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Bedingungsloses Grundeinkommen - Druckversion

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RE: Bedingungsloses Grundeinkommen - RalfM - 05.12.2021

(05.12.2021, 15:20)lor-olli schrieb: Ganz nett (weil mir gerade Frank Herbert ins Auge springt Wink) ist es mal den Begriff "dystopisch" in Wikipedia einzugeben… (Dystopie als Antithese in einer Reihe von science fiction, die mittlerweile oft gar nicht mehr so nach fiction klingen).

Als Juli Zeh vor einer Woche gefragt wurde, was mit Dystopie gemeint wurde, sagte sie (ohne jetzt die Mediathek abzufragen): Schöne Scheiße.
Ich füttere "meine" Vögel, aber nicht zuviel. Es gibt noch viele Beeren. Und viele meherere werden wachsen, wenn sie dürfen.


RE: Bedingungsloses Grundeinkommen - MZPTLK - 05.12.2021

Ihr diskutiert oberflächlichst.
Dass weltweit Arbeit durch Menschen seit Jahrtausenden, in den letzten Jahrzehnten verstärkt, verschütt geht,
ist Jedem bekannt, der nicht aufm Mond lebt.
Das als Bedingung oder Zwang, ein BGE einführen zu müssen, geht an den eigentlichen Problempunkten vorbei.

Es ist ein Segen der Evolution, dass der Mensch weniger arbeiten muss und er sich schöneren Dingen zuwenden kann.
Könnte, denn  die Meisten tun das nicht. Noch mehr Passivität, mehr Verblödung, mehr Depressionen?

Und zuallererst: Ein BGE kann/darf es nur global geben.
Führte ein Land das ein, wird es sofort von Migranten überrannt, es sei denn, ein 5 m hoher Zaun verhindert das.


RE: Bedingungsloses Grundeinkommen - RalfM - 05.12.2021

(05.12.2021, 18:43)MZPTLK schrieb: und zuallererst: Ein BGE kann/darf es nur global geben.
Führte ein Land das ein, wird es sofort von Migranten überrannt, es sei denn, ein 5 m hoher Zaun verhindert das.

es könnten 7 Meter sein und darunter ein Loch


RE: Bedingungsloses Grundeinkommen - lor-olli - 05.12.2021

@MZPTLK,
ich plädiere nicht für ein BGE, verschließe aber auch nicht meine Augen vor dem Umstand, dass Arbeit in einer zunehmend technisierten Welt weniger werden wird, vor allem für jene die nicht qualifiziert genug sind die verbleibenden anspruchsvollen Jobs auch auszuüben! Arbeit in Form von Beschäftigungstherapie damit sie nicht auf "dumme Gedanken" kommen?

Ein befreundeter Ingenieur hat gerade einen Job in Schweden beendet, ein Holzverarbeitungsbetrieb in zwei riesigen Hallen und dazwischen verirrten sich 16 Menschen, die im Falle des Falles an ein paar Terminals Änderungen an der Steuerung vornehmen mussten, oder eine Maschine die streikte wieder in Gang brachten. Im gleichen Werk haben einmal 450 einfache Arbeitskräfte gewerkelt, heute "schubsen "Roboter das rohe Holz hinein und die fertigen Produkte wieder heraus. Die LKW werden (noch) von Menschen gefahren, wie lange noch? (Testweise fahren bereits zwei autonome LKW auf einem Teilstück, erfolgreich)


RE: Bedingungsloses Grundeinkommen - MZPTLK - 05.12.2021

Mensch Lor-Olli, ich kann Dir Beispiele ohne Ende bringen, wo überall Arbeit wegfällt.
Das Gejammere bringt uns nicht weiter.
Das ist seit Tausenden Jahren der Lauf der Evolution, und in Zukunft wird es nicht anders sein.
Innovationen, Disruptionen, usw...

Das hat null mit dem BGE zu tun, Precht kapiert das auch nicht.
Der will übrigens bald ein Machwerk zum BGE vorlegen.
Jedenfalls wunderbar, wenn wir mehr Freizeit haben für schöne Dinge!
Wobei jeder was anders darunter versteht.

Entscheidend ist und wird sein, wie wir die Transformationen hinbekommen.
Jedenfalls nicht damit, dass ich für Reiche buckeln muss,
oder dass Millionen Ein- und Ausheimische ins BGE migrieren.

Dass die Finanzierung ein Nullsummenspiel sein soll, ist eine idiotische Fehl-Annahme,
denn sie geht davon aus, dass nach Einführung des BGE brav weitergearbeitet wird wie bisher.
Sollte das - theoretisch - der Fall sein, bekommen die Unternehmer billigere Arbeitskräfte(Aufstocker), sagen wir für 3,- oder 4,- die Stunde...
Mit dem Hungerlohn das BGE finanzieren? Schuss gehört?

