelfälle fokussiert, dadurch den Eindruck erwecken möchte, die die nicht namentlich erwähnt sind, könnten mehrheitlich unschuldig sein und generell versucht, den Blick vom staatlich organisierten Dopingsystem weg auf die einzelnen Athleten hinzulenken.

Weiterhin ist es wohl so, dass interessanterweise eine Kollektivstrafe rechtlich eher durchsetzbar gewesen wäre, als die Einzelfallsperren. Erwartungsgemäß hat nämlich der CAS die unzulässige Regelung, dass ehemalige russische Dopingsünder nicht in Rio starten dürfen im Fall von zwei Kanuten, die dagegen geklagt haben, wieder gekippt.


RE: Russland bleibt gesperrt (Aktuell: IOC-Entscheidung - keine Kollektivstrafe) - Astra - 05.08.2016

Und ich behaupte mal, dass Mutko und Co. genau darauf gesetzt haben, als sie dem IOC versprochen haben, dass ehemals gedopte russische Athleten nicht gegen den Ausschluss klagen werden.

Da ist überhaupt kein Unrechtsbewußtsein.
OK, das ist bei anderen Ländern (Türkei etc.) auch nicht vorhanden, aber da wird es nicht so auffällig und selbstherrlich vom Staat unterstützt.

Um es klar zu sagen, ich glaube immer weniger sehr gute Leistungen, vor allem, wenn es nach Jahren der Stagnation in einem bestimmten Wettbewerb plötzlich massenweise außergewöhnliche Leistungen gibt.


RE: Russland bleibt gesperrt (Aktuell: IOC-Entscheidung - keine Kollektivstrafe) - Atanvarno - 05.08.2016

Richard McLaren (s. oben) äußerte scharfe Kritik an WADA und IOC. Das, was der ehemalige WADA-Chefermittler Jack Robertson in einem Interview mit Pro Publica zu sagen hat, muss man dann wohl als vernichtende Kritik bezeichnen.

On Eve of Olympics, Top Investigator Details Secret Efforts to Undermine Russian Doping Probe

- seine Untersuchgen wurden mehrfach durch WADA-Präsident Craig Reedie behindert und verzögert, weil dieser die Angelegenheit im Stillen mit den russischen Funktionären klären wollte
- er war gewzungen Informationen heimlich an die Medien (unter anderen an Hajo Seppelt) zu geben, um dadurch Druck auf Reedie aufzubauen, damit dieser endlich handelt
- entgegen der Behauptung Reedies, die WADA habe erst nach dem McLaren-Report im Juli Beweise für staatlich organisiertes Doping in Russland gehabt, hatte bereits Robertsons Kommission im August 2015 entsprechendes Material geliefert, dem die WADA aber nicht weiter nachgegangen ist
- die Aussage Richard Pounds in der Pressekonferenz zur Vorstellung des ersten Kommissionberichts, dass Russland straffrei ausgehen und in Rio dabei sein könne, wenn sie die entsprechenden Maßnahmen ergreifen, um des Problems Herr zu werden, war ein nicht mit den anderen Kommissionsmitgliedern abgesprochener Alleingang Pounds. Pound gibt heute zu, dass das vorher mit Vitali Mutko so vereinbart worden war
- die WADA stellte sich erst auf die Seite Yulia Stepanovas und ihren Wunsch in Rio starten zu können, nachdem sie in der Presse scharf kritisiert worden war, vorher war die Position der WADA, dass man Stepanova nicht öffentlich unterstützen will
- Robertson wurde gegen seinen Willen von der WADA in den Ruhestand versetzt


RE: Russland bleibt gesperrt (Aktuell: IOC-Entscheidung - keine Kollektivstrafe) - Peter II - 05.08.2016

Mir fehlen die Worte... Robert Harting hat schon alles gesagt.


RE: Russland bleibt gesperrt (Aktuell: IOC-Entscheidung - keine Kollektivstrafe) - Delta - 05.08.2016

Die Sachlage ist simpel. McLaren hat dermassen viele Fehler produziert, dass das IOC überhaupt nicht mehr anders handeln konnte.

Es war Mclaren der ohne Not mind. 10 Russen des Dopings bezeichnet hat im Report obwohl die nicht gedopt waren. Lobintsev, Morosov und Co. Statt den Report auf Beweisen aufzubauen hat er kilometerweile Indizien und Vermutungen produziert ohne qualitative Faktenlage.

Man wird den McLaren Report nach der Olympiade zu den Akten legen und tief versorgen, weil das Dokument wissenschaftlich einfach unzureichend ist.


RE: Russland bleibt gesperrt (Aktuell: IOC-Entscheidung - keine Kollektivstrafe) - Delta - 05.08.2016

(05.08.2016, 07:59)Atanvarno schrieb: @Peter II
Ich glaube, was McLaren stört, ist, dass das IOC sich auf die namentlich genannten Einzelfälle fokussiert, dadurch den Eindruck erwecken möchte, die die nicht namentlich erwähnt sind, könnten mehrheitlich unschuldig sein und generell versucht, den Blick vom staatlich organisierten Dopingsystem weg auf die einzelnen Athleten hinzulenken.



Das Dopingsünder starten können ist seit 2011 bekannt Urteil des CAS. Darauf hat schon
Dr. Prokop der ehemalige DLV Direktor hingewiesen. Das CAS hat nur das Urteil bestätigt
ansonsten wäre Stress für die Doper wie Gatlin & co. zu erwarten gewesen. Ungleichbehandlung der Athleten. Darum kann Jekimova wieder starten. Eine weitere WADA Niederlage.