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Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Druckversion

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RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Gertrud - 15.01.2019

Zitat:...warum erreichen wir nicht mal die alten Leistungen?

Natürlich ist es richtig, auch diese alten, sehr guten Leistungen hinzuzuziehen. Wenn ich jetzt einen Athleten im 400m-Bereich trainieren müsste, würde ich sicherlich die neuesten Erkenntnisse verwerten wollen. Ich frage mich im Mehrkampf ja auch, warum die Siebenkämpferinnen bisher den DR von Sabine von 1992 noch nicht gebrochen haben, würde mich aber mit einer Sabine Braun natürlich heute nach meinen allerneuesten Vorgaben und Modifikationen hier und da richten. Das hieße für ihre Person 7100 Punkte. Das wäre aus meiner heutigen Sicht und meinem heutigen Können realistisch. Ich bin ja in meinem Können auf einem noch höheren Niveau als 1992. So sehe ich das im 400m-Bereich auch.

Über 400m hätte ich bei einem Ausnahmetalent schon den Traum einer Leistung < 44´´. Ich stelle mir also die Frage, wie die enormen Rückschritte zu erklären sind. Ich würde sicherlich mit einem Ausnahmetalent aus dieser jetzigen Schiene ausbrechen und meinen eigenen Weg wie bei Sabine als meiner ersten Mehrkämpferin gehen - hundertprozentig!!! Meine akribische Arbeitsweise mit dem Herauspicken der keypoints ist auf andere Disziplinen übertragbar. Ich habe im Laufe der Zeit gelernt, die wichtigen Inhalte, Trainer und Wissenschaftler herauszufiltern.

Gertrud


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Gertrud - 16.01.2019

Ich stelle mir oft die Frage, warum man im DLV in einer Einzelsportart die aufgesetzte Teamarbeit von oben so hoch hängt und zum großen Teil verbindlich und damit abhängig macht. Der Weg einer besseren und breiten, sehr guten 400m-Leistung geht meines Erachtens nicht über die Mainstream-Schiene. Nur ein in totaler Freiheit agierender Athlet ist zum Aufstieg zu den höchsten Gipfeln fähig. 

Ich lese sehr viel über die Inselbegabung bei Autisten (Savant). Sie sind in der Lage, durch eine volle Hingabe enorm viel zu leisten. Allerdings fehlt graduell unterschiedlich die soziale Kompetenz. Forschungen haben ergeben, dass ein hoher IQ dieser Menschen familiär vorgegeben ist. Sie sind in der Regel veranlagt, ihr Talent bei sehr großem Konzentrationsvermögen und dem Hang zur Genauigkeit überdimensional zu realisieren. Ich bin in der Hinsicht der Meinung, dass durch das Einfordern bei potentiellen deutschen Spitzenleichtathleten im Team die Konzentration auf das Wesentliche vielfach verloren geht. Soziale Kompetenz kann man auch außerhalb der DLV-Schiene realisieren. Natürlich kann der offizielle Weg auch manchmal passen, wenn starke Trainer an der Spitze stehen. Das ist gar keine Frage. Es gibt aber eben auch sehr gute Teams vor Ort, die überdimensional viel leisten. Man darf und sollte diese unabhängige Arbeit nicht im Keim ersticken.

Ich bin ein agierendes Mitglied eines sehr starken intakten Netzwerkes, dass sich aus einigen starken, unabhängigen Personen zusammensetzt und sehr viel Kreatives hervorbringt - auch eben im 400m-Bereich. Die Frage für mich besteht vornehmlich darin, dieser Arbeit die Unbekümmertheit und völlige Konzentration zu lassen bzw. sie sich zu nehmen. Vielleicht denkt der DLV mal über seinen teilweise unangebrachten Alleinvertretungsanspruch nach und unterstützt autarke Teams in ihrer "Inselbegabung"!!!  Wink

