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Anatomisch strukturelle Disziplinvorkommnisse - normal nicht vorkommend - Druckversion

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Anatomisch strukturelle Disziplinvorkommnisse - normal nicht vorkommend - Gertrud - 03.09.2022

Meine spezielle Frage an die Foristen ist folgende:

1. Warum kommen bei jungen Speerwerfern und Speerwerferinnen z.B. zu einem sehr hohen Prozentsatz interossäre Zysten vor?
2. Welche Beschwerden machen sie oder bleiben sie stumm - hinteres Impingement?
3. Welche Übungen sind Ursache?
4. Welche Übungen wären hilfreich?
5. Werden schon in jungen Jahren die Verletzungswege vorgezeichnet?
6. Mich interessiert der verletzungsfreie Weg von der Stunde 0 an!!! Thumb_up

Es wäre spannend, wenn wir frühzeitig wissen, wie man solche Auswirkungen durch geeignete Übungen umgeht oder auch nicht in Tendenzen produziert, weil sie meistens degenerativ wirken, also schon bei jungen Speerwerfern den Weg vorzeichnen (Schwäche AR und Nervenkompression)?!

Vielleicht gibt es hier auch Orthopädie-Spezialisten, die uns empfehlen können, wo wir sehr präzise ansetzen sollen? Es scheint ja doch eine Überlastung im Speerwurfbereich zu sein, weil sie da sehr häufig auftritt. Haben die vielen Verletzungen unserer Protagonisten bereits hier ihre Ursachen??? Es kommt also wesentlich auf die Positionierung an; daher haben mich auch früher schon nicht die Erfolge im Speerwurf im Jugendalter interessiert. Ich hatte vorrangig andere Schwerpunkte, bin natürlich in den Kenntnissen heute sehr viel weiter.

Gertrud


RE: Anatomisch strukturelle Disziplinvorkommnisse - normal nicht vorkommend - dominikk85 - 05.09.2022

Ich glaube Beweglichkeit und Stabilität im schulterblatt Bereich spielen eine große rolle.

Sprich vor allem das man in der "cocking phase" (also bis zur maximalen außenrotation im obermkopf) keine "Flügelschultern" hat

https://youtu.be/3JI7sgvKi98

Und auch das das schulterblatt beim durchziehen nach oben rotiert

https://youtu.be/r4AaVMYg_6o

Ich vermute mal das es da bei vielen werfern Einschränkungen gibt wo es entweder bereits eine passive fehlstellung gibt oder aber Positionen nicht dynamisch erreicht werden können. 

Auch mangelnde Beweglichkeit in der BWS kann Probleme machen beim eindrehen des arms.


RE: Anatomisch strukturelle Disziplinvorkommnisse - normal nicht vorkommend - Gertrud - 12.09.2022

(05.09.2022, 10:10)dominikk85 schrieb: Ich glaube Beweglichkeit und Stabilität im schulterblatt Bereich spielen eine große rolle.

Sprich vor allem das man in der "cocking phase" (also bis zur maximalen außenrotation im obermkopf) keine "Flügelschultern" hat

https://youtu.be/3JI7sgvKi98

Und auch das das schulterblatt beim durchziehen nach oben rotiert

https://youtu.be/r4AaVMYg_6o

Ich vermute mal das es da bei vielen werfern Einschränkungen gibt wo es entweder bereits eine passive fehlstellung gibt oder aber Positionen nicht dynamisch erreicht werden können. 

Auch mangelnde Beweglichkeit in der BWS kann Probleme machen beim eindrehen des arms.

Ich sage immer: "Der Speerwurf muss eine filigrane Kunst sein und nicht Holzhackerei." Ich meine damit, dass wir strukturgemäß mit unserem Körper umgehen müssen. Übt ein/e Speerwerfer/in zu viel Zug in eine Richtung aus, wird sich z.B. die Kapsel hinten bei bestimmten Bewegungen verdicken und ganz allmählich ihre Stränge an einer Stelle verstärken, die eigentlich sehr dünn ist. Die Kapsel wird folglich dem Oberarmkopf sukzessive eine Bewegungsgrenze setzen, die man nicht gebrauchen kann. Das heißt für uns als Trainer/in, dass wir ganz tief in diese Materie eintauchen müssen. Ich bin fast täglich auf der Suche nach für mich neuen Inhalten, aus denen ich dann meine Ideen entwickele, um solche Limits (Impingements) nicht zu produzieren.

Wir trainieren teilweise durch Kenntnismangel dominant und nicht ausgeglichen. Ich habe immer noch diese unerschöpfliche Leidenschaft, immer besser und damit auch verständnisvoller inhaltlich zu arbeiten. Es macht mir Spaß, in die Strukturen funktionell einzutauchen. Bankdrücken und z.B. auch tiefe Kniebeugen haben da als Zubringer für den Speerwurf nichts zu suchen. Was ich gelenkprotektiv mache und wie ich da dosiere, ist wieder eine ganz andere Sache. Ich beachte die anatomischen, aber vor allem auch die biomechanischen Freiheitsgrade in der Abarbeitung an helikoidalen Strukturen und bin dadurch punktgenau. Kaum ein Speerwurftrainer fragt sich, ob die Überzüge in manch einer Ausführung überhaupt richtig abdecken. Man ist damit gut geworden; also werden sie weiterhin übernommen. Paradigmenwechsel und Disruption mit entsprechenden Tasksforces werden nicht praktiziert. Wir brauchen aber mutige Trainer*innen, denen ein Diktat von irgendeiner Stelle völlig gleichgültig ist, um eben fast 100% verletzungsfrei durchzubringen.  WinkThumb_up

Ich habe den Speerwurf herausgenommen, weil es im deutschen Speerwurf anscheinend nicht ohne gravierende Verletzungen und Operationen nicht geht. Ich gehe aber mit meiner Philosophie von der "scheinbaren" Situation aus. Das ist der "kleine" Unterschied.