Wir können erahnen, was passiert, wenn wir immer wieder Lockdowns haben,
das macht die Wirtschaft, die Beschäftigung, die Sozialsysteme kaputt und unbezahlbar.
Das Gleiche passiert durch das BGE, weil viele Leute - wieviele, kann niemand voraussagen - in den BGE-Lockdown gehen.

Und weil das niemand voraussagen kann, bricht die Finanzierung des BGE von vornherein zusammen.

Wenn es keinen genügenden Anreiz/Zwang gibt, auch unangenehme Arbeit zu machen,
werden wir eine inhumane, asoziale, ungerechte Egomanengesellschaft werden.
Das Geseiere von der Motivation, der Solidarität und dem Verantwortungsbewusstsein der Leute
ist kindliches Wunschdenken.
Die Ent-Solidarisierung in der Gesellschaft hat inzwischen schon brandgefährliche Ausmasse angenommen.


RE: Bedingungsloses Grundeinkommen - RalfM - 05.12.2021

(05.12.2021, 20:32)lor-olli schrieb: Arbeit in Form von Beschäftigungstherapie damit sie nicht auf "dumme Gedanken" kommen?

So würde ich das gar nicht sehen. Mir fällt auf, dass ich wie ein Gewerkschaftsfuntionär klinge, obwohl ich noch nie eine Sekunde Mitglied war. Sich zu treffen mit anderen über die Zeit irgendwie vertrauten Menschen an zwei bis drei Tagen die Woche ist vielleicht sinnvoll. Wir müssen ja irgendwie mit unserem Genom zusammenbleiben, denn wir sind Primaten.


RE: Bedingungsloses Grundeinkommen - lor-olli - 06.12.2021

@RalfM,
wie ein Gewerkschaftsfunktionär zu klingen ist nicht das Problem, das Problem ist eher, dass die "Lösungsvorschläge" die ich bisher gelesen habe (aus den verschiedensten Ecken) allesamt halbgar gedacht sind. Nicht bösartig oder jammernd, aber es fehlt bei fast allen an einer langfristigen Strategie - ist aber auch kein Wunder bei der Geschwindigkeit mit der sich Technik und Lebensumwelt (z.B. durch die / eine Pandemie) verändern.

@MZPTLK:
Werden wir nach überstandener Pandemie unser altes Leben wie gehabt wieder aufnehmen? Ziehen wir JETZT Konsequenzen aus dem sich deutlich verändernden gesellschaftlichen Umfeld (nicht wenige Bereiche klagen über Kräftemangel, die Bildungsituation verschärft sich seit Jahren, die Reiselust - insbesondere die Fernreiselust - scheint ungebrochen, der Mittelstand bricht zunehmend weg u.a.) wir aber wollen "weitermachen" mit Konsum, Ressourcenverschwendung, Migrationsabwehr, gesellschaftlicher Teilung? Ich sehe aktuell weder den politischen Willen (bei der Bevölkerungmehrheit), noch bei der zukünftigen Regierungsarbeit (bei vielen ist der Wille vorhanden, scheitert aber an der realen Arbeit) den großen Um- oder Aufbruch kommen. Vielleicht bei der nächsten Krise… Teufel


RE: Bedingungsloses Grundeinkommen - RalfM - 06.12.2021

(06.12.2021, 08:44)lor-olli schrieb: @RalfM,
wie ein Gewerkschaftsfunktionär zu klingen ist nicht das Problem, das Problem ist eher, dass die "Lösungsvorschläge" die ich bisher gelesen habe (aus den verschiedensten Ecken) allesamt halbgar gedacht sind. Nicht bösartig oder jammernd, aber es fehlt bei fast allen an einer langfristigen Strategie - ist aber auch kein Wunder bei der Geschwindigkeit mit der sich Technik und Lebensumwelt (z.B. durch die / eine Pandemie) verändern.
HALBGAR! Das wäre ja schon die Hälfte! Und so viele können noch weiter beitragen.
Als langfristige Strategie schlage ich Leben wie vor 2020 vor.
Gleichzeitig Umbau der Energie-Umverteilung. E = m c hoch 2.
Es gibt genau zwei physikalische Prozesse, die beim Umbau von Materie die für unser Leben nutzbare Energie bereitstellen. Dies sind Kernfusion und Kernspaltung. Viele Erkenntnisse wurden gewonnen aus dem Versuch, beides nachzubauen. Viele Fehlschläge auch.

Nichts muss man aber nachbauen. Unser Planet Erde erzeugt Wärme aus Kernspaltung, er kann gar nicht anders, es ist das Kalium40 in der oberen Erdkruste. Erdwärme ist das eine. Das Zweite ist der Fusionsreaktor, die Sonne. Man kann die Strahlung doch auffangen, mit den neuen Perowskiten und noch mehrlagig. Auf Autobahnen und Verteilungszentren ist endlos viel Platz verfügbar, der schon versiegelt ist. Ein Drittes, stimmt, Speichern für Überlast. Dafür gibt es in Rechenzentren jetzt schon große Kapazitäten. Und in Altenberg im Erzgebirge auch immernoch Lithium, das noch nicht ausgegraben wurde.

