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Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - Druckversion

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RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - lor-olli - 16.10.2020

(16.10.2020, 15:56)RalfM schrieb: Spitzmeißel…

@ RalfM Also, ich hätte von Dir jetzt eher den Geologenhammer erwartet Wink

Zum Thema, ich gebe Dir recht, dass eigentliche Problem so wie ich es erlebt habe sind nicht Zahlen oder Prognosen, sondern die Frage wie man auf einen hypothetischen Verlauf vorab reagieren soll. Vorab, denn wie die Folgen eines Infektionsanstiegs erst 10-14 Tage später offensichtlich werden brauchen auch die administrativen Maßnahmen 10-14 Tage (mindestens, wenn man sich denn überhaupt einigt - nicht einmal die Juristen geben ein einheitliches Bild mit ihren Entscheidungen ab).

Im Klartext, ich muss 10-14 Tage im voraus der zu erwartenden, ansteigenden Infektionen meine Maßnahmen festlegen, eigentlich sogar noch früher damit sie effektiv-rechtzeitig greifen - tun sie das, heißt es: völlig überzogen. Manche können Ursache und Wirkung nicht zusammenbringen, wieder andere wollen es nicht. Einen Damm erhöhe ich am Besten vor der Flut, leuchtet auch dem Depp ein, Beschränkungen (Maßnahmen) einführen wenn das Infektionsgeschehen hoch ist bringt nichts, das sehen wir in GB und Frankreich, es ist als ob man den Damm bauen möchte wenn die Flut schon zu hoch steht.

Der Bürger schreit nach "logischen", einheitlichen, klaren Regeln - um dann gegen jene zu klagen, die ihm persönlich nicht passen. Was nutzen einem Beherbungsfreigaben, wenn keiner reist?

Es ist schön in einem Forum zu theoretisieren und Zahlen zu diskutieren, nur bleibt es Theorie, für die man im Zweifelsfall auch nicht gerade stehen muss… Die Frage die bleibt: Was ist das Ziel "meiner" Maßnahmen? (angeordnete oder eben nicht angeordnete, nicht der persönliche "Wunsch", sondern das gesellschaftlich gewünschte / sinnvolle. Und immer unter dem komplexen Zusammenhang eines Geschehens… )


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - Atanvarno - 18.10.2020

Russland scheint sich entschieden zu haben, die Pandemie durchlaufen zu lassen

Russia shuns tough restrictions even as infections soar

Die Krankenhäuser sind stark belastet, aber von einem katastrophalen Zusammenbruch des Gesundheitssystems kann man (noch?) nicht sprechen.


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - lor-olli - 18.10.2020

Leider ist es so, dass vielen Ländern diese Entscheidung schlicht abgenommen wird durch die mangelhafte medizinische Versorgung und die viel zu geringen Kapazitäten, vor allem für die armen Bevölkerungsschichten. Ob man in Russland wirklich bewusst die Pandemie durchlaufen lässt?

In Schweden hat man sich die Mühe gemacht, eine Patientin die sich zwei mal mit dem Virus infiziert hatte (nachweislich, Proben lagen von beiden Fällen noch vor), genauestens zu untersuchen und rückzuverfolgen (Aufenthaltsorte, Kontakte soweit möglich etc.) und es stellte sich heraus, dass das Virus mutiert ist. Es scheint aber auch weiter so, dass für die Infizierte, der Verlauf der zweiten Infektion erheblich milder war (beim ersten Mal brauchte sie Sauerstoff). Trainiertes Immunsystem? Weniger gefährliches Virus? Geringere Viruslast im zweiten Fall? Es gibt immer noch viel unbekanntes Land. Trotzdem stellt die Infizierte für andere unter Umständen immer noch die gleiche Gefahr dar wie bei der ersten Infektion… tja…


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - Atanvarno - 18.10.2020

Es ist (meines Wissens) weltweit bei bisher über 40 000 000 nachgewiesenen Infektionen gelungen genau fünf Reinfektionen (von denen drei deutliche mildere Krankheitsverläufe als bei der ersten Infektion hatten) zu finden. Auf dem Ausnahmefall sollte man kein Regelverhalten aufbauen. Im allgemeinen gilt, dass eine Infektion über einen längeren Zeitraum Immunität gewährt.


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - RalfM - 18.10.2020

In Schweden entwickelt sich die menschliche Population nach der Frühjahrswelle des Virus genau so weiter, wie statistisch aus den Vorjahren erwartbar.
https://www.scb.se/en/About-us/news-and-press-releases/follow-the-preliminary-statistics-on-deaths/
--> see: Excel-file
Wie in D. Wenn es nicht eine gewisse Übersterblichkeit im Sommer gegeben hätte, lägen wir übers Jahr nach der Frühjahrs-Welle sogar knapp unterm Schnitt. Das Corona-Monitoring hat nachgewiesen, dass die Sterblichkeit im Sommer gerade nicht am Covid lag.
https://www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Corona/Gesellschaft/bevoelkerung-sterbefaelle.html
Böse gesagt: Da wurden die Überzähligen abgeholt.

