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Johannes Vetters Vorkampfaus - Ursachen? - Druckversion

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RE: OS Tokio, Tag 9 (07.08) - Freaky - 07.08.2021

(07.08.2021, 19:08)lor-olli schrieb:
(07.08.2021, 18:52)Freaky schrieb:
Zitat:…Ich behaupte mal, der Boden gibt von der Tonne nicht viel zurück. Es wird eher so sein, dass bei Langsprintern nur so viel Energie rein kommt, dass sie auch abgegeben werden kann. Bei Jojo ist es so viel das die "Feder" quasi auf Anschlag geht und dann halt wegknickt.

Das Entscheidende ist, dass ein "starker Stemmer" einen Stand wie ein Gewichtheber braucht um einen stabilen Wurf hin zu bekommen, es geht nicht gar so um kleiner oder großer Rebound sondern darum, dass der Boden "steht" damit sich der einstemmende Fuß stabilisieren kann. (Sieht man  auch bei den Gewichthebern die in Schuhen mit knüppelharten Sohlen auf einem völlig unbeweglichen Boden wettkämpfen).

Die Werfer die aus einem schnellen Lauf mit möglichst viel Schwung abwerfen (Zelesny u.a.) können dies auch auf einem weicheren Boden, weil weil sie den Abwurf eben nicht so deutlich stemmen - Paradebeispiel ist der der heutige Olympiasieger.
Die schnellen Werfer sind nicht so dringend auf einen steifen Boden angewiesen, sie können auf allen Böden werfen, die "starken Stemmer" aber nicht. Da es sich um sehr unterschiedliche Techniken handelt ist das auch nichts was man mal eben umstellt. (Diskuswerfer werfen entweder aus dem Stand ODER aus dem Umsprung, Kugelstoßer gleiten an oder sie drehen, einmal eingeübt "sitzt" die Technik fest)

Es gibt beim Speerwerfen auch noch die Kollegen die mit Rückenwind gut zurecht kommen, andere "brauchen" den Gegenwind. Heute war auch ein eher flacher Abwurf gefragt, da tun sich die Stemenden auch etwas schwer. Theoretisch ist das IMMER einfach…

Schön zusammengefasst.

Der weiche Boden ist für schwere Athleten die sehr stark stemmen einfach Mist.

Kleine Ergänzung dazu von Röhler zu Vetters Würfen:

https://www.eurosport.de/leichtathletik/olympia-tokio-2020/2021/olympia-2021-thomas-rohler-analysiert-das-debakel-um-speerwerfer-johannes-vetter_vid1524624/video.shtml?fbclid=IwAR03IsTZqWu2yTE6WU8jjKrQrxgpdwTNMHN9Z9eagvrmEi3Gb84oLBDm7H4


RE: OS Tokio, Tag 9 (07.08) - Sprunggott - 07.08.2021

(07.08.2021, 18:53)Freaky schrieb:
(07.08.2021, 15:41)Delta schrieb: Alle Experten sagen das gleiche Vetter wirft technisch schlecht und das bestätigen Videos von Zelezny oder Torkildsen. Verliert Vetter ist die Anlage schuld.
Welche Videos von Zelezny und Torkildsen sagen das?
Ich hätte gerne einen Link als Quelle. Ohne Quelle sehe ich das mal als haltlose Behauptung
Habe mir grade mal die ersten beide Würfe in Zeitlupe und HS angesehen - der erste ist eigentlich nicht sooo schlecht. 
Im zweiten und dritten macht er aus meiner amateuhaften Sichtweise: 
Der Impulsschritt ist schon lange vorbei - er slidet dann über den Spann Instabil und ohne Führung zum Stämmen - 
Der Fuß des Stämmbeines ist extrem hoch (im gegensatz zu allen anderen) -Der kommende Impuls läuft durch die Instabilität von rechts auf zu weit links raus - Im Einstämmen von oben nach unten erfolgt auch gleichzeitig ein "ankippen" im FG in die med. Rotation und dem (im Interview angesprochenen) Slide im Stämmen um ca 6-8cm inklusive eines Ausbrechens der Schulterachse im Wurfanzug, was sich zwangsläufig auf die Weite auswirkt. 
Man weiß aber auch seit 5 Jahren was in Tokyo für ein Belag im Stadion liegt. 
Der Inder hat seine Technik immer besser "angepasst", anstatt zu Verzweifeln (deutscher Trainer ?!).


