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Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Druckversion

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RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - icheinfachma - 01.03.2017

(01.03.2017, 18:45)Gertrud schrieb:
(01.03.2017, 18:25)icheinfachma schrieb:
Zitat:Naja Röhler ist im Gegensatz zu TEsfaye ja bereits Weltklasse, da kann nicht allzu viel Potenzial verschenkt worden sein :-D




Das, was ich bisher an Trainingsinhalten außer den gewichtheberischen gesehen habe, hat mir schon sehr gut gefallen, weil der Trainer anscheinend auch sehr innovativ und Röhler ein Bewegungstalent ist. Das ist schon "allererste Sahne"!!!  Thumb_up

Gertrud



Thomas Röhlers Training steht ja allgemein so unter dem Motto Vielseitigkeit. Man könnte ja das Gewichtheben als ein weiteres allgemeines Trianingsmittel neben dem Gerätturnen, Hochspringen, Hürdenlaufen, Tischtennis, ... ansehen. Wenn man es technisch korrekt ausführt, müsste es doch noch nicht mal zwangsläufig schädlich sein? Da müsste man dann auch Gerätturnen weglassen, gerade auch, wenn man sich mal die Verletzungsraten von Gewichthebern und Gerätturnern vergleicht. Einen größeren Transfer i die Zieldisziplin Speer als Gewichtheben haben Turnen und Hürdenlauf sicher auch nicht.


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Gertrud - 01.03.2017

(01.03.2017, 18:55)icheinfachma schrieb:
Zitat:Man könnte ja das Gewichtheben als ein weiteres allgemeines Trianingsmittel neben dem Gerätturnen, Hochspringen, Hürdenlaufen, Tischtennis, ... ansehen. Wenn man es technisch korrekt ausführt, müsste es doch noch nicht mal zwangsläufig schädlich sein? Da müsste man dann auch Gerätturnen weglassen, gerade auch, wenn man sich mal die Verletzungsraten von Gewichthebern und Gerätturnern vergleicht. Einen größeren Transfer in die Zieldisziplin Speer als Gewichtheben haben Turnen und Hürdenlauf sicher auch nicht.

https://www.youtube.com/watch?v=zYfGZwSR0WU

Bitte genau analysieren!!!  Wink

Gertrud


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - icheinfachma - 01.03.2017

(01.03.2017, 19:31)Gertrud schrieb:
(01.03.2017, 18:55)icheinfachma schrieb:
Zitat:Man könnte ja das Gewichtheben als ein weiteres allgemeines Trianingsmittel neben dem Gerätturnen, Hochspringen, Hürdenlaufen, Tischtennis, ... ansehen. Wenn man es technisch korrekt ausführt, müsste es doch noch nicht mal zwangsläufig schädlich sein? Da müsste man dann auch Gerätturnen weglassen, gerade auch, wenn man sich mal die Verletzungsraten von Gewichthebern und Gerätturnern vergleicht. Einen größeren Transfer in die Zieldisziplin Speer als Gewichtheben haben Turnen und Hürdenlauf sicher auch nicht.













https://www.youtube.com/watch?v=zYfGZwSR0WU

Bitte genau analysieren!!!  Wink

Gertrud












Ok, hier meine Analyse zu dem Reißen im orangenen Top:

 

Thomas ist in der Ausgangsposition mit dem Gesäß zu weit oben, als wöllte er Kreuzheben. Sein Arsch müsste tiefer und der Oberkörper aufrechter sein. Die Lendenwirbelsäule ist nicht natürlich-lordosiert, sondern leicht kyphosiert, möglicherweise, weil die Eigenwahrnehmung für anteriore / posteriore Beckenkippung fehlt. Die Schulterblätter sind nach anterolateral verschoben, da zu wenig Spannung im M. trapezius aufgebaut wird.

Während des ersten Zuges bleiben die LWS und Scapulae wie besagt. Das Gesäß kommt schneller hoch, als der Brustkorb, die Rumpfvorlage nimmt zu. Da er im Video 40kg reißt, kann das nicht an mangelnder Kraft / zu viel Gewicht liegen, sondern liegt an mangelnder Ansteugerung der Hüftstrecker, die das Becken mitsamt des Oberkörpers stabilisieren müssten, sodass sich die Rumpfvorlage dann nicht ändern würde.

Thomas schiebt die Knie rechtzeitig zu Beginn des zweiten Zuges nach vorn, erreicht aber zum Ende des zweiten Zuges keine Ganzkörperstreckung. Im Kniegelenk wäre das nicht nötig, im Hüftgelenk und der LWS aber schon. Dadurch kann Thomas das Gewicht nicht genug beschleunigen, sodass er es durch eine Anteversion im Schultergelenk über die Kraft nach ganz oben hebt. Selbst beim gestreckten Reißen müsste die Hantel hauptsächlich durch Vorbeschleunigung, nicht durch Kraftarbeit in den Schultern zu ihrem höchsten Punkt kommen.

