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Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Druckversion

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RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - dominikk85 - 08.11.2018

Der kürzlich verunglückte Boxer rochigiani hat das mit den Gruppen auch in seinem Buch beschrieben. Er hat da seine Erfahrungen beim weltberühmten Trainer Stewart (Klitschko, lennox Lewis) beschrieben. Laut ihm war es da so das sich der Trainer vor allem um die Stars kümmert und der Rest vor allem von Assistenten trainiert wird (ab und zu kommt der Boss mal 10 Minuten vorbei wenn man Glück hat). Diese kleineren Athleten subventionieren dann quasi den Gym für die Stars, erhalten aber weniger gutes Training.


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 08.11.2018

=13.0pthttps://www.lokalkompass.de/wattenscheid/c-sport/ein-jahr-mit-schmerz-und-zweifel_a1017012
…Probleme an der Hüfte, in der Leiste und im Adduktorenbereich stellten sich ein.
Ärzte wurden konsultiert, die Physio-Anwendungen intensiviert. Es ging bergauf und bergab, Jasinskis Fitnessgefühl im Frühjahr glich einer Achterbahnfahrt…Nach Berlin hatte er sich sofort mit seinem Vater und Trainer Miro zusammengesetzt und selbstkritisch Fehleranalyse betrieben. "Wir kamen aber nicht wirklich weiter", so Jasinski im Rückblick…Sein Bruder Julian (Basketballer bei den Telekom Baskets in Bonn) brachte ihn dann mit deren Mannschaftsarzt zusammen. Die Diagnose nach einem umfangreichen "Check" mit mehreren MRTs: eine verschleppte Schambeinentzündung…

Ich habe das kommen sehen. Wer wie ich mehrere Dekaden intensiv mit Inhalten beschäftigt ist und das Trainingsgut der Protagonisten und Protagonistinnen "seziert", kennt richtige Einflussnahmen. Ich habe sogar mit einer Person aus dem Trainerbereich darüber gesprochen, dass er nicht ohne Verletzungen durchkommen wird. Ich hatte handfeste Beweise.


Manche Vereine können scheinbar solche Trainerinnen wie mich nicht gebrauchen. Im Gegenteil - man mobbt sie hinaus!!! Oft stinkt der Fisch vom Kopf her. Wink ‌Bei manchen Athleten sieht dann die Verletzungsbilanz so aus: Knie-, WS-, Fuß-, Hand- und Schambeinprobleme und was es sonst noch alles gibt. Die DLV-Athleten haben auch Achillessehnenrisse und -probleme, shin splints, Ermüdungsbrüche im Sortiment - eben fast die gesamte Palette.

Warum sollte man Trainerinnen wie mich mit sauberer Verletztenweste einsetzen??? Heute kann ich darüber nur lächeln, damals war es sehr bitter für mich! Einigen helfe ich, bei einigen schaue ich seelenruhig zu. Ich gönne es allerdings keinem Athleten, verletzungsträchtigen Trainern in die Hände zu fallen!!! Thumb_downThumb_downThumb_down ‌Letztens sagte ein Trainer, der zur internen Fortbildung bei mir war: "Ich bin sehr deprimiert, weil ich alles das, was du gesammelt hast und weißt, nicht aufholen kann." Die deutsche Leichtathletik ist vornehmlich eine Reparatur-Leichtathletik, aber keine solide Sportart in der Prophylaxe. Ich habe jahrelang gelernt, sofort Übungskonstruktionen einzugrenzen und die Klippen zu eliminieren. Das Handwerkszeug kann mir keiner nehmen.

In Deutschland ist es so, dass einer die exzentrischen Übungen bei Achillessehnenproblemen einführt und nach 20 Jahren macht es die gesamte Nation ohne zu hinterfragen nach. Man weiß um die eigentlichen Kontrollmechanismen überhaupt nicht Bescheid.

Die Athleten suchen sich die Trainer auch nur nach Erfolg aus. Ob diese Erfolge außerdem "auf dünnem Eis" hinsichtlich der Verletzungen und Operationen entstanden sind, interessiert keinen. Dann gilt noch das Kriterium des Mammons - fertig!!! Damit ist oft der Weg zu den besten Trainern verbaut.

Ich gebe immer ein Beispiel aus der Malerei: Wenn sich ein Künstler und ich ein Bild anschauen, sehen wir beide dasselbe Bild, aber mit einer sehr unterschiedlichen Tiefe. Ebenso verhält es sich bei Trainern. Es gibt "Künstler" und "Otto-Normalverbraucher" unter den Trainerinnen und Trainern. 

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - dominikk85 - 08.11.2018

Bei den deutschen werfern sieht es leider ziemlich verheerend aus was die Gesundheit angeht. Die Frage ist ob es da international besser aussieht, oder ob werfen und dessen Training  auf top level einfach schlecht für den Körper ist.