Gertrud


RE: Anatomisch strukturelle Disziplinvorkommnisse - normal nicht vorkommend - frontrunner800 - 12.09.2022

(12.09.2022, 04:47)Gertrud schrieb:
(05.09.2022, 10:10)dominikk85 schrieb: Ich glaube Beweglichkeit und Stabilität im schulterblatt Bereich spielen eine große rolle.

Sprich vor allem das man in der "cocking phase" (also bis zur maximalen außenrotation im obermkopf) keine "Flügelschultern" hat

https://youtu.be/3JI7sgvKi98

Und auch das das schulterblatt beim durchziehen nach oben rotiert

https://youtu.be/r4AaVMYg_6o

Ich vermute mal das es da bei vielen werfern Einschränkungen gibt wo es entweder bereits eine passive fehlstellung gibt oder aber Positionen nicht dynamisch erreicht werden können. 

Auch mangelnde Beweglichkeit in der BWS kann Probleme machen beim eindrehen des arms.

Ich sage immer: "Der Speerwurf muss eine filigrane Kunst sein und nicht Holzhackerei." Ich meine damit, dass wir strukturgemäß mit unserem Körper umgehen müssen. Übt ein/e Speerwerfer/in zu viel Zug in eine Richtung aus, wird sich z.B. die Kapsel hinten bei bestimmten Bewegungen verdicken und ganz allmählich ihre Stränge an einer Stelle verstärken, die eigentlich sehr dünn ist. Die Kapsel wird folglich dem Oberarmkopf sukzessive eine Bewegungsgrenze setzen, die man nicht gebrauchen kann. Das heißt für uns als Trainer/in, dass wir ganz tief in diese Materie eintauchen müssen. Ich bin fast täglich auf der Suche nach für mich neuen Inhalten, aus denen ich dann meine Ideen entwickele, um solche Limits (Impingements) nicht zu produzieren.

Wir trainieren teilweise durch Kenntnismangel dominant und nicht ausgeglichen. Ich habe immer noch diese unerschöpfliche Leidenschaft, immer besser und damit auch verständnisvoller inhaltlich zu arbeiten. Es macht mir Spaß, in die Strukturen funktionell einzutauchen. Bankdrücken und z.B. auch tiefe Kniebeugen haben da als Zubringer für den Speerwurf nichts zu suchen. Was ich gelenkprotektiv mache und wie ich da dosiere, ist wieder eine ganz andere Sache. Ich beachte die anatomischen, aber vor allem auch die biomechanischen Freiheitsgrade in der Abarbeitung an helikoidalen Strukturen und bin dadurch punktgenau. Kaum ein Speerwurftrainer fragt sich, ob die Überzüge in manch einer Ausführung überhaupt richtig abdecken. Man ist damit gut geworden; also werden sie weiterhin übernommen. Paradigmenwechsel und Disruption mit entsprechenden Tasksforces werden nicht praktiziert. Wir brauchen aber mutige Trainer*innen, denen ein Diktat von irgendeiner Stelle völlig gleichgültig ist, um eben fast 100% verletzungsfrei durchzubringen.  WinkThumb_up

Ich habe den Speerwurf herausgenommen, weil es im deutschen Speerwurf anscheinend nicht ohne gravierende Verletzungen und Operationen nicht geht. Ich gehe aber mit meiner Philosophie von der "scheinbaren" Situation aus. Das ist der "kleine" Unterschied.

Gertrud

Ausgezeichneter Beitrag Thumb_up


RE: Anatomisch strukturelle Disziplinvorkommnisse - normal nicht vorkommend - Gertrud - 12.09.2022

Korrektur - das eine NICHT war zu viel: Ich habe den Speerwurf herausgenommen, weil es im deutschen Speerwurf anscheinend nicht ohne gravierende Verletzungen und Operationen geht.

Ich widersetze mich auch heute noch in Trainingsangelegenheiten, wenn ich gesundheitlich in funktioneller Weise ganz anderer Meinung bin. Ich habe immer noch diese Aha-Erlebnisse, dass Forscher völlig neue Vorstellungen einbringen. Durch meine Krankheiten bin ich auch sehr an kardio-vaskulären Fortschritten interessiert, an denen ich selbst anscheinend durch funktionelle Manipulationen "drehen" kann. Mir kamen auch sofort Verbesserungen für die Lauf-LA in den Sinn, als ich diese Klasseausarbeitungen zu lesen begann. Ich bin dann völlig in meiner Welt und arbeite kurze Zusammenfassungen aus. 

Ich gewinne immer mehr den Eindruck, dass die Wissenschaft hinsichtlich Forschung noch sehr viele Reserven für die Leichtathletik bereithält. Wir brauchen dazu ein Umfeld und AuA, die bereit sind, absolut professionell zu arbeiten. Das können eben auch Rentner und Pensionäre oder Menschen mit viel Geld und Zeit und einer starken LA-Leidenschaft neben der Hauptberuflichkeit sein.
 WinkThumb_up ‌Es gibt eben viele Wege, gut zu arbeiten.

Gertrud