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Leichtathleten als Philosophen? - Druckversion

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RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 27.07.2015

Was ist Sport?

MZPTLK: Alles, was der Mensch tut, auch wenn es nicht explizit Sport genannt wird.
Warum? Weil ich ausserstande bin zu klären, wo Leistung anfängt.ConfusedBlush

Pollux: Alles, was losgelöst und unabhängig von der Welt per Ordre de Mufti(s)(Pollux?) als Sport 'zugelassen' und definiert wird.
Ich denke, da bleibt nix übrig.
Oder doch?

ErhellendesIdea dazu in 1-2 Wochen.


RE: Leichtathleten als Philosophen? - Pollux - 27.07.2015

Auf jeden Fall bleibt was übrig! Wenn du es schaffst, dem Mufti ne Bombe unter den Turban zu schmuggeln, dann erkennt der das auf jeden Fall als ne Leistung an. Zumal es sich nach deiner Auffassung eindeutig um Sport handelt. 
Und wenn dich dabei ne Töle anpinkelt – und du sie ordentlich anfeuerst, könnte sogar ganz großer Sport draus werden. Gewissermaßen als Leistungsexplosion! 

Bis dann, Verdunkler! Idea


RE: Leichtathleten als Philosophen? - lor-olli - 27.07.2015

Ich habe mich gefragt woher diese "unterschiedlichen Interpretationen" kommen  - ich denke Interpretation selbst ist gar nicht so unterschiedlich, das Problem ist der Kontext, bzw. das Abweichen von der "reinen Lehre" (in der Sprache der Philosophie).

Pollux Einwände sind berechtigt, wenn man sie ausschließlich "philosophisch" nimmt. Die Leichtathletik ist als Individualsportart bei Philosophen recht beliebt, weil eindeutig. (In der "Leistungsbemessung" und den Regeln) Der professionelle Sport ist aber heute so weitgehend in andere Kontexte verwickelt, dass eine Betrachtung eine genaue Definition des betrachteten Gegenstandes erfordert. Ist etwa Sportpolitik im weitesten Sinne Sport, bzw. kann man das in der Praxis trennen (theoretisch schon). Beispielsweise gehört Taktik durchaus zum Sport (sie prägt z.B. Spiele erheblich), aber es gibt taktische Aspekte die "unsportlich" daherkommen, wie etwa absichtliche Niederlagen, oder deutsch-österreicheichische Fußballunentschieden - oder sollten wir "nicht erbrachte Leistung" formulieren?

Ein Bekannter (Philosoph/Dozent) schien hier mitzulesen, wir diskutierten einige "unserer" Aspekte. Ich verwies ihn z.B. in der Frage der Trennung auf die Facebook-Einträge von K.Gierisch: neues Auto (Sponsor), deutsche Meisterin und WM-Quali in einem Satz und in dieser Reihenfolge (sollte sie hier mitlesen: es ist weder persönlich noch negativ gemeint, es markiert nur meine Aussage). Es wurde eine interessante Diskussion Wink. Auch schön: Blatter-Fußball-"Dollarregen", hat das etwas mit Sport zu tun, bzw. wie trennt man, wenn man bedenkt, das z.B. Katar wohl sonst eher nicht aktiv an einer WM teilnehmen würde… Ist die erbrachte Leistung hier in Millionen Dollar Schmiergeld zu benennen? Sportlich ist die Summe wohl Teufel


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 27.07.2015

(27.07.2015, 18:06)lor-olli schrieb: Ich habe mich gefragt woher diese "unterschiedlichen Interpretationen" kommen  - ich denke Interpretation selbst ist gar nicht so unterschiedlich, das Problem ist der Kontext, bzw. das Abweichen von der "reinen Lehre" (in der Sprache der Philosophie).

Pollux Einwände sind berechtigt, wenn man sie ausschließlich "philosophisch" nimmt. Die Leichtathletik ist als Individualsportart bei Philosophen recht beliebt, weil eindeutig. (In der "Leistungsbemessung" und den Regeln) Der professionelle Sport ist aber heute so weitgehend in andere Kontexte verwickelt, dass eine Betrachtung eine genaue Definition des betrachteten Gegenstandes erfordert.

Ein Bekannter (Philosoph/Dozent) schien hier mitzulesen, wir diskutierten einige "unserer" Aspekte.
Beim Thema Leistung kann es keine eindeutige, allumfassende Definition geben,
auch nicht, wenn man sie auf den Sport beschränkt.
Das wird noch sehr deutlich werden.

Wenn sogenannte Philosophen die Leichtathletik wegen ihrer eindeutigen Regeln und Leistungsmessung mögen, sind es sehr oberflächliche, denkfaule 'Philosophen',.
Im Übrigen geht es hier um den Sport insgesamt.