Im Catch zeigt Thomas eine solide Stabilisation in allen großen Gelenken (Knie, Hüfte, LWS, Schulter Ellbogen, Handgelenk). Die LWS-Stellung ist natürlich-lordosiert.

 

Meine Analyse zum Reißen mit freiem Oberkörper:

-Von hinten ist ebenfalls das Rücken- / Scapula-Problem gut zu erkennen. Ansonsten zeigt Thomas eine Assymmetrie im zweiten Zug. Dabei ist im linken Schultergelenk zwischenzeitlich die Abduktion stärker und im rechten Schultergelenk die Retroversion.

-Im Catch erreicht der rechte Arm seine Streckung, wenn der linke Arm noch nicht ganz gestreckt ist. Das beeinflusst seine ganze Statik: Seine Wirbelsäule zeigt dann eine leichte linkskonvexe Skoliose, die er während des ersten und, wenn ich es richtig sehe, auch während des zweiten Zuges noch nicht zeigt, sondern erst beim Umgruppieren. Durch eine stärkere Spannung des rechten Latissimus infolge seiner Lat-Verletzung letzten Sommer?

Wenn er sich anschließend in die Reißkniebeuge absenkt, wandert die Skoliose vom Bereich ~T10 in den Bereich L2/L3. Das dürfte auch ISG-Blockaden zur Folge haben, die durch die ohnehin häufigen Stemmaktionen im Speerwurf noch verstärkt werden könnte. Die Hantel ist rechts die ganze Zeit höher als links, auch beim Wiederaufstehen in die Endposition. Was die Hantel angeht, muss man aber bedenken, dass das ganze Bild etwas lang links hin verzerrt ist.


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - MZPTLK - 01.03.2017

Ich... sehr gut!
Ich weiss nicht, ob das ein Ausnahmeriss war, aber so darf er nicht arbeiten.
In jedem Fall muss die WS in jeder Phase in natürlich-gerader Haltung fixiert bleiben..
Die Schulterbewegung resultiert wohl aus seinem Habitus als Speerwerfer, und ist orthopädisch eigentlich unbedenklich,
aber das darf wie gesagt nicht zu WS- Instabilitäten führen.
Bei 40 KG müsste er als Top-Athlet eigentlich eine ganz saubere Bewegung zeigen.
Es sei denn, das war die 50. Wiederholung, dann wäre es verständlich, aber dann sollte man früher abbrechen.
Alleroberste Priorität haben saubere Bewegungen.
Lieber Päusken machen und den nächsten Satz wieder frischer und einwandfrei absolvieren.

Das tritt...
nach meiner Kenntnis...
ist das sofort.
Unverzüglich.


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - icheinfachma - 01.03.2017

(01.03.2017, 21:27)MZPTLK schrieb: Ich... sehr gut!
Ich weiss nicht, ob das ein Ausnahmeriss war, aber so darf er nicht arbeiten.
In jedem Fall muss die WS in jeder Phase in natürlich-gerader Haltung fixiert bleiben..

Nee, das war bei jeder Wdh. so. Das mit krummen Rücken macht er auch nicht nur in diesem Video.


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - MZPTLK - 01.03.2017

(01.03.2017, 21:32)icheinfachma schrieb:
(01.03.2017, 21:27)MZPTLK schrieb: Ich... sehr gut!
Ich weiss nicht, ob das ein Ausnahmeriss war, aber so darf er nicht arbeiten.
In jedem Fall muss die WS in jeder Phase in natürlich-gerader Haltung fixiert bleiben..

Nee, das war bei jeder Wdh. so. Das mit krummen Rücken macht er auch nicht nur in diesem Video.
Alarm! Das muss dringend korrigiert werden!


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Geölter Blitz - 01.03.2017

(01.03.2017, 11:36)MZPTLK schrieb: Meiner Erinnerung nach wurden früher in der Vorbereitungszeit mehr Umfänge und aerob trainiert,
um dann zu schnelleren Sachen zu kommen, die kurzzeitig in den anaeroben Bereich mündeten.
In der Vorsaison ging man öfter und länger in den anaeroben Bereich,
aber ohne die Sprintschnelligkeit kaputt zu traineren.
Die Einen haben mit mehr, die Anderen mit weniger Über-/Unterdistanzläufen gearbeitet.




Dies möchte ich nochmal aufgreifen:

Weltklasse Sprinter im Schwimmen (100 m WR der Männer derzeit irgendwo bei 45 s) sollen eine aerobe Kapazität (VO2max oder ca. Geschwindigkeit bei 4 mmol/l Laktat) besitzen, die ähnlich hoch ist wie die von Langstreckenschwimmern. Allerdings haben die Sprinter gleichzeitig eine größere anaerobe Kapazität (VLamax). Das metabolische Profil von 100-m-Schwimmern der Weltklasse unterscheidet sich von Schwimmern der nationalen Klasse vor allem in der viel größeren aeroben Kapazität (J.Olbrecht: The Science of Winning).

