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Drehstoßtechnik und ihre Tücken - Druckversion

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Drehstoßtechnik und ihre Tücken - Gertrud - 25.06.2023

Der Drehstoß ist weitenmäßig führend. Er hat aber seine Tücken, wenn man als Trainer nicht mit den Tücken vertraut ist. Finger-, Hand- und Ellbogenprobleme lassen grüßen. Wenn man nachlässig arbeitet, kommen irgendwann die Beschwerden. Lunatummalazie und Kahnbeinprobleme sind gravierende Problemzonen, die irgendwann die Physiotherapeuten nicht mehr richten können. Man sollte technisch stark arbeiten, um diese Beschwerden auszuschließen. Ich habe bei den DHM sehr genau beobachtet. Mir war klar, dass einige Probleme bekommen werden oder sogar schon lange mit sich herumschleppen. So kann irgendwann eine gepushte Karriere schnell dem Ende zugehen. Zu einer erfolgreichen Karriere gehört eine Menge Geduld und eine große Menge an Spezialwissen und vor allem akribische Planung.  WinkThumb_up Training nur nach Gefühl und Gusto haben da nichts zu suchen!!! ‌

Gertrud


RE: Drehstoßtechnik und ihre Tücken - Gertrud - 26.06.2023

Warum kommt es zu solchen vielen Verletzungen der oberen Extremität bis hin zur Hand? Ich bin der festen Überzeugung, dass die sukzessive Folge der Gliedmaßen in der vektoriellen Exaktheit nicht beherrscht wird: stopp, go, stopp, go..., release! Ich habe eine ganze Menge an Übungen dafür entwickelt, die diesen Mechanismus zunächst bewegungsmäßig vom Messen losgelöst zu schulen. Wenn das sitzt, setze ich teilweise erst das Bandmaß in Bewegungsausschnitten ein. Diese Übungen werden vom Kugelstoßkreis unabhängig intensiv bewegungsmäßig "eingebrannt". Es kommt auf die Akzentuierung der Bewegungsteile an, welche Gliedmaßen ich einsetze. Dann passiert nur sehr selten, dass ein Stoß über die Finger geht.

a) Technikausschnitte brillant schulen
b) Krafttraining modifizieren
c) faserkonform trainieren 
d) funktionelle Klippen beachten

Wenn wir so durchdacht und in der Balance und in vielen Variationen differenziell allerdings mit Korrekturen trainieren, kann strukturell nicht viel Negatives passieren. 

Gertrud


RE: Drehstoßtechnik und ihre Tücken - Gertrud - 27.06.2023

Fehlerkorrektur: Warum kommt es zu solchen vielen Verletzungen der oberen Extremität bis hin zur Hand? Ich bin der festen Überzeugung, dass die sukzessive Folge der Gliedmaßen in der vektoriellen Exaktheit nicht beherrscht wird: stopp, go, stopp, go..., release! Ich habe eine ganze Menge an Übungen dafür entwickelt, diesen Mechanismus zunächst bewegungsmäßig vom Messen losgelöst zu schulen. Wenn das sitzt, setze ich teilweise erst das Bandmaß in Bewegungsausschnitten ein. Diese Übungen werden vom Kugelstoßkreis unabhängig intensiv bewegungsmäßig "eingebrannt". Es kommt auf die Akzentuierung der Bewegungsteile an, welche Gliedmaßen ich einsetze. Dann passiert nur sehr selten, dass ein Stoß über die Finger geht.a) Technikausschnitte brillant schulenb) Krafttraining modifizierenc) faserkonform trainieren d) funktionelle Klippen beachtenWenn wir so durchdacht und in der Balance und in vielen Variationen differenziell allerdings mit Korrekturen trainieren, kann strukturell nicht viel Negatives passieren. 

a) Technikausschnitte brillant schulen
b) Krafttraining modifizieren
c) faserkonform trainieren 
d) funktionelle Klippen beachten

Wenn wir so durchdacht und in der Balance und in vielen Variationen differenziell allerdings mit Korrekturen trainieren, kann strukturell nicht viel Negatives passieren. 

Gertrud


RE: Drehstoßtechnik und ihre Tücken - Gertrud - 14.04.2024

25.11.2023 Lehrbildreihe Kugelstoßen
misi Ogunleye – erfolgreich mit dem Drehstoß25.11.2023 | Lehrbildreihe KugelstoßYemisi Ogunleye –
WILKO SCHAA"... Aus der Ausgangsposition heraus leitet Yemisi Ogunleye eine kontrollierte Ausholbewegung durch eine Körperlängsachsendrehung um ca. 45 Grad nach rechts ein. Dabei wird der Körperschwerpunkt nicht wie häufig angestrebt begleitend auf das rechte, sondern durch eine der Ausholbewegung entgegenwirkende Abdruckbewegung des rechten Beins in Richtung des linken Beins verschoben."

Dagegen sieht der Crouser-Slide ganz anders aus:

ab 0:58 deutlich zu sehen. https://www.youtube.com/watch?v=huCKuQMkcC4
Man hat den Eindruck, dass er gerade den "Anfahrweg" mit diesem neuen Technikanteil sucht.

Was meint ihr dazu?

Gertrud


RE: Drehstoßtechnik und ihre Tücken - bonesetter - 02.03.2025

Liebe Gertrud,




danke für deinen hervorragenden Beitrag. Gerne hierzu meine sicherlich in teilen subjektive Einschätzung zu Tücken und Möglichkeiten zum Thema Drehstoß.

