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Pascal Mancini wegen rechtsradikaler Äußerungen aus EM-Team ausgeschlossen - Druckversion

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RE: Pascal Mancini wegen rechtsradikaler Äußerungen aus EM-Team ausgeschlossen - gera - 04.08.2018

vom Gefühl her stimme ich Dir zu, lor-olli.

Schalte ich den nüchternen Verstand ein , frage ich mich aber auch , wer soll festlegen, was tolerierbar ist und was nicht mehr?
Sollte nicht die Gesetzbarkeit einer Gesellschaft so nah am Leben dran sein, das die große Mehrheit sie für sinnvoll hält?
Und, können Verbände/Vereine Regelungen treffen, die über den gesetzlichen Rahmen hinaus gehen?
Auch " Volkes Wille " kann Unfug produzieren.

Ich schwanke  hin und her.


RE: Pascal Mancini wegen rechtsradikaler Äußerungen aus EM-Team ausgeschlossen - lor-olli - 04.08.2018

Die Perfidie in dieser Diskussion liegt ja genau in der Tatsache, dass Populisten, Rassisten, Rechtsradikale unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit agitieren, wohl wissend, dass sich eine Gesellschaft die sich an die demokratischen Spielregeln hält es damit sehr schwer hat. Zum einen darf sie sich nicht in Gefahr begeben sich auf dieses Niveau herab ziehen zu lassen, (damit kann sie nur verlieren - siehe die CSU in Meinungsumfragen) zum andern muss sie zwar Toleranz die sie predigt auch leben, Vorführen lassen muss sie sich aber deswegen trotzdem nicht!

Eine Demokratie ist nur dann wehrhaft und muss es sein, wenn sie sich an demokratische Spielregeln hält, Toleranz aber auch Sanktionen gehören durchaus dazu und die Diskussion wie tolerant man sein muss (in den USA etwa darf man nahezu ALLES ungestraft SAGEN, solange man es als Meinung verkauft…) und welche Sanktionen angemessen sind, führen wir in einer Demokratie immer wieder aufs Neue. Spielregeln ändern sich im Konsens, unsinnige (oder als solche erkannte, wie etwa der berüchtigte "175er"Paragraph) werden korrigiert oder gestrichen, neue diskutiert und umgesetzt (Datenschutzrichtlinien). Eine Demokratie ist eine Gesellschaft in stetigem Wandel, Diktaturen, Populisten, Radikale fürchten nichts mehr als den Wandel, er entzieht ihnen unter Umständen die Grundlage ihrer "Selbstberechtigung".

Menschen wie Mancini vertreten keine Meinung im landläufigen Sinne, sie reden einer gesellschaftlichen Veränderung vor (hier eine undemokratische Radikalisierung) die letztlich eine Demokratie gefährden kann. Wie das funktioniert zeigt sich in Ungarn, Polen, der Türkei… Wollen "wir" das? (Wir als die Mehrheit der hier lebenden) In der Schweiz will das nur eine Minderheit, das zeigt sich in vielen Abstimmungen und in Wahlen. Muss man also Menschen wie Mancini gewähren lassen und sie auch noch staatlich unterstützen? Ich finde ganz eindeutig nein und die erste Maßnahme eines Entzugs der staatlichen Unterstützung (indem man ihn NICHT stellvertretend für den Verband UND Staat antreten lässt) halte ich für absolut angemessen. Mancini erreicht über seine Fan-Seiten durchaus auch mehr Menschen als er selbst rein als Person erreichen würde, diese Möglichkeit darf ein Verband (letztlich ein Saat) den er selbst angreift durchaus entziehen.


RE: Pascal Mancini wegen rechtsradikaler Äußerungen aus EM-Team ausgeschlossen - MZPTLK - 04.08.2018

Wer Intoleranz toleriert,
betreibt das Geschäft der Intoleranten,
ist somit effektiv intolerant.


RE: Pascal Mancini wegen rechtsradikaler Äußerungen aus EM-Team ausgeschlossen - krebsan - 04.08.2018

(04.08.2018, 12:08)MZPTLK schrieb: Wer Intoleranz toleriert,
betreibt das Geschäft der Intoleranten,
ist somit effektiv intolerant.

Ich verstehe kein Wort.
Ausserdem gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen sich deutlich äussern und Widerstand leisten, und eine Wortmeldung eines anderen sanktionieren. Was also ist mit tolerieren gemeint?
Ich wiederhole noch einmal: Ich bin dafür, in solchen Fällen jegliche staatliche Unterstützung zu streichen. Ich halte allerdings die Teilnahme an einem Wettkampf, für den man sich regulär qualifiziert hat, nicht als staatliche Unterstützung, sondern eigentlich für ein Recht des Sportlers.
Das Problem ist aber, dabei wiederhole ich mich, dass Mancini ja nur als Vertreter seines Landes starten darf, nicht als Einzelathlet.
Aber nun starte ja die Russen schon nicht mehr für ihr Land, vielleicht macht das ja Schule...
So oder so bleibt die Frage, was ein Verband sanktionieren darf und was nicht. Was ist Willkür, und was ist absolut gerechtfertigt. Ich würde mich da lieber an das Gesetz halten.