Nicht nur der professionelle Sport ist in viele Kontexte verwickelt.

Hier lesen viele beamtete Philos mit, wehe, wenn ich die beim Klauen unserer geistigen Ergüsse erwische!


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 27.07.2015

(27.07.2015, 04:50)Pollux schrieb: „Arbeit und Existenzkampf ist Sport.“ So einen gefährlichen Nonsens muss man sich aber mal auf der Zunge zergehen lassen! 

Es gibt freilich Leute, die würden die Frage, warum sie arbeiten, nicht mit diesem Bezug beantworten. Sondern erklären: „Arbeit ist für mich Selbstverwirklichung“. In dem Fall kann auch Arbeit Selbstzweck sein.

Der Sport als Selbstzweck steht in Wirklichkeit dem Spiel näher als der Arbeit. Denn das Spiel ist Inbegriff jener Tätigkeiten, die keinen existenzialen Bezug aufweisen. Und ihren Zweck in sich selbst tragen.
Wie wäre es mal mit ideologieifreiem, dialektischem Denken ohne Berührungsängste?

Der Selbstzweck bezieht sich doch auf die Arbeit als solche und nicht auf die arbeitende Person, die sich mittels Arbeit zu verwirklichen sucht?
Instrumentalisierung der Arbeit?

In den Sozial- und Wirtschaftwissenschaften ist die Spieltheorie längst zu einem wichtigen Befruchter geworden.
Die meisten Impulse kommen dabei aus dem angelsächsischen Raum: Unis, Thinktanks, Silicon Valley, Hollywood...

Das Denken in Alterativen, in Szenarien, die Frage: was wäre wenn..., das Durchspielen von Plan B, C, usw. ist in Deutschland traditionell unterentwickelt.
Sogar beim Militär der Kaiser- und Hitlerzeit.
Und bei den Historikern schon immer sträflich vernachlässigt oder sogar verboten gewesen.
Und dann quatschen die immer, man solle aus der Geschichte lernen.Angry


RE: Leichtathleten als Philosophen? - Pollux - 28.07.2015

(27.07.2015, 18:06)lor-olli schrieb: Ich habe mich gefragt woher diese "unterschiedlichen Interpretationen" kommen  - ich denke Interpretation selbst ist gar nicht so unterschiedlich, das Problem ist der Kontext, bzw. das Abweichen von der "reinen Lehre" (in der Sprache der Philosophie).

(...)  Der professionelle Sport ist aber heute so weitgehend in andere Kontexte verwickelt, dass eine Betrachtung eine genaue Definition des betrachteten Gegenstandes erfordert. Ist etwa Sportpolitik im weitesten Sinne Sport, bzw. kann man das in der Praxis trennen (theoretisch schon). Beispielsweise gehört Taktik durchaus zum Sport (sie prägt z.B. Spiele erheblich), aber es gibt taktische Aspekte die "unsportlich" daherkommen, wie etwa absichtliche Niederlagen, oder deutsch-österreicheichische Fußballunentschieden - oder sollten wir "nicht erbrachte Leistung" formulieren? (...) 

Man muss kein übergroßes Fass aufmachen, Lor-Olli! Es reicht, wenn man sagt: Von Sport zu reden, heißt immer auch von ...... zu reden. Sonst würden wir z.B. Worte wie „Schwalbenkönig“ nicht wirklich verstehen. Oder solche Wendungen wie "etwas sportlich nehmen“. Upps, jetzt bin ich gerade vom Leistungsparadigma abgewichen. Wie das wohl kommen konnte?  Smile

PS: Solche kleinen Fässer aufzumachen, bringt manche Leute trotzdem in große Verlegenheit. Sie suchen dann nach der ganz ultimativen Definition. Als wenn sie nicht wüssten, wo das hinführt.Oder meist du, ein Physiker könnte dir eine Definition von "Physik" nahebringen, für die er nicht - von mindestens - 100 Kollegen eins auf die Mütze kriegt? IN der Sprachwiss. konnte man sich - glaube ich - bis heute nicht verbindlich darauf einigen, was ein Satz ist. Aber man muss diesem Zwang nicht unterliegen, um zu wissen, wovon man redet.  


RE: Leichtathleten als Philosophen? - Pollux - 28.07.2015

(27.07.2015, 22:27)MZPTLK schrieb: Wie wäre es mal mit ideologieifreiem, dialektischem Denken ohne Berührungsängste?

Der Selbstzweck bezieht sich doch auf die Arbeit als solche und nicht auf die arbeitende Person, die sich mittels Arbeit zu verwirklichen sucht?
Instrumentalisierung der Arbeit?

In den Sozial- und Wirtschaftwissenschaften ist die Spieltheorie längst zu einem wichtigen Befruchter geworden.
Die meisten Impulse kommen dabei aus dem angelsächsischen Raum: Unis, Thinktanks, Silicon Valley, Hollywood...