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 08.11.2018

(08.11.2018, 21:38)dominikk85 schrieb: Bei den deutschen werfern sieht es leider ziemlich verheerend aus was die Gesundheit angeht. Die Frage ist ob es da international besser aussieht, oder ob werfen und dessen Training  auf top level einfach schlecht für den Körper ist.

Es helfen nur eine wissenschaftliche Kenntnisse und praktische Konsequenzen, die enorm viel Zeit und Einsatz bedeuten. Übertrieben formuliert: Man muss den Körper innen und auswendig kennen.

Viele Trainer/innen wissen doch nach Verletzungen gar nicht, welche Inhalte sie ändern sollen. Also verbessert sich doch nichts!!!

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 09.11.2018

(08.11.2018, 21:46)Gertrud schrieb: Fehlerbeseitigng im Text: Es helfen nur wissenschaftliche Kenntnisse und praktische Konsequenzen, die enorm viel Zeit und Einsatz bedeuten. Übertrieben formuliert: Man muss den Körper innen und auswendig kennen.

Viele Trainer/innen wissen doch nach Verletzungen gar nicht, welche Inhalte sie ändern sollen. Also verbessert sich doch nichts!!!

Gertrud



RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 09.11.2018

(08.11.2018, 21:38)dominikk85 schrieb: Bei den deutschen werfern sieht es leider ziemlich verheerend aus was die Gesundheit angeht. Die Frage ist ob es da international besser aussieht, oder ob werfen und dessen Training  auf top level einfach schlecht für den Körper ist.

Ich sehe durchaus auch in einigen Fällen im Wurfbereich einen Schwenk zu besseren Trainern, die sich mit prophylaktischem Übungsgut beschäftigen. Wink ‌Dort hat schon eine Schmerzbeseitigung stattgefunden. Thumb_up

Man muss sich mit bestimmten Bildern vertraut machen. Ich hatte mal einen Schüler, der bestimmte Medizinballübungen nicht ausführen konnte. Ich wusste sofort, welche Anomalie er hatte. Ich habe ihm geraten, nicht weiter im Wurfbereich tätig zu sein, da hundertprozentig eine Operation vonnöten wäre, um diese Anomalie zu beseitigen. Solche Sachen muss man einfach wissen.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 09.11.2018

Wenn man bei Selbstkritik selbst nicht weiterkommt, ist die Gefahr von Rezidiven nach Behandlungen sehr groß und wahrscheinlich. Ich erinnere mich an einen Fall eines Trainers im Topbereich, wo fast alle seine Athletinnen und Athleten dieselben Verletzungsymptome hatten - vor und nach Operationen. Er hat aus meiner Sicht bis heute nichts verändert. Genau da liegt der Knackpunkt bei vielen Trainern, keine wirklichen Lösungen zu finden, weil sie schlicht und einfach Zusammenhänge nicht kennen. Wenn ich die Mitteilungen von Athletinnen und Athleten durchgehe, setze ich in sehr vielen Fällen sofort den Rotstift an. Ich bin auch der festen Überzeugung, dass Alexandra Wester ein Opfer von Fehlern in ihrer individuellen orthopädischen Lage geworden ist, weil man Vorsichtsmaßnahmen nicht kannte. Allerdings setzt eine hundertprozentige Arbeit auch die totale Mitarbeit der Probanden voraus. Ich habe vieles fein säuberlich dokumentiert. 

In dem Bereich hat immer der Hauptteil meiner Arbeit mit Athletinnen und Athleten gelegen, individuelle Lösungen zu finden. Das hat mich sehr oft nicht systemgeschmeidig aussehen und gegen den Strom schwimmen lassen. Ich war scheinbar nicht anpassungsfähig, aber im Sinne meiner Schützlinge hinsichtlich Gesundheit sehr erfolgreich. Zu einer solchen erfolgreichen Arbeit gehört vor allem sehr viel Ruhe in der Arbeit am Mann und an der Frau. Daher haben wir auch immer sehr viel Wert auf Ruhe in den Trainingslagern gelegt, bei der ich sehr fokussiert arbeiten konnte.

Irgendwann muss man sich entscheiden, was man als Trainer/in hauptsächlich will. Mir war und ist die Arbeit an der Schnittstelle von Theorie und Praxis immer sehr wichtig, vor allem sehr arbeitsreich, was ich aber mit sehr viel Spaß erledige. Man muss den festen Willen haben, täglich schlauer zu werden und Defizite zu beseitigen.  Wink

Ich stelle mir auch die Arbeit bei Ärzten so vor, dass bei bestimmten Schmerzsymptomen sofort die Glocken hinsichtlich unterschiedlicher Ursachen parat sein und untersucht werden sollten. In dem Fall von D. Jasinski hätte doch eigentlich bei den Ärzten auch die Osteitis pubis ins Blickfeld rücken müssen und spätestens danach beim Trainer die Liste von Trainingsfehlern?! ‌Allerdings erfordert die Abgrenzung schon sehr viel Können. Besser wäre natürlich eine Prophylaxe vorher unter Umgehung der Schmerzsymptome. Das geht, wenn man richtig präpariert ist!!!

