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Louisa Grauvogel trainiert bei Gertrud Schäfer und Dirk Zorn - Druckversion

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Louisa Grauvogel trainiert bei Gertrud Schäfer und Dirk Zorn - Astra - 13.11.2021

Interessant: Louisa Grauvogel verlässt Leverkusen und geht zu Uerdingen/Dormagen.(nach LA.de)
Wollte Leverkusen nicht eine Mehrkampfgruppe aufbauen?


RE: Netzfundstücke - Diak - 14.11.2021

(14.11.2021, 15:33)Sprunggott schrieb: Ich glaube ein Vereinswechsel und der Trainingsstandort sind nicht zwingend in einem Zusammenhang zu sehen. 
Habe die Ehre !

haste Recht, ist in dem Fall aber doch so. *spannende_Überraschung_ankündig*


RE: Netzfundstücke - Gertrud - 14.11.2021

(13.11.2021, 17:06)Astra schrieb: Interessant: Louisa Grauvogel verlässt Leverkusen und geht zu Uerdingen/Dormagen.(nach LA.de)
Wollte Leverkusen nicht eine Mehrkampfgruppe aufbauen?

Ich bringe mal etwas Licht ins Dunkel. Dirk Zorn und ich trainieren Louisa gemeinsam. Wir drei "Alphatiere" verstehen uns sehr gut. Zum Team gehört auch Dr. Conny van Hauten, eine hervorragende Orthopädin. Ich habe Louisa zunächst allein in der Regeneration und Gesundung ihrer enormen gesundheitlichen Probleme über einen langen Zeitraum mit einem Spezialpaket an Übungen immer nach Connys Rat geholfen. Ich mache zudem in Absprache mit Dirk die Planung, weil ich natürlich auf einen guten Fundus zurückgreifen kann. Sie trainiert in Dormagen und in Marl. Wir legen allergrößten Wert auf die Verwendung ausschließlich gesunder Übungen, um langfristig ihren Körper entsprechend hart belastbar zu machen. Es ist kein einfaches Unterfangen.

Es gibt für sie nur den Weg der dualen Karriere. Sie strebt zeitnah den Bachelor in Biotechnologie an.

Gertrud


RE: Netzfundstücke - Atanvarno - 14.11.2021

Obercool Cool ‌ Freut mich für Trainerin und Athletin Thumb_up


RE: Netzfundstücke - Gertrud - 14.11.2021

Momentan versuchen wir mit einer Fülle an Übungen die Disziplinen auszuprägen und zu festigen. Sie soll erst einmal Sicherheit in den Technikvorstellungen erhalten. Dirk und ich ziehen da gewaltig an einem Strick. Das Training soll nie monoton, sondern freudebetont sehr vielseitig ablaufen. Uns stellen sich so Fragen, warum Louisa mit einer stärkeren Sprintzeit als Sabine eine wesentlich geringere Anlaufgeschwindigkeit und somit Leistung beim Weitsprung erzielt hat. Der Grund ist uns nach Recherche bekannt. Warum hat sie als 14jährige Schülerin bereits den Speer sehr weit geworfen und sich praktisch nicht verbessert? Wir versuchen, die Reserven aufzuspüren und - wenn möglich - zu aktivieren. Es liegt eine spannende Zeit vor uns, wobei ihre Zeittaktung schon enorm durch Sport und Studium ist.

Wir versuchen, hier eine Athletin für den DLV und nicht gegen ihn zu guten Leistungen in unserer ganzen Individualität zu bringen. 

Gertrud


RE: Netzfundstücke - Gertrud - 15.11.2021

Ich erkläre hier mal die unterschiedlichen Verfahrensweisen. Als ich Beate Peters trainiert habe, habe ich gesagt: "Ich baue dich so auf, dass die Post in der fortgeschrittenen Atktivenzeit abgeht. In der Zeit sind deine jetzigen Opponenten alle im Speerwurf nicht mehr auf der Bildfläche." So ist es auch gekommen. Ich hätte mir eine Karriere bei Louisa Grauvogel auch so ohne diese ungeheure Trainerfluktuation gewünscht: den Ablauf eines sukzessiven Aufbaus vor allem in prophylaktischer Hinsicht. Sie hat auf ihrem eingeschlagenen Weg enorm an orthopädischen "Federn" lassen müssen, die fast alle bei klugem Aufbau zu verhindern gewesen wären. 

