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Ludwig Müller, der Held von Augsburg, ist tot - Druckversion

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Ludwig Müller, der Held von Augsburg, ist tot - Halloo - 26.01.2022

Gestern wurde Ludwig 90 Jahre alt. Soeben hat mir seine Tochter Kerstin Susann mitgeteilt, dass Ludwig heute um 13,30 Uhr seinen letzten Kampf verloren hat. Bei der gestrigen Dialyse hat er eine Gehirnblutung gekommen, heute wurden nach dem Hirntot im Beisein seiner Tochter und den Enkelkindern die Geräte abgestellt.
1958 schrieb Ludwig Müller beim Länderkampf gegen die Sowjetunion deutsche Sportgeschichte , als er im 5000-und 10000m Lauf  die als unbezwingbar geltenden russischen Langstreckenläufer sensationell bezwang. Minutenlange Ovationen im vollbesetzten  Augsburger Rosenaustadion. 
Ich lernte Ludwig als einen humorvollen Kameraden kennen, auf den immer Verlass war. Er war ein Vorbild von mir und ist für mich ein Hero ever.
Ich bin traurig.
Mein Beileid gilt der Familie.
Ruhe in Frieden lieber Lutt


RE: Ludwig Müller, der Held von Augsburg, ist tot - nico - 27.01.2022

Ich habe gestern noch nach einer Anschrift gesucht um ihm zu gratulien. Er war wirklich ein lustiger und humorvoller  Typ. Ich hatte das Glück hin und wieder mit ihm trainieren zu dürfen/können. Dabei erzählte er mir sein "Geheimnis" wie mann 15-20 Fußballer (damals KSV Hessen Kassel) hintereinander massieren kann. Heute unmöglich. Er konnte das. R.I.P.


RE: Ludwig Müller, der Held von Augsburg, ist tot - ThomZach - 01.02.2022

Wenn ich mir das nicht eingebildet habe, so muss ich diesen Länderkampf im TV gesehen haben. Und wenig später die Sendung "ZUM BLAUEN BOCK", wo LM von Otto Höpfner interviewt wurde. Ich war elf und erkannte schicksalshaft, dass man nicht Geige Spielen können musste, um berühmt und bewundert zu sein. Viel später war ich auch 2mal im Blauen Bock - bei Heinz Schenk, aber nicht als Hochspringer sondern als Geigersohn. Da durfte ich was singen und ein paar flappsige Sätze sagen. Seichter Spaß in Äppelwoi-Laune. Jedenfalls: Ludwig Müller - mein erster SportHeld! Noch vor Valerie Brumel. Unvergessen...


RE: Ludwig Müller, der Held von Augsburg, ist tot - Halloo - 02.02.2022

(01.02.2022, 19:17)ThomZach schrieb: Wenn ich mir das nicht eingebildet habe, so muss ich diesen Länderkampf im TV gesehen haben. Und wenig später die Sendung "ZUM BLAUEN BOCK", wo LM von Otto Höpfner interviewt wurde. Ich war elf und erkannte schicksalshaft, dass man nicht Geige Spielen können musste, um berühmt und bewundert zu sein. Viel später war ich auch 2mal im Blauen Bock - bei Heinz Schenk, aber nicht als Hochspringer sondern als Geigersohn. Da durfte ich was singen und ein paar flappsige Sätze sagen. Seichter Spaß in Äppelwoi-Laune. Jedenfalls: Ludwig Müller - mein erster SportHeld! Noch vor Valerie Brumel. Unvergessen...

Ich erinnere mich, dass ich den 2. Tag im Fernsehen verfolgen konnte, den ersten im Rundfunk. Wir hatten noch kein TV, etwa 20 Personen drängten sich beim Nachbarn über uns. Die Begeisterung war phänomenal, damals hatte die Leichtathletik noch einen hohen Stellenwert, und Luwig schrieb deutsche Sportgeschichte. Lud (ich schrieb Lutt) lernte ich in 1961 beim Länderkampf in Helsinki persönlich kennen. Er war eine Frohnatur, hatte immer gute Laune und war der Spaßvogel des deutschen Teams. Später waren wir jahrelang Vereinskameraden.
Wie mir seine Tochter mitteilte, musste Lud nach dem festgestellten Hirntod den Kampf gegen sein Herz um ewige Ruhe  gewinnen. Es ist bekannt, dass er ein  außergewöhnlich leistungsstaerkes Herz hatte. 
Den meisten hier im Forum wird den ,Held von Augsburg' kein Begriff mehr sein. Damals zog die LA noch Massen an wie z.B. in Augsburg (85.000) und in Helsinki (ca.65.000).


