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Wissenschaftliche Begründung von Trainingsinhalten (Energiesysteme) - Druckversion

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Wissenschaftliche Begründung von Trainingsinhalten (Energiesysteme) - Piroschka - 30.09.2021

Durch die Diskussion im Thread “Team ja oder nein oder ja und nein“ würde ich noch einmal auf diesen hier kommen.

Das Kennen der metabolischen Grundlagen bspw. im Sprint ist zwar Grundvoraussetzung und wer suchet, der findet auch. Das Hauptproblem der Literatur ist jedoch, dass es praktisch keine Verknüpfung von physiologischen Erkenntnissen und konkreter Umsetzung gibt. 
Man findet zwar eine Vielzahl von Trainingsprogrammen und dazu auch Erkärungen, welches Ziel verfolgt wird. Was man jedoch nicht findet, sind konkrete Aussagen, welche Schlussfolgerungen im Hinblick auf Laufstrecke, Wiederholungszahl und Pausenlänge aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen konkret folgen.
Oft wird es dann, wenn es ans Eingemachte geht nämlich nebulös. Dann wird pauschal von neuronaler Ermüdung, vollständiger/unvollständiger Regeneration, Aufmerksamkeit etc. gesprochen. Zusätzlich gibt es, um bei dem Beispiel Sprint zu bleiben ja unterschiedliche Laufphasen, als auch, wie ja häufig besprochen, unterschiedliche Energiequellen.
Ich habe zum Beispiel noch keine physiologisch und biochemisch Erklärung dazu gelesen, ob zur Verbesserung der anaeroben Ausdauer für einen 200m-Sprinter es besser ist, Läufe im Bereich eines bereits wieder deutlich abfallenden Kreatinphosphatspiegels zu absolvieren, also eher Wettkampfstrecke, mit ausgedehnter Pause. Oder ob es besser ist, deutlich kürzere Läufe im Bereich des KP-Peaks zu absolvieren und dafür mit sehr kurzen Pausen.
Standardantworten sind dann meist, dass man ja beides braucht. Begründet werden kann dies aber nie.

abgetrennt aus

Optimale Renneinteilung über 800m- positive oder even split?


RE: Optimale Renneinteilung über 800m- positive oder even split? - RalfM - 30.09.2021

Vielleicht auch mehr Praxis statt Theorie. Willi Wülbeck könnte mal sagen, warum sein DR seit 38 Jahren festzementiert ist. 

Die 1500 waren eigentlich schon zu lang für ihn, trotzdem fehlen nur zwei Zehntel auf Dieter Baumann, der ein Jahrzehnt später kam und ja eher der von den 1500 herkommende 5000-Meter-Mann war.

Man sollte mal fragen.

Beides braucht man.

Wäre ich Radrennfahrer, würde ich antworten: Trainieren muss ich mit Flasche , gewinnen, wenn sie leer ist. Wäre ich Läufer, würde ich ableiten, das Trainingsziel geht über die Flasche/das aerobe/das Wiederholbare, hole ich mir unter der Woche, den finalen Kick kreige ich über Rennen oder ganz sparsame Testungen im Training.

Ohne Pseudowissenschaft.


RE: Optimale Renneinteilung über 800m- positive oder even split? - Piroschka - 30.09.2021

Ich glaube, dass eine vermeintliche Erfahrung an solchen speziellen Punkten der Trainingssteuerung häufig zu Fehleinschätzungen führt, da trotz jahrzehntelanger Erfahrung kaum eine Ausgewogenheit unterschiedlicher Trainingsansätze bestanden haben wird. Erst recht nicht im Bezug auf denselben/dieselbe Athlet*in. Zudem ist die Athlet*innenzahl, die von einem Trainer betreut wird, immer noch zu gering, um daraus allgemeingültige Aussagen ableiten zu können.
Aber vielleicht kennt hier ja jemand Literatur, in der wissenschaftlich begründet einzelne Trainingsansätze im Bezug auf das Energiesystem, sowie neuronale Ansteuerung verglichen und Stellung bezogen wird. Mir sind bisher jedenfalls keine bekannt, die über recht einfache Erläuterungen hinausgehen.


RE: Optimale Renneinteilung über 800m- positive oder even split? - Piroschka - 30.09.2021

Um das vielleicht noch zu ergänzen:
Es stellt sich ja auch die Frage, ob es beim Sprinttraining überhaupt sinnvoll ist feste Streckenlängen, Wiederholungszahlen und Pausen vorzugeben.

