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Heidi Schüller - Druckversion

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Heidi Schüller - MZPTLK - 19.02.2018

Sie war OlympiaEidSprecherin 1972, eine sehr gute Weitspringerin und Hürdenläuferin,
Oberärztin, Journalistin, Fernsehmoderatorin und Kandidatin für ein Gesundheitsministerium.

'Ich habe viele Jahre in den verschiedensten Fachbereichen gearbeitet, dann waren meine Ideale aufgezehrt.
Ich drohte als Akteur zwangsläufig so sehr ins System hineingezogen zu werden,
dass ich meine Unabhängigkeit und Kritikfähigkeit einzubüssen drohte.

Abschluss/Abschieds-Zeugnis Prof Karl Bonhoeffer:
''Perfekte Fachkenntnis, Zivilcourage und ausgeprägter Sinn für Menschenwürde.''

Zuwendungrechnet sich nicht, immer mehr Patienten pro Zeiteinheit werden durch die Praxen geschleust.
Beratende, hinhörende Medizin wird mit Einkommenseinbussen bestraft.
Ich bin für behutsame Behandlungsalternativen, natürliche Heilprozesse, Eigenverantwortung
(ist anstrengend und verlangt mündige Patienten/MZPTLK).

Die jeweils gängige Lehrmeinung, die sich im Übrigen ständig ändert, darf nicht zum Dogma werden.

Mein Vater ist 81 Jahre alt, ein rüstiger alter Herr
der sich lachend bei mir beschwert, wenn er nach 2 Stunden Altherrentennis ein wenig Luftnot hat.
Er braucht eine Brille zum Lesen, das Herz holpert gelegentlich,
mal zieht es hier, mal dort,
und die Gelenke knacken verdächtig, wenn er morgens aus dem Bett steigt.
Mal plagt die Prostata, mal die senile Bettflucht.
ab morgens um 5 Uhr ist die Nacht zu Ende.
Er vergisst schon mal was oder erzählt eine Geschichte doppelt.
Was einen halt so plagt, wenn man stolze 81 ist,
ganz normale Verfallserscheinungen.

Im grossen und ganzen fühlt mein Vater sich wohl, er braucht seine Bewegung,
seine Sauna 1 x in der Woche, seine Freunde und ein ausgedehntes Mittagsschläfchen.

Als ausgebuffter Beutelschneider-Arzt könnte ich ihn dennoch
- zumindest auf dem Papier - todkrank schreiben.
Spielend liessen sich diesem Mann eine ganze Latte lateinischer Diagnosen zuordnen:
- Arteriosklerose
- Arthrose
- Extrasystolien
- Belastungsdyspnoe
- Hyperopie
- Prostataadenom mit Miktionsstörungen
- Pigmetationsstörungen der Haut
und vieles mehr.

Man könnte meinen Vater bei all den Diagnosen
täglich zu irgend einem anderen Facharzt schicken
und pausenlos an ihm herumdoktern.
Auch ein Kurantrag würde spielend bewilligt.
Vor allem liesse sich unentwegt an ihm messen, durchleuchten und untersuchen.

Es gäbe allerlei Anlass, mit teuren Untersuchungen nach weiteren Befunden zu forschen.
Um alles auszuschliessen, was ein Mensch seines Alters an medizinischen Diagnosen haben könnte,
liesse er sich problemlos jeden Tag einbestellen.

Juristisch und fachlich wären solche Massnahmen unanfechtbar.
Also finden sie auch statt, überall in dieser Republik.

Nicht Eignung oder Neigung entscheidet, ob jemand Arzt werden kann oder nicht,
sondern ein Notendurchschnitt, der nichts über die Qualifikation für den Medizinberuf aussagt.
Das menschliche Format, dass dieser Beruf verlangt,
müsste bereits im Studium entwickelt und gefördert werden.

Die Kunst, aus all den Mosaiksteinchen von Wissen ein ganzes Bild zu entwickeln,
wird so gut wie gar nicht vermittelt und bleibt der Eigeninitiative überlassen.

Die Flucht in eine metrische Medizin, die alles vermessen und bestimmen will,
ist nur eine Flucht aus der Erkenntnis, dass wir viel weniger wissen, als wir vorgeben.

Die Austauschbarkeit der Führungskräfte in Unternehmen weltweit und ihre überwiegende
oder ausschliessliche Beurteilung nach kurzfristigen(geschönten, hingebogenen?!/MZPTLK)
Bilanzen und Gewinnzuwächsen macht deutlich,
warum eine langfristige, nachhaltige Unternehmenspolitik nicht Raum greift.

Als Ärztin sind mir Manager begegnet, die persönlich und privat ausgesprochene Gesundheitsfanatiker,
in ihren beruflichen Alltag - unter Erfolgsdruck - aber zu jeder Umweltsauerei bereit waren.
Sie hatten nicht einmal Hemmungen, darüber zu reden.
Das weiss doch jeder, hiess es dann, oder: wenn wir es nicht machen, macht es ein anderer.
So ist das nun mal...