Ich bin der festen Überzeugung, dass es auch dem 400m-Bereich gut täte.  Thumb_up ‌Ich meine Anregungen nicht als vernichtende Kritik, sondern als "Denkvorlage". Um eine Sabine Braun in die Spitze zu führen, bedurfte es nicht mehrerer Mehrkämpferinnen in meiner Betreuung und einer Gängelung durch den DLV. Es geht und ging mir immer um Qualität und nicht um Quantität in der Betreuung. Ich neige in meinem Verhalten dazu, in einer absoluten Präzision vorzugehen und nicht eher zu ruhen, bis ich eine Ungereimtheit im sportlichen Bereich gelöst habe. Ich grenze z.B. bei einer Konstruktion von Kraftübungen auch bei den unterschiedlichen Disziplinen sehr speziell und individuell ein, um die Zubringer zu stärken und Verletzungen zu vermeiden. Um den Umweg über Störfaktoren zu gehen, benutze ich sie einfach nicht, weil ich die Ressource Zeit sehr akribisch einsetze.  

Gertrud


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Gertrud - 17.01.2019

Keypoints für die 400m-Strecke:

1. Suche nach der richtigen Metabolik - Die Suche scheint hier meiner Ansicht nach stark in die Irre zu führen.
2. Kraftzubringer generell und individuell aufarbeiten - In der Hinsicht bin ich durch generelle und individuelle Vorgaben inspiriert.
3. Zeitmanagement individuell forcieren - Beachtung der dualen Karriere oder einer konsequenten Stufenkarriere
4. Unterstützung der Teams vor Ort - Individuelle Lösungen als Fortschritt und nicht als Attacke auf das DLV-System betrachten. Wir sitzen im großen Boot alle zusammen mit den Erfolgen für den DLV.

Gertrud
Bhutanisches Sprichwort: "Das Glück ist wie ein Vogel. Je mehr man versucht, ihn zu fangen, je weiter fliegt er dann. "


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Küstenkrebs - 20.01.2019

Vielleicht wird hier völlig am Problem vorbei diskutiert?

Es mag sein, dass es in D eine vorherrschende Trainerschule gibt, die sich negativ auf die Leistung von Läufern auswirkt. Es kann aber auch sein - und das halte ich in meiner oberflächlichen Außenansicht für wahrscheinlicher - dass es ganz andere Gründe für die derzeit unbefriedigenden Leistungen in bestimmten Disziplinen gibt.

Man sollte vielleicht eher soziologische als trainingsmethodische Fragestellungen betrachten, denn vielleicht gibt es einfach nicht genug Talente, die sich für die 400m interessieren und lieber andere Sportarten wählen. Vielleicht haben die 400m auch einfach ein PR-Problem. Genauso wie im Männersprint gibt es selten ein positives Medienecho und selbst, wenn man die Medien-Rezeption völlig außen vor lässt, sieht es einfach nicht gut aus, wenn eine 4x4-Staffel bei einer EM aussichtslos hinterher rennt.

Vielleicht sollte man sich die Frage stellen, wie man Jugendliche dazu bringen kann, in der Runde rennen cool zu finden.


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Robb - 20.01.2019

In den letzen 25 Jahren lief EIN deutscher die 400m unter 45s, aber ca 20 Briten. Ich glaube nicht dass die 400m bei den Briten eine Kultstrecke ist und deshalb soviele Jugendliche die Stadionrunde laufen, dass dabei 20mal mehr Talente als bei uns rauskommen.


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Gertrud - 30.01.2019

(20.01.2019, 20:28)Küstenkrebs schrieb: Vielleicht wird hier völlig am Problem vorbei diskutiert?

Es mag sein, dass es in D eine vorherrschende Trainerschule gibt, die sich negativ auf die Leistung von Läufern auswirkt. Es kann aber auch sein - und das halte ich in meiner oberflächlichen Außenansicht für wahrscheinlicher - dass es ganz andere Gründe für die derzeit unbefriedigenden Leistungen in bestimmten Disziplinen gibt.