Die Kanzlerin appelliert, der Söder sekundiert. Diejenigen, an die sie sich wenden wollen, hören denen doch schon längst nicht mehr zu. Wer rücksichtsvoll lebt, tut es aus Eigenverantwortung oder gesellschaftlicher Verantwortung. Da braucht es diese Kreise nicht, bei denen alles überlagert ist vom Rangeln um die Unions-Nachfolge und die Kanzler-Kandidatur.


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - lor-olli - 18.10.2020

Mir ging es einzig und allein um den Nachweis, dass das Virus mutiert ist, bisher war das ja oft recht spekulativ. Bei Coronaviren ist die Mutation aber durchaus üblich, über Konsequenzen kann man aktuell nur spekulieren, ein Pendel kann in beide Richtungen ausschlagen, nur deswegen sollte man es im Auge behalten. Die spanische Grippe war letztlich auch nur eine Mutation einer "üblichen" Grippe, die Folgen waren aber fatal. (Obwohl ich unterstelle, dass die gleiche spanische Grippe nicht mehr die Auswirkungen von vor 100 Jahren hätte, damals wusste man nicht einmal wie sich die Krankheit ausbreitete, Viren waren relativ neu entdeckt)

Mich überrascht allerdings mit welcher Vehemenz aktuell ein Anstieg der Infektionszahlen zu beobachten ist, "wir" wissen wie sich das Virus verbreitet und trotzdem infizieren sich wieder viel mehr Menschen als noch vor zwei Monaten. Haben "wir" nichts gelernt, sind "wir" einfach nur müde (die Aufmerksamkeit lässt in der menschlichen Psyche generell nach einer Weile nach, wenn sich die Bedrohungs- oder Ausgangslage nicht wesentlich ändert), oder risikobereiter weil viele in ihrer Frühjahrespanik die Gefährlichkeit überschätzten und jetzt eben unterschätzen?

Schwierig in so einer Situation einer zunehmend desinteressierten Gruppe Maßnahmen zu vermitteln, kommen dann noch Widersprüche bei Administration, juristischer Praxis und Alltagswahrnehmung dazu, wird es "fies". So wie es aussieht wird der Besuch des Virus noch ein wenig länger andauern…


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - lor-olli - 18.10.2020

@RalfM: Dann frage ich mich, wieso ausgerechnet Tegnell findet, dass seine Landsleute zu sorglos sind? (Tegnell im Interview weiter hinten im Beitrag >https://www.n-tv.de/mediathek/magazine/auslandsreport/Eskaliert-Schwedens-Corona-Rueckfall-article22105345.html


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - Atanvarno - 18.10.2020

(18.10.2020, 14:09)lor-olli schrieb: Mich überrascht allerdings mit welcher Vehemenz aktuell ein Anstieg der Infektionszahlen zu beobachten ist, "wir" wissen wie sich das Virus verbreitet und trotzdem infizieren sich wieder viel mehr Menschen als noch vor zwei Monaten. Haben "wir" nichts gelernt, sind "wir" einfach nur müde (die Aufmerksamkeit lässt in der menschlichen Psyche generell nach einer Weile nach, wenn sich die Bedrohungs- oder Ausgangslage nicht wesentlich ändert), oder risikobereiter weil viele in ihrer Frühjahrespanik die Gefährlichkeit überschätzten und jetzt eben unterschätzen?

Vielleicht wird auch einfach die Kontrollillusion entlarvt. Coronaviren sind saisonal. Die erste Welle ist nicht haupsächlich aufgrund der Maßnahmen ausgelaufen, sondern weil die Coronasaison zu Ende war. Jetzt ist wieder Coronasaison, und wir werden uns dem mit NPI nur begrenzt entgegenstellen können.


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - RalfM - 18.10.2020

(18.10.2020, 14:09)lor-olli schrieb: (...) und trotzdem infizieren sich wieder viel mehr Menschen als noch vor zwei Monaten.
Das passt doch nach lockdown und vor Ferienende-Effekt. Wo ist das "trotzdem"?


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - RalfM - 18.10.2020

(18.10.2020, 14:21)lor-olli schrieb: @RalfM: Dann frage ich mich, wieso ausgerechnet Tegnell findet, dass seine Landsleute zu sorglos sind?

Siehe (a) Atanvarno und (b) mich. Es ist wieder (a) Corona-Saison und  (b) kommt Rücksicht von jedem Einzelnen. Er möchte vielleicht daran erinnern.