RE: Ludwig Müller, der Held von Augsburg, ist tot - Halloo - 02.02.2022

(02.02.2022, 16:32)Halloo schrieb:
(01.02.2022, 19:17)ThomZach schrieb: Wenn ich mir das nicht eingebildet habe, so muss ich diesen Länderkampf im TV gesehen haben. Und wenig später die Sendung "ZUM BLAUEN BOCK", wo LM von Otto Höpfner interviewt wurde. Ich war elf und erkannte schicksalshaft, dass man nicht Geige Spielen können musste, um berühmt und bewundert zu sein. Viel später war ich auch 2mal im Blauen Bock - bei Heinz Schenk, aber nicht als Hochspringer sondern als Geigersohn. Da durfte ich was singen und ein paar flappsige Sätze sagen. Seichter Spaß in Äppelwoi-Laune. Jedenfalls: Ludwig Müller - mein erster SportHeld! Noch vor Valerie Brumel. Unvergessen...

Ich erinnere mich, dass ich den 2. Tag im Fernsehen verfolgen konnte, den ersten im Rundfunk. Wir hatten noch kein TV, etwa 20 Personen drängten sich beim Nachbarn über uns. Die Begeisterung war phänomenal, damals hatte die Leichtathletik noch einen hohen Stellenwert, und Luwig schrieb deutsche Sportgeschichte. Lud (ich schrieb Lutt) lernte ich in 1961 beim Länderkampf in Helsinki persönlich kennen. Er war eine Frohnatur, hatte immer gute Laune und war der Spaßvogel des deutschen Teams. Später waren wir jahrelang Vereinskameraden.
Wie mir seine Tochter mitteilte, musste Lud nach dem festgestellten Hirntod den Kampf gegen sein Herz um ewige Ruhe  gewinnen. Es ist bekannt, dass er ein  außergewöhnlich leistungsstaerkes Herz hatte. 
Den meisten hier im Forum wird den ,Held von Augsburg' kein Begriff mehr sein. Damals zog die LA noch Massen an wie z.B. in Augsburg (85.000) und in Helsinki (ca.65.000).

Interessant ist, dass Ludwig nach seinem Triumpf am ersten Tag über die 10.000m nicht eingesetzt werden sollte, sondern Herbert Schade. Ludwig kam ohne Sportsachen in das Stadion.  Da sich Herbert Schade (Olympiadritter 1952 über 5000m) nicht gut fühlte, musste Ludwig kurzfristig ran. Er borgte sich die Hose von Herbert Schade und die (zu kleinen) Spikes von Paul Schmidt (vielfacher deutscher 800m Meister und dreimal Europa-Bronze, später Bundestrainer). Es war eine gute Fügung..


RE: Ludwig Müller, der Held von Augsburg, ist tot - frontrunner800 - 02.02.2022

(02.02.2022, 16:55)Halloo schrieb:
(02.02.2022, 16:32)Halloo schrieb:
(01.02.2022, 19:17)ThomZach schrieb: Wenn ich mir das nicht eingebildet habe, so muss ich diesen Länderkampf im TV gesehen haben. Und wenig später die Sendung "ZUM BLAUEN BOCK", wo LM von Otto Höpfner interviewt wurde. Ich war elf und erkannte schicksalshaft, dass man nicht Geige Spielen können musste, um berühmt und bewundert zu sein. Viel später war ich auch 2mal im Blauen Bock - bei Heinz Schenk, aber nicht als Hochspringer sondern als Geigersohn. Da durfte ich was singen und ein paar flappsige Sätze sagen. Seichter Spaß in Äppelwoi-Laune. Jedenfalls: Ludwig Müller - mein erster SportHeld! Noch vor Valerie Brumel. Unvergessen...

Ich erinnere mich, dass ich den 2. Tag im Fernsehen verfolgen konnte, den ersten im Rundfunk. Wir hatten noch kein TV, etwa 20 Personen drängten sich beim Nachbarn über uns. Die Begeisterung war phänomenal, damals hatte die Leichtathletik noch einen hohen Stellenwert, und Luwig schrieb deutsche Sportgeschichte. Lud (ich schrieb Lutt) lernte ich in 1961 beim Länderkampf in Helsinki persönlich kennen. Er war eine Frohnatur, hatte immer gute Laune und war der Spaßvogel des deutschen Teams. Später waren wir jahrelang Vereinskameraden.
Wie mir seine Tochter mitteilte, musste Lud nach dem festgestellten Hirntod den Kampf gegen sein Herz um ewige Ruhe  gewinnen. Es ist bekannt, dass er ein  außergewöhnlich leistungsstaerkes Herz hatte. 
Den meisten hier im Forum wird den ,Held von Augsburg' kein Begriff mehr sein. Damals zog die LA noch Massen an wie z.B. in Augsburg (85.000) und in Helsinki (ca.65.000).