Man sollte vielleicht eher soziologische als trainingsmethodische Fragestellungen betrachten, denn vielleicht gibt es einfach nicht genug Talente, die sich für die 400m interessieren und lieber andere Sportarten wählen. Vielleicht haben die 400m auch einfach ein PR-Problem. Genauso wie im Männersprint gibt es selten ein positives Medienecho und selbst, wenn man die Medien-Rezeption völlig außen vor lässt, sieht es einfach nicht gut aus, wenn eine 4x4-Staffel bei einer EM aussichtslos hinterher rennt.

Vielleicht sollte man sich die Frage stellen, wie man Jugendliche dazu bringen kann, in der Runde rennen cool zu finden.

Man muss sich die Frage nach der Qualität der Leistungen und damit nach den Trainingsformen stellen. Warum kommt von denen, die die 400m sprinten, hier keiner bis ganz oben durch? Diese Athleten wollen schon, nehme ich an. Es ist also eine Frage der Trainingsakzentuierungen. Joshua Hartmann zeigt momentan eindrucksvoll, wo die Dominanz seines Trainings liegt. Warten wir den Sommer ab.  Wink ‌Ich habe den Eindruck, dass das Gesamtpaket entscheidend ist. Zudem verlieren wir zu viele AuA durch gravierende Verletzungen, ohne dass man sich im Trainerbereich gezielte Fragen stellt. Das ist mein Eindruck.

Gertrud


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Gertrud - 17.02.2019

Ich muss euch etwas Nettes erzählen. Eine Stunde heute vor den 200m-Rennen Frauen in Leipzig habe ich eine einstündige Radtour zu einem Wald gemacht, wo ich zufällig eine Frau mit einem Greyhound und einem "normalen" Windhund traf. Wir kamen auf Geschwindigkeit und Sehnen zu sprechen. Im Laufe des Gespräches erzählte mir die Besitzerin, dass es beim Greyhound vorgekommen sei, dass er fast tot umgefallen sei, weil er sich einfach geschwindigkeits- und belastungsmäßig übernommen habe, was man Greyhoundsperre nennt. Ich habe das zum ersten Mal gehört. Ihr Hund wurde durch Infusionen gerettet. 
http://www.progreyhound.de/gesundheit/greyhoundsperre/greyhoundsperre.pdf

So ähnlich stelle ich mir auch falsche und Überbelastungen im 400m-Bereich vor, so dass die 400m-Zeiten enorm in den Keller gehen, wenn man nicht die richtigen Strecken und Pausen temporär ansteuert.

Ich habe die beiden Hunde beobachtet, wie schnell sie auf Geschwindigkeiten bei relativ wenig Muskelgewicht, aber bei langen Sehnen kamen.

Gertrud


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - DerC - 12.08.2019

So, nach DM und Team EM 2019 sieht es leider immer noch recht düster aus für die 400 in D ... warum?


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Robb - 12.08.2019

Düster ist es seit 15-20 Jahren, dieses Jahr ist nur ein neuer Tiefpunkt, beide 4x400m Staffeln haben die Quali für den Saisonhöhepunkt verfehlt. Wird natürlich auf la.de mit keinem Wort erwähnt, da geht es nur um die "phantastische Mannschaftsleistung" in Bydgoszcz.


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Robb - 12.08.2019

Ein Blick auf die U20-Bestenliste des DLV veranschaulicht die Misere perfekt: Luna Bulmahn war letztes Jahr in der U20 nur die achtschnellste in Deutschland. Von den sieben davor sind zwei in der Freiluftsaison gar nicht gestartet (Hartmann und Hofmann), vier waren 2019 langsamer als 2018 (Scheppan, Schwab, Kaufmann, Cataria-Byll) und nur EINE hat sich gegenüber 2018 gesteigert, Mona Mayer war dieses Jahr eine Hunderstel schneller als 2018. Sieben 400m Talente, 0,01 Sekunden Steigerung in einem Jahr.