Leichtathletikforum.com
Louisa Grauvogel trainiert bei Gertrud Schäfer und Dirk Zorn - Druckversion

+- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com)
+-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1)
+--- Forum: Leichtathletik allgemein (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=2)
+--- Thema: Louisa Grauvogel trainiert bei Gertrud Schäfer und Dirk Zorn (/showthread.php?tid=4594)

Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11


RE: Louisa Grauvogel trainiert bei Gertrud Schäfer und Dirk Zorn - Reichtathletik - 12.04.2023

(11.04.2023, 22:06)Kugel22 schrieb: Ich sehe die Doku keineswegs als Absage für den Leistungssport. Im Gegenteil: Hier hängt ein Herz am Sport. Die Athletin hat sich auf einen Weg begeben, der sich als Sackgasse erwiesen hat ( weg von Leverkusen) Morgens um 7 Uhr allein Krafttraining in einem Fitnessstudio in Köln und dann nach weiteren 8 Stunden Arbeit Techniktraining nach langen Fahrwegen in Dormagen und Marl . Wer soll das schaffen? Burnout vorprogrammiert. Dirk Zorn hat es gesagt, sie war müde vom Tag. Hoffentlich schauen auch Laufbahnberater diese Doku und beraten zukünftig besser bei der Auswahl des Studiums und des Trainingsortes.
Das wird aber nicht erwähnt. Der unbedarfte Zuschauer erfährt nur: Leistungssport= Druck und keine ZeitKein Leistungssport= Zeit für Freunde und Familie


RE: Louisa Grauvogel trainiert bei Gertrud Schäfer und Dirk Zorn - Atanvarno - 12.04.2023

Wenn man so eine Perfektionistin wie Grauvogel ist, kann man keine halben Sachen machen. Andere Leute hätte das Studium während der Leistungssportkarriere gestreckt. Den zwei Sätzen aus der Doku nach war ihr Professor da auch eher nicht hilfreich. Neue Dinge zu entdecken hätte es auch in ein paar Jahren noch gegeben, da muss man der Studentin keine Angst machen, dass ihr die entscheidende Chance entgeht, wenn sie für ein paar Jahr nur 50% im Studium gibt.


RE: Louisa Grauvogel trainiert bei Gertrud Schäfer und Dirk Zorn - laulau - 12.04.2023

Das war eine gute Dokumentation. 
Ich sehe das bei meiner Tochter wie schwierig das Phasenweise mit Uni und Leistungssport ist. Diese langen Wege teilweise. Dann kommt die Bahn nicht...dann kommt man zu spät zum Training. Immer Druck dahinter. 
Schnell etwas essen und weiter geht es. 
Für meine Tochter war es ein Segen das viel Online stattgefunden hat. Aber Zeit für Freundschaften außerhalb des Sports hat sie nicht. Ich bewundere die Disziplin vieler Leistungssportler.
Und natürlich sie machen es freiwillig.


RE: Louisa Grauvogel trainiert bei Gertrud Schäfer und Dirk Zorn - Athletix - 12.04.2023

Ich denke, dass wir hier eine gute, sehr ausgewogene Doku gesehen haben. Leider hat Reichtathletik recht, wenn er befürchtet, das der Beitrag bei vielen Zuschauern eine negative Haltung zum Leistungssport fördern könnte.

Das Kernproblem wurde in den Beiträgen von Atanvaro und laulau angesprochen.

Leistungssportler/innen sind oftmals sehr perfektionistische Menschen, die sich selbst über Leistungen definieren . Bis zu einem gewissen Maß ist das für eine erfolgreiche Sportlerkarriere auch förderlich, kann aber - wie im Beispiel von Louisa Grauvogel - auch zu großen Problemen führen.

