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Quo vadis "Doping-Sünder" ? - Druckversion

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RE: Quo vadis "Doping-Sünder" ? - Atanvarno - 19.08.2014

Die Folgen des Rauchens oder übermäßigen Alkoholkonsums sind genauso schlimm und das tun Millionen von Menschen.
Auf der Schiene (Doping ist schlecht für Deine Gesundheit) wird man niemand vom Doping abhalten können.


RE: Quo vadis "Doping-Sünder" ? - MZPTLK - 19.08.2014

(19.08.2014, 12:20)Atanvarno schrieb: Auf der Schiene (Doping ist schlecht für Deine Gesundheit) wird man niemand vom Doping abhalten können.
Das ist falsch.


RE: Quo vadis "Doping-Sünder" ? - Atanvarno - 19.08.2014

(19.08.2014, 12:21)MZPTLK schrieb:
(19.08.2014, 12:20)Atanvarno schrieb: Auf der Schiene (Doping ist schlecht für Deine Gesundheit) wird man niemand vom Doping abhalten können.
Das ist falsch.

Ok, niemand ist zu stark formuliert, aber nur wenige. Oder glaubst Du ernsthaft, dass die Mehrheit der dopenden Sportler sich der gesundheitlichen Konsequenzen nicht bewusst ist?

s. auch Goldman-Dilemma


RE: Quo vadis "Doping-Sünder" ? - MZPTLK - 19.08.2014

(19.08.2014, 12:38)Atanvarno schrieb:
(19.08.2014, 12:21)MZPTLK schrieb:
(19.08.2014, 12:20)Atanvarno schrieb: Auf der Schiene (Doping ist schlecht für Deine Gesundheit) wird man niemand vom Doping abhalten können.
Das ist falsch.

Ok, niemand ist zu stark formuliert, aber nur wenige. Oder glaubst Du ernsthaft, dass die Mehrheit der dopenden Sportler sich der gesundheitlichen Konsequenzen nicht bewusst ist?

s. auch Goldman-Dilemma
Mehrheit weiss ich nicht.
Was die Doper angeht, hast Du im Wesentlichen recht, aber auch da gibt es Wirkungen, wie sich auch in Zürich gezeigt hat.
Aber Deine Formulierung meinte ja alle(Wettkampf-)Sporttreibenden als potentielle Doper, und da sehe ich zumindest in der deutschen Leichtathletik schon andere Zeiten und andere Bewusstheiten als vor über 20 Jahren. Ich kenne auch einige, die das bedauern, Namen werden natürlich wie immer nicht genannt. Blush

Es gibt einige, die man auf dem Friedhof besuchen kann: Birgit Dressel, Detlef Gerstenberg, Ricky Bruch, Uwe Beyer, Ralf Reichenbach...
Ich kenne einige, wo die Annahme von Dopinggebrauch als Todesursache sehr berechtigt erscheint, Namen werden nicht genannt.
Und ich kenne viele, die mit einschlägigen Problemen kämpfen und deren Lebenserwartung nicht rosig aussieht, Namen werden nicht genannt.


RE: Quo vadis "Doping-Sünder" ? - Diskusmann - 19.08.2014

MZ...'s Aussage kann ich vollinhaltlich nur bestätigen!

Vor allem die bedauernden Aussagen einiger noch aktiver Sportler (bzw. noch nicht lange inaktiver), hier in D nicht mehr (habe ich vor 20 Jahren gehört) bzw. nicht (hörte ich vor nicht allzu langer Zeit) UM anwenden zu können sind bedenklich, zeigen aber, dass es hier restriktiver gehandhabt wird und nicht ganz so einfach ist, an der Kontrolle vorbei zu dopen. Allerdings gibt es auch hier Möglichkeiten und Fälle die mir bekannt sind. Namen werden auch von mir nicht genannt, betreffen aber keine aktuell aktiven bzw. erfolgreichen Athleten...