Es kommt noch ein gravierender Fehler in unserem System hinzu, dass die Funktionäre in den Verbänden und Vereinen beim Einsatz der Trainer/innen die Arbeit teilweise überhaupt nicht einschätzen können. Die hauptsächliche Beurteilung geht über sogenannte Teamfähigkeit (? - was auch immer), Anpassung und vordergründiges Liebsein. Unbequeme Trainer/innen sägt man bei der ersten, besten Gelegenheit ab und lässt sie in der Versenkung.  WinkSomit geht uns immer mehr Potential verloren, weil diese Trainer/innen ihr Wissen zum großen Teil flächendendeckend für sich behalten. ‌

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 09.11.2018

Die Osteitis pubis festzustellen und abzugrenzen, muss sehr schwierig sein. Dann sollte man schon den "Mercedes unter den Ärzten" konsultieren und als Athlet die/den kompetente/n Trainer/in auswählen.  Wink

Grtrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 09.11.2018

https://www.leichtathletik.de/news/news/detail/schreibtisch-statt-sportplatz-jan-felix-knobel-beendet-mehrkampf-karriere/
...Vor gut einem Jahr waren bei Knobel an beiden Füßen Verknöcherungen und Verwachsungen der Plantarissehnen entfernt worden, die ihn zuvor immer wieder zum Abbruch von Wettkämpfen gezwungen hatten...

Beim Lehrgang in Kienbaum erzählte Christopher Hallmann, dass bei A. Abele die Plantarissehne entfernt worden ist (Der Zeitpunkt ist mir nicht bekannt).

Diese Duplizität der Ereignisse interessiert mich sehr, da ich von einer derartigen OP bei den Frauen bisher noch nicht gehört habe.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 11.11.2018

Es stellt sich für den Verband die Frage, in welcher Form er bei Häufungen von Verletzungen und Operationen eingreift. Nehmen wir einfach mal den Speerwurf Männer heraus, der zur Zeit erfolgreichsten DLV-Disziplin! Da scheint Röhler bisher noch die beste Statistik zu haben. Ich mache mir vornehmlich Gedanken hinsichtlich des Übungsgutes. Ich sehe ihn als sehr geschmeidigen, koordinativ hervorragend ausgerichteten Athleten.

Was ein Athlet ohne temporäre Verletzungsunterbrechungen zu leisten imstande ist, zeigt
Andreas Hofmann:

https://rio.sportschau.de/ergebnisse/sportler/Sportlerportraet-Andreas-Hofmann,andreashofmann104.html
...Ein Haarriss im Mittelfuß, zwei Operationen an der Leiste, die Entfernung eines Schleimbeutels in der Schulter, ein neues Innenband im Ellbogen und zahlreiche Muskelfaserrisse im Wurfarm...

Die Präventivmaßnahmen wirken offenbar. In den vergangenen zwei Jahren blieb der Speerwerfer nahezu verletzungsfrei und präsentiert sich seither in der Form seines Lebens.

Julian Weber: https://www.allgemeine-zeitung.de/speerwerfer-julian-weber-vom-usc-mainz-schmiedet-nach-seinem-saisonaus-neue-plane_17831698
…Einriss des Innenbandes am rechten Ellbogen - Zu viel oder falsches Training sieht der Mainzer nicht als Ursache der Verletzung...  Meine Frage: „Was denn dann?“

https://www.leichtathletik.de/news/news/detail/flash-news-des-tages-644f55978e/=13.0pt
…„Vor zwei Tagen wurde mir mit einer Arthroskopie ein bisschen Knochen im unteren Sprunggelenk herausgefräst, da dieses Impingement mir seit Jahren beim Stemmen immer wieder starke Schmerzen bereitet hat“, schreibt der Olympia-Finalist auf der =13.0ptInstagram-Seite

https://de.wikipedia.org/wiki/Julian_Weber=10.5pt
Wegen einer Ellbogenverletzung und einem doppelten =10.5ptBandscheibenvorfall=10.5pt konnte er dann 16 Monate keinen Wettkampf mehr bestreiten.=10.5pt

Johannes Vetter: muskuläre Probleme: Oberschenkelverletzung

Meine Frage ist: "Läuft da in vielen Fällen nicht grundsätzlich etwas falsch???"

Ich habe gerade das Übungsgut eines Protagonisten hier unter meine Lupe genommen und enorme fachliche Fehler festgestellt. Ich vermerke das unter der Rubrik: mangelnde Kenntnisse!!! So wird im Grunde ein Athlet nach dem anderen "verschlissen"! Nur muss ich zur Ehrenrettung des Verbandes sagen, dass wir Trainer die Pflicht haben, uns autodidaktisch fortzubilden. Der Verband kann die Richtung vorgeben und in Fortbildungen verfolgen; aber machen wir schon selbst!!!

Gertrud