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Leichtathleten als Philosophen? - Druckversion

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RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 20.12.2015

(20.12.2015, 10:01)Atanvarno schrieb: Zurück zum Thema: Bei MZPTLK wissen wir noch nicht, worauf er genau hinauswill. Und wenn nicht klar ist, ob sich das Ziel lohnt, ist das Bemühen den Gedankengang zu verstehen zunächst gering. Aber warten wir doch erstmal die komplette Veröffentlichung der Gedanken ab. Wenn am Ende eine interessante Pointe steht, lohnt sich auch die Rezeption des dahin führenden Gedankengangs.
Danke!
Ich wollte ursprünglich eine Kurzfassung übers Wochenende schreiben.
Dann ergab sich - wie zwangsläufig - ein Füllhorn an Einfällen und Recherchen, die mich zu dem Entschluss führten,
das Thema eingehender zu bearbeiten.
Selbstverständlich pflasterten dabei auch 1-2 Kubikmeter Literatur meinen Weg.
Wer Interesse hat, dem kann ich eine Liste erstellen.
Aber ich warne davor, denn die würde fast noch länger als dieses Elaborat.

Zu meinen Absichten: Ich möchte das Thema einerseits breit anlegen,
da mir eine Fokussierung auf den Sport
weder möglich noch zulässig und schon gar nicht wünschenswert erscheint.
Es gibt einfach zuviele Interdependenzen.

Es wird ein Universum an Betrachtungen über das Thema Leistung ausgebreitet werden,
und zum Schluss werde ich eine wohl nicht revolutionäre,
für einige aber noch nicht so richtig bedachte Sichtweise zum Thema UM liefern
- wer aufmerksam gelesen hat, wird schon einen Vorgeschmack bekommen haben.


RE: Leichtathleten als Philosophen? - Pollux - 21.12.2015

(20.12.2015, 19:37)lor-olli schrieb: @pollux
Manchmal kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Du hin wieder gern und absichtlich (?) missverstehst. Normativ gibt es als Begriff durchaus außerhalb der Philosophie, z.B. in den Rechtswissenschaften oder bei den Sozialwissenschaftlern und der Begriff ist dann nicht immer bedeutungsidentisch…

…“dass du weder die Philosophie noch die Wissenschaft angemessen verstehst.…“
DIE Wissenschaft?? Eine Wissenschaft? Den Sinn von Wissenschaft? Dein Satz als Explanandum gedacht?


Wovon war die Rede nochmal? Ich widerhole es dir gerne mit den Worten von Lor-Olli: 

„Heute haben eher/oft die "harten Wissenschaften" (Naturwissenschaften, Ökonomie etc.) eine zentrale Rolle der Normenbildung übernommen und auch hier können die meisten Menschen den Gedanken nicht bis in die Tiefe folgen, aber im Gegensatz zur Philosophie können diese "unwiederlegbare, allgemein akzeptierte Beweise" vorlegen ..“ 

a)Dann erklär mir mal bitte, wie es möglich sein soll, „unwiederlegbare“ Beweise für die Geltung oder Etablierung von Normen anzugeben? 

b)Oder denkst du daran, dass die "harten" Wisssenschaften etwas zur Bildung von Weltbildern beitragen? Und zwar in dem Sinn, dass Menschen mehr als früher zur naturalistischen Auffassungen neigen. Oder zu einer Normierung wie: Ein Weltbild muss naturalistisch (materialistisch) sein, um den Anspruch auf Rationalität zu erheben. Über die Geltung einer solchen Norm zu diskutieren, ist keine Angelegenheit harter Wissenschaften. 

c)Oder du denkst an eine Norm, die z.B. besagt, welches Profil eine kausale Erklärung im Bereich der Wissenschaften haben sollte. Dabei geht es stets auch um Voraussetzungen von Wissenschaft. Die einzuholen kann durchaus Teil der Wissenschaft sein. Aber dieser Teil wird sich notwendigerweise auf das bereitgestellte Spektrum von Philosophie beziehen. 

Also, was war richtig zu verstehen?


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 29.12.2015

Bald geht es weiter mit der schweren Kost, da kann uns eine kleine Episode,
genauer: ein heftiger Streit zwischen zwei der bekanntesten Philosophen des 20. Jahrhunderts,
etwas auflockern:

Im Oktober 1946 hält Karl Popper einen Gastvortrag im moral sciences club in Cambridge.
Thema: Gibt es philosophische Probleme?