Louisa hat zu mir sinngemäß gesagt, dass man nicht verstehe, dass sie auf finanzielle Vorteile primär nicht eingehe: "Ich will gesund Leistungen bringen!" Sie rief mich eines Tages an und sagte: "Kann ich zu dir kommen? Ich möchte bei dir mehr von der Leichtathletik lernen." Nach den ersten Einheiten habe ich bei ihr grundlegende Kenntnisse von Technik vermisst. Wir haben die Technik regelrecht in den Zubringerübungen "seziert". Dirk Zorn ist ebenso "gestrickt" wie ich. Die Kooperation macht mir sehr viel Freude zum Vorteil von Louisa. Wir können sicherlich nicht versprechen, alles richten zu können; aber wir sind willens, es fachlich ordentlich zu machen. Wir machen uns keinen zeitlichen Stress. Es geht uns um die Anwendung eines gesunden Know Hows. Dass ich so ausgerichtet bin, haben die Trainer und Athletinnen in Malente bei meiner Fortbildung gespürt.

Es kommt bei ihr dazu, dass sie das Studium ebenso akribisch angeht und sie teilweise morgens um 7 Uhr trainiert. Unsere Aufgabe ist, das zu akzeptieren und speziell diesen Fakt in der Planung der zirkadianen Rhythmik zu berücksichtigen. Sie steht in dem Bereich trotzdem unter Aufsicht. Das habe ich bei einem Aufenthalt in Köln so gerichtet. Ich kann mir so ungewöhnliche Planungen aufgrund meiner Unabhängigkeit erlauben. Hier muss vieles umgesetzt werden, dass im Mainstream absolut nicht vorkommt. Dirk und ich setzen Dinge individuell um, die nicht Allgemeingut sind und sein können. 
Vorgegebene Trainingslager passen auch nicht in ihr Lebenskonzept. Nun, dann machen wir es eben anders. Wo liegt das Problem? Wir bauen absolut keinen Druck auf. 

Uns kann keiner abhalten, bei Louisa ohne Druck von Zeit und Geld nur das Richtige nach unserer Ansicht zu tun. Natürlich können jedem auch noch so guten Trainer mal Fehler unterlaufen, weil Körper auch mal versteckte Defekte enthalten.  

Gertrud


RE: Louisa Grauvogel trainiert bei Gertrud Schäfer und Dirk Zorn - lor-olli - 15.11.2021

Freut mich zu lesen!
Ich wünsche einer Athletin die auch gern mal selbstständig denkt nur das Beste, Erfolg und damit vielleicht auch eine Vorbildfunktion für andere Nachwuchskräfte. Vielleicht auch die Erkenntnis, dass eben nicht immer die ausgetretenen oder vom DLV vorgedachten Wege gehen muss …!


RE: Louisa Grauvogel trainiert bei Gertrud Schäfer und Dirk Zorn - Gertrud - 15.11.2021

(15.11.2021, 11:59)lor-olli schrieb: Freut mich zu lesen!
Ich wünsche einer Athletin die auch gern mal selbstständig denkt nur das Beste, Erfolg und damit vielleicht auch eine Vorbildfunktion für andere Nachwuchskräfte. Vielleicht auch die Erkenntnis, dass eben nicht immer die ausgetretenen oder vom DLV vorgedachten Wege gehen muss …!

Genau das möchte ich mit dieser Darstellung zeigen, dass es nicht nur eine Lösung für alle Siebenkämpferinnen z. B. gibt. Es müssen auch nicht alle bei der Polizei oder Bundeswehr landen. Dirk und ich richten uns nach Louisas zeitlichen, physischen und psychischen aktuellen Ressourcen.

Wenn der DLV z.B. Doha richtig analysiert hat, würde es die beiden WM-Titel ohne die "privaten Trainer" gar nicht gegeben haben. Auch wenn man jetzt Malaika Mihambo weitgehend "integriert" (Mir fällt kein anderes Wort ein. Wink ‌) hat, sollte man die enormen Verdienste eines R. Weber nicht in der Versenkung verschwinden lassen. Er war nicht nur der Talententdecker einer M.M., wie ich in einer saarländischen Zeitung lesen konnte. Er war auch wohl der Motor hinter der enormen Leistung von Doha. 