Ich selbst habe auch noch einen kleinen Stapel Holz am Haus. Freut sich auch die Maus.


RE: Bedingungsloses Grundeinkommen - OldSchoolRunner - 06.12.2021

(05.12.2021, 21:09)MZPTLK schrieb: Mensch Lor-Olli, ich kann Dir Beispiele ohne Ende bringen, wo überall Arbeit wegfällt.
Das Gejammere bringt uns nicht weiter.
Das ist seit Tausenden Jahren der Lauf der Evolution, und in Zukunft wird es nicht anders sein.
Innovationen, Disruptionen, usw...
Hallo MZPTLK,
ich arbeite in einem Konzern mit knapp 60.000 Mitarbeitern. 
Auch bei uns wird diskutiert, inwiefern KI die Arbeit "vereinfachen" kann bzw. Routinetätigkeiten z.B. im Bürobereich durch KI ersetzt werden kann. Die offizielle Unternehmenslinie ist folgende: dann kann sich der Mitarbeiter "wertschöpfenderen" Tätigkeiten zuwenden, wenn er von Routinetätigkeiten entlastet wird.
Ich denke dann immer wie das wohl in einem späteren Stadium der KI aussähe. Dann wären m.E. theoretisch fast alle Tätigkeiten durch KI ersetzbar. Und dann könnte man vielleicht 90-95% der Bürotätigkeiten durch KI ersetzen.
Und dann frage ich mich, ob und wann es wirklich so kommen wird. (Noch) treffen Menschen die Entscheidung darüber, wer welche Arbeit macht. Und in den letzten 15 Jahren in meinem Konzern habe ich mitbekommen, dass trotz steigender "Automatisierung" am Ende mindestens genauso viele Mitarbeiter da sind wie zuvor. Wird sich das in Zukunft wirklich so rasant ändern? Und wann? In 10 Jahren? In 15 Jahren? In 30 Jahren?  Wann siehst Du die erwähnten 80% wegfallende Arbeitsplätze erreicht?


RE: Bedingungsloses Grundeinkommen - MZPTLK - 06.12.2021

Hi OSR, Glückwunsch! Denn die Wahrscheinlichkeit, dass man -zumindest kurzfristig - in einem 60.000 Mitarbeiter-Konzern arbeitslos wird, ist geringer als in einem kleinen mittelständischen Betrieb. Dabei kommt es natürlich auch darauf an,
ob das Management tüchtig ist, ob man unter den Marktführern ist, wie die Eigenkapitalstruktur und die Gewinnmargen aussehen, ob man innovativ unterwegs ist, wie die Firmenkultur aussieht(Identifikation, keine inneren Kündigungen, etc.).
Und vor allem, ob man zukunftsträchtig produziert und/oder dienstleistet, bzw. in der Lage ist jederzeit in entsprechende Richtungen zu switchen.
Aber wie man bei General Motors und diversen Banken gesehen hat, sind auch Grosse nicht gegen Exitus gefeit...

Anfang/Mitte der 90er haben Rifkin und US-Thinktanks die 80/20 Gesellschaft vorausgesehen.
Das war noch vor der explodierenden Verbreitung des Internet,
der Superrechner  und der immer mehr regierenden Algorithmen.

Was einmal in der Welt ist, lässt sich nicht wieder in die Flasche zurückdrücken.
Wir müssen damit zurechtkommen, und zwar auf demokratische Weise.
Aber wie soll ein Otto Normalverbraucher wissen und beurteilen,
was an den Innovationen nützlich und was gefährlich ist, und wie man das bändigen kann?
Sogar Fachleute halten die Krypto-'Währungen' für intransparent,
nicht gegen Manipulation sicherbar(von wem?), und schon gar nicht inhärent werthaltig.

Die Geschwindigkeit kann niemand vorhersagen, jedenfalls hinken wir immer mehr hinterher.
Das kann tragische Auswirkungen haben.

Wir müssen uns individuell, sozial und global auf Disruptionen einstellen,
das erfordert in Schule und Ausbildung und in der öffentlichen Kommunikation unbedingt entsprechendes Fitnesstraining.
Ich bin da sehr skeptisch, weil zuviele Machthaber in diesen Institutionen zu ignorant
und/oder zu besitzstandwahrend verharren.
Eines der vielen Paralleluniversen unser Zeit.

Zum Beispiel scheitert das seit vielen Jahren unbedingt notwendige Projekt der Arbeitsumorganisation,
also Verkürzung ohne Lohnausgleich, Qualifizierung, Flexibilisierung, usw. an zuvielen Interessengruppen,
die zum Teil  - im Geist - noch im 19. oder 20. Jahrhundert leben.

Aber nur so kann man der apokalyptischen Entwicklung zu einer 80/20 % Gesellschaft entgegen wirken.