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Hürdensprint - Schnelligkeitsvoraussetzungen - Druckversion

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Hürdensprint - Schnelligkeitsvoraussetzungen - c.n.d - 14.09.2023

(14.09.2023, 03:02)Gertrud schrieb:
(13.09.2023, 19:26)c.n.d schrieb: "Ex-Sportdirektor: DLV-Führung für Krise verantwortlich

Für den früheren Chefbundestrainer und Sportdirektor Jürgen Mallow sind die Verantwortlichen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes mit Schuld am medaillenlosen Abschneiden bei der WM in Budapest.
"Die Ursachen dafür liegen im Verband, bei denen, die für den Leistungssport verantwortlich sind", sagte er im Interview der "Stuttgarter Zeitung" und "Stuttgarter Nachrichten". Immer wieder gelte die Maxime: "Alles muss auf den Prüfstand, auch im Vorjahr nach der WM in Eugene. Jetzt wieder? Wo sehen sie Gründe und Lösungsansätze?" (...)

https://www.sportschau.de/newsticker/dpa-ex-sportdirektor-dlv-fuehrung-fuer-krise-verantwortlich-100.html


Auch hier noch mal.

Das ist genau das, was ich seit Jahren anprangere: mehr Individualismus statt Zentralisierung, bessere Trainerqualitäten. Es führt kein Weg an diesen Bereichen vorbei. 

Als ich die DLV-Hürden-Fortbildung in Kaiserau besucht habe, wollten mich fünf Trainer danach kontaktieren. Ich war aber u.a. durch Corona sehr angeschlagen.

Wir haben wissbegierige TuT. Man muss das nur sehr konsequent erkennen und fördern. Es geht einfach nicht, dass TuT mit erheblichen Kenntnisdefiziten z.B. auf die recht gute Jugend losgelassen werden und Hüftfehlstellungen z.B. wie in Kaiserau nicht erkennen und auch nicht mit sehr guten Übungen begleitend verbessern können. Hier stimmt anscheinend der Transfer vom BT Olympia-Topbereich zu den BT und TuT der Jugend nicht oder ist fachlich nicht präsent, was ich weitab von den verantwortlichen Personen nicht beurteilen kann. Es fehlt folglich auch die Kontrolle!!! Das sehe ich auch vorrangig als Aufgabe der Cheftraineretagen an!!!

Ich lege sehr großen Wert auf eine sehr sachkundige Fortbildung. Direkt nach der Hürden-Fortbildung habe ich moniert, dass Camacho-Quinns Trainer mehr den Sprint statt das Hürdentraining mit sehr speziellen Übungen in den Vordergrund gerückt hat und vorgeschlagen, ihn noch einmal mit speziellen Hürdenübungen im Gepäck einzuladen. Der Unterschied zwischen der Hürden-Weltklasse Frauen international und Deutschland besteht vor allem in den Hürdenzeiten. Eine L. Grauvogel hatte ein adäquate, schnelle 100m-Zeit, war aber sehr weit von der Weltklasse Hürden entfernt.  

Diese Wissenserweiterung in ganz speziellen Formen der Technik und funktionellen Anatomie hat zunächst nichts mit den finanziellen Ressourcen zu tun. Die BT müssten nur auf dem allerneuesten Stand sein! WinkThumb_upThumb_upThumb_up

Gertrud
Interessante Aufstellung! Klar wird aus meiner Sicht daraus aber auch, dass sich die Weltspitze über 100m Hürden eben auch durch ein enstprechendes Schnelligkeitslevel mit 100m-Zeiten im Bereich der erweiterten Spitze bewegt. Zeiten die in D. nur eine Hand voll 100m-Sprinterinnen erreicht. Zumal man davon ausgehen muss, dass die 100m-Zeiten der Hürdensprinterinnen unter dem Umstand seltener Läufe zustande kommen. Das macht das In-Beziehung-Setzen ohnehin immer schwer. Für die aktuelle dt. Spitze wie z.B. Franziska Schuster und Marlene Meier findet man wenig 100m-Zeiten die aktuell bzw. belastbar sind. Da gab es offensichtlich 2022 einen Lauf, 2023 gar keinen - und sonst nur deutlich ältere Zeiten. Nimmt man die als Maßstab, käme man bei M.M. z.B. auf eine Differenz von 1,03s - (11,97 zu 13,00) was im Maßstab nicht schlecht wäre.


