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Leichtathleten als Philosophen? - Druckversion

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RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 03.11.2014

Professor Jochen Krautz von der UNI Wuppertal scheint Heidegger gelesen zu haben.
Er schreibt in der Neuen Züricher Zeitung vom 14.7.2014:

'Kompetenzen ohne Bildung - geht das?
Ja, leider, weil man Kompetenzen auch ohne Inhalte trainieren kann.
Bildung ist etwas anderes.
Der sich Bildende sucht die Auseinandersetzung mit dem Fachinhalt,
will den Inhalt verstehen, Zusammenhänge erkennen und Neuland entdecken.
Kurz - er denkt selber.
Das selbständige Denken wird durch Kompetenzen aber weniger gefördert.
Hier geht es vielmehr um Anpassung und trainierbare Fertigkeiten.'


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 26.11.2014

Philosophen weltfremd und nicht alltagstauglich?
Ein nicht auszurottendes Vor-Urteil!

Thales von Milet kam diesem Klischee sehr nah.
Immer ein wenig zerstreut, in Alltagsdingen ungeschickt,
soll er in Gedanken versunken sogar einmal in einen Brunnen gefallen sein.
Und arm sei er ausserdem, unkten die Bürger von Milet,
was ja nur zeige, dass die Philosophie nichts tauge.

Das wollte Thales nicht auf sich sitzen lassen.
Durch seine Studien hatte er Anhaltspunkte dafür,
dass die Olivenernte reichlich ausfallen würde.
Noch im Winter mietete er mit dem wenigen Geld, das er hatte,
sämtliche Olivenpressen in Milet und Umgebung.
Keiner zahlte mehr als er, und Mancher schüttelte den Kopf.
Als die Ernte kam, wurden die Pressen knapp,
und Thales verpachtete so teuer, wie er nur wollte.
Auf diese Weise erlangte er ein Vermögen.

Für Aristoteles, der diese Anekdote in seinem Hauptwerk 'Politik' erzählt,
dient diese Spekulation am Beginn der europäischen Philosophiegeschichte als 'Beweis dafür,
dass es für die Philosophen ein Leichtes ist, reich zu werden, wenn sie dies wollen,
dass es aber nicht das ist, was sie wollen.'

Von dieser Arroganz des Geistesmenschen, wie sie bei Aristoteles durchscheint,
ist auch die lange Geschichte der Philosophie des Reichtums durchzogen.
Wobei die Denker der Antike eine gelassene Haltung zum Reichtum an den Tag legen.
Sie verdammen ihn nicht, sondern setzen ihn quasi voraus.

'Der Weise liebt den Reichtum nicht', schreibt der römische Stoiker Seneca,
'sondern gibt ihm den Vorzug.
Er nimmt ihn nicht in sein Herz, sondern in sein Haus auf,
er verschmäht ihn nicht, wenn er ihn besitzt, sondern behält ihn
und lässt es sich gefallen, dass ihm für hohe Leistung grössere Mittel zur Verfügung stehen.'


RE: Leichtathleten als Philosophen? - Pollux - 17.12.2014

Sportphilosoph G. Polt über Sport als "freiwilliges Soldatentum" und die Theorie der Kopfschmelze


RE: Leichtathleten als Philosophen? - decathlonitis - 17.12.2014

(26.11.2014, 18:27)MZPTLK schrieb: Philosophen weltfremd und nicht alltagstauglich?
Ein nicht auszurottendes Vor-Urteil!

Thales von Milet kam diesem Klischee sehr nah.
Immer ein wenig zerstreut, in Alltagsdingen ungeschickt,
soll er in Gedanken versunken sogar einmal in einen Brunnen gefallen sein.
Und arm sei er ausserdem, unkten die Bürger von Milet,
was ja nur zeige, dass die Philosophie nichts tauge.
Aber ein großer Geist, Vordenker par exellence, der dem Wasser (Meer/Ozeane) eine überragende Bedeutung für alle weitere Naturphänomene zu schrieb, bis hin zur Menschwerdung und der Entwicklung des aufrechten Ganges.

Und sportlich war der Herr wohl auch, da ihm ein berühmter Satz gelang und er damit der erste registrierte Weitspringer gewesen könnte.

