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Wo liegt die rotationsachse bei den würfen? - Druckversion

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Wo liegt die rotationsachse bei den würfen? - dominikk85 - 12.11.2017

Bei allen Würfen erfolgt ja eine Rotation um die körperlängsachse als einer der wichtigsten Faktoren um Power zu generieren.

Aber wo liegt die Achse der Rotation?

Ich habe da zwei Theorien gehört:

1. Um die wirbeläule:  dazu rotieren beide Schultern quasi um den Kopf herum,  die rechte Schulter kommt nach vorne und die linke erst nach nach links und dann nach hinten. Das hat den Vorteil das der Kopf stationär und ruhig bleibt (gute Kontrolle und balance) und außerdem ist das Drehmoment des Körpers so geringer. Als Analogie dafür könnte man eine Drehtür verwenden. 

2. Um die Linke seite: diese Theorie sagt,dass  linkes Bein und die fixierte linke rumpfseite eine Achse bilden um die der Rest des Körpers schwenkt (in der Türen Analogie wäre das eine normale Tür die am Scharnier zugeschlagen wird). Die linke  Seite ist so fixiert und der Kopf bewegt sich nach vorne bei dieser Drehung das er außerhalb der rotationsachse liegt. Nachteil ist die Bewegung des Kopfes,  sowie ein höheres Drehmoment durch den längeren hebelarm was eine langsamere Drehung bedeuten könnte, allerdings wird auch der Arbeitshebel und beschleinigungsradius größer und es geht auch keine Energie in der linken Seite verloren.

Wie ist es korrekt?


RE: Wo liegt die rotationsachse bei den würfen? - gera - 12.11.2017

es gibt aber beim Diskauswurf + Drehstoß noch eine 2.Achse << und das ist etwa die senkrechte Achse der Mitte des Wurfringes, um die der Körper insgesamt dreht.
Und die- würde ich sagen -bringt mehr Beschleunigungsenergie als die um die Körperachse, da  der Kraftarm größer ist.


RE: Wo liegt die rotationsachse bei den würfen? - MZPTLK - 13.11.2017

Korrekt ist nur die Systemachse, und die variiert natürlich individuell,
nach Technik und nach Bewegungs-Phase, oder genauer -Position.


RE: Wo liegt die rotationsachse bei den würfen? - icheinfachma - 18.11.2017

@ dominik85:

Im Speerwurf ist die zweite Variante korrekt. Das linke Bein blockiert durch die Stemmbewegung die linke Beckenhälfte, sodass durch die aus der Anlaufgeschwindigkeit resultierende Trägheit und das Druckbein (Hüftstreckung - Bedeutung von Gesäß- und ischiocruraler Muskulatur, oft vergessen bei Werfern) das Becken "herumschwenkt", also in der Transversalebene um das Rotationszentrum "linkes Hüftgelenk" rotiert.  Dadurch wird die schräge Bauchmuskulatur vorgespannt (DVZ), dadurch die Schulterachse etwas zeitverzögert mitgedreht, dann kommt die Ellbogenstreckung. Im Schultergelenk findet keine große Bewegung statt (siehe Zeitlupenvideos aus dem Top-Bereich).

Im Kugelstoß (Angleiten) gilt beim passiven Stemmbein, also wenn das Stemmbein einfach aufsetzt (Stützstoß) gleiches wie für den Speerwurf. Das Druckbein bringt die recht Hüfte nach vorn. Bei aktiven Stemmbein, also wenn man sich mit dem Stemmbein abstößt (Sprungstoß), wird durch dieses die linke Hüfte nach hinten gebracht. Zusammen mit dem Vorbringen der rechten Hüfte durch das Druckbein ergibt sich eine Drehung um die Körperlängsachse (Das ist übrigens nicht die Wirbelsäule, denn die ist hinter der Körperlängsachse). Da das Stemmbein und das Druckbein aber nie gleiche Kräfte erzeugen wird die Drehachse nie ganz in der Mitte sein.

Für Diskus- und Hammerwurf sowie Kugelstoßen (Drehstoß) vermag ich keine Antwort zu geben.


