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RE: Literaturempfehlungen - MZPTLK - 05.05.2015

(05.05.2015, 13:45)decathlonitis schrieb: Wir befinden uns doch alle, und noch immer, auf dem Wege vom "Homo insipiens" zum "Homo sapiens"!
Wir sind doch schon einen Schritt weiter (oder zurück?):
Homo McDonalds


RE: Literaturempfehlungen - Hellmuth K l i m m e r - 23.06.2015

Arete Verlag Hildesheim ...

... mausert sich zum Sportliteratur-Verlag mit besonderer Neigung zur Leichtathletik.

Nachdem der  Verlag 2014 das Buch über Zehnkämpfer Willi Holdorf ( "Da steht die Welt still." ) herausbrachte, ist nun mit der Veröffentlichung des lesenswerten, akribisch recherchierten Buches über Luz  L o n g  eine weitere LA-Publikation erschienen:

              "Luz Long - eine Sportkarriere im Dritten Reich" 
               (Autor: Sohn Kai-Heinrich Long)

Auf 272 Seiten wird die Leistungsentwicklung des Leipziger Weitspringers detailliert dargestellt und auch seine erstaunliche berufliche (duale Karriere?) beschrieben.

Bibliogr. Angaben: ISBN 978-3-942468-26-8
                            Preis: 19.95 Euro

H. Klimmer / sen.


RE: Literaturempfehlungen - Hellmuth K l i m m e r - 07.07.2015

Seit 2004 besitze ich das bei RECLAM erschienene kleine Buch "Die Olympischen Spiele der Antike" von Judith SWADDLING. Sie beschäftigt sich wie viele vor ihr (u.a. Dr. Heinz SCHÖBEL / 1964; Bernd Karger-Decker / 1972; Werner Rudolph / 1975 und Dr. Harald SCHMID / 1997) umfassend mit den antiken Spielen in Griechenland, u.a. auch im Kap. 4 "Vorbereitung und Training" (der Athleten), Abschn. "Medizinische Betreuung", "Ärzte und Trainer" mit der "beträchtlichen Rivalität der Betreuer und Ärzte".
Der damalige berühmte Arzt GALEN (129 -199 n. Chr.), selbst Gladiatorenarzt, kolportiert in seiner Abhandlung "Ist Gesundheit eine Sache der Medizin oder des Trainings?" bissig, "... dass sich gescheiterte Athleten als Heiler und Masseure betätigen und sogar versuchen, über dieses Thema Bücher zu schreiben. Gewiss gibt es für Quacksalber und Profitjäger ein reiches Betätigungsfeld, und im Zusammenhang mit dem Sport konnte man zweifellos viel Geld verdienen, vor allem als Berufssportler und bei den großen Sportereignissen."

Das kommt mir bekannt vor. Hier im Forum und früher im "alten" DLV-Forum las ich schon von solch einem Heiler, Masseur, ...
Ich erinnere mich jetzt nicht mehr an seinen Namen ... Wink

--------------------

Bibliogr. Angaben: RECLAM Taschenbuch 18293,
                            ISBN 3-15-018293-X
                            Preis: 5 Euro
                           

H. Klimmer / sen.  


RE: Literaturempfehlungen - MZPTLK - 08.07.2015

(07.07.2015, 22:21)Hellmuth K l i m m e r schrieb: Der damalige berühmte Arzt GALEN (129 -199 n. Chr.), selbst Gladiatorenarzt, kolportiert in seiner Abhandlung "Ist Gesundheit eine Sache der Medizin oder des Trainings?" bissig, "... dass sich gescheiterte Athleten als Heiler und Masseure betätigen und sogar versuchen, über dieses Thema Bücher zu schreiben. Gewiss gibt es für Quacksalber und Profitjäger ein reiches Betätigungsfeld, und im Zusammenhang mit dem Sport konnte man zweifellos viel Geld verdienen, vor allem als Berufssportler und bei den großen Sportereignissen."
Der Galen hat das (so) nicht gesagt, weil die Buchdruckerei erst in der frühen Neuzeit Verbreitung gefunden hatte.

Im Übrigen kann ich nur raten, bei Ärzten kein blindes Vertrauen walten zu lassen.
Auch da gibt es viele Profitjäger mit überschaubaren Kompetenzen.