Wittgenstein passt die Richtung nicht, er unterbricht immer wieder,
greift sogar zum Feuerhaken(oder war es ein Regenschirm?) und fuchtelt damit herum
- um seinen Einwürfen mehr Nachdruck zu verleihen?

Es gäbe keine Probleme, nur sprachliche Unzulänglichkeiten, Rätsel..
Popper solle bitteschön eine Liste von Problemen nennen.
Popper: Können wir die Dinge durch unsere Sinne erkennen?
Wittgenstein windet sich und spricht von lediglich logischen oder psychologischen Problemen.

Er fordert Popper auf, Beispiele für eine moralische Regel zu geben.
Popper: Man soll einen Gastredner nicht mit einem Feuerhaken bedrohen!

Wutentbrannt wirft Wittgenstein den Feuerhaken weg und absentiert sich mit Türknall.
Fahne


RE: Leichtathleten als Philosophen? - RalfM - 29.12.2015

(29.12.2015, 21:27)MZPTLK schrieb: (...) Feuerhaken(oder war es ein Regenschirm?)

Meiner Erinnerung nach war es ein Zahnstocher, auf dem neben gekochtem Schinken auch ein Stück Ananas aufgespießt war. Ohne den Anspruch darauf zu erheben wurden Wittgenstein und Popper damals in aller Bescheidenheit die gemeinsamen Väter des Toast Hawaii, ohne den es das Jahr 1960 gar nicht gegeben hätte.


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 03.01.2016

Teil 3/1: Zurechnung von Leistung

Wie ist die Leistung eines Jeden genau zu messen und gerecht zu bewerten?
Wo ist das Leistungsmass, damit die rechtfertigende und gerechtfertigte Zuteilung als Gegen-Leistung erfolgen kann?

Bevor man sich über gerechte Zuteilung Gedanken machen kann, muss zunächst geklärt werden, wer oder was
- ursächlich
- verantwortlich
- schuldig
ist an einem Handlungs-Ergebnis.

Und da sind wir mitten im Schlamassel, denn sehr selten oder nie kann man eine Person oder eine Gruppe
als Allein-Verursacher eines Ergebnisses identifizieren.
Zweitens zeigt die Erfahrung, dass die Meisten dazu neigen, sich Gutes, Vorteilhaftes
sowohl als Leistung-Geber wie als Leistung-Nehmer (allein) zuzurechnen
und für Schlechtes, Nachteiliges Andere verantwortlich oder sogar schuldig zu machen.

Unschöne Beispiele:
- Vulgär-/Pseudo-Neoliberales Erklärungsmuster: Es liegt an mir, wenn ich es in dieser Gesellschaft nicht schaffe.
- Vulgär-/Pseudo-Antiliberales Erklärungsmuster: Es liegt an der Gesellschaft, wenn ich es nicht schaffe.
- Totalitäres, Terroristisches Erklärungsmuster: Der Feind ist schuld, wenn er weg ist, wird alles gut.
- Stammtisch- Erklärungsmuster: Wenn man mich/uns machen lassen würde, wäre alles gut.
- Autopathisches Erklärungsmuster: Ich habe es ganz allein geschafft.
Usw...

Praktische Beispiele:
- Die VW-Diesel-Sofrware-Schummelei könnte nach Expertenschätzungen 50-70 Milliarden teuer werden.
  Winterkorn: 'Als Vorstandsvorsitzender übernehme ich die 'Verantwortung' (= Rücktritt).
  Weder er noch der Aufsichtsrat rechnen ihm Ursache oder Schuld zu, Angel
  denn sein bis Ende 2016 laufender Vertrag wurde nicht aufgelöst, die Bezüge laufen voll weiter.
  Der AR ist laut Aktiengesetz verpflichtet, die (Mit-)Verantwortlichkeit zu prüfen, er sieht bei Winterkorn keine Exclamation
  Sollte sich künftig herausstellen, dass Winterkorn seinen Kontroll-Pflichten nicht nachgekommen ist.
  könnten die Schadensersatzforderungen an ihn mehrere hundert Millionen betragen Blush
  In Wolfsburg schlafen ausser W. gaaaaanz Viiiieeele sehr schlecht, wann kommt ihre Zu- und Ab-Rechnung?
- Die europäischen High-End-Produzenten(Produkte höchster Qualität) verlieren pro Jahr
  etwa 80 Milliarden Umsatz und zahlen deswegen 20 Millionen weniger Steuern,
  weil viele Kunden zu Plagiaten greifen.(Studie von Frontier Economics 2014)
  Wer ist 'schuld'?
  Die Käufer-Banausen, die echte Qualität nicht zu schätzen wissen,
  der raffgierige Staat mit seinen hohen Steuern im Luxussegment,
  oder die raffgierigen Luxus-Anbieter mit ihren hohen Gewinnmargen?
- Die Discomaus brezelt sich auf mit Schminke, Frisur und Klamotten,
  der Discomäuserich wirbt mit 'seinem' neuen Schlitten(der der Bank gehört)
  Sie landen im Bett.
  Hätte das auch ohne die Pfauen-Show geklappt?
  Zu wieviel Prozent war die Show(= 'Leistung') ursächlich?
  Was ist mit gelifteten 50jährigen Damen,
  die auf Kerle mit gekauften Doktor- oder Adels-Titeln hereinfallen und umgekehrt?