RE: OS Tokio, Tag 9 (07.08) - CoachnEngineer - 07.08.2021

(07.08.2021, 19:08)lor-olli schrieb:
(07.08.2021, 18:52)Freaky schrieb:
Zitat:…Ich behaupte mal, der Boden gibt von der Tonne nicht viel zurück. Es wird eher so sein, dass bei Langsprintern nur so viel Energie rein kommt, dass sie auch abgegeben werden kann. Bei Jojo ist es so viel das die "Feder" quasi auf Anschlag geht und dann halt wegknickt.

Das Entscheidende ist, dass ein "starker Stemmer" einen Stand wie ein Gewichtheber braucht um einen stabilen Wurf hin zu bekommen, es geht nicht gar so um kleiner oder großer Rebound sondern darum, dass der Boden "steht" damit sich der einstemmende Fuß stabilisieren kann. (Sieht man  auch bei den Gewichthebern die in Schuhen mit knüppelharten Sohlen auf einem völlig unbeweglichen Boden wettkämpfen).

Die Werfer die aus einem schnellen Lauf mit möglichst viel Schwung abwerfen (Zelesny u.a.) können dies auch auf einem weicheren Boden, weil weil sie den Abwurf eben nicht so deutlich stemmen - Paradebeispiel ist der der heutige Olympiasieger.
Die schnellen Werfer sind nicht so dringend auf einen steifen Boden angewiesen, sie können auf allen Böden werfen, die "starken Stemmer" aber nicht. Da es sich um sehr unterschiedliche Techniken handelt ist das auch nichts was man mal eben umstellt. (Diskuswerfer werfen entweder aus dem Stand ODER aus dem Umsprung, Kugelstoßer gleiten an oder sie drehen, einmal eingeübt "sitzt" die Technik fest)

Es gibt beim Speerwerfen auch noch die Kollegen die mit Rückenwind gut zurecht kommen, andere "brauchen" den Gegenwind. Heute war auch ein eher flacher Abwurf gefragt, da tun sich die Stemenden auch etwas schwer. Theoretisch ist das IMMER einfach…

Jetzt komm ich mal wieder mit derr Mechanik Big Grin
Bekanntlich gilt für die kinetische Energie E=1/2*m*v^2
Da Szeleszny wesentliche schneller (ca. 35%) schneller angelaufen ist als Vetter, aber nicht nur die Hälfte von  Vetter wiegt (vermute ich mal) ist seine kinetische Energie, die er stoppen musste mindestens genauso hoch gewesen.
Also sind wir doch beim Thema Technik?


RE: OS Tokio, Tag 9 (07.08) - Freaky - 07.08.2021

(07.08.2021, 20:07)CoachnEngineer schrieb:
(07.08.2021, 19:08)lor-olli schrieb:
(07.08.2021, 18:52)Freaky schrieb:
Zitat: 

Jetzt komm ich mal wieder mit derr Mechanik Big Grin
Bekanntlich gilt für die kinetische Energie E=1/2*m*v^2
Da Szeleszny wesentliche schneller (ca. 35%) schneller angelaufen ist als Vetter, aber nicht nur die Hälfte von  Vetter wiegt (vermute ich mal) ist seine kinetische Energie, die er stoppen musste mindestens genauso hoch gewesen.
Also sind wir doch beim Thema Technik?