RE: Quo vadis "Doping-Sünder" ? - Javeling - 19.08.2014

Zitat:Birgit Dressel erreichte in ihrer zehnjährigen Sportlerkarriere fünf ADH-Titel, sie nahm an den Universiaden 1981, 1983 und 1985 sowie einmal an Olympischen Spielen und an Europameisterschaften teil und wurde vier Mal Deutsche Meisterin.

*Sie starb nach explosionsartig verlaufendem Multiorganversagen als Folge eines möglicherweise (!)toxisch-allergisch ausgelösten Kreislaufschocks (Dopingfolge).
Zitat:MZ : Es gibt einige, die man auf dem Friedhof besuchen kann: Birgit Dressel, Detlef Gerstenberg, Ricky Bruch, Uwe Beyer, Ralf Reichenbach...
*Auch hier bei Birgit Dressel und bei Uwe Beyer ist die Todesursache eine Annahme. Bewiesen ist es nicht.


RE: Quo vadis "Doping-Sünder" ? - MZPTLK - 19.08.2014

(19.08.2014, 19:15)Javeling schrieb: *Auch hier bei Birgit Dressel und bei Uwe Beyer ist die Todesursache eine Annahme. Bewiesen ist es nicht.
Uwe Beyer hat 1981 zugegeben, mit Anabolika gedopt zu haben.
Er starb Mitte der neunziger Jahre beim Tennisspielen an einem Herzinfarkt.
Natürlich ist eine Kausalität nicht nachweisbar, das ist ja auch 'das Schöne' für die Zigarettenindustrie, die behauptet immer, dass der Lungenkrebs Veranlagung ist und/oder vom Feinstaub, usw. herrührt.

Bei Birgit Dressel dürfte es eindeutig sein, sie starb durch einen anaphylaktischen Schock, hervorgerufen durch von ihr (ihr Freund und Trainer Thomas Kohlbacher stand beratend zur Seite) bewusst eingenommene Unmengen von Dopingpräparaten und Medikamenten, von denen ihre diversen Ärzte jeweils nur teilweise Kenntnis hatten.

Javeling, ich kann verstehen, dass Du die Mainzer in Schutz nimmst, aber wir brauchen unter uns Pastorentöchtern nun wirklich keinen grundsätzlichen Streit über die auch beim USC praktizierten Mittel und Methoden der siebziger und achtziger Jahre anzufangen.


RE: Quo vadis "Doping-Sünder" ? - Pollux - 20.08.2014

Wie vielen ist der gesundheitliche Aspekt egal? Es gibt Verlautbarungen, dass es Leute gibt, die für ein Stück Olympia-Edelmetall einen frühzeitigen Wohnortwechsel (1,5m unter der Grasnarbe) bereitwillig in Kauf nehmen. Das zeigt dann, wie schwachsinnig Sportler sein können – oder auch die erfolgsbesoffene Sportkultur im Hintergrund. 

Und wie steht es mit der sportwissenschaftlichen/sportärztlichen Verantwortung für den Steroid-Missbrauch der 70er und 80er Jahre? Es gibt inzwischen genügend Belege für die damalige Tendenz, das Anabolika-Doping kleinzuschwurbeln. (Ein schönes Wort, gelle) Mit Begriffskonstrukten wie „Hormonelle Substitution“ (heißt: is nix anderes wie ne Magnesiumtablette) oder  „Therapeutische Indikation“ (heißt: mit der richtigen Behandlung regeneriert man ganz schnell wieder auf Höchstniveau) Von wo aus diese „Umwertung“ ausging, wissen wir. Auch, wer sie mehr oder weniger deutlich übernommen hat. Natürlich könnte man an dieser Stelle einwenden: Das sei ja nicht als Freibrief für einen ausufernden Anabolika-Konsum verstanden worden. Aber das ist nur Zynismus hoch vier. 

Gleichzeitig ist die Frage nach der wissenschaftlichen Verantwortung nur vollständig, wenn man den Glauben im Hintergrund betrachtet. Mit der Frage „quo vadis“ muss nämlich auch der moderne Glaube an die Machbarkeit von allem genannt werden. Also auch der Glaube daran, alle gesundheitlichen Risiken (oder Nebenwirkungen) in den Griff zu bekommen. Auch wenn sich diesbezüglich ein Bewusstseinswandel vollzogen hat: Für manche Leute ist dieser Glaube nicht mal erschüttert- auch nicht an die unbegrenzte Instrumentalisierung des Körpers. 