RE: Nach dem WM-Debakel - Zukunft der Leichtathletik? - Gertrud - 14.09.2023

Zitat:ür die aktuelle dt. Spitze wie z.B. Franziska Schuster und Marlene Meier findet man wenig 100m-Zeiten die aktuell bzw. belastbar sind. Da gab es offensichtlich 2022 einen Lauf, 2023 gar keinen - und sonst nur deutlich ältere Zeiten. Nimmt man die als Maßstab, käme man bei M.M. z.B. auf eine Differenz von 1,03s - (11,97 zu 13,00) was im Maßstab nicht schlecht wäre.

Das ist schon eine gute Differenz. Bei M. Meier würde ich ein Training ohne Hamstringprobleme und mit einem verbesserten Schwungbein wünschen. Es geht natürlich manchmal nicht alles auf einmal abzustellen. Das Schwungbein lässt mich in die Richtung eines bestimmten Fehlers nach dem Motto denken, dass der Fehler nicht immer da augenscheinlich wird, wo man ihn sieht. Ich würde vor allem das Übungsgut nach Fehlern hinsichtlich präziser Hamstring-Trefferquote durchforsten, weil da nur eine geringe Nachlässigkeit große Folgen haben kann. Der Hürdenlauf strapaziert diesen Bereich natürlich enorm. In dem Gebiet müssen sehr viele Zusammenhänge präsent sein. Da sollten im DLV-Hürdentrainerbereich schon TuT tätig sein, die dort fit sind.

Gertrud


RE: Nach dem WM-Debakel - Zukunft der Leichtathletik? - frbcrane2 - 14.09.2023

(14.09.2023, 03:02)Gertrud schrieb: Der Unterschied zwischen der Hürden-Weltklasse Frauen international und Deutschland besteht vor allem in den Hürdenzeiten. Eine L. Grauvogel hatte ein adäquate, schnelle 100m-Zeit, war aber sehr weit von der Weltklasse Hürden entfernt.  
Der Vergleich hinkt aber, Grauvogel war Mehrkämpferin. Von den besten deutschen Hürdensprinterinnen läuft aktuell keine unter 11,70, es fehlt also auch an Geschwindigkeit. Rosina Schneider habe ich bewußt ausgenommen, weil ihre Entwicklung aufgrund ihres Alters und der Verletzung 2021 nicht absehbar ist. Mit 11,42 über 100m (und weiteren Verbesserungen nächstes Jahr) traue ich ihr in den nächsten Jahren sehr viel zu, vor allem ihre Hürdentechnik wirkt auf mich noch nicht ausgereift. Wie ist die Meinung der Experten zur Hürdentechnik von Schneider?


RE: Nach dem WM-Debakel - Zukunft der Leichtathletik? - Gertrud - 14.09.2023

(14.09.2023, 09:02)frbcrane2 schrieb:
(14.09.2023, 03:02)Gertrud schrieb: Der Unterschied zwischen der Hürden-Weltklasse Frauen international und Deutschland besteht vor allem in den Hürdenzeiten. Eine L. Grauvogel hatte ein adäquate, schnelle 100m-Zeit, war aber sehr weit von der Weltklasse Hürden entfernt.  
Der Vergleich hinkt aber, Grauvogel war Mehrkämpferin. Von den besten deutschen Hürdensprinterinnen läuft aktuell keine unter 11,70, es fehlt also auch an Geschwindigkeit. Rosina Schneider habe ich bewußt ausgenommen, weil ihre Entwicklung aufgrund ihres Alters und der Verletzung 2021 nicht absehbar ist. Mit 11,42 über 100m (und weiteren Verbesserungen nächstes Jahr) traue ich ihr in den nächsten Jahren sehr viel zu, vor allem ihre Hürdentechnik wirkt auf mich noch nicht ausgereift. Wie ist die Meinung der Experten zur Hürdentechnik von Schneider?

Die Ausrichtung war aber vor allem stark schnelligkeits- und hürdenmäßig während ihres USA-Aufenthaltes geprägt. Aus meiner Sicht hing das auch mit der fachlichen Herangehensweise des Trainers zusammen. Eine KJT war anscheinend zurecht damit nicht zufrieden. Sie zeigt das Phänomen in diesem Jahr wie die deutsche Fußball-Nationalmannschaft, was ein Trainer ausmachen kann. Ich habe ihn bei der Korrektur im Kugelstoßen beobachtet und sofort gesagt: "So wird das nichts!" 