Manche bringen es fertig, als Geschäftsführer morgens den Auftrag zur Verklappung von Giften im Meer zu vergeben,
nachmittags der Gesundheit zuliebe mit einem PersonalTrainer durch den Wald zu joggen,
sich abends auf dem Elternabend über die Dioxinverseuchung des Sportplatzes der Tochter zu empören
und später die Ehefrau zu ermahnen, doch endlich den Joghurt mit dem grünen Punkt zu besorgen.'


RE: Heidi Schüller - beity - 21.02.2018

Wirklich interessant,
gab es noch einen weiteren Bezug zu Heidi Schüller? Hatte erst Angst sie wäre verstorben.
Wir waren als Jungs hin und weg von ihr.


RE: Heidi Schüller - Gertrud - 22.02.2018

(21.02.2018, 15:36)beity schrieb: Wirklich interessant,
gab es noch einen weiteren Bezug zu Heidi Schüller? Hatte erst Angst sie wäre verstorben.
Wir waren als Jungs hin und weg von ihr.

Heidi war ein ganz besonderer Mensch früher. Sie hatte enormes Potential und wurde hoch gehandelt; aber sie ist auch ebenso tief gefallen. Sie ist ein Beispiel dafür, wenn man mit Idealvorstellungen in die Zwangsjacken der Gesellschaft rutscht. Das individuelle Schicksal ist dann besiegelt.

Diese Diskrepanz tut sich in vielen Berufssparten heute auf. Ich sehe eine ähnliche Entwicklung im Sport und insbesondere im DLV mit einer völligen Fehlentwicklung. Da werden Trainer zur Kooperation innerhalb der eigenen Reihen "gezwungen" und auch kontrolliert, obwohl sie es eigentlich gar nicht wollen. Ich glaube z.B. nicht, dass ein Trainer eine Kooperation mit mir angeben dürfte bzw. diese anerkannt würde. Kontrolle ist sicherlich gut; aber entscheidend sind im Endeffekt das Ergebnis und die Kreativität und der Spaß daran. Im Grunde fordert eine derartige Kontrolle geradezu Lügen heraus. 

Die Trainer, die völlig unabhängig und damit sehr oft auch enorm kreativ sind, tun den Athletinnen und Athleten gut. Wenn ein Athlet merkt, dass ein Trainer von seinen Leistungen abhängt, ist das eine schlimme Situation. 

Ärzte und auch hauptberufliche Trainer sind heute weitgehend von Systemen abhängig. Das innere Glück spielt da so gut wie keine Rolle. Der Mensch zählt absolut nicht, nur die Wirtschaftlichkeit, nicht einmal die langfristigen Leistungen. Ich kann es mir erlauben, einen Athleten ruhig nach meinem Gusto aufzubauen, ohne zwischendurch einen Erfolg vorweisen zu müssen. Im Mittelpunkt steht die langfristige Ausrichtung. Es wird auch im Verband viel Potential "verbrannt". Man sollte Systeme nicht so aufbauen, dass man von oben für unten ein System entwickelt, das auf alle passt. Das kappt Kreativität und neue Wege. 

Was heißt eigentliche Team innerhalb des Verbandes? Nehmen wir das Beispiel Storl! Sven Lang hat doch meines Erachtens immer mit dem IAT Leipzig und somit mit Dr. Lehmann und Wilko Schaa kooperiert. Wenn das Team hervorragend funktioniert hätte, hatte man doch vorher schon auf kniefreundliche Behandlungen umschwenken sollen und nicht erst jetzt unter Wilko Schaa oder sehe ich das falsch?  Wink ‌Ansonsten deutet es auf Beratungsresistenz hin. Ich habe nie andere Personen voll in mein System bis heute integriert und wusste immer warum?  Wink

Was ich als sehr hilfreich betrachte, ist die "sportliche und berufliche Spielwiese" der Trainer und Athleten zu verbessern - nur darum geht es!!! 

Gertrud


RE: Heidi Schüller - MZPTLK - 23.02.2018

(21.02.2018, 15:36)beity schrieb: gab es noch einen weiteren Bezug zu Heidi Schüller?
Vieles. Sie hat ja viel publiziert, in den letzten 15 Jahren ist es leider ruhiger um sie geworden.
So tief, wie Gertrud schreibt, ist sie doch hoffentlich nicht gefallen,
auch wenn sie finanziell wohl kleinere Brötchen backen muss.
Aber das ist in unserer Gesellschaft immer noch kein wirkliches Problem,
sollte es jedenfalls nicht sein, wenn man mit sich im Reinen ist.

Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn sie wieder mehr von sich hören lässt.
Wir brauchen dringend viel mehr solcher Klartext-RednerInnen.