Leichtathletikforum.com
DLV: Schrittlänge entscheidet über Finalteilnahme... - Druckversion

+- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com)
+-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1)
+--- Forum: Training im Spiegel der Sportwissenschaft (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=21)
+--- Thema: DLV: Schrittlänge entscheidet über Finalteilnahme... (/showthread.php?tid=4025)

Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8


RE: DLV: Schrittlänge entscheidet über Finalteilnahme... - Hesse - 28.02.2021

@dominikk85: Der Körper sucht sich leider nicht die "richtigen" Muskeln aus. Wenn die Ischios zuvorderst trainiert werden, werden die auch dominant benutzt. Damit kann man auch 10,05Sek. bei 3m rw laufen aber anscheinend nicht schneller. Neben der richtigen Technik brauchen die Gluteen "Futter" damit es schneller wird. Man muss ja nicht auf die beidbeinige Kniebeuge zurückgreifen. Aufsteiger (nicht nur) mit und ohne Zusatzbelastung, konzentrisch und auch exzentrisch mit variierenden Gewichten belastet sollten uns hier weiter bringen.


RE: DLV: Schrittlänge entscheidet über Finalteilnahme... - Gertrud - 01.03.2021

(28.02.2021, 14:17)Hesse schrieb: @dominikk85: Der Körper sucht sich leider nicht die "richtigen" Muskeln aus. Wenn die Ischios zuvorderst trainiert werden, werden die auch dominant benutzt. Damit kann man auch 10,05Sek. bei 3m rw laufen aber anscheinend nicht schneller. Neben der richtigen Technik brauchen die Gluteen "Futter" damit es schneller wird. Man muss ja nicht auf die beidbeinige Kniebeuge zurückgreifen. Aufsteiger (nicht nur) mit und ohne Zusatzbelastung, konzentrisch und auch exzentrisch mit variierenden Gewichten belastet sollten uns hier weiter bringen.

Man muss bei den Ischios zwischen den vier Anteilen unterscheiden. Zudem muss man sich die Frage stellen, warum dann der defizitäre biceps femoris caput longum reißt???  Wink

Gertrud


RE: DLV: Schrittlänge entscheidet über Finalteilnahme... - Hesse - 01.03.2021

Jep!
Erfreulicherweise gibt es in letzter Zeit auch in D Autoren, die sich den funktionalen Themen auf verständliche Weise nähern.
Ich habe vor einiger Zeit das gefunden: https://www.trainingsworld.com/allgemein/verletzungen-der-oberschenkelrueckseite
Ok, die nordic-curls sind diskussionswürdig aber man bekommt Erklärungen und Anregungen und muss nicht mehr im Trüben fischen.


RE: DLV: Schrittlänge entscheidet über Finalteilnahme... - muffman - 01.03.2021

Ich meine, das ist ein riesen Problem. Ich bin auch nur ehrenamtlicher Trainer, ab einem gewissen Punkt fehlt einfach die Zeit, sich entsprechend in ein Thema einzulesen bzw. ein bisschen in die Tiefe zu gehen. Die Basis wird irgendwie komplett vergessen. Ohne eine starke Basis, Athleten und Trainer, geht es nicht. Bewegt man sich als Trainer mit seinen Athleten auf einem Niveau, bei dem es ab und zu mal für einen Landestitel oder eine Teilnahme bei den Deutschen Meisterschaften reicht, wird einem bei jedem Lehrgang dasselbe aufgetischt und nach dem selben Prinzip verfahren. Seit 20 Jahren. Wie kann das sein? Wieso werden immer nur Übungen der Spitzenathleten für Spitzenathleten gezeigt? Was müssen Trainer in der Basis im Schüler- und Jugendbereich tun, um eine starke Basis und somit einen starken Talent- bzw. Athletenpool für die Übergeordneten Strukturen zu schaffen? Welche Übungen für was und wen? Auf was kommt es an? Genau da wird man als Trainer einfach alleingelassen. Was bringt es mir, wenn 1000 Übungen gezeigt werden, die nun wirklich jeder kennt oder fast nur für Spitzenathleten geeignet sind? Wieso werden Übungen nicht wenigstens richtig eingeordnet? Wie sollen die Trainer da weiterkommen? Nicht jeder kann jede Woche 20 Stunden zusätzlich zu seinem Beruf aufbringen, um in Eigenrecherche sein Wissen zu erweitern und sich zusätzlich noch Übungen überlegen. Die meisten Trainer brauchen einfach die Werkzeuge und ein wenig aktuelles Wissen, wann was wie wieso und bei wem eingesetzt wird und was die Knackpunkte der aktuellen Technikauffassungen sind. Das würde erstmal schon genügen, denn es gibt viele engagierte und gute Trainer im Nachwuchsbereich, man muss sie nur entsprechend füttern. Die Konzepte des DLV und der Landesverbände errreichen momentan leider niemanden außer die Spitzenathleten und Spitzentrainer. Das ist jedenfalls meine Erfahrung. Schade eigentlich.