Alle wollen an die Futtertröge, auch Sportler.
Mit erlaubten und unerlaubten Mitteln.

Als Cyborg(Mischung aus organischer Natur und Technik) kann ich mit meiner Beinprothese besser leben(Reparatur),
als Sportler kann ich bei entsprechender Qualität damit meine natürlichen Grenzen überwinden und sogar 'Gesunde' übertreffen.
Zu wieviel Prozent war die Technik ursächlich für die Leistung?
10 %?
Das wären dann zum Beispiel etwa 7,60 statt 8,40.

Was ist erlaubt?

Können, dürfen Dopinggeschädigte mit Herzschrittmachern, Defibrillatoren und Bypässen an Wettkämpfen teilnehmen?
Das sind doch auch Cyborgs, oder etwa nicht?
Oder ist das o.k., weill es da ja 'nur' um Reparatur geht und nicht um eine Leistungssteigerung über das - vermutete - natürliche Mass hinaus?

Was ist natürlich?
Fragen wir mal ein paar schlaue Leute:
- Aristoteles sah den Menschen als Hersteller(Leistung-Geber/MZ) seines eigenen(natürlichen/MZ) Handelns
- Hegel: 'Indem das Individuum nur ist, was es getan hat,
  so ist sein Leib auch der von ihm hervorgebrachte Ausdruck seiner selbst.
  Und zugleich ein Zeichen, welches nicht unmittelbar Sache geblieben,
  sondern woraus es zu erkennen gibt, was es in dem Sinne ist, dass es seine ursprüngliche Natur ins Werk richtet'
  (Phänomenologie des Geistes 1807)
- Diem: 'Es kommt auf das Streben nach Leistung an und dass man sich aus eigener Kraft vervollkommnet'
- Rous: 'Leistungen müssen dem eigenen Körper, dem Willen, der Anstrengung, der Ausdauer,
  der Askese, der Psyche, dem Übungs- und Trainingsfleiss zuzuordnen sein'
- Wagner: ' Nur die zugerechnete Leistung kann uneingebildete Erfolgserlebnisse erbringen.
  Die Zurechnung von Maschinen-Leistung ist leicht.
  Beim Menschen ist es schwierig, weil sie im Verbund mit anderen Menschen agieren.
- Schwarthoff: 'Ich habe meine Entscheidung getroffen, dass ich durch meinen Körper gut sein wollte.
  Nicht durch irgendwelche Mittel'
- Lenk: 'Sportliche Leistungen sind selbst zu erbringen, nicht erschlichen(Plagiate/MZ), vorgetäuscht(Disco(MZ) oder delegiert(VW/MZ),
  kommen aus freiwillig erstrebten und erbrachten und als wertvoll beurteilten Eigen-Handlungen und Eigen-Leistungen.
  Es geht um persönliche, selbstmotivierte, eigenengagierte Leistung'
- Gebauer: ' Im Sport hergestellte Leistungen erfüllen eine individuelle Form
  und werden von einem Handelnden selbst ganz vollzogen.
  Es ist entscheidend wichtig, dass ich es bin, der für diese Bewegung voll und ganz verantwortlich ist.
  Dass es mein Wille und mein eigener naturgegebener Körper es ist, der diese Bewegung erzeugt'
- Digel: 'Sport stellt eine Gegenwelt der Eigen-Leistung dar, wie sie in den meisten Bereichen der Gesellschaft nicht(mehr) anzutreffen ist.
  Es zählt nur jene Leistung, die die Athleten aus eigener Kraft auf der Grundlage der schriftlich niedergelegten Regeln hervorbringen.'
- Heckhausen: 'Das Handlungsergebnis muss vom Handelnden selbst verursacht sein,
  das heisst: sowohl von ihm beabsichtigt wie von ihm zustande gebracht worden sein.
  Handlungs-Ergebnisse, die sich unbeabsichtigt ergeben,
  durch Zwang oder durch Zufall,
  mit Hilfe oder Behinderung von aussen kommen,
  rechnet man sich leistungsthematisch nicht zu.
  man hält sich selbst nicht dafür verantwortlich.'