Es wird sich noch drastisch ein neues Problem ergeben. Im DLV gehen viele verdiente Trainer/innen in Rente (zumal die zeitlich limitierten Verträge auch nicht gerade Lust bei jungen Trainern entwickeln, diesen Weg einzuschlagen und sie nur die "Team"-Meinung vertreten dürfen). Sie geben doch nicht alle den "sportlichen Löffel" mit dem Rentendasein ab. Ich würde auch z.B. in Leverkusen einen Trainer wie Gerd Osenberg, der bis zuletzt mit Herzblut auf dem Platz gestanden hat, reaktivieren. Er hat Heike Henkel "den besten Absprungwinkel ever" beigebracht. Er war so unglaublich kreativ. Somit könnte man sportliche und auch soziale Tatsachen miteinander kombinieren. Alt und jung muss kein Gegensatz sein. Hans-Jörg Thomaskamps Pensionierung ist auch nicht mehr so weit, so dass auch dort eine Lücke entsteht. Ich kann den Landesverbänden nur den Tipp geben, diese verdienten Trainer zu Fortbildungen zu animieren oder als Berater oder Talent-Scouts mal hinzuziehen. 

Ich werde z. B. mal eine Fortbildung für Trainer/innen eines benachbarten Vereins unentgeltlich geben, die immer wieder darunter leiden, die Schützlinge abgeben zu müssen. Ich habe sie zufällig auf einer Marler Anlage trainieren sehen. Ich hole sie da ab, wo sie fachlich stehen und versuche, etwas mehr Wissen und Praxis zu vermitteln.

Ich habe den Eindruck, dass der DLV bei allem "Team-Wahn" gar nicht bemerkt, dass uns die Peripherie komplett wegbricht. Wenn man immer nur gewillt ist, den Rahm abzuschöpfen, fehlen auf Dauer die Arbeiter*innen in der sportlichen Diaspora!!! Der Norden benötigt z. B. unbedingt eine gute Halle im Lübecker Raum. Die Trainer*innen stehen ante portas.

Gertrud


RE: Netzfundstücke - aj_runner - 16.11.2021

Zitat:Ich bringe mal etwas Licht ins Dunkel. Dirk Zorn und ich trainieren Louisa gemeinsam. 

Gertrud

Auch von meiner Seite aus Glückwunsch zu dieser Herausforderung. Was ich mir aber am meisten für Sie Wünsche ist, dass Sie bei Wettkämpfen entspannt auf der Tribüne sitzen und genießen können, weil sie wissen, dass die Abläufe so gefestigt sind, dass das Kartenhaus nicht bei jedem kleinen Wackler in sich zusammenbrechen droht.


RE: Netzfundstücke - Gertrud - 16.11.2021

(16.11.2021, 08:24)aj_runner schrieb:
Zitat:Ich bringe mal etwas Licht ins Dunkel. Dirk Zorn und ich trainieren Louisa gemeinsam. 

Gertrud

Auch von meiner Seite aus Glückwunsch zu dieser Herausforderung. Was ich mir aber am meisten für Sie Wünsche ist, dass Sie bei Wettkämpfen entspannt auf der Tribüne sitzen und genießen können, weil sie wissen, dass die Abläufe so gefestigt sind, dass das Kartenhaus nicht bei jedem kleinen Wackler in sich zusammenbrechen droht.

Ich kann überhaupt keine Aussage darüber machen, ob die Sache klappt. Das konnte ich bei Sabine auch nicht. Ich bin keine "Hellseherin". Wir versuchen, einfach nur zu helfen. Ich mache mir selbst auch keinen Druck, das hier veröffentlicht zu haben. Mir selbst ist am liebsten, wenn ich Athletinnen relativ früh bekomme und nicht mit vielen Beeinträchtigungen und Defiziten und wenn´s geht vor Ort in Marl. Sabine und Louisa sind vollkommen anders angelegt und somit auch nicht komplett vergleichbar. Louisas Gesundheit ist für uns vorrangig. Man weiß natürlich nie, wie ein Körper auf bestimmte Stimuli von außen reagiert. 

Insgesamt spreche ich mich flächendeckend für eine solide Grundlage bei Trainerinnen und Trainern auf funktioneller Ebene aus. Ich habe mein Konzept in Malente vorgestellt, erweitere solche Einsätze aber nicht, weil ich mich in meinem Alter auf wenige Schwerpunkte meines Lebens konzentriere. Ich bin jetzt noch in Kienbaum darauf angesprochen worden, mein Wissen zur Verfügung zu stellen. Ich bin mit 77 Jahren natürlich nach allen gesundheitlichen Einschlägen nicht mehr "taufrisch" wie mit 50. 

Gertrud