RE: DLV: Schrittlänge entscheidet über Finalteilnahme... - Gertrud - 01.03.2021

(01.03.2021, 17:00)muffman schrieb: Ich meine, das ist ein riesen Problem. Ich bin auch nur ehrenamtlicher Trainer, ab einem gewissen Punkt fehlt einfach die Zeit, sich entsprechend in ein Thema einzulesen bzw. ein bisschen in die Tiefe zu gehen. Die Basis wird irgendwie komplett vergessen. Ohne eine starke Basis, Athleten und Trainer, geht es nicht. Bewegt man sich als Trainer mit seinen Athleten auf einem Niveau, bei dem es ab und zu mal für einen Landestitel oder eine Teilnahme bei den Deutschen Meisterschaften reicht, wird einem bei jedem Lehrgang dasselbe aufgetischt und nach dem selben Prinzip verfahren. Seit 20 Jahren. Wie kann das sein? Wieso werden immer nur Übungen der Spitzenathleten für Spitzenathleten gezeigt? Was müssen Trainer in der Basis im Schüler- und Jugendbereich tun, um eine starke Basis und somit einen starken Talent- bzw. Athletenpool für die Übergeordneten Strukturen zu schaffen? Welche Übungen für was und wen? Auf was kommt es an? Genau da wird man als Trainer einfach alleingelassen. Was bringt es mir, wenn 1000 Übungen gezeigt werden, die nun wirklich jeder kennt oder fast nur für Spitzenathleten geeignet sind? Wieso werden Übungen nicht wenigstens richtig eingeordnet? Wie sollen die Trainer da weiterkommen? Nicht jeder kann jede Woche 20 Stunden zusätzlich zu seinem Beruf aufbringen, um in Eigenrecherche sein Wissen zu erweitern und sich zusätzlich noch Übungen überlegen. Die meisten Trainer brauchen einfach die Werkzeuge und ein wenig aktuelles Wissen, wann was wie wieso und bei wem eingesetzt wird und was die Knackpunkte der aktuellen Technikauffassungen sind. Das würde erstmal schon genügen, denn es gibt viele engagierte und gute Trainer im Nachwuchsbereich, man muss sie nur entsprechend füttern. Die Konzepte des DLV und der Landesverbände errreichen momentan leider niemanden außer die Spitzenathleten und Spitzentrainer. Das ist jedenfalls meine Erfahrung. Schade eigentlich.

Ihre Aussagen halte ich für sehr beachtenswert und berechtigt. Ich habe ein ganz anderes Format entwickelt, wo ich bei zwei Veranstaltungen genau das vermitteln werde, was Sie fordern. Sie brauchen Hinweise für ihre speziellen AuA, wo die Fehlerursachen liegen und wo Sie den Hebel ansetzen müssen. Außerdem müssen Sie in die Lage versetzt werden, passgenaue Übungen für Ihre Probanden zu entwickeln. Das setzt Referenten voraus, die sehr flexibel, sehr belesen, sehr kreativ schulen können. Welche Übungen muss man als Prophylaxe anbieten?

Ich habe heute Übungen aus dem Internet katalogisiert und einige Übungen sofort abgewandelt und ganz exakt angepasst. Ein derartiges Handwerkszeug muss man Ihnen an die Hand geben. Wie berücksichtigt man individuelle Strukturen? Auch das Erkennen von Talenten will gelernt sein. 