Klingt alles gut, aber unzählige Faktoren spielen doch in die persönliche Disposition hinein:
Genetik, Eltern, Erziehung, Ernährung, hormonelle Ausstattung, gesellschaftliches, soziales, ökonomisches Umfeld,
Trainer, medizinische, psychologische, technische Unterstützung, usw.

Was und wieviel davon ist für die Leistung des Individuums ursächlich?
Jedenfalls kommen wir wohl nicht umhin anzuerkennen und davon auszugehen,
dass all dies das Originäre (Natürliche?) des Individuums ausmacht.
(Das wird noch eingehend im Kapitel über Gerechtigkeit erörtert werden)
Wie wollten wir sonst (Leistungs-)Sport veranstalten?

Dieses Originäre würde ich in die Formel: Mensch+EM(erlaubte Mittel) packen.
(Erlaubte Mittel sind auch unterstützende Mittel, darum bedarf es einer begrifflichen Trennschärfe)
Der Doper würde dann unter der Formel Mensch+EM+UM(unerlaubte Mittel) 'firmieren'.


Das sähe dann praktisch z.B. so aus:

               Mensch+EM    Mensch+EM+ UM    Nicht zurechenbare Leistung
Kugel       20 m               22 m                       2 m
Hammer   75 m               80 m                       5 m
100 m      10,1                9,85                        2,5 Zehntel


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 08.01.2016

Demnächst geht es weiter mit dem löblichen Werk.

Apropos Leistung:
Auf einem Tisch liegen 500,-
Am Tisch sitzen: der Weihnachtsmann, der Osterhase, ein schneller und ein langsamer Beamter.
Wer ergattert das Geld?

Natürlich der langsame Beamte, denn die anderen gibt es nicht!


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 10.01.2016

Teil 3/2: Zurechnung von Leistung
Unerlaubte Mittel(UM) führen also zu unzurechnungsfähigen Leistungen.

Der Doper weisss nicht und kann nie wissen,
was er ohne unerlaubte Mittel im Wettkampf erreicht hätte.
Hätte er statt einer Medaille lediglich den 9. oder gar nur den 15. Platz geschafft?
Hätte er sich überhaupt qualifizieren können?
Hätte er ohne Medaillen- oder Endkampfchance überhaupt jahrelang Leistungssport betrieben, betreiben können?
Hätte sich seine Investition, die seiner Helfer und seiner Geldgeber gelohnt?

Wundert es da, wenn Leistungen zu Mogelpackungen werden?
Urkunden zu faulen, toxischen 'Wert'-Papieren?
Medaillen zu Metallschrott?

Doping ist für alle verfügbar, Talent nicht.
Wenn man die angestrebte Leistung als Mensch+EM nicht schafft, muss eben noch UM her.
Wenn man die vom Publikum, den Medien, Funktionären und Geldgebern verlangte Leistung als Mensch+EM nicht schafft, muss eben Turbo-Stoff her.

'We are the system, we are the law, we are corruption' (Lemmy)

'Der Schein ist es, der angebetet werden muss. Die Lüge und nicht die Wahrheit ist göttlich.' (Nietzsche)

Der Doper zeigt etwas von sich, was er nicht ist.
Er macht sich grösser, als er ist.

Betrug, Selbstbetrug, Over-Rating.

Die eingebildete Leistung ist auch die zugerechnete.
Bis zum Erwischtwerden...

Aber ist es dem Publikum nicht egal, wie die Leistungen zustande kommen?
Findet nicht nicht immer, UM hin oder her, ein authentisches Geschehen statt?
Eine unzweideutige Authentizität von Akteuren und Handlungen, deren Leistungsergebnisse real sind?