Gibt es messbare Parameter, ähnlich wie beim aeroben Training, an welcher ich das Training individuell ausrichten kann? 
Gibt es Testverfahren, mit denen während des Laufs ein Laktatspiegel gemessen werden kann, um mir zu sagen, dass ich an einem bestimmten Punkt besser abbreche? Oder eine kontinuierliche Laktatmessung in der Pause, um den besten Zeitpunkt für den nächsten Lauf zu ermitteln. Gibt es Messinstrumente die propriozetorische Stellung von Muskeln live erfassen und frühzeitig zur Verhinderung einer Verletzung einen Bewegungsabbruch einleiten können? Kann man die neuronale Bereitschaft zum Beispiel schnell hormonell bestimmen?


RE: Optimale Renneinteilung über 800m- positive oder even split? - RalfM - 30.09.2021

(30.09.2021, 16:12)Piroschka schrieb:  Zudem ist die Athlet*innenzahl, die von einem Trainer betreut wird, immer noch zu gering, um daraus allgemeingültige Aussagen ableiten zu können.
Aber vielleicht kennt hier ja jemand Literatur, in der wissenschaftlich begründet einzelne Trainingsansätze im Bezug auf das Energiesystem, sowie neuronale Ansteuerung verglichen und Stellung bezogen wird.

Training im Spitzenbereich ist doch immer individuell. Gertrud hat es oft genug gesagt. Statistik hast du als ein Ma Junren, aber wer will das?


RE: Optimale Renneinteilung über 800m- positive oder even split? - Piroschka - 30.09.2021

(30.09.2021, 16:52)RalfM schrieb:
(30.09.2021, 16:12)Piroschka schrieb:  Zudem ist die Athlet*innenzahl, die von einem Trainer betreut wird, immer noch zu gering, um daraus allgemeingültige Aussagen ableiten zu können.
Aber vielleicht kennt hier ja jemand Literatur, in der wissenschaftlich begründet einzelne Trainingsansätze im Bezug auf das Energiesystem, sowie neuronale Ansteuerung verglichen und Stellung bezogen wird.

Training im Spitzenbereich ist doch immer individuell. Gertrud hat es oft genug gesagt. Statistik hast du als ein Ma Junren, aber wer will das?
Es geht mir ja gerade nicht um Statistiken, sondern um wissenschaftliche Nachvollziehbarkeit von Trainingsinhalten. Ein Beispiel hatte ich ja unten mit dem Training für 200m gebracht. Einfach pauschal zu sagen, dass Training individuell ist, zeigt doch, dass man es eben nicht genau weiß worauf man achtet. Ansonsten würde man ja sagen, dass Athlet*in xyz heute genau diese Strecke x-mal mit der Intensität und genau dieser Pause läuft, weil dies unter Berücksichtigung ihres/seines Hormonspiegels zu der Tageszeit und einer maximal muskulär möglichen Rekrutierung aufgrund neuronaler Frische die optimale Abstimmung ist etc. pp.


RE: Optimale Renneinteilung über 800m- positive oder even split? - RalfM - 30.09.2021

(30.09.2021, 17:11)Piroschka schrieb: Es geht mir ja gerade nicht um Statistiken, sondern um wissenschaftliche Nachvollziehbarkeit von Trainingsinhalten.

Einem Trainer ginge es um den Athlet/die Athletin.


RE: Optimale Renneinteilung über 800m- positive oder even split? - Piroschka - 30.09.2021

(30.09.2021, 17:26)RalfM schrieb:
(30.09.2021, 17:11)Piroschka schrieb: Es geht mir ja gerade nicht um Statistiken, sondern um wissenschaftliche Nachvollziehbarkeit von Trainingsinhalten.

Einem Trainer ginge es um den Athlet/die Athletin.
Mit anderen Worten: Du weißt es nicht!
Ansonsten wäre ich ja gespannt auf eine Erklärung?
Wovon hängt es ab, ob du bspw. von der einen Laufeinheit zur nächsten in der darauffolgenden Woche die Anzahl der Läufe steigerst, die Pause zwischen den Läufen reduzierst oder deren Intensität steigerst?


RE: Optimale Renneinteilung über 800m- positive oder even split? - matthias.prenzlau - 30.09.2021

Wer zuviel Wissenschaft daraus macht, versaut es.
Wir sind Menschen und keine Roboter.
Nach Gefühl zu trainieren ist das Schlauste, was man machen kann
und das handhaben alle die ganz oben angekommen sind.

Klar, es gibt Methoden die funktionieren und an denen man sich halten muss.
Aber das ist nur ein grober Rahmen.
Im Detail entscheidet das Bauchgefühl.


RE: Optimale Renneinteilung über 800m- positive oder even split? - Piroschka - 30.09.2021

Ich galube vielmehr, dass man sehr viel Potenzial liegen lässt, wenn man Sachen nicht permanent hinterfragt und versucht zu verbessern. Bauchgefühl kann kurzfristig, wenn man sich unsicher ist nützlich sein (habe ich selbst gemacht), aber mittel- und langfristig ist Bauchgefühl sicher nicht die Strategie, die zur Ausschöpfung des vollen Potenzials führt.