Eine Sache ist natürlich auch klar: Wenn Ihr Athlet sich als Juwel herausstellt, müssen Sie sich entscheiden, ob Sie in der Lage sind, eine adäquate Arbeit inhaltlich und zeitlich leisten zu können oder ob sie das Talent weitergeben. Entscheidend ist nicht die Hauptamtlichkeit, sondern es kommt auf das Können und das Zeitbudget einer Trainerin oder eines Trainers im gehobenen Segment an. Ich habe als Pensionären vor allem für die Weiterbildung und meistens für eine/n AuA auch mehr Zeit als ein Hauptamtlicher.

Gertrud


RE: DLV: Schrittlänge entscheidet über Finalteilnahme... - nico - 01.03.2021

Lieber "muffman", das war für mich der Beste allg. Beitrag den ich hier gelesen habe. Genauso ist es. Ich hoffe es geht dir jetzt etwas besser, und du hast trotzdem weiterhin Freude an deinen Athleten und dem Training.
Die heutigen BT stehen unter einem hohen Druck. Durch ihr Vertragsverhältnis von meistens immer 4 Jahren, müssen sie "liefern" (wie es heutzutage so schön heißt. Früher gab es BT, die sind sogar zu dir gekommen und haben sich deine Trainingsmöglichkeiten angesehen und dann Trainingshinweise gegeben. Ich habe mindesten 3 BT in verschiedenen Disziplinen so erlebt, und zwar ohne dass sie einen finanziellen Zuschuß bekamen. Sie geben ihr besseres Wissen einfach preis. Das ist heute anders. Noch nicht einmal LT interessiert dein heutiges Training mit Kaderathleten. Hauptsache du bringst sie weiter
und wenn´s nur kurzfristig ist - die nächsten kommen ja nach. Das soll
jetzt keine Klage von mir sein, ich mach´s ja freiwillig und habe meine
Freude und Spaß wenn ich der Athletin/Athlet geholfen habe.


RE: DLV: Schrittlänge entscheidet über Finalteilnahme... - dominikk85 - 02.03.2021

Ich Frage mich allerdings auch ob da nicht manchmal gewisse Dinge überinterpretiert werden. Manche Leute lesen irgendwas in irgendeinem Paper und sind dann der Überzeugung das das jetzt der  absolut moderne neue superweg ist der der Schlüssel zum Erfolg ist.

im Endeffekt ist laufen auch nur laufen und es gibt sicher ein paar Fundamentals, aber viele Dinge sind auch einfach Natürlich angeboren and einfach Veranlagung. Da gibt es glaube ich auch einige die da ein magisches elexier verkaufen wollen,


RE: DLV: Schrittlänge entscheidet über Finalteilnahme... - muffman - 02.03.2021

Im Topbereich unterscheiden eben diese Details, vor allem in ihrer Summe, über Erfolg oder Misserfolg.

Man muss das hier im Forum schon differenziert sehen. Gertrud z.B. vertritt mit ihrem Know-how den absoluten Topbereich und geht auch sehr ins Detail. Man muss natürlich filtern, was im Nachwuchsbereich überhaupt (individuell) umsetzbar ist. Die Trainigsgruppen bestehen ja oft aus 6 AthletInnen oder noch viel mehr. Mit talentierten und ehrgeizigen AthletInnen mache ich z.B. manchmal zusätzlich Einzeltraining oder eben Trainingseinheiten in maximal 2er oder 3er Gruppen. Das frisst natürlich wieder Zeit. Gertrud hat schon recht: Es geht um das Zeitbudget und natürlich auch um das Können des Trainers. Um als Trainer sehr gut zu werden braucht man aber auch sehr viel Zeit.