RE: Wo liegt die rotationsachse bei den würfen? - omega - 18.11.2017

Beim Diskuswerfen würde ich dem beidbeinigem gestützten Abwurf Variante 2 als korrekte Rotationsachse zuordnen. Beim stützlosen Abwurf bin ich überfragt.

@MZPTLK

Was verstehst Du unter der Systemachse und wann ist diese korrekt?


RE: Wo liegt die rotationsachse bei den würfen? - MZPTLK - 18.11.2017

(18.11.2017, 18:34)omega schrieb: Was verstehst Du unter der Systemachse und wann ist diese korrekt?

Die Systemachse wird gebildet durch das System Werfer-Wurfgerät.
Der einzig korrekte Begriff für Rotationsachse ist somit Systemachse.

Wie gesagt, verläuft jede Systemachse anders
- von Werfer zu Werfer
- von Technik zu Technik
- von Wurf zu Wurf

Bei geringer Dynamk kann die Systemachse noch innerhalb des Körpers verlaufen,
z.B. bei Demonstrationsübungen beim Diskuswurf.

Bei hoher Dynamik und weit vom Körper entferntem, hohem WurfgewichtHammer)
verläuft die Systemachse meistens ausserhalb des Körpers.

Die Kunst ist, die den äusseren und inneren Voraussetzungen entsprechende optimale Systemachse zu finden.
Da die Technik z.B. bei stumpfen Ringen leicht geändert werden muss
und auch bei Trainingsrückstand(z.B. weniger Beinkraft) modifizierte Technik erfordert oder bedingt ist,
sind Technikbilder von Spitzenwürfen oft nicht entscheidend hilfreich.

Die korrekte/optimale Systemachse hat einen fixen Ankerpukt beim Bodenkontakt,
darüber einen freien,  virtuell-fixen(bei Ausbalancierung des Systems) .

Besteht vorübergehend kein Bodenkontakt, muss das System in dem Moment möglichst ausbalanciert  sein,
sonst ... Sad


RE: Wo liegt die rotationsachse bei den würfen? - MZPTLK - 18.11.2017

Die Systemachse liegt immer da, wo sich Zentrifugal- und Zentripedalkräfte neutralisieren.


RE: Wo liegt die rotationsachse bei den würfen? - gera - 19.11.2017

das müssen sie immer , sonst fällt der Werfer um.


RE: Wo liegt die rotationsachse bei den würfen? - MZPTLK - 20.11.2017

(19.11.2017, 09:17)gera schrieb: das müssen sie immer , sonst fällt der Werfer um.

Natürlich, eine Systemachse gibt es immer, unabhängig davon, wie zielführend sie ist.


RE: Wo liegt die rotationsachse bei den würfen? - Hesse - 21.11.2017

Bei allen Würfen, besonders beim Speerwerfen, gibt es m. M. nach mehrere Rotationsachsen, die es zu beachten gilt. Beispiel Speerwerfen (Rechtswerfer): Die erste Achse befindet sich am „Druckfuß“. Dieser dreht im Bodenkontakt nach außen und gibt dem Körper den letzten „drive“ nach vorn. In dieser Phase ( durch diesen Impuls) wird die Hüfte frontal zur Wurfrichtung gestellt. Im Optimalfall setzt dann erst links. Durch das Setzen des Stemmbeins geht die Geschwindigkeit der linken Hüfte schlagartig auf Null. Die linke Hüfte bildet jetzt die zweite Achse um die die rechte Hüfte und die rechte Körperseite nach vorn beschleunigt wird. In dieser Phase werden vor allem die großen Brustmuskeln, weniger die Bauchmuskeln extrem gedehnt (Vorbereitung DVZ). Ab hier gewinnt die letzte Achse an Bedeutung: sie verläuft mehr oder weniger durch das linke Schultergelenk. Sehr gute Werfer sind in der Lage links so zu blocken, dass die Drehachse dicht am Schultergelenk liegt. Gelingt das weniger gut und wandert die Drehachse im Blocken mehr in Richtung Sternum, so wird viel Beschleunigungspotential vernichtet. Gerade in dieser letzten Phase entscheidet sich, ob aus einem Wurf  ein 70m+ oder ein 80m+ Wurf wird.