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Hände + Arme beim Sprint - Druckversion

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RE: Hände + Arme beim Sprint - MZPTLK - 23.12.2014

100% Zustimmung!

(Mutanten ist zwar ein korrekter, aber nicht netter Ausdriuck)


RE: Hände + Arme beim Sprint - runny - 23.12.2014

(23.12.2014, 12:06)MZPTLK schrieb: @runny:
Die können Autos und Flugzeuge bauen, aber bitte keine Menschen oder bitte nicht an Menschen schrauben.
Der Mensch ist tausendfach komplizierter als Maschinen.

Wer eine Sonde auf einem Kometen landen kann, der kann auch ausführlichste mechanische Modelle aufstellen um den Sprint sehr detailliert zu beschreiben.

Aber natürlich haben du und Gertrude recht, dass ebenso Leute mit Praxisbezug und z.B. Mediziner notwendig sind.
Und hier sehe ich wie gesagt das Problem - wen interessiert der Sprint so sehr, dass so ein Team bezahlt werden kann?

Vielleicht bringt ja der neue Trend des "Sportingenieurs" hier fähige Leute hervor die sich für dieses Thema interessieren.


RE: Hände + Arme beim Sprint - icheinfachma - 23.12.2014

(23.12.2014, 17:08)runny schrieb:
(23.12.2014, 12:06)MZPTLK schrieb: @runny:
Die können Autos und Flugzeuge bauen, aber bitte keine Menschen oder bitte nicht an Menschen schrauben.
Der Mensch ist tausendfach komplizierter als Maschinen.

Wer eine Sonde auf einem Kometen landen kann, der kann auch ausführlichste mechanische Modelle aufstellen um den Sprint sehr detailliert zu beschreiben.

Aber natürlich haben du und Gertrude recht, dass ebenso Leute mit Praxisbezug und z.B. Mediziner notwendig sind.
Und hier sehe ich wie gesagt das Problem - wen interessiert der Sprint so sehr, dass so ein Team bezahlt werden kann?

Vielleicht bringt ja der neue Trend des "Sportingenieurs" hier fähige Leute hervor die sich für dieses Thema interessieren.
Der Sportingenieur ist ja eher für Laufschuhproduktion und Co gedacht.

Mit der Sprinttechnik beschäftigt sich die Biomechanik bzw. die Bewegungswissenschaft. In den USA investiert man wesentlich Geld in die sportliche Forschung als in Deutschland. So will man ein hohes sportliches Niveau sichern. Schon in der Antike hat man das Volk durch kostenlose Kämpfe in den Arenen beschäftigt und in Schach gehalten. Wenn der Sport blüht, bindet er Aufmerksamkeit und lenkt von wichtigeren Dingen ab. Für den Sport ist es aber ein Vorteil, weil sich durch die Fühlungsvorteile in den USA die Forschungsergebnisse direkt in die Praxis übertragen lassen. Es gibt dort etliche Toptrainer, die gleichzeitige Forschungsinsitute leiten und auch unbekanntere Trainer an den Hochschulen mit einer starken wissenschaftlichen Eingebundenheit.  Von so etwas können gewisse andere Länder nur träumen. In Jamaika versucht man, von den USA zu lernen. Die Sprachbarriere fällt zwischen diesen beiden Ländern weg, ebenfalls ein Vorteil und der Sprint hat in Jamaika genügend Stellenwert, um dort seinen Hintern zu drehen.


RE: Hände + Arme beim Sprint - Hellmuth K l i m m e r - 23.12.2014

Ein (abwegiger?) Gedanke zur Weihnachtszeit


Wir diskutieren hier über nicht weniger als über den sporttreibenden Menschen, über den Athleten auf der Bahn, der sich so schnell und ästhetisch bewegen kann. 
Und dann unterläuft uns bei der Wortwahl im Eifer die "Automatisierung des Lebendigen." "Stellschrauben", "mechanische Schraubversuche", "Aussteuerung", "Verschachtelung" ... - wir vergleichen Menschen mit Maschinen, wir werden unbemerkt zu Nur-Biomechanikern.

Als  das Prof. VICTOR KLEMPERER in seinem Buch "LTI" (Die Sprache des Dritten Reiches) kritisierte, widmete er ein ganzes Kapitel ("Aufziehen") der Mechanisierung und Automatisierung der Sprache der Faschisten.