Louisas schlechte Hürdentechnik war auch ziemlich von der Psyche "betoniert". Hautsache schnell, egal wie ist für mich als Trainerin keine Option!!! Qualität steht an erster Stelle. In solchen Ausprägungen hilft bei einer Technikumstellung nur ein völliger Paradigmenwechsel hinsichtlich Technik und psychischer Ausrichtung. Da sollte kein Stein auf dem anderen bleiben, zumal sie enorme orthopädische Einschränkungen hinnehmen musste. Das Zeitfenster war auch durch ihre Art, alle Seiten des Lebens richtig machen zu wollen, eingeschränkt, was sie auch selbst erkannt, aber nicht abgestellt hat. "Man muss das Eisen schmieden, solange es heiß ist!" Wink

Ich halte ihre Entscheidung für den Beruf und gegen die angehäuften vielen Verletzungen, die man nur durch eine hervorragende funktionelle und disziplintechnisch gute Handhabe richten kann, für absolut richtig. Thumb_up Da wird sie sicherlich erfolgreich sein, was ich ihr auch von ganzem Herzen wünsche. Man kann in einem solchen Kontext keinen guten Leistungssport betreiben. ‌Sie hätte nach meiner Planung auf Ratingen mit Sicherheit eine Leistung im 6400-6500 Punktebereich abgeliefert. Es standen aber einige Dinge in der Konstellation im Weg. Sie war bei ihrem ersten Sportfest in Leverkusen in der Halle auf einem sehr guten Weg, hat dann meine fokussierte Planung auf Ratingen aber nicht befolgt. Ich habe die Konsequenz sofort gespürt. "Man kann nicht auf allen Hochzeiten tanzen!" Für mich war eine weitere Teilnahme an Hürden-Hallenwettkämpfen nicht wichtig, die aber nicht von allen "Teammitgliedern" gestützt wurde.

Man ist und wird immer so gut, wie die Aktionen und Entscheidungen der Athletin es zulassen. Macht man sich die Erfahrungen einer erfolgreichen Trainerin zunutze oder hört man auf andere Töne? Das ist hier die Frage?  Wink ‌Das ist meine Sicht der Dinge. Louisa hat das Recht, eine ganz andere Vorstellung ihrer Laufbahnen zu haben. Sind die Wege kompatibel, kann man zusammen arbeiten. Ansonsten sollte man sich trennen, was ich vollzogen habe, weil ich unglücklich geworden wäre und Louisa vielleicht auch. Wenn zu viele unterschiedliche Menschen an Erfolgen "schrauben", ist das meistens nicht von Erfolgen gekrönt. Ich werde sicherlich nie mehr ein Team mit "Unbekannten" in der gesamten Trainingsmethodik übernehmen. 

Mein "Feuer" erlischt aber durch solche Erfahrungen nicht. Letztens stand eine junge Schülerin mit einer unglaublichen Größe am Turnhalleneingang vor mir. Da springt meine Begeisterung sofort wieder an. 

Gertrud


RE: Hürdensprint - Schnelligkeitsvoraussetzungen - c.n.d - 14.09.2023

Wir hatten ja letztens das Thema schon einmal. Ich meine da ging es um die Qualität der Technik von Tori Amusan. 
Verglichen mit dem Männer-Hürdensprint ist der der Frauen aus meiner Sicht schon deutlich stärker schnelligkeitsdeterminiert. Das hat etwas mit der weniger anspruchsvollen Hürdenhöhe zu tun. Daher würde ich das Kriterium der Schnelligkeit und den Abstand in diesem Bereich zu internationalen Spitze herausstellen.

Ohne dass ich damit jetzt für ein Hauptsache schnell - egal wie argumentieren möchte. Da bin ich voll bei Getrud.


RE: Hürdensprint - Schnelligkeitsvoraussetzungen - Sprunggott - 15.09.2023

Für Frau Schäfers Tabelle
Pam und Cindy konnten "in Form/UWV" die 60m/100m auch in 7,33-7,35s und 11,30s-11,38s /
30m fliegend in 3,0s-3,1s - so langsam ist das nicht. Cindy war zudem eine ausgezeichnete 150m und 200m Sprinterin. 
Das ergibt ein Dif-Slot von ca.1,2s was schon sehr gut ist! 
Die Aufgeführten US Huerdensprinterinnen sind auch schneller als die PB auf WA aussagt - die können alle wenn Form und Bedingungen stimmen 11,0s !


RE: Hürdensprint - Schnelligkeitsvoraussetzungen - MZPTLK - 15.09.2023

Lolo Jones konnte sehr schnelle 100 m laufen.
Brigita Bukovec war viel langsamer.
Beide waren Weltspitze.