Leichtathletikforum.com
Frontside-Mechanics haben tatsächlich keine Korrelation zur maximalen Geschwindigkeit - Druckversion

+- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com)
+-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1)
+--- Forum: Training im Spiegel der Sportwissenschaft (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=21)
+--- Thema: Frontside-Mechanics haben tatsächlich keine Korrelation zur maximalen Geschwindigkeit (/showthread.php?tid=3968)



Frontside-Mechanics haben tatsächlich keine Korrelation zur maximalen Geschwindigkeit - DefectorDCXVI - 17.01.2021


https://www.researchgate.net/publication/318834262_On_the_Importance_of_Front-Side_Mechanics_in_Athletics_Sprinting

Jenes Papier widerlegt anscheinend ein weit verbreitetes Dogma von Ralph Mann und Konsorten, welches auf Missverständnis von newtonscher Physik und analytischer Geometrie aufbaut, und das Kontraktionsverhalten der Sehnen in der späten Abflugphase missachtet - nämlich,
dass man die rückseitige Streckung minimieren und dafür den Kniehub maximieren soll.

Stattdessen liefert es die Proposition, dass horizontal projizierte Geschwindigkeit des Fußgelenks (bei angulärem Schwung des Beins) der entscheidenste Faktor ist und implizit, dass rückseitige und vorderseitige Technik keinen Mehrwert bringt, was ultimativ impliziert, dass das Cerebellum und der Motor-Cortex genau wissen, wie sie die Muskeln koordinieren, um hinteichenden Antrieb zu erzeugen, aber ja nicht ineffizient Energie verschwenden.

Damit wird Schnelligkeitserhöhung von neuronaler Effizienz der Bewegungs-Hirnregionen und muskulären Leistungsfähigkeit der horizontal-agierenden Hüftstrecker (m. Gluteus maximus, m. Adduct. magn., m. Semitendinosus, m. Semimembranosus, m. Biceps femoris caput longum) limitiert.

Wie diese trainiert werden, überlasse ich der eifrigen Leserschaft als Übung.


RE: Frontside-Mechanics haben tatsächlich keine Korrelation zur maximalen Geschwindigkeit - Gertrud - 17.01.2021

(17.01.2021, 09:55)DefectorDCXVI schrieb:
https://www.researchgate.net/publication/318834262_On_the_Importance_of_Front-Side_Mechanics_in_Athletics_Sprinting

Jenes Papier widerlegt anscheinend ein weit verbreitetes Dogma von Ralph Mann und Konsorten, welches auf Missverständnis von newtonscher Physik und analytischer Geometrie aufbaut, und das Kontraktionsverhalten der Sehnen in der späten Abflugphase missachtet - nämlich,
dass man die rückseitige Streckung minimieren und dafür den Kniehub maximieren soll.

Stattdessen liefert es die Proposition, dass horizontal projizierte Geschwindigkeit des Fußgelenks (bei angulärem Schwung des Beins) der entscheidenste Faktor ist und implizit, dass rückseitige und vorderseitige Technik keinen Mehrwert bringt, was ultimativ impliziert, dass das Cerebellum und der Motor-Cortex genau wissen, wie sie die Muskeln koordinieren, um hinteichenden Antrieb zu erzeugen, aber ja nicht ineffizient Energie verschwenden.

Damit wird Schnelligkeitserhöhung von neuronaler Effizienz der Bewegungs-Hirnregionen und muskulären Leistungsfähigkeit der horizontal-agierenden Hüftstrecker (m. Gluteus maximus, m. Adduct. magn., m. Semitendinosus, m. Semimembranosus, m. Biceps femoris caput longum) limitiert.

Wie diese trainiert werden, überlasse ich der eifrigen Leserschaft als Übung.

Das Ganze ist noch im Fluss. Die Rolle der horizontalen Geschwindigkeit wird heftig diskutiert und vor allem auch, dass die Peitschenwegung nicht für die Horizontalbewegung im Transfer auf den Stütz in Frage kommt. Daher werden einige Sprintdrills wie die B´skips skeptisch betrachtet. EMG und EMD sind hier ansatzweise zu betrachten.

Gertrud


RE: Frontside-Mechanics haben tatsächlich keine Korrelation zur maximalen Geschwindigkeit - dominikk85 - 17.01.2021

Ich denke das problem ist umgekehrt: die top Leute können den Impuls in kürzerer Zeit an den Boden bringen und daher die Recovery früher einleiten weil sie einfach mehr 'force" am Boden generieren.