W i r   sollten uns hüten, in unserer Diskussion zum lapidaren "Hände + Arme beim Sprint" abzugleiten in die Mechanisierung der Sprache wie sie im Faschismus entstand - wir haben's mit jungen Menschen zu tun, an denen nicht "mechanische Schraubversuche" gemacht werden dürfen. 

Und das viel verwendete  "in die Tonne kloppen" ist auch nicht "die feine deutsche Art"/Sprache. Blush

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Von mir: Allen Usern die besten Weihnachtsgrüße, tolle Geschenke fürs leichtathletisch Tun und besonders "völliges körperliches und psychisches Wohlbefinden" - so einst die UNESCO. Fahne

H. Klimmer / sen.


RE: Hände + Arme beim Sprint - MZPTLK - 23.12.2014

Hellmuth, ich möchte bei dieser Gelegenheit zwei Philosophen in die gleiche Kerbe hauen lassen und dabei auch gleich bemerken,
dass ich das für diskussionswürdig halte:


'Mit mathematischen Modellen kann man die Welt nicht erklären.'

(Prof. Dr. Otfried Höffe in der Akademie der Wissenschaften Hamburg am 8.7.2014)


'Das Walten des Ge-Stells besagt, der Mensch ist gestellt, beansprucht und herausgefordert von einer Macht, die im Wesen der Technik offenbar wird.
Gerade in der Erfahrung dieses gestellt-seins des Menschen von etwas,
was er selbst nicht ist und was er selbst nicht beherrscht,
zeigt sich ihm die Möglichkeit der Einsicht, dass der Mensch vom Sein gebraucht wird.

In dem was das Eigenste der Technik ausmacht, verbirgt sich gerade die Möglichkeit der Erfahrung des Gebrauchtseins
und des Bereitseins für diese neuen Möglichkeiten.
Zu dieser Einsicht zu verhelfen, mehr vermag das Denken nicht,
und die Philosophie ist zu Ende.'

(Martin Heidegger im Spiegel-Gespräch 1966, posthum veröffentlicht)


RE: Hände + Arme beim Sprint - Hellmuth K l i m m e r - 23.12.2014

Der Philosoph HEIDEGGER und (anfangs) seine Geliebte H. ARENDT sind für mich nicht die vorbildlichen Philosophen. Sie sind eher Beispiele dafür, wie man trotz Geistesgröße den Faschisten/Hitler auf den Leim gehen konnte.Thumb_down

hek


RE: Hände + Arme beim Sprint - Gertrud - 24.12.2014

(23.12.2014, 21:04)Hellmuth K l i m m e r schrieb: Ein (abwegiger?) Gedanke zur Weihnachtszeit

Zitat:Wir diskutieren hier über nicht weniger als über den sporttreibenden Menschen, über den Athleten auf der Bahn, der sich so schnell und ästhetisch bewegen kann. 

Und dann unterläuft uns bei der Wortwahl im Eifer die "Automatisierung des Lebendigen." "Stellschrauben", "mechanische Schraubversuche", "Aussteuerung", "Verschachtelung" ... - wir vergleichen Menschen mit Maschinen, wir werden unbemerkt zu Nur-Biomechanikern.
Sie achten immer sehr auf die Form. Mir kommt es sehr wesentlich auf Inhalte und Funktionen an. Die Verquickung des rein Mechanischen mit dem "Bioinhalt" bietet sich oft an, um Vorgänge und Istzustände zu erläutern. Die mechanische Seite bedient sich halt sehr oft der rein mechanischen Begriffe, wobei es im Behindertensport fließende Übergänge - siehe Weitsprung - gibt. Bei Sprintauswertungen z. B. findet man oft erst die Erklärungen der rein mechanischen Seite. In Ausnahmefällen bei sehr guten Biomechanikern gibt´s schon mal den Nachschlag der biologischen Seite - und siehe da: Oft kommt man dann auf einmal zu ganz anderen Erkenntnissen. Aus meiner Sicht benötigt man beide Seiten: die mechanische Seite und den biologischen Transfer, an dem ich auch sehr interessiert bin. 

Zitat:W i r   sollten uns hüten, in unserer Diskussion zum lapidaren "Hände + Arme beim Sprint" abzugleiten in die Mechanisierung der Sprache wie sie im Faschismus entstand - wir haben's mit jungen Menschen zu tun, an denen nicht "mechanische Schraubversuche" gemacht werden dürfen. 
Der Zusammenhang ist falsch hergestellt. Die "Stellschrauben" sind lediglich ein bildhafter Vergleich und keineswegs eine menschliche Anwendung. Das sollte Ihnen doch klar sein.