Kaum eine anderen Wurfdisziplin so sehr individuell in seiner technischen Ausführung und Trainingsinhalte wie der Drehstoß. Fakt ist, gerade kleinere und leichtere Athleten haben hier die Möglichkeit Weltklasse Weiten zu erzielen. Schnelligkeit, Elastizität sowie starke Koordinative Fähigkeiten können 20cm an Körpergröße kompensieren.
Aber auch großgewachsene und besonders athletische Typen können vermeidlich körperlich überlegenen Athleten Paroli bieten.

Nach wie vor ist die Entwicklung des „deutschen“ Drehstoßes immer noch nicht befriedigend und in den Kinderschuhen. Yemisi ist hier tatsächlich einer der sehr wenigen Lichtblicken. Auch Katharina Maisch hat sicherlich sehr ordentliche athletische Fähigkeiten, ist jedoch technisch sehr unruhig unterwegs. B ei den Männern sehen wir immer noch die größte Lücke zur internationalen Spitze. Die Kraftwerte sind hier sicherlich als sekundäre Ursachen zu nennen. Ein hervorragendes Beispiel ist hier Zane Weir der südafrikanische / italienische Athlet der Kraftwerte aufweißt die wahrscheinlich die aktuelle Top 20 in Deutschland alle zu leisten vermögen:


https://www.youtube.com/watch?v=Gm6muwE2uWg

Kraftwerte bei 1:10:38 h !


Dennoch stößt er 22+m wovon die deutsche Elite aktuell 2m entfernt ist. Eine hervorragende Technik mit der Fähigkeit enorme Energie in vorm von Elastizität zu speichern und wieder auf das Wurfgerät zu applizieren sind seine unwahrscheinliche Stärke. Jedoch hat auch er Bereits Probleme mit Hand und Fingergelenken.

Großes Hindernis ist der Zugang und Einstieg. Viel sind immer noch in dem Prinzip „Drehen“ verhaftet. Vielmehr ist es jedoch eine dreh- sprint- dreh Bewegung. Und selbstverständlich müssen hier die Körpergröße des / der Athletin berücksichtigt werden. Für 195cm Ahtleten sind anderen Bewgungs -Wege im Ring nötig als für den Athleten mit 180cm. Dem entsprechend sollten man sich die ein Leitbild mit ähnlicher Körpergröße suchen.
Entscheidend für einen soliden Drehstoß sind die ersten 180° als der „Eingang der Drehung. Fehler die in dieser Position gemacht werden, resultieren in Folgefehlern die nicht korrigiert werden können – der Bewegungsfluß ist schlicht zu schnell. Sie auch:

https://www.hmmrmedia.com/2022/03/6-ways-to-start-in-the-shot-put/


und


https://www.youtube.com/watch?v=IJ3neg9YddA


Viele Profis arbeiten teilweise 80% ihre Zeit am Auftakt / Eingang der Drehung. Dort liegt auch meist der Ursprung von den oben beschriebenen Überlastungssymptomen im Bereich des Stoßarmes. Kahnbeinpathologien, Reizungen der Fingergrundgelenke, Reizungen der Tricepssehnen etc. sind die Folge von regelmäßigen ungünstigen Positionen in der Stoßauslage bzw. mangelnder Separation von Hüft- und Schulterachse. Ein technisch gelungener Stoß wir weniger Verschleiß und Verletzungen hervorrufen als unsaubere Versuche. Wie oben beschrieben können hier koordinativ starke Athleten mit dem Anatomie und Athletik vom Typ „Mehrkämpfer / Speerwerfer“ enorme Weiten erzielen, gerade wenn hier starke Antriebe in den unteren Extremitäten vorhanden sind.


Rolf Österrreich PB( 22,12m) : „Drehstoßer sollten wie Speerwerfer trainieren“

Ähnlich wie die Speerwerfer sollten man auch hier ggf. die Anzahl an intensiven und „harten“ Stößen stark limitieren.
Jedoch kommt es auch häufig zu nicht optimalen Kombination hinsichtlich Anatomie / körperlichen Konstituiton. Wenn der „Motor“ stärker als der „Rahmen“ ist ( Busemann - Phänomen) Was bedeutet der passive Bewegungsapparat muß in der Lage sein, die erzeugte Energie einwandfrei auf das Wurfgerät zu übertragen. Instabile Glieder in der Kette führen häufig zu Überlassungsproblemen ( Ellenbogen und Handgelenke). Gerade die proximalen und distalen Enden des Athleten also Füße und Hände sollten viel mehr Bedeutung geschenkt werden. Wenn ich 100kg Bankdrücken kann, aber nur 75kg aufgrund instabiler Hand- und Fingergelenke auf die Kugel übertragen kann, ist dies nicht kontraproduktiv. Ähnlich in der unteren Extremität 200kg Kniebeuge sind wunderbar, jedoch sollten das untere und obere Sprunggelenk dies unterstützen und auch unter Beschleunigung und Bremskraftstoß tolerieren. Fußarbeit in der Sandgrube sind nichts neues in der LA, vielleicht sollte man dies auch für dies Für die Werfer ergänzend einführen:
https://www.youtube.com/watch?v=iVum3vWlh4Q