Wenn ein weniger explosiver Sprinter das versuchen würde bevor er das Kraftmaximum erreicht wäre das eher kontraproduktiv weil die Schrittlänge entscheidend ist (Frequenz ist auch wichtig, aber top Männer haben die gleiche Frequenz wie top Frauen und top Junioren, der Unterschied liegt eher in der schrittlänge bei gleichbleibender Frequenz.

Ideal wäre es natürlich Kontaktzeit und Impuls zu erhöhen um Frequenz und Länge zu steigern, aber das geht halt nur über wissenschaftlich ausgedrückt: mehr BummsSmile.

Aber dle Recovery zu starten bevor das Maximum der Kraft erreicht ist ist sicher der falsche Weg.

Sich an Bolts Bewegung zu orientieren ist sicher richtig, aber es muss halt auch die Dynamik am Boden stimmen und nicht nur die äußere Form imitiert werden.


RE: Frontside-Mechanics haben tatsächlich keine Korrelation zur maximalen Geschwindigkeit - dominikk85 - 21.01.2021

Der britische Trainer Jonas dodoo der einige britische top Sprinter trainiert hat verkauft einen Video Kurs über die top Speed mechanics mit Beiträgen von Pfaff und ein paar Wissenschaftlern.
https://twitter.com/EatSleepTrain_/status/1325230140734009345?s=19

Ich habe es nicht gesehen und werde es auch nicht kaufen weil ich keine Sprinter trainiere, aber für Sprint Trainer und Athleten könnte es interessant sein und dürfte dem state of the Art entsprechen


RE: Frontside-Mechanics haben tatsächlich keine Korrelation zur maximalen Geschwindigkeit - MZPTLK - 02.03.2022

Defetcor und Gertrud: vielen Dank!


RE: Frontside-Mechanics haben tatsächlich keine Korrelation zur maximalen Geschwindigkeit - nico - 02.03.2022

wofür "Dank"?


RE: Frontside-Mechanics haben tatsächlich keine Korrelation zur maximalen Geschwindigkeit - lor-olli - 04.03.2022

(02.03.2022, 23:10)nico schrieb: wofür "Dank"?
Vielleicht wegen der Beiträge von beiden, die über den "Smalltalk" hinausgehen? Zur Erinnerung, der thread lautet: Training im Spiegel der Sportwissenschaft…

Ich werde immer ein wenig skeptisch, wenn bei solchen Betrachtungen / Analysen eine spezifische Komponente so dominant in den Vordergrund gerückt wird - zum einen klingelt dann immer leise "Harking" im Hinterkopf, zum anderen wird die Bedeutung des Gesamtpaketes dieser Teilaspekte und ihrer gegenseitigen Einflüsse nicht genug berücksichtigt. (Bei einem System an Stellschrauben, kann ich nicht nur eine justieren…)

Insofern sehe ich Gertruds "Das Ganze ist noch im Fluss" ähnlich (genauso?) - ohne den Untersuchungsgegenstand als solchen abzuwerten - die tatsächliche Bedeutung muss aber erst noch praktisch belegt werden.


RE: Frontside-Mechanics haben tatsächlich keine Korrelation zur maximalen Geschwindigkeit - dominikk85 - 04.03.2022

Ich denke der
Begriff frontside mechanics mit der unterscheidung ab mittelstütz ist falsch, Bolt bricht seinen abdruck nicht im mittelstütz ab, sondern erreicht absolut maximale und teilweise sogar übermaximale streckung in Knie und Hüftgelenk im take off. 
[Bild: Screenshot-20220304-154952-com-google-an...outube.jpg]

Allerdings glaube ich schon das es ein gewisses zeitsparpotential gibt wenn man die ausschwungphase verkürzt, sprich sofort nach dem take off den Fuß zusammen direkt mit kniehub senkrecht nach oben unter den hintern zieht statt lange nach hinten ausschwingen zu lassen, das sollte zumindest etwas frequenzsteigernd wirken und eventuell auch vom timing her einen höheren kniehub erlauben. 

Und der kniehub kann ja die vorbeschleunigung des Fußes zum boden erhöhen und damit den bremsstoß minimieren, so das man im vorderstütz vielleicht nicht aktiv beschleunigt, aber zumindest den abfall der Geschwindigkeit verringert. 

Insofern kann der Gedanke den Schritt nach hinten zu verkürzen vielleicht schon helfen den kniehub "in time" hinzubekommen und dadurch einen aktivieren und weniger bremsenden Fußaufsatz zu haben.