RE: Pascal Mancini wegen rechtsradikaler Äußerungen aus EM-Team ausgeschlossen - Robb - 04.08.2018

(04.08.2018, 16:56)krebsan schrieb: Ich wiederhole noch einmal: Ich bin dafür, in solchen Fällen jegliche staatliche Unterstützung zu streichen. Ich halte allerdings die Teilnahme an einem Wettkampf, für den man sich regulär qualifiziert hat, nicht als staatliche Unterstützung, sondern eigentlich für ein Recht des Sportlers.
Nominierungsrichtlinien des Schweizer Verbandes (sie nennen es Selektionskonzepte) 1.2.10: "Der Athlet hält sich an den Verhaltenskodex für Athleten und Athletinnen von Swiss Athletics."
Mancini hat sich nicht an den Verhaltenskodex gehalten, hat deshalb die Richtlinien zur Quali nicht erfüllt, also hat er sich nicht regulär für die EM qualifiziert.


RE: Pascal Mancini wegen rechtsradikaler Äußerungen aus EM-Team ausgeschlossen - Atanvarno - 04.08.2018

Und die rechtlich interessante Frage ist, ob ein Monopolverband seinen Athleten einen Verhaltenskodex, der auch strafrechtlich nicht relevante Dinge verbietet, auferlegen darf.


RE: Pascal Mancini wegen rechtsradikaler Äußerungen aus EM-Team ausgeschlossen - Robb - 04.08.2018

Doping ist in der Schweiz keine Straftat, also dürfte der Verband seinen Athleten Doping nicht verbieten, weil er Monopolist ist?


RE: Pascal Mancini wegen rechtsradikaler Äußerungen aus EM-Team ausgeschlossen - Atanvarno - 04.08.2018

Das Dopingverbot berührt nach meiner Einschätzung keine Grundrechte, das Verbot sich in bestimmert Weise politisch zu äußern schon, für mich durchaus vorstellbar, dass ein Gericht das also unterschiedlich bewertet.


RE: Pascal Mancini wegen rechtsradikaler Äußerungen aus EM-Team ausgeschlossen - krebsan - 04.08.2018

(04.08.2018, 17:35)Robb schrieb:
(04.08.2018, 16:56)krebsan schrieb: Ich wiederhole noch einmal: Ich bin dafür, in solchen Fällen jegliche staatliche Unterstützung zu streichen. Ich halte allerdings die Teilnahme an einem Wettkampf, für den man sich regulär qualifiziert hat, nicht als staatliche Unterstützung, sondern eigentlich für ein Recht des Sportlers.
Nominierungsrichtlinien des Schweizer Verbandes (sie nennen es Selektionskonzepte) 1.2.10: "Der Athlet hält sich an den Verhaltenskodex für Athleten und Athletinnen von Swiss Athletics."
Mancini hat sich nicht an den Verhaltenskodex gehalten, hat deshalb die Richtlinien zur Quali nicht erfüllt, also hat er sich nicht regulär für die EM qualifiziert.

Ok. Und was, wenn der Verbund nun verlangt, dass alle Sportler im nationalen Trainingszentrum trainieren und leben müssen? Dass sie sich nur noch vegetarisch ernähren dürfen? Dass sie jeden Sonntag gemeinsam in die Kirche müssen? usw. Irgendwo sollte doch eine Grenze gezogen sein.
Das Problem ist wohl, dass ich das Thema viel allgemeiner betrachte, während die Antworten stark auf den Einzelfall bezogen sind.


RE: Pascal Mancini wegen rechtsradikaler Äußerungen aus EM-Team ausgeschlossen - krebsan - 04.08.2018

(04.08.2018, 17:42)Atanvarno schrieb: Und die rechtlich interessante Frage ist, ob ein Monopolverband seinen Athleten einen Verhaltenskodex, der auch strafrechtlich nicht relevante Dinge verbietet, auferlegen darf.

Genau das.

"Geschrieben von Atanvarno - Heute, 19:24
Das Dopingverbot berührt nach meiner Einschätzung keine Grundrechte, das Verbot sich in bestimmert Weise politisch zu äußern schon, für mich durchaus vorstellbar, dass ein Gericht das also unterschiedlich bewertet.

Und das. Richtig!

Es ist nicht das erste Mal, dass Gerichte die Verbände zurückpfeifen. Auch wenn das Publikum das dann gar nicht versteht.