+- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com)
+-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1)
+--- Forum: Leichtathletik allgemein (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=2)
+--- Thema: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? (/showthread.php?tid=2127)
RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Gertrud - 28.06.2022
Wenn man die Metabolik beim 400m-Lauf kennt, kann man auch die entsprechenden Programme liefern. Allerdings ist das auch sehr harte Arbeit und überprüfbar. Oft sind AuA durch inadäquate Programme schon versaut. Insofern hatte Joshua Glück, in der Jugend durch Tobias Rüttgers und im Anschluss von Jannik Engel betreut zu werden, die auf einer Linie liegen.
Man kann schlecht angeleitete AuA meistens nicht mehr vom Gegenteil überzeugen. Das habe ich auch schon erlebt, weil es außer Reibereien nichts bringt. Solche Kompromisse sollte man erst überhaupt nicht eingehen.
Man kann Ergebnisse über 400m auf drei Wegen erreichen: 1. mit schlechten Programmen, 2. mit guten Programmen und 3. mit Doping. Bei schlechten Programmen allein bleibt man bestimmt im Mittelmaß hängen und Doping ist aus vielerlei Gründen auch keine Alternative.
Für absolute länger andauernde Topleistungen über 400m bleibt TuT und AuA nur die Wahl metabolisch begründeter Programme mit gutem, strukturellem Hintergrund. 
Gertrud
RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Gertrud - 28.06.2022
Meine Gedanken bezüglich der metabolischen Wege werden auch durch meine Krebsgeschichte tangiert, wobei ähnliche Prozesse ohne Mitochondrienbenutzung und Sauerstoff durch Krebszellen präferiert und Prozesse in der Vergärung ausgelöst werden, wie das oft auch im 400m-Bereich bevorzugt wird - fälschlicherweise auch durch die gesundheitlichen Auswirkungen??? Mich lässt der Gedanke nicht los, dass hier auch übertriebene anaerobe Bereiche mit Vorsicht zu genießen sind, wenn sie vor allem durch Kohlenhydrate befeuert werden. Hier spielt auch der Bereich des Zuckers eine sehr große Rolle.
Unglaublich hörte ich letztens, dass die Krebszelle Gifte anzieht und einschließt. Hier kommt folglich auch der Entgiftungsbereich ins Spiel. Wäre es ratsam, diese Form auch im 400m-Bereich zu bedenken, weil zwischendurch auch Laktat anfällt, aber natürlich auch in der modernen Forschung weiter verstoffwechselt wird???
Bei Krebszellen kommt der Warburg-Effekt (bereits in den 30er Jahren entdeckt) zum Tragen, der sich im normalen Stoffwechsel so nicht zeigt. Ist es also auch eine Frage der Dosierung der Kohlenhydrate und der Gifte, wann die Zellen umswitchen? Ist es also auch gesünder im 400m-Bereich, wenn die anaeroben Anteile nicht zu sehr in den Fokus geraten?
Meine Frage im Leistungssport geht sehr oft dahin, ob wir zu eindimensional und vielleicht auch teilweise unbewusst verantwortungslos handeln. Ich habe immer mehr das Bedürfnis, mich mit Wissenschaftlern und Trainern zu unterhalten, die einen "gewissen Tiefgang" an den Tag legen.
Gertrud
RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - RalfM - 28.06.2022
Warburg wurde höchst geschätzt von Dr. Ernst van Aaken, der eine herausragende Persönlichkeit war als Landarzt, als Trainer, als Organisator und als Autor, als Wissenschaftler , na ja.
Ein Großer.
Es ging da immer um die Übersäuerung. Das ist rein chemisch betrachtet die Anreicherung von Protonen oder H3O+ über das Empfehlenswerte hinaus. Beim anaeroben Stoffwechsel bleiben die ja auch immer übrig.
Darum geht es auch beim 400-m-Lauf. Gute aerobe Grundlage, ständig ergänzt, täglich, ist erst die Basis für das Training.
Wer im, ich sage das auch unwissenschaftlich, wer im "Arbeitsbereich" trainieren kann, durch aerobe Grundlage, kann natürlich besser trainieren, ohne Doping.
RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - RalfM - 28.06.2022
Weil heute der 28.6. ist möchte ich auch nachschieben, dass van Aaken unseren Weltrekordler Dr. Otto Peltzer unterstützt hat, nachdem der die Jahre im KZ überlebt hatte.
RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - TranceNation 2k14 - 28.06.2022
(28.06.2022, 18:05)RalfM schrieb: Es ging da immer um die Übersäuerung. Das ist rein chemisch betrachtet die Anreicherung von Protonen oder H3O+ über das Empfehlenswerte hinaus. Beim anaeroben Stoffwechsel bleiben die ja auch immer übrig.
Nö. Es gibt auch anaerob alaktazid (Bereitstellung via CrP). Hat Diak (?) einst sehr gut beschrieben. Außerdem ist im Physiologischen Sauer nicht nur "klassische" Säure - auch CO2, das bei der Energiegewinnung immer entsteht (auch aerob), säuert das Blut an und muss abgeatmet werden. Wie kann man nun CO2 niedrig halten? Auch hier kommen Training und Ernährung ins Spiel...
RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - RalfM - 29.06.2022
(28.06.2022, 21:57)TranceNation 2k14 schrieb: Nö.Ich habe mich in meinem Beitrag auf van Aakens Bücher aus den 1970ern bezogen. Habe vielleicht auch angedeutet, dass er ein großer, ein überragender Praktiker war, aber nicht unbedingt ein großer Wissenschaftler. Dazu blieb ja auch keine Zeit. Dass es seitdem neue wissenschaftliche Ergebnisse gab, ist ja wohl klar. Wozu führen die im 400-Meter-Lauf?
RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Diak - 29.06.2022
(29.06.2022, 07:17)RalfM schrieb: Dass es seitdem neue wissenschaftliche Ergebnisse gab, ist ja wohl klar. Wozu führen die im 400-Meter-Lauf?zu dem Bewusstsein, dass ein sehr gut trainierter Kreatinphosphatstoffwechsel ermöglicht, die hohe Geschwindigkeit länger zu halten und dabei weitgehend alaktazid zu bleiben. Stell Dir eine Schere vor: Je besser der alaktazid anaerobe Stoffwechsel (eine Klinge) und der aerob alaktazide Stoffwechsel (zweite Klinge) funktionieren, die Klingen sich also annähern, desto geringer wird die Fläche dazwischen, die durch den belastenden laktaziden Stoffwechsel gefüllt werden muss. Jeder Meter, den Du auf der ersten Rennhälfte aus dem KP versorgen kannst, lässt Dich schnell bleiben, jeder Meter, den der aerobe Stoffwechsel hinten effizient versorgt, lässt dich weniger sterben. Das kann (ungefähr) jede/r meiner Sportbiologie-Schüler:innen mit wenig Aufwand herleiten, warum schnallen es viele Trainer:innen nicht?
Schlechtes 400m Training fokussiert vorwiegend den laktaziden Stoffwechsel. Warum laufen die guten Zehnkämpfer die 400m so schnell wie viele Spezialisten? Würden sie viel schneller, wenn sie sich auf 400 konzentrierten? Durch den Abbau von Muskelmasse, ja, aber durch andere Programme? Nein! gut trainierte Zehnkämpfer sind schnell und ausdauernd...
RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Atanvarno - 29.06.2022
sehr gute Erklärung.
RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - -running- - 29.06.2022
kommen wir zu der Frage:
wie erreiche ich einen "sehr gut trainierter Kreatinphosphatstoffwechsel"
- 60m Sprints mit 3min Pause ?
Oder was sind hier die Mittel der Wahl ?
-running-
RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - TranceNation 2k14 - 30.06.2022
Z.B., wobei du zum Setzen von Trainingsreizen das System ja nicht 100% regenerierst. Gertrude hat mal was verlinkt: https://www.brianmac.co.uk/energy.htm
Hier sind Hintergründe und Trainingsempfehlungen zu den Energiesystemen. Deren Nutzen kann aber Gertrude gerne diskutieren wenn sie Zeit und Lust hat