Da es von Thales von Milet keine schriftlichen Überlieferungen gab, wurden ihm die  unterschiedlichsten Entdeckungen und Anekdoten wohl auch angedichtet.
So soll er, als er der Venus von Milo andächtig wurde, ob ihrer Schönheit vor Freude im Dreieck gesprungen.
Dass daraus über einen Seitensprung sogar eine Weiterentwicklung des späteren Dreisprunges entstanden sein soll, ist eine sehr waghalsige Vermutung.
Darüber könnten weitere Betrachtungen des Sportphilosophen G.Polt neue Aufschlüsse geben.Wink

La Mer
https://www.youtube.com/watch?v=fztkUuunI7g

Fröhliche Tage
deca


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 17.12.2014

(17.12.2014, 16:07)decathlonitis schrieb: So soll er, als er der Venus von Milo andächtig wurde, ob ihrer Schönheit vor Freude im Dreieck gesprungen.
Das muss aber ein rechteckiges Dreieck gewesen sein, bei einem gleichschenkeligen Angel  hätte der Satz des Thales nicht funktioniert.


RE: Leichtathleten als Philosophen? - Atanvarno - 17.12.2014

(17.12.2014, 21:15)MZPTLK schrieb: Das muss aber ein rechteckiges Dreieck gewesen sein,
Hieß es nicht mal, dass kein Philosoph sein könne, wer nichts von Mathematik verstehe...


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 17.12.2014

(17.12.2014, 22:17)Atanvarno schrieb:
(17.12.2014, 21:15)MZPTLK schrieb: Das muss aber ein rechteckiges Dreieck gewesen sein,
Hieß es nicht mal, dass kein Philosoph sein könne, wer nichts von Mathematik verstehe...
Pythagoras ist im Quarree gesprungen, das ergibt 2 rechtwinklige Dreiecke.
Als ihm das zuviel wurde, hat er die Abkürzung über die Diagonale des Rechtecks genommen.
Die Diagonale des Rechtecks(Sonderfall Quadrat) ist c.
Von da aus ist er im Quadrat gesprungen, wodurch er auf adäquat.. äh aquadrat + bquadrat = cquadrat kam.  Big GrinBig GrinBig Grin

Jedenfalls kann keiner ein guter Mathematiker werden, der nichts von Philosophie versteht.


RE: Leichtathleten als Philosophen? - Hellmuth K l i m m e r - 17.12.2014

(17.12.2014, 16:07)decathlonitis schrieb: Und sportlich war der Herr [Thales v. Milet] wohl auch, da ihm ein berühmter Satz gelang und er damit der erste registrierte Weitspringer gewesen sein könnte.

Dass daraus über einen Seitensprung sogar eine Weiterentwicklung des späteren Dreisprunges entstanden sein soll, ist eine sehr waghalsige Vermutung. / deca


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Danke, deca, dass du den gelegentlich verbiesterten "philosophischen" Diskussionen hier im Forum ein klein wenig den Ernst nimmst. Wink

Zum Seitensprung kann ich als Weitspringer, der das (sitesteps) natürlich   n i e   probierteBlush, auch eine Aussage machen:

Das Beste am Seitensprung ist der Anlauf... Wink , man weiß allerdings nicht genau, wo man landet.Rolleyes

H. Klimmer / sen.
 


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 17.12.2014

(17.12.2014, 22:55)Hellmuth K l i m m e r schrieb: Das Beste am Seitensprung ist der Anlauf... Wink , man weiß allerdings nicht genau, wo man landet.Rolleyes
Thales war Seitenspringer und er ist sogar rückwärts gesprungen.
2 mal im spitzen Angel und einmal im rechten Winkel.
Das war die Erfindung des DreisatzesIdeaHuh...äh Dreisprungs.IdeaHuh

Ich glaube, es war was im Tee. Blush


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 01.01.2015

Poppers einfacher Zugang zur Philosophie(1974):

'Wir alle haben philosophische Vorurteile, die wir unbewusst in uns herumtragen.

Nur solche Experimente können eine Theorie stützen, die darauf angelegt sind, sie zu widerlegen(Falsifikation).
Meistens wird unbewusst in Richtung Verifikation experimentiert.

Alle Wissenschaft ist spekulativ.
Der Positivismus ist anti-spekulativ.

Jeder Mensch hat eine Lebensaufgabe:
sich zu trainieren, so klar wie möglich zu sprechen.
So einfach und verständlich zu formulieren, dass es (intersubjektiv) nachvollziehbar und damit (überhaupt erst) kritisierbar wird.

Darum bin ich(Popper) gegen Diskussion von Begriffen und Definitionen
und für ein einfaches und klares Sprechen.
Begriffe und Definitionen sollten durch Vorschläge ersetzt werden.'

(In Klammern Ergänzungen durch MZPTLK)