Zitat:Und das viel verwendete  "in die Tonne kloppen" ist auch nicht "die feine deutsche Art"/Sprache. Blush
Drastische Formulierungen rütteln eher als leise Töne auf. So reagiert nun mal die Gehirnplastizität bei "eye-catchern". 

Gertrud


RE: Hände + Arme beim Sprint - MZPTLK - 24.12.2014

(23.12.2014, 22:55)Hellmuth K l i m m e r schrieb: Der Philosoph HEIDEGGER und (anfangs) seine Geliebte H. ARENDT sind für mich nicht die vorbildlichen Philosophen. Sie sind eher Beispiele dafür, wie man trotz Geistesgröße den Faschisten/Hitler auf den Leim gehen konnte.Thumb_down
Hannah Arendt ist als Jüdin den Schwerkriminellen nicht auf den Leim gegangen, sie ist bereits 1933 ausgewandert,
Aber eine gewisse (Intellektuellen-)Weltfremdheit kann man schon bei ihr beobachten,
vor allem im Zusammenhang mit Eichmann: 'Banalität des Bösen'.
Heidegger hatte ab Mitte der 30er Jahre nicht mehr viel mit den Nazis am Hut, das kann man auch den Briefwechseln mit Karl Jaspers entnehmen

Ich könnte Dir dutzende, wenn nicht hunderte 'Intellektuelle' nennen, die allen möglichen Hitlers, Stalins, Maos, Pol Pots, usw. (zunächst)auf den Leim gegangen sind: Ernst Bloch, Heinrich George, Paul Breitner..


RE: Hände + Arme beim Sprint - chmeseb - 24.12.2014

(23.12.2014, 21:36)MZPTLK schrieb: Hellmuth, ich möchte bei dieser Gelegenheit zwei Philosophen in die gleiche Kerbe hauen lassen und dabei auch gleich bemerken,
dass ich das für diskussionswürdig halte:


'Mit mathematischen Modellen kann man die Welt nicht erklären.'

(Prof. Dr. Otfried Höffe in der Akademie der Wissenschaften Hamburg am 8.7.2014)


dazu vielleicht passend:
'Es gibt mehr Ding’ im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt, Horatio.'
(Hamlet, 1. Akt, 5. Szene, Hamlet, William Shakespeare)

Kein Totschlagszitat für diese Diskussion, dennoch wert darüber nachzudenken, ob tatsächlich die Naturgesetze reichen um die Welt zu erkären.


RE: Hände + Arme beim Sprint - decathlonitis - 24.12.2014

(08.12.2014, 17:58)icheinfachma schrieb: ....
Ich denke bei der Armbewegung sowieso, dass man dort die größten Spielräume bei den einzelnen Athleten hat. Nicht jede Bewegung passt zu jedem Athleten. Ein Bolt profitiert von seiner lockeren Armbewegung, eine Jeter schneidet mit ihren Armen (gespreizte Finger) die Luft förmlich in Scheiben (von vorn betrachtet). Auch sonst: Armbewegungen, die seitlich gehen, haben den Ruf, auch starke transversale Hüftrotationen zu initiieren mit der Folge schiefer Beinbewegungen. Das mag oft stimmen, aber es gibt auch Sprinter, die eine nach diesem Maßstab schreckliche Armarbeit haben, aber trotzdem eine exzellente Hüft- und Beinarbeit, was Rotationen angeht (siehe Sailer). In dem Fall würde ich nichts an der Armbewegung ändern, wenn sie keine Schäden anrichtet.

Um es zusammenzufassen, würde ich also einzeln entscheiden, wie ein Sprinter seine Arme bewegen sollte. Dort kann man nicht sehr stereotyp und generell arbeiten. Ich bin dagegen, die gespreizten Finger hype-artig zu übernehmen, aber ich verteufle sie auch nicht.

Um die Luft aus dieser brisanten Diskussion wieder etwas abzulassen und um den Bodensatz zu sehen, zitiere ich "Icheinfachma" s.o.!

Das ist doch eine schöne Weihnachtsbotschaft und so wünsche ich allen besinnliche Tage und viel Kraft für weitere Diskussionen, um zu besseren und möglicherweise sogar neuen Erkenntnissen zu kommen.
Selbst das gilt für die Denker unter den Philosophen.

Früher sagte man:
"Nimm die Beine unter`n Arm und dann ab die Post"
deca
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