Du hast sicher recht damit, dominikk85, dass manche Sachen (im Hinblick auf die Bewegungsabläufe) einfach angeboren sind. Ich habe auch immer wieder AthletInnen, die beim Sprint-ABC oder koordinativen Sachen 0 klarkommen. Selbst einfachste Übungen werden schon, aus verschiedenen Gründen, zum "Problem". Trotzdem können sie schnell, manchmal auch sehr schnell, sprinten und auch starten. Diese AthletInnen haben einfach ein sehr gutes Gefühl für das schnelle Laufen, da muss man immer sehr genau aufpassen, wo und ob man eingreift. Da muss man wirklich die Übungen finden, die für den Athleten oder die Athletin passen und sie auch voranbringen. Gerade im Hinblick auf mögliche Verletzungen bei solchen Athleten muss man sich dann halt aber schon sehr gut auskennen und genau da hört es bei der Trainerausbildung dann eigentlich spätestens auf und man ist auf sich alleine gestellt. Ich habe das Glück, dass ich einen sehr guten Trainer im Verein habe, der sehr viel Wert auf Verletzungsprophylaxe bei seinen Athleten legt und auch ein Auge für zukünftige Probleme hat. Aber nicht jeder hat einen Profi oder sogar mehrere davon im Verein, die einen da unterstützen können.


RE: DLV: Schrittlänge entscheidet über Finalteilnahme... - muffman - 02.03.2021

(01.03.2021, 22:48)nico schrieb: Lieber "muffman", das war für mich der Beste allg. Beitrag den ich hier gelesen habe. Genauso ist es. Ich hoffe es geht dir jetzt etwas besser, und du hast trotzdem weiterhin Freude an deinen Athleten und dem Training.
Die heutigen BT stehen unter einem hohen Druck. Durch ihr Vertragsverhältnis von meistens immer 4 Jahren, müssen sie "liefern" (wie es heutzutage so schön heißt. Früher gab es BT, die sind sogar zu dir gekommen und haben sich deine Trainingsmöglichkeiten angesehen und dann Trainingshinweise gegeben. Ich habe mindesten 3 BT in verschiedenen Disziplinen so erlebt, und zwar ohne dass sie einen finanziellen Zuschuß bekamen. Sie geben ihr besseres Wissen einfach preis. Das ist heute anders. Noch nicht einmal LT interessiert dein heutiges Training mit Kaderathleten. Hauptsache du bringst sie weiter
und wenn´s nur kurzfristig ist - die nächsten kommen ja nach. Das soll
jetzt keine Klage von mir sein, ich mach´s ja freiwillig und habe meine
Freude und Spaß wenn ich der Athletin/Athlet geholfen habe.

Das ganze System krankt. Ich bekomme das bei mir im Verein auch immer wieder mit, dass die hauptamtlichen Trainer alle 4 Jahre um ihre Verträge kämpfen müssen. Natürlich ist der Leistungssport ein besoderes System. Es geht am Ende um Leistung. Entscheidend sind doch aber die Kriterien die angelegt werden.


RE: DLV: Schrittlänge entscheidet über Finalteilnahme... - Gertrud - 02.03.2021




Deshalb vertrete ich auch für Personen wie mich für eine neben der hauptberuflichen Verpflichtung freie Beschäftigung mit einer Festanstellung als Garant für Unabhängigkeit. Oft seilen sich Trainer/innen vom Trainerberuf zur Funktionärsschiene ab. Das sind nicht immer die erfolgreichsten Trainer/innen.  Wink ‌Entsprechend sind oft auch die Leistungen. Sie steigen aber meistens finanziell auf und sitzen doch einigermaßen fest im Sattel. Das ist im Verband und bei Großvereinen so. Es gibt natürlich auch dort gute Funktionäre. Ich beobachte dort regelrechte Netzwerke, die viele sehr gute Trainer/innen nicht integrieren. 

Die Superposition als Trainer/in ist eine beruflich unabhängige Person oder Pensionär/in mit eigenen Anlagen und Schlüsseln zu entsprechenden Hallen und einer unabhängigen pekuniären Position, in der man notfalls AuA selbst finanzieren kann. Verein: vollkommen gleichgültig.  WinkWinkWinkThumb_up

Was der Verband tun kann? Er kann Trainingszeiten an OSP für Riesentalente freisetzen. 

Jetzt müssen wir aber wieder zum Thema übergehen.

Gertrud