In Simulationsstudien von Mader (man mag von ihm halten was man will) kommt klar heraus, dass der Schlüssel zum "Nicht-Absterben" auf den letzten 100-50 m eines 400-m-Laufs eine gute aerobe Kapazität in Verbindung mit einer adäquaten anaeroben Kapazität ist. Mader sieht hier große Defizite bei den Deutschen.

Für mich stellt sich die Frage wie man die gute aerobe Kapazität ohne Schnelligkeitseinbußen hinbekommt. Als Leichtathlet bekommt man ja eingeimpft, dass Ausdauertraining eine Gefähr für die Geschwindigkeit ist. Zumindest in meinem Umfeld.


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Atanvarno - 01.03.2017

(01.03.2017, 21:48)Geölter Blitz schrieb: Für mich stellt sich die Frage wie man die gute aerobe Kapazität ohne Schnelligkeitseinbußen hinbekommt. Als Leichtathlet bekommt man ja eingeimpft, dass Ausdauertraining eine Gefähr für die Geschwindigkeit ist. Zumindest in meinem Umfeld.



Edwin Moses hat 10-Meilen Dauerläufe mit Henry Rono absolviert.

"Für die Entwicklung der aeroben Leistungsfähigkeit verwendete z.B. Thomas Schönlebe Dauerläufe von 8 bis 10km Länge/Trainingseinheit." (Lehre der LA, 15/1989)

In dem Artikel wird für Schönlebe eine aerobe Leistungsfähigkeit von 5,3m/s im Februar 1987 angegeben. Das legt Nahe, dass die anekdotische 10km-Zeit in der Nähe von 30 Minuten, die ich meine mal irgendwo von ihm gelesen zu haben, nicht völlig unwahrscheinlich ist.


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Knueppler - 01.03.2017

Über 400m führen wahrscheinlich viele Wege nach Rom.

Harald Schmid hatte sicherlich auch Dauerläufe in seinem Trainigsprogramm.
Hartmut Weber eher weniger. Er hat mir mal erzählt, dass er zunächst keine Dauerläufe in seinem Trainigsprogramm hatte.
Irgendwann hat er dann auch Dauerläufe (auf Anraten verschiedener Trainer) absolviert. Nachdem sich seine Leistung als Folge verschlechterte, hat er ganz darauf verzichtet.
Allerdings haben sich zu meiner Zeit viele 400m-Läufer mindestens 2km eingelaufen.

Es gab auch damals zwei standardisierte Laufbandtests:

1) bei einer Geschwindigkeit von 22 km/h und einer Steigung von 7,5% lief der Proband 45 Sek. Danach wurden die Laktatwerte gemessen.
2) bei gleicher Geschwindigkeit und Steigung sollte man so lange wie möglich laufen. Auch hier wurden Laktatwerte gemessen.

Die Ergebnisse sind mir im Zuge eines Umzugs verloren gegangen, doch ich weiß noch, dass der Test 2) nicht so aussagekräftig war wie Test 1).
Die höchsten Laktatwerte (Test 2) hatten nicht unbedingt die schnellsten Läufer und die schnellsten Läufer blieben auch nicht alle am längsten auf dem Laufband. Ok, bei desem Test war natürlich auch der Wille entscheidend, bis zur völligen Erschöpfung zu laufen.
Wie gesagt, die Ergebnisse der schnellsten 400m-Läufer waren beim Test 2) waren doch recht unterschiedlich, während die besten 400m-Läufer beim Test 1) die niedrigsten Laktatwerte hatten. (Eine statistische Auswertung habe ich zwar nicht vorgenommen, aber das fiel schon ins Auge).


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - icheinfachma - 01.03.2017

(01.03.2017, 22:11)Atanvarno schrieb:
(01.03.2017, 21:48)Geölter Blitz schrieb: Für mich stellt sich die Frage wie man die gute aerobe Kapazität ohne Schnelligkeitseinbußen hinbekommt. Als Leichtathlet bekommt man ja eingeimpft, dass Ausdauertraining eine Gefähr für die Geschwindigkeit ist. Zumindest in meinem Umfeld.




Edwin Moses hat 10-Meilen Dauerläufe mit Henry Rono absolviert.

"Für die Entwicklung der aeroben Leistungsfähigkeit verwendete z.B. Thomas Schönlebe Dauerläufe von 8 bis 10km Länge/Trainingseinheit." (Lehre der LA, 15/1989)

In dem Artikel wird für Schönlebe eine aerobe Leistungsfähigkeit von 5,3m/s im Februar 1987 angegeben. Das legt Nahe, dass die anekdotische 10km-Zeit in der Nähe von 30 Minuten, die ich meine mal irgendwo von ihm gelesen zu haben, nicht völlig unwahrscheinlich ist.

Wobei Schönlebe gestofft hat, ohne wäre er auch nicht schneller oder sogar langsamer als die heutigen.