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Wie eng muss/sollte ein Trainer-Athleten-Verhältnis sen? - Druckversion

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Wie eng muss/sollte ein Trainer-Athleten-Verhältnis sen? - Annija - 12.01.2024

Guten Abend. Ich habe eine Frage. Wie intim sollte ein Trainer-Athleten-Verhältnis sein?
Zur Erklärung: Im Verein ist ein sehr erfolgreiches Mädchen (18 Jahre)  und ihr Trainer. Nimmt man familiäre Schwierigkeiten in Kauf um die Athletin in internationalen Wettkämpfen zu begleiten? Nimmt man nicht an Trainingslagern vom DLV teil, weil man als junges Mädchen denkt, dass es ohne den Trainer nicht geht? 
Andere gute Athleten sind im Verein frustriert. Dem Trainer interessiert es nicht ob andere Bestleistungen erbringen oder nicht mehr zum Training kommen. Er ist nur auf die Athletin fokussiert. 
Ist das normal?
Ich weiß einfach nicht ob es normal


RE: Wie eng muss/sollte ein Trainer-Athleten-Verhältnis sen? - Diak - 12.01.2024

Liebe Annija,
das ist ein komplexes Thema... zunächste einmal gibt es absolut kein verallgemeinerbares Maß, wie eng Trainer-Athleten-Beziehungen sein müssen. Sehr viele sind eng, das ist normal. Wichtig ist die Frage, wie eng sie sein dürfen, da zählt zunächst die Freiheit der Athletin, die nicht eingeschränkt werden darf, weil die Beziehung zum Trainer zu eng würde. Dass auf ein DLV-Trainingslager verzichtet wird, weil es wichtiger scheint, mit dem eigenen Trainer zu arbeiten, ist völlig normal und häufig richtig. Deine Formulierung ist natürlich recht kritisch, zur mündigen Athletin gehört, dass sie natürlich auch mal ohne den Trainer klarkommen muss, ein 18jähriges Talent aber muss keineswegs mit dem DLV irgendwo hin! Dass Trainer familiäre Schwierigkeiten in Kauf nehmen, um wichtige Wettkämpfe zu begleiten, ist sicher nicht selten, ich kenne keine Zahlen, fände aber die Scheidungsquoten bei Trainern durchaus mal eine Untersuchung wert...
Dass andere Athlet:innen aus dem Fokus geraten passiert, das lässt sich von außen nicht angemessen beurteilen. Häufig wird akzeptiert, dass bessere Athleten mehr Aufmerksamkeit bekommen, Deine Schilderung klingt jedoch nach einem recht extremen Fall. Hier wäre es sicher wünschenswert, wenn eine Vertrauensperson auf den Trainer zugeht und ihm die Wahrnehmung des Umfeldes schildert, damit er sein Verhalten überdenken kann. Gerade wenn es die erste so talentierte Athletin des Trainers sein sollte, entsteht leicht eine besonders enge Bindung, die manchmal nicht nur für das Umfeld problematisch sein kann, sondern auch für die beiden. Insofern wäre es sicher gut, das Thema möglichst ohne Vorwurf und beschreibend statt wertend anzusprechen.


RE: Wie eng muss/sollte ein Trainer-Athleten-Verhältnis sen? - Reichtathletik - 14.01.2024

Deine Beschreibung klingt, als siehst du das ganze sehr kritisch. Leider sind nicht alle Aussagen ganz klar.
Grundsätzlich stimme ich Diak zu, häufig ist eine Coach-Athleten-Bindung sehr eng, sollte jedoch nicht zu eng und auch nur freundschaftlich bleiben. Athleten brauchen freiraum, auch Trainer.
DLV-Maßnahmen in dem alter können bzw. sollten gerne mit Heimtrainer absolviert werden, weil die BT auch diese erreichen wollen. Längere Trainingscamps in dem Alter sind eigentlich fast immer im Verein oder maximal Landesverband besser.

Dass wenn eine Athletin, ein Athlet deutlich besser ist als der Rest er/sie mehr Aufmerksamkeit bekommt, ist normal, die ist auch oft notwendig. Wichtig ist jedoch allen genug Wertschätzung entgegenzubringen. Oft kann es in so fällen hilfreich sein, das Trainerteam zu erweitern, damit die natürlich entstehende Mehrarbeit derart ausgeglichen werden kann, dass niemand unbetreut ist.