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Schulische Beobachtungen - Druckversion

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Schulische Beobachtungen - Gertrud - 23.09.2016

Momentan durchforste ich die unteren Klassen nach Talenten. Was mir so auffällt, ist die Tatsache, dass es enorme Haltungsschäden bereits bei den 5er-Klassen gibt: Kyphose, Lordose, Fußschwächen ... Es ist alles gehäuft im Programm! Dazu kommt eine zunehmende Beeinträchtigung der koordinativen Fähigkeiten und der schnelligkeitsbedingten Belastungen. Die "Decke" wird immer dünner!!!

Zudem sind die Schüler im Durchschnitt zweimal nachmittags schulisch belastet. Ein geregeltes Vereinsleben wie zu unserer Zeit ist sehr schwierig. Die Fächer Kunst, Musik und Sport geraten immer mehr ins Hintertreffen. Wir gehen düsteren Zeiten entgegen!!!  Thumb_down Es sollte flächendeckende orthopädische Kontrollen durch Ärzte und Physiotherapeuten auf schulischer Ebene geben. Es wird Zeit, dass Deutschland sich mal Gedanken über die eigenen jungen Leute macht.  

Der DLV sollte sehr großen Wert darauf legen, die richtigen Leute in die Kultusministerien zu schleusen. Jetzt sprach mich eine Kollegin an und bedauerte, dass die LA-Zeiten im Stundenplan immer mehr den Kürzungen zum Opfer fallen. Funsportarten sind angesagt. Leistungskontrollen wie bei den Sportarten LA und Schwimmen geraten völlig außer Mode. Uns bricht auf Dauer die Basis weg!

Gertrud


RE: Schulische Beobachtungen - trackman - 23.09.2016

Tja, letztendlich ist auch immer ausschlaggebend, inwieweit die Eltern ihrer Vorbildfunktion gerecht werden. Wenn diese Sportmuffel sind oder gar zu Nikotin- und Alkoholkonsum neigen, sieht's auch beim Nachwuchs mau bei der Form aus. Dann noch womöglich das tägliche Schaukeln in der Familiensänfte zu und von der Schule und man weiß, dass das nicht gutgehen kann. Die Schule selbst eignet sich immer weniger als Korrektiv - die Gründe sind bekannt.
Derzeit wohne ich in einer Gegend mit vielen Familien aus unteren Einkommensklassen. Mir wird bang, wenn ich deren Kinder sehe, wie sie kaum vernünftig geradeaus laufen können. Ein Problem sehe ich da u.a. auch im falschen Schuhwerk. Da wird Billigmüll gekauft und nicht bedacht, wie die Füße falsch belastet werden und letztendlich auch die Gelenke. Da wächst eine Rollatoren-Generation heran. Man könnte auch preislich stark heruntergesetzte Markenware kaufen mit gutem Fußbett und vernünftiger Sohle, aber wen juckt's ...  Dodgy


RE: Schulische Beobachtungen - diwa - 23.09.2016

(23.09.2016, 09:36)Gertrud schrieb: Der DLV sollte sehr großen Wert darauf legen, die richtigen Leute in die Kultusministerien zu schleusen. Jetzt sprach mich eine Kollegin an und bedauerte, dass die LA-Zeiten im Stundenplan immer mehr den Kürzungen zum Opfer fallen. Funsportarten sind angesagt. Leistungskontrollen wie bei den Sportarten LA und Schwimmen geraten völlig außer Mode. Uns bricht auf Dauer die Basis weg!

Schon als ich zur Schule gegangen bin (Mitte der 70ger bis Mitte der 80ger) haben wir im Sportunterricht nur das gemacht, worauf der Lehrer Lust hatte.
Und das war in 34 von 36 Wochen Handball oder Baskettball.
Dann gab es einmal im Jahr Fußball und einmal im Jahr Leichtathletik.

Und das war bei den anderen Sportlehrern an der Schule nicht anders.
Und auch von anderen Schulen besuchenden Freunden habe ich nicht viel anderes gehört.

Da ist nicht wirklich Unterschied zu dem, was meine Kinder zur Zeit hier am Gymnasium erleben.
Da werden die Bundesjugendspiele abgesagt, weil es regnen könnte - und einen Ersatztermin gibt es nicht. Im Unterricht wird Brenn- und Völkerball gespielt und selbst im Kurs für die Vorbereitung zum Sportabi (5.Prüfungsfach) läuft nicht alles so, wie man sich das vorstellt.
Der Kurs letztes Jahr hieß "Ballspiele" - Im Endeffekt war es Fußball...

ciao

dirk


RE: Schulische Beobachtungen - Adonis1 - 23.09.2016

Im Prinzip hat der Sportlehrer - trotz deutlich veränderter Bildungspläne - immer noch die Möglichkeit, LA-Schwerpunkte zu setzen. Allerdings stellt sich dann das elementare Problem, dass dort eine objektive Leistungsbemessungsgrundlage in Form von Leistungstabellen/Notenwerten existiert. Auf solch objektive Benotungen steht man im deutschen Schulsystem, wie in der gesamten Gesellschaft nicht mehr (es zählen die soft skills!). Wer die Anforderungen auch nur ansatzweise durchsetzen will, bekommt als Lehrer Probleme (mit Schüler/innen, Eltern,..). Das ist leider die Realität. Ich bekomme gerade von den ehrgeizigsten Schüler/innen immer zu hören, dass die LA den Abischnitt versaue und dass das ungerecht sei (Ballsportarten selbst Turnen können subjektiv=softer benotet werden). In allen anderen Fächern könnte man durch Lernen zum Maximalerfolg kommen, in der LA (und im Schwimmen) aber nicht.
Hinzu kommt natürlich die von Gertrud erwähnte veränderte Lebenswelt der Schüler/innen (Nachmittagsunterrricht, Überforderung vieler Schüler mit ihrer Schulform, Smartphonitis, kein geregeltes Elternhaus, ...), was den regelmäßigen Besuchen von Vereinssport im Wege steht.


RE: Schulische Beobachtungen - Runner6 - 30.11.2016

Ohje, was wir damals in der Schule an Sportunterricht gemacht haben ist echt lachhaft Big Grin
Ein halbes Jahr lang durften wir Aerobic machen, dann haben wir uns ein halbes Jahr lang nur am Barren einen sprichwörtlich abgereckt Big Grin Das klassische Leichtathletik hingegen war nur ein Bruchteil dessen, was den gesammten Sportunterricht ausgemacht hat. Habe aber Gott sei Dank auch privat immer viel im Verein etc. gemacht.