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Leistungsreserven in der Leichtathletik - Druckversion

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Leistungsreserven in der Leichtathletik - Gertrud - 04.10.2018

Ich sehe enormen Nachholbedarf bzw. Beachtung in folgenden Bereichen:

Praxis: Technik/ funktionelle Anatomie, Beachtung spezieller LA-Anatomie-Muster/ Gesundheitsprophylaxe/ Metabolik/ Equipment-Verbesserung/ Optimierung des Zeitmanagements/ duale Karriere ...

Wissenschaften: Anatomie/ Physiologie/ Metabolik/ Ernährung/ Psychologie ...

Zielgruppen: Trainer/ Wissenschaftler/ Funktionäre/ Konstrukteure/ Personen an der Schnittstelle von Theorie und Praxis

Wenn ich allein sehe, welche gravierenden Fehler sogar auf Bundestrainerebene im Bereich Technik (Der DLV hat in zwei Fällen in der Besetzung der BT mit wissenschaftlicher Grundlage aus meiner Sicht absolut richtig gelegen. Thumb_up ‌) und Metabolik gemacht werden und sich dort die Multiplikatorenstellen befinden, dann kommen mir manchmal die Tränen ...

Wir brauchen eine starke und harte Diskussionskultur und eine Fortbildungsschiene mit Vorgaben. Solche Dinge laufen in den USA ganz anders. Hier gehen die Trainer in den Kenntnissen nach Fortbildungen meistens nicht wesentlich schlauer als vorher nach Hause. Man sollte diese Begegnungen auf ein ganz anderes Niveau heben. Die reinen Diskussionszeiten sollten drastisch erhöht und mit entsprechenden Vorgaben versehen werden. Es kann einfach nicht sein, dass sich Trainer in Fortbildungen z.B. mit neuroathletischem Inhalt begeben und nichts von Gehirnstrukturen wissen. In solchen Fällen besteht die Fortbildung dann aus Frontalunterricht und einer weitgehenden Aufnahmeblockierung durch mangelndes Wissen. 

Ich gebe mal ein anderes Beispiel aus meiner Schul-LA-AG: Ich interessiere die SuS für anatomische Inhalte und die Verbesserung und ständige Erweiterung ihrer Sichtweise. Das kommt nicht so einfach angeflogen. Ich muss es vorgeben, damit ein Dialog entsteht. Ich bin dann absolut zielorientiert und um die Wissenserweiterung der SuS bemüht. "Friss oder stirb, das gibt´s bei mir nicht!!!

Gertrud


RE: Leistungsreserven in der Leichtathletik - krebsan - 04.10.2018

Ich weiss ja nur bedingt, ob es in Deutschland so anders ist als in der Schweiz. Aber hier sind nicht die besten Trainer bei den Jüngsten, und es sind nicht nur Top-Leute mit den talentierten Nachwuchstathleten beschäftigt. Und wenn, dann haben auch die nicht die Zeit, ständig auf dem Platz zu stehen und noch stetig in Weiterbildung zu investieren. Denn einen Lohn für ihr Engagement bekommen sie ja in der Regel kaum.
Insofern bin ich überzeugt, dass auf vielen Ebenen noch ganz viel Potential vorhanden ist. Aber ich wüsste kaum, wie dieses realistischerweise auszuschöpfen wäre.
Ich glaube ja nicht einmal, dass dies in Sportarten mit deutlich mehr Geld im System wirklich so viel besser ist. Die wissen schon, warum sie gerne Athletiktrainer aus der Leichtathletik einstellen.


RE: Leistungsreserven in der Leichtathletik - Gertrud - 04.10.2018

(04.10.2018, 11:04)krebsan schrieb: Ich weiss ja nur bedingt, ob es in Deutschland so anders ist als in der Schweiz. Aber hier sind nicht die besten Trainer bei den Jüngsten, und es sind nicht nur Top-Leute mit den talentierten Nachwuchstathleten beschäftigt. Und wenn, dann haben auch die nicht die Zeit, ständig auf dem Platz zu stehen und noch stetig in Weiterbildung zu investieren. Denn einen Lohn für ihr Engagement bekommen sie ja in der Regel kaum.
Insofern bin ich überzeugt, dass auf vielen Ebenen noch ganz viel Potential vorhanden ist. Aber ich wüsste kaum, wie dieses realistischerweise auszuschöpfen wäre.
Ich glaube ja nicht einmal, dass dies in Sportarten mit deutlich mehr Geld im System wirklich so viel besser ist. Die wissen schon, warum sie gerne Athletiktrainer aus der Leichtathletik einstellen.

Hier klagen viele über Zeitmangel. Folglich muss man die Zubringerstrukturen erheblich verbessern. Ich habe mich letztens mit einem wirklich guten Nachwuchs-Sprinttrainer unterhalten. Er sagte mir: "Was du mir erzählst, habe ich noch nie gehört!" Der DLV sollte sehr gute Leute "in die Bütt" schicken. Ich referiere jetzt z.B. mal in einem nahen Verein mit Spitzentrainern und -athleten über gesundes Übungspotential. Ich halte solche Aktionen für enorm wichtig, gute Leute an die Basis vor Ort zu schicken (Ich bin so frei, mich einfach mal hier unter "gut" einzureihen Wink). Der DLV müsste einen Pool von guten (ehemaligen?) Trainern, die Zeit und Spaß zur autodidaktischen Fortbildung haben, an die entsprechenden Zentren schicken.

Es fehlen oft auch die geeigneten Messinstrumente und das Equipment für Tests. Ich beginne damit relativ früh, mir ein Bild der Athleten zu machen. Ich wende mein Wissen schon in meiner LA-AG bei Defiziten an, weil ich über entsprechendes Equipment selbst verfüge. Die Defizite sammle ich bei Athleten akribisch. Ich kann daher in meiner exakten Art nicht gruppenmäßig groß trainieren. Das würde meiner sehr gezielten Trainingsform absolut nicht entsprechen. Ich würde niemals Zeitmangel mit Schulterklopfen übertünchen. Thumb_down ‌Deshalb gehört man ja nicht zu den Menschen, die zum Lachen in den Keller gehen. Man ist nur absolut auf wesentliche Inhalte fokussiert!!! 

Gertrud