Grundsätzlich hast du mit deiner Formel recht. ABER: Teufel

Die Frage ist ja erstmal, wie viel der Energie stoppt wirklich der Stemmschritt. Chopra z.B. läuft augenscheinlich auch schneller als Vetter an. Aber er stemmt mit deutlich gebeugten Bein. (siehe Videoerklärung von Röhler)

Dann hat der Vergleich zu Zelezny ein ganz großen Problem: Unterschiedliche Bahnen wirken völlig unterschiedlich. Es hätte einen Wettkampf zwischen den beiden geben müssen. Dann kann man das Vergleichen. Zelezny hat wie Vetter auch ein sehr gestrecktes Bein. Durch die höhere Geschwindigkeit ist es also durchaus denkbar das er auf ähnliche Kraftstoß-Werte kommt. Ob da bei Ihm die Bahn in Tokio gehalten hätte ist reine Spekulation und lässt sich weder beweisen noch widerlegen.

Das einzige was man ja wohl klar festhalten kann: Die Werfer mit der Technik wie Vetter, die die Energie aus einem sehr harten Stemmschritt bekommen haben einen klaren Nachteil. Werfer wie Chopra, die ihre Energie aus einer sehr starken Verwringung ziehen haben deutlich weniger oder gar keine Probleme.

Zelezny wäre an der Stelle insofern interessant gewesen, da er sowohl sehr hart stemmt als auch mit sehr großer Verwringung wirft.


RE: OS Tokio, Tag 9 (07.08) - CoachnEngineer - 07.08.2021

(07.08.2021, 20:28)Freaky schrieb:
(07.08.2021, 20:07)CoachnEngineer schrieb:
(07.08.2021, 19:08)lor-olli schrieb:
(07.08.2021, 18:52)Freaky schrieb:
Zitat: 

Jetzt komm ich mal wieder mit derr Mechanik Big Grin
Bekanntlich gilt für die kinetische Energie E=1/2*m*v^2
Da Szeleszny wesentliche schneller (ca. 35%) schneller angelaufen ist als Vetter, aber nicht nur die Hälfte von  Vetter wiegt (vermute ich mal) ist seine kinetische Energie, die er stoppen musste mindestens genauso hoch gewesen.
Also sind wir doch beim Thema Technik?

Grundsätzlich hast du mit deiner Formel recht. ABER: Teufel

Die Frage ist ja erstmal, wie viel der Energie stoppt wirklich der Stemmschritt. Chopra z.B. läuft augenscheinlich auch schneller als Vetter an. Aber er stemmt mit deutlich gebeugten Bein. (siehe Videoerklärung von Röhler)

Dann hat der Vergleich zu Zelezny ein ganz großen Problem: Unterschiedliche Bahnen wirken völlig unterschiedlich. Es hätte einen Wettkampf zwischen den beiden geben müssen. Dann kann man das Vergleichen. Zelezny hat wie Vetter auch ein sehr gestrecktes Bein. Durch die höhere Geschwindigkeit ist es also durchaus denkbar das er auf ähnliche Kraftstoß-Werte kommt. Ob da bei Ihm die Bahn in Tokio gehalten hätte ist reine Spekulation und lässt sich weder beweisen noch widerlegen.

Das einzige was man ja wohl klar festhalten kann: Die Werfer mit der Technik wie Vetter, die die Energie aus einem sehr harten Stemmschritt bekommen haben einen klaren Nachteil. Werfer wie Chopra, die ihre Energie aus einer sehr starken Verwringung ziehen haben deutlich weniger oder gar keine Probleme.

Zelezny wäre an der Stelle insofern interessant gewesen, da er sowohl sehr hart stemmt als auch mit sehr großer Verwringung wirft.

Ja, da sind wir eben doch bei den Technischen Punkten.
Sollen sich alle Sandplatzspieler beim Tennis beschweren, dass in Tokyo of Hardplatz gespielt wurde. Oder die Radfahrer, die keine Berge fahren können, ja die hatten auch keine Chance auf der Strecke.


RE: OS Tokio, Tag 9 (07.08) - matthias.prenzlau - 07.08.2021

Warum ist Vetter sein erster Versuch nicht wenigstens 5m weiter gegangen?
Das Bein hat doch gestanden!