Interessant ist, dass Ludwig nach seinem Triumpf am ersten Tag über die 10.000m nicht eingesetzt werden sollte, sondern Herbert Schade. Ludwig kam ohne Sportsachen in das Stadion.  Da sich Herbert Schade (Olympiadritter 1952 über 5000m) nicht gut fühlte, musste Ludwig kurzfristig ran. Er borgte sich die Hose von Herbert Schade und die (zu kleinen) Spikes von Paul Schmidt (vielfacher deutscher 800m Meister und dreimal Europa-Bronze, später Bundestrainer). Es war eine gute Fügung..

Vielen Dank für diese Anekdoten aus einer vergangenen Zeit von einem Zeitzeugen, habe die Zeilen gespannt gelesen – wirklich eine Bereicherung.


RE: Ludwig Müller, der Held von Augsburg, ist tot - Halloo - 02.02.2022

(02.02.2022, 18:04)frontrunner800 schrieb:
(02.02.2022, 16:55)Halloo schrieb:
(02.02.2022, 16:32)Halloo schrieb:
(01.02.2022, 19:17)ThomZach schrieb: Wenn ich mir das nicht eingebildet habe, so muss ich diesen Länderkampf im TV gesehen haben. Und wenig später die Sendung "ZUM BLAUEN BOCK", wo LM von Otto Höpfner interviewt wurde. Ich war elf und erkannte schicksalshaft, dass man nicht Geige Spielen können musste, um berühmt und bewundert zu sein. Viel später war ich auch 2mal im Blauen Bock - bei Heinz Schenk, aber nicht als Hochspringer sondern als Geigersohn. Da durfte ich was singen und ein paar flappsige Sätze sagen. Seichter Spaß in Äppelwoi-Laune. Jedenfalls: Ludwig Müller - mein erster SportHeld! Noch vor Valerie Brumel. Unvergessen...

Ich erinnere mich, dass ich den 2. Tag im Fernsehen verfolgen konnte, den ersten im Rundfunk. Wir hatten noch kein TV, etwa 20 Personen drängten sich beim Nachbarn über uns. Die Begeisterung war phänomenal, damals hatte die Leichtathletik noch einen hohen Stellenwert, und Luwig schrieb deutsche Sportgeschichte. Lud (ich schrieb Lutt) lernte ich in 1961 beim Länderkampf in Helsinki persönlich kennen. Er war eine Frohnatur, hatte immer gute Laune und war der Spaßvogel des deutschen Teams. Später waren wir jahrelang Vereinskameraden.
Wie mir seine Tochter mitteilte, musste Lud nach dem festgestellten Hirntod den Kampf gegen sein Herz um ewige Ruhe  gewinnen. Es ist bekannt, dass er ein  außergewöhnlich leistungsstaerkes Herz hatte. 
Den meisten hier im Forum wird den ,Held von Augsburg' kein Begriff mehr sein. Damals zog die LA noch Massen an wie z.B. in Augsburg (85.000) und in Helsinki (ca.65.000).

Interessant ist, dass Ludwig nach seinem Triumpf am ersten Tag über die 10.000m nicht eingesetzt werden sollte, sondern Herbert Schade. Ludwig kam ohne Sportsachen in das Stadion.  Da sich Herbert Schade (Olympiadritter 1952 über 5000m) nicht gut fühlte, musste Ludwig kurzfristig ran. Er borgte sich die Hose von Herbert Schade und die (zu kleinen) Spikes von Paul Schmidt (vielfacher deutscher 800m Meister und dreimal Europa-Bronze, später Bundestrainer). Es war eine gute Fügung..

Vielen Dank für diese Anekdoten aus einer vergangenen Zeit von einem Zeitzeugen, habe die Zeilen gespannt gelesen – wirklich eine Bereicherung.
Frontrunner, das kann man noch im Internet nachlesen. Immer wenn Lud uns in seiner humorigen  Art vom Drum und Dran des 1000m Laufes berichtete,  glaubten das einige nich. 
Neben und nach dem Sport arbeiteten wir beide dei der Stadtverwaltung in Kassel und hatten auch später immer wieder losen Kontakt. Er wohnte mit seiner Frau bis zum zu seinem Tod in der Nähe von Kassel in seinem Eigenheim. Es waren schöne Zeiten mit vielen interessanten Eindrücken und Begegnungen, doch der Sport war immer nur die schönste Nebensache. Wir hatten  einen Fulltimejob, kannten keine Trainingslager und warem TROTZDEM gut.