Quo vadis, Sport? Du kannst so schön – aber auch so unglaublich borniert sein....


RE: Quo vadis "Doping-Sünder" ? - Javeling - 20.08.2014

(19.08.2014, 19:30)MZPTLK schrieb:
(19.08.2014, 19:15)Javeling schrieb: Auch hier bei Birgit Dressel und bei Uwe Beyer ist die Todesursache eine Annahme. Bewiesen ist es nicht.
[...]
Javeling, ich kann verstehen, dass Du die Mainzer in Schutz nimmst, aber wir brauchen unter uns Pastorentöchtern nun wirklich keinen grundsätzlichen Streit über die auch beim USC praktizierten Mittel und Methoden der siebziger und achtziger Jahre anzufangen.
Ich brauche sie ('alle') nicht 'in Schutz' zu nehmen, da gegen die IWR- Antidoping-Regel verstoßen wurde.
Nur kurz : Bei Birgit wurde die Gefahr zur Zeit ihrer Aufnahme in die Uni-Klinik nicht schnell genug erkannt. Deshalb konnten keine geeigneten Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Man ging zunächst von einem Hexenschuss aus. Erst später (leider zu spät !)wurde die Einnahme von Medikamenten im Vorfeld der Erkrankung bekannt. 
Nicht nur ich bin (war ich auch damals) überzeugt, dass bei Kenntnis des Dopingmissbrauchs eine andere Maßnahme erfolgt wäre.
Heinz Engels, Mainz


RE: Quo vadis "Doping-Sünder" ? - MZPTLK - 20.08.2014

(20.08.2014, 10:06)Pollux schrieb: Wie vielen ist der gesundheitliche Aspekt egal? Es gibt Verlautbarungen, dass es Leute gibt, die für ein Stück Olympia-Edelmetall einen frühzeitigen Wohnortwechsel (1,5m unter der Grasnarbe) bereitwillig in Kauf nehmen. Das zeigt dann, wie schwachsinnig Sportler sein können – oder auch die erfolgsbesoffene Sportkultur im Hintergrund. 

Und wie steht es mit der sportwissenschaftlichen/sportärztlichen Verantwortung für den Steroid-Missbrauch der 70er und 80er Jahre? Es gibt inzwischen genügend Belege für die damalige Tendenz, das Anabolika-Doping kleinzuschwurbeln. (Ein schönes Wort, gelle) Mit Begriffskonstrukten wie „Hormonelle Substitution“ (heißt: is nix anderes wie ne Magnesiumtablette) oder  „Therapeutische Indikation“ (heißt: mit der richtigen Behandlung regeneriert man ganz schnell wieder auf Höchstniveau) Von wo aus diese „Umwertung“ ausging, wissen wir. Auch, wer sie mehr oder weniger deutlich übernommen hat. Natürlich könnte man an dieser Stelle einwenden: Das sei ja nicht als Freibrief für einen ausufernden Anabolika-Konsum verstanden worden. Aber das ist nur Zynismus hoch vier. 

Gleichzeitig ist die Frage nach der wissenschaftlichen Verantwortung nur vollständig, wenn man den Glauben im Hintergrund betrachtet. Mit der Frage „quo vadis“ muss nämlich auch der moderne Glaube an die Machbarkeit von allem genannt werden. Also auch der Glaube daran, alle gesundheitlichen Risiken (oder Nebenwirkungen) in den Griff zu bekommen. Auch wenn sich diesbezüglich ein Bewusstseinswandel vollzogen hat: Für manche Leute ist dieser Glaube nicht mal erschüttert- auch nicht an die unbegrenzte Instrumentalisierung des Körpers. 

Quo vadis, Sport? Du kannst so schön – aber auch so unglaublich borniert sein....
Volle Zustimmung! Thumb_up