Wenn ihr mich fragt, war er nicht mehr in der Form der bisherigen Saison.
Und der unpassende Belag hat ihn dann komplett aus der Fassung gebracht.
Aber: Der Belag ist nicht alleine schuld!
Wer das behauptet, lebt in einer Blase.


[geteilt] OS Tokio, Tag 9 (07.08) - Piroschka - 07.08.2021

Die Erklärung: Bahn federd stark sehe ich auch nicht beim Aufsatz seines Fußes, denn dass würde ja bedeuten, dass er den Bodenkontakt verliert. Er setzt einfach zu stark über die Ferse auf; und dort sind halt keine Nägel. Von daher glaube ich auch, dass er sich zusätzlich mit der Forderung zum Kühlen der Bahn einen Bärendienst erwiesen hat. Durch die Kühlbeutel hat sich Wasser auf der Bahn angesammelt und sie war dann zusätzlich feucht.


RE: OS Tokio, Tag 9 (07.08) - Freaky - 07.08.2021

(07.08.2021, 19:26)Sprunggott schrieb:
(07.08.2021, 18:53)Freaky schrieb:
(07.08.2021, 15:41)Delta schrieb:
Man weiß aber auch seit 5 Jahren was in Tokyo für ein Belag im Stadion liegt. 
Der Inder hat seine Technik immer besser "angepasst", anstatt zu Verzweifeln (deutscher Trainer ?!).

Der Belag in Tokio ist eine Neuentwicklung. Ob das vor 5 Jahren bekannt war? Wichtiger als bekannt, wäre ja eine Trainingsmöglichkeit auf dem Belag.

An die besser Informierten hier: Gibt es irgendein Stadion in der Welt mit der gleichen "Feder"-Bahn wie in Tokio?

Zum Stadion in Tokio, Eröffnung war 11/2019. Das einzige was ich über den Belag an Zeiten gefunden habe, ist die Entwicklungsdauer von 3 Jahren. Aber bisher weis ich noch nicht seit wann es den Belag überhaupt gibt


RE: Johannes Vetters Vorkampfaus - Ursachen? - Freaky - 07.08.2021

Im ersten Versuch stand er nicht gut. Er ist zwar nicht gerutscht, das ist richtig aber der Fuß stand nicht stabil.

Schau dir die Analyse von Röhler an. Da sieht man es ganz gut.

Gut, wo ich dir noch zustimmen würde: Im letzten Versuch ist er vermutlich nicht mehr voll drauf gegangen und dadurch ist der Wurf etwas verunglückt. Aber nach dem zweiten Versuch, wo er heftig gerutscht ist und sich ja auch nach der Landung erstmal kurz das Fußgelenk gehalten hat (Dachte kurz er hätte sich wirklich verletzt) ist es auch nur verständlich das einen das aus der Fassung bringt.

Vielleicht war er technisch nicht perfekt heute, aber eine Bahn, die man mit Eis kühlen muss damit sie einigermaßen einen Wettkampf überlebt ist doch grundlegend was falsch.

Von der weiteren Form von Vetter wird man hoffentlich die nächsten Wochen was sehen. Anscheinend wirft er noch 6 Wettkämpfe im Sommer.


RE: [geteilt] OS Tokio, Tag 9 (07.08) - Freaky - 07.08.2021

(07.08.2021, 20:50)Piroschka schrieb: Die Erklärung: Bahn federd stark sehe ich auch nicht beim Aufsatz seines Fußes, denn dass würde ja bedeuten, dass er den Bodenkontakt verliert. Er setzt einfach zu stark über die Ferse auf; und dort sind halt keine Nägel. Von daher glaube ich auch, dass er sich zusätzlich mit der Forderung zum Kühlen der Bahn einen Bärendienst erwiesen hat. Durch die Kühlbeutel hat sich Wasser auf der Bahn angesammelt und sie war dann zusätzlich feucht.

Habe die Frage zwar vorher schonmal jemandem gestellt, aber hier nochmal:

Was hat das Rutschen mit dem KOMPLETTEN Fuß am Boden mit dem Aufsetzten über die Ferse zu tun?