Was ist mit dem Authentizitätsversprechen des Sports?
- Athleten-seitig: Suche nach kohärenter Selbstverwirklichung auf expressive, emanuierte Weise
- Publikum-seitig: Zeuge eines einmaligen, realen, unwiederholbaren Handlungsvollzugs

Also kein Problem, dann spielt es doch keine Rolle, ob Stoff im Spiel ist, oder?
Für den Zuschauer ist der Unterhaltungswert und Spannungspegel immer gleich, mit oder ohne unerlaubte Mittel.
Er rechnet Präsentation und Ergebnisse immer den handelnden Personen zu.
Eine sportliche Handlung ist doch immer eine real-körperliche, authentische, individuell zurechenbare Leistung, oder?

Leistungssport als Plattform der Ununterscheidbarkeit von Natürlichkeit und Künstlichkeit?
Als Tummelplatz für Betrogene und betrogen werden Wollende,
für (Selbst-)Betrüger, Nar®zisten* und Grössenwahnsinnige,
Manipulateure, trittbrettfahrende Geschäftemacher
und schizoide, verlogene Konsumenten?

Was ist Authentizität?
1. Urheberschaft, Zurechnung
2. Originalität der Handlung

Der Doper verlässt seine Authentizität
1. physisch
2. charakterlch

Er macht sich besser, als er ist.
Er tut so, als ob.
Er verlässt sein Sein als Person, seine persönlichke Integrität, seine Menschenwürde.
Sieg im Sport, aber Niederlage als Person.

Er handelt nicht real, sondern als ob.
Das schliesst der Sport konstitutiv und institutionell aus.
Damit schliesst sich der Doper von vornherein aus,
ob er erwischt wird oder nicht.

Aber machternixe, solange man nicht erwischt wird...!?
Wie verschafft der Doper sich ein ruhiges Gewissen(um das Wort gut zu vermeiden)?
1. Moral ausschliessend:
    Waffengleichheit als Doper unter Dopern
    Auch mit unerlaubten Mitteln bleibt es 'meine' Leistung, denn ich resorbiere den Stoff und wandle ihn in 'meine' Leistung
    Das System(s.o.) will es so, da spiele ich eben mit, egal was ich mir rein- (und an-)tue
    Ich werde (nur) für Top-Leistungen honoriert, also ist es o.k.
    Utilitaristisch(eigenreferenzielle Kosten-/Nutzen-Rechnung, erfordert Fähigkeit, die möglichen Handlungsfolgen
    zu reflektieren, zu evaluieren und zuzurechnen):
    Das Risiko und die Kosten des Erwischtwerdens erschenen wesentlich geringer als der Gewinn
    Somit Verdrängung, eventuellst vor Millionen/Milliarden Menschen (be-)ruflich blamiert, diskreditiert, geächtet zu werden
    Gewinner sind sexy, Verlierer unsexy
2. Moral einschliessend:
    MZ hat kein ernstzunehmendes moralisches Argument für ein ruhiges Doper-Gewissen.
    Viele Professoren haben dicke Bücher über das Thema Ethik im Sport/Doping geschrieben.
    Genützt hat es zuwenig.
    Wer liest die? Die, die es am nötigsten hätten, wohl eher nicht.
    Sie müssten sich eine persönliche Niederlage eingestehen, die viel schlimmer ist als eine sportliche.

Wird man als Athlet oder als Person, als Persönlichkeit besiegt?
Drexel: ' Sportler rechnen eine Niederlage eher als (berechtigte) Einordnung ihres Leistungsresultats in ein Bewertungsschema.
Sie sehen das als ihren Beitrag zur Konstituierung des Wettkampfs an, mehr oder weniger angemessen.
Die Meisten nehmen das nicht als Niederlage ihrer Person wahr.'

Wie sieht das das 'System'?
Toleriert/goutiert/honoriert es künftig unerlaubte Mittel?
Gibt es das Prinzip der Selbst-Bewegung im Wettkampfsport auf?

Wie sieht es mit der Anerkennung der Person aus - relativ zur Leistung?
Was sagen die Kollegen?
- Leistung bringt er ja, aber sonst...
- Netter Kerl, aber musste er dopen?
Passt nicht wirlklich gut zusammen, oder?
Andersrum:
- Er bringt zwar keine Topleistung, macht aber viel aus seinen Möglichkeiten
- Angenehmer Typ, immer gern (wieder)gesehen, Leistung egal

Der Eine gewinnt den Wettkmpf, aber keine Anerkennung
(nach der er sooo dürstet)
Der Andere gewinnt in jedem Fall Anerkennung.

Wenn jemand sich seine Leistung zurechnen(lassen) will, muss er Souveränität gewinnen.
Souveränität über sich selbst.