Es ist aber m. E. nicht so, dass sich Studium, Leistungssport und berufliche Entwicklung sich gegenseitig zwingend ausschließen müssen. Es gibt gerade unter den Leichtathleten zahllose Beispiele dafür, dass sehr erfolgreiche Athleten auch beruflich außerordentlich erfolgreich sind. Der Leistungswille im Sport ist bei vielen halt auch auf anderen Gebieten vorhanden. Das US-Collegesystem zeigt auch, dass Studium und Sport durchaus gleichberechtigt sinnvoll in Einklang zu bringen sind.

Problematisch wird es dann, wenn die Persönlichkeitsstruktur dazu führt, dass möglichst alle Ziele zugleich und in kürzester Zeit erreicht werden sollen. Oft wird das von dritter Seite auch noch unterstützt.

Eine leistungssportliche Karriere ist was die Höchstleistung angeht, meist auf wenige Jahre begrenzt. Ein etwas "gestrecktes" Studium während dieser Zeit kann sicher zu einem erheblich verminderten Stress beitragen. Es ist in den meisten Fällen auch nicht so, dass ein etwas verzögerter intensiver Einstieg in den Beruf nachteilig sein muss. Ebenso können kürzere Wege zwischen Wohnung, Studienort und Trainingsstätte zu zeitlichen Freiräumen und weniger Stress beitragen. Individualität statt zu viele zentrale Vorgaben  (Leistungszentren,Kadermaßnahmen, Trainingslager etc.) können im Ergebnis auch gewinnbringend sein.

Hier kann durch eine vernünftige Herangehensweise oft sehr viel verbessert werden.

Ich gehe schon davon aus, dass Laufbahnberater gute Wege aufzeigen, wie alles optimiert werden kann. Dazu gehört sicherlich auch, dass ein Studium nicht unbedingt in Rekordzeit abgeschlossen werden muss. Die Frage ist aber, ob solche Laufbahnberater/innen bei den Athlet/innen auch entsprechendes Gehör finden.

Wünschenswert wäre vielleicht, wenn auf die Doku zu Louisa Grauvogel ein zweiter Teil folgen würde, der Lösungsmöglichkeiten aufzeigt, die helfen könnten, solche Probleme wie bei Louisa von vornherein zu vermeiden.


RE: Louisa Grauvogel trainiert bei Gertrud Schäfer und Dirk Zorn - Atanvarno - 12.04.2023

(12.04.2023, 14:05)Athletix schrieb: Es ist aber m. E. nicht so, dass sich Studium, Leistungssport und berufliche Entwicklung sich gegenseitig zwingend ausschließen müssen.

Das nicht, aber es gibt Studiengänge, die sich gut mit Leistungssport vereinbaren lassen und solche, bei denen das eher nicht möglich ist. Biochemie gehört, wenn man nicht streckt, meinem Eindruck nach eher zu den letzteren.

Zitat: Dazu gehört sicherlich auch, dass ein Studium nicht unbedingt in Rekordzeit abgeschlossen werden muss. Die Frage ist aber, ob solche Laufbahnberater/innen bei den Athlet/innen auch entsprechendes Gehör finden.

Ganz wichtig: Liebe Athleten lasst euch nicht einreden, dass nur der einen Topjob bekommt, der sein Studium in Regelstudienzeit oder schneller abschließt. Ein guter Personaler weiß zu schätzen, was er an einem Leistungssportler hat, auch wenn der ein paar Semester länger bis zum Abschluss gebraucht hat.


RE: Louisa Grauvogel trainiert bei Gertrud Schäfer und Dirk Zorn - dominikk85 - 12.04.2023

Es gibt ja auch nicht nur studium/Beruf und Sport, sondern auch noch die Bereiche Familie und freunde/Freizeit.

Gerade der letzte Punkt mit Freizeit ist ja der Generation Z oft sehr wichtig, sprich natürlich geht studium und leistungssport gut zusammen, aber dann muss man bei anderen ausgleichsaktivitäten doch stark zurückstecken.

Es gibt Leute die das gut können, die ihr soziales Umfeld und ihren Ausgleich im Sport finden, aber für Leute die daneben noch einen anderen Ausgleich brauchen wird es dann schon ziemlich eng.