Das Denken in Alterativen, in Szenarien, die Frage: was wäre wenn..., das Durchspielen von Plan B, C, usw. ist in Deutschland traditionell unterentwickelt.
Sogar beim Militär der Kaiser- und Hitlerzeit.
Und bei den Historikern schon immer sträflich vernachlässigt oder sogar verboten gewesen.
Und dann quatschen die immer, man solle aus der Geschichte lernen.Angry

Musst jetzt nicht wieder gekonnt ablenken. Du weißt genau, wo der prekäre Ausgangspunkt der Diskussion lag! Brauchst also keinen Nebenschauplatz aufsuchen, um... 


RE: Leichtathleten als Philosophen? - Hellmuth K l i m m e r - 28.07.2015

@ Ihr Alleinunterhalter Pollux und MZPTLK, ihr viel gelesenen "Philosophen". Wink

Wenn ich den lateinischen Begriff "genuin" ---> echt, natürlich, unverfälscht, ... lese, denke ich immer nur an Walter JENS, der anlässlich des 100jährigen Verbandsjubiläum des DLV (4.7.98) in Berlin den deutschen Leichtathleten Otto PELTZER als "den genuinen Nachfahren Odysseus'" , als  d e n  "intelligenten, solidarisch eigenwilligen Leichtathleten" bezeichnet hatte.

Bestimmt hatte der Professor, der schon 1990(!) aktiv gegen Ausländerfeindlichkeit gegen Türken, Kurden, Syrier und die Entscheidungen deutscher Ausländerbehörden auftrat, als Altruist und Gräzist im Hinterkopf, wie Peltzer im Hitler-Deutschland im KZ geschunden worden war.

Darüber zu philosophieren, hielte ich hier bei "Leichtathleten als Philosophen?" für wirklich interessant. Undecided

H. Klimmer / sen.


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 28.07.2015

(28.07.2015, 10:38)Hellmuth K l i m m e r schrieb: ...Leichtathleten Otto PELTZER als "den genuinen Nachfahren Odysseus'" , als  d e n  "intelligenten, solidarisch eigenwilligen Leichtathleten" bezeichnet hatte.
Darüber zu philosophieren, hielte ich hier bei "Leichtathleten als Philosophen?" für wirklich interessant. Undecided
Mach doch.


RE: Leichtathleten als Philosophen? - lor-olli - 28.07.2015

@Pollux
"übergroßes Fass" trifft es genau, denn auch hier sei die Frage gestattet welches der Fässer Du meinst! Den gesellschaftlich allgemein bekannten Begriff kennt fast jeder "native speaker", bei Nicht-Muttersprachlern wird es schon schwieriger und in der Jugendsprache von vor ein paar Jahren bezeichnete der Begriff: "ein Fass aufmachen" einen Spezialisten oder Fachmann… - nur damit man abklärt worüber wir reden.

In der Fachsprache (nahezu JEDER!) haben umgangssprachliche Begriffe oft andere, oder weitgehender, manchmal sogar widersprüchliche Konnotationen zum Original. Der Satz als solcher gilt als geklärt, allerdings hat er bei Chomsky und seiner generativen Grammatik eine andere Bedeutung als bei de Saussure (strukturelle Linguistik) - es kommt also auf den Zusammenhang an und die verschiedenen "Parteien" ließen es in der Diskussion darum, hoch hergehen (Chomsky und seine Wortgewalt mischen auch heute noch das politische Establishment in den USA auf, gerade erst wieder mit einer Petition gegen automatisierte Kriegsmaschinen).

Hellmuth Klimmers Anmerkung möchte ich mich aber doch nicht ganz entziehen - schließlich sind wir Leichtathleten:
Leistung? Interessant wäre eine Abstimmung, um es praktisch werden zu lassen, ob etwa 12,6 Sekunden für 100m von Usain Bolt eine Leistung darstellen und wie es aussieht, wenn ein 65jähriger diese Zeit läuft…
Keine Ablenkung, sondern der Hinweis, dass man eine Leistung, gerade als Leichtathlet, eben nicht nur philosopisch betrachtet, da wäre die Zeit dann nebensächlich. Trotzdem würde ich mir das nicht anschauen wollen (Bolt) denn DAS wäre Arbeitsverweigerung Wink

@H.Klimmer, wir nehmen es doch sportlich, oder? Wollen wir hier ein thematisches Diktat? Und die fachbegriffliche Verwendung bestimmter Termini ist auch unter Leichtathleten kein Fehler sondern genuin - wenn sie inhaltlich präziser sind und nicht als "Hemd-vor-der-Ziellinie-ausziehen-zum-show-off" daherkommen Big Grin