RE: Literaturempfehlungen - Hellmuth K l i m m e r - 08.07.2015

(08.07.2015, 20:33)MZPTLK schrieb: Der Galen hat das (so) nicht gesagt, weil die Buchdruckerei erst in der frühen Neuzeit Verbreitung gefunden hatte.
Auch wenn Johannes Gutenberg erst um 1455 den Buchdruck erfand, sind doch die Überlieferungen aus der Antike (HOMER u.a.) - gerade bei den hier schreibenden "Philosophen" - oft zu lesen, oft zitiert worden.
 Das von mir genannte Buch der Engländerin Judith SWADDLING enthält massenhaft wörtliche Zitate aus antiken Quellen. Sollen wir diesen Quellen nicht glauben?

H. Klimmer / sen. 


RE: Literaturempfehlungen - Robb - 08.07.2015

(08.07.2015, 21:12)Hellmuth K l i m m e r schrieb: Auch wenn Johannes Gutenberg erst um 1455 den Buchdruck erfand, sind doch die Überlieferungen aus der Antike (HOMER u.a.) - gerade bei den hier schreibenden "Philosophen" - oft zu lesen, oft zitiert worden.
 Das von mir genannte Buch der Engländerin Judith SWADDLING enthält massenhaft wörtliche Zitate aus antiken Quellen. Sollen wir diesen Quellen nicht glauben?

H. Klimmer / sen. 
Die Bibel ist die berühmteste antike "Quelle", glaubst du daran, dass die Erde nur 6000 Jahre alt ist und Noah ein Schiff gebaut hat, in das Millionen von Tiere passten?
Antike Quellen sind grösstenteils Aufzeichnungen von mündlich Überliefertem, die Jahrhunderte später erstellt wurden. Homers Klassiker wurden handschriftlich kopiert, in zahlreiche Sprachen übersetzt, wieder übersetzt, weiterkopiert, soviel ich weiß, dauerte es über 2000 Jahre, bevor seine Geschichten nach Europa kamen. 2000 Jahre, in denen sich zahlreiche Sprachen und Schriften entwickelten, sich änderten, ausstarben. Wir haben heute noch Sprachen, die sich nicht einszueins übersetzen lassen, man stelle sich diesen Vorgang in Zivilisationen ohne Buchdruck, ohne weltweite Sprachen, ohne genaue Schreibregeln vor. Ich glaube nicht, dass das, was Homer 800 vor Christus geschrieben hat, viel mit dem zu tun hat, was wir heute von ihm "kennen". Und ich glaube erst Recht nicht an wörtliche Zitate aus antiken Quellen.


RE: Literaturempfehlungen - Pollux - 08.07.2015

Das lässt sich nur bedingt als Einwand geltend machen. Antike Quellen sind nicht selten Originale, die bis zum 2. Jh. vor Christus auf mühevoll hergestellten Papyrusrollen verfasst wurden. Danach fand das Pergament (aus speziell verarbeiteten Tierhäuten hergestellt) Verbreitung. Aber nicht nur Originale sind erhalten geblieben. Nicht weniger verbreitet waren nämlich auch frühe Abschriften wichtiger Texte. (Olympia war – nebenbei erwähnt – z.B. ein wichtiger Ort, an dem Autoren die Möglichkeit hatten, ihre Gedanken vor einem größeren Auditorium zu verbreiten - und somit ein Interesse an Abschriften zu erzeugen) Wir wüssten ja nur wenig von den Spielen ohne z.B. die Schriften von Pindar, Pausanias, Philostrat, Tyrtaios, Xenophon, Philon, Lukian, Platon usw. Das Ereignis erzeugte nämlich eine gewaltige Resonanz in der Schriftkultur der Antike. Außerdem wurden bereits im 4. Jh. vor Chr. Bibliotheken gegründet – und gehörten auch recht bald zum festen Repertoire öffentlicher Einrichtungen. Die Schriftkultur der Antike ist also keineswegs das zwingende Resultat einer langen Reihe von mündlichen Überlieferungen und 'Interpretationszugaben'. 

Was das Ganze mit den Inhalten des AT zu tun haben soll, erschließt sich mir ohnehin nicht. Die Geschichte mit Noah hat – sofern sie bloß Teil der christlichen Mythologie ist (und keinerlei historische Bezüge hat) – so wie alle verwandten Inhalte eine allegorische Bedeutung innerhalb der christl. Religion. Man kann also der Geschichte einen originären Sinn entnehmen, ohne einen historischen Noah annehmen zu müssen. 


RE: Literaturempfehlungen - Robb - 09.07.2015

Gibt es irgendwo Originale von Homer? ich weiß von keinen. Knapp 3000 Jahre alte Papyrusrollen sind extrem selten. Die Bibel ist das perfekte Beispiel dafür, dass man antike Quellen eben nicht wörtlich nehmen darf und immer den langen Weg der Texte bedenken muß.


RE: Literaturempfehlungen - Pollux - 09.07.2015

Uff! 
Bei Homer wissen wir nicht mal genau, ob es ihn gegeben hat. Nur: Wie sollte ich eine Schilderung in seinen EPEN bitteschön anders als WÖRTLICH nehmen? Ein Epos ist ein Epos ist ein Epos! Nun verfügen wir über bestimmte Fassungen und bestimmte (anerkannte) Übersetzungen. Insofern kann ich natürlich bezweifeln, ob mein Zitat AUTHENTISCH die Niederschrift des „fiktiven“ Homer wiedergibt. Nur handelt es sich dabei um eine völlig überflüssige Erwägung! (Es sei denn, einer buddelt morgen was aus, das....)

Im Übrigen gibt es bei Swaddling kein Zitat von Galen. Wenn sie die Auffassung von Galen in ihren Worten wiedergibt, kann ich nur erkennen, dass sie sich um die Rekonstruktion eines Problems im Sportbetrieb der Antike bemüht. Deshalb diskutiert sie die Galen-Meinung ja auch im Kontext der Einschätzungen von Philostrat bzgl. der Einmischung von Trainern in die Medizin - und verweist z.B. korrektiv auf Hippokrates. Und was bitte soll daran problematisch sein? Die Schrift von Galen existiert offensichtlich – und ist als Quelle wohl auch anerkannt. 

Morgenstund - noch pelzig im Mund! Rolleyes


RE: Literaturempfehlungen - DerC - 09.07.2015

(08.07.2015, 21:35)Robb schrieb: Die Bibel ist die berühmteste antike "Quelle", glaubst du daran, dass die Erde nur 6000 Jahre alt ist und Noah ein Schiff gebaut hat, in das Millionen von Tiere passten?
Würdest du es glauben, wenn es damals im Buchdruck gedruckt worden wäre?

Glaubst du alles, was Zeitungen heute schreiben?

Wohl kaum einer wird auf die Idee kommen, dass der Krieg um Troia so abgelaufen ist, wie Homer es beschrieben hat. Das ist aber nicht besonders abhängig davon, wie gut das Epos überliefert wurde. Sondern hat eher damit zu tun, dass wohl kaum einer die Götterwelt der griechischen antike für real hält.

Natürlich ist viel verlorengegangen (wäre die Bibliothek von Alexandria doch länger erhalten geblieben) und vieles unsicher. Daher gibt es massen an Sekundärliteratur etc und die Arbeit mit antiken Texten ist anspruchsvoll.

Dennoch gibt es eine Menge Texte mit denen zu Recht gearbeitet wird und mit denen man gut arbeiten kann. Die moderne Philosophie ist ohne die antiken Grundlagen doch kaum vorstellbar.

Und natürlich lohnt es sich durchaus, solche texte mal in der Originalsprache zu lesen, da kriegt man recht schnell einen Eindruck davon, welche Stellen bei übersetzungen recht leicht verfälscht werden oder sehr offen für verschiedene Interpretationen.

Es ist vielleicht ganz gut, wenn man an alles mit einem gesunden Zweifel herangeht. trotz Buchdruck und Internet wird heute womöglich mehr verfälscht oder eineseitig wiedergegeben als jemals zuvor.

Sokrates z. B. selbst hat nix Schriftliches hinterlassen ... dennoch hat seine Philosophie - natürlich durch die Brille seiner Schüler, vor allem Platon, gesehen - eine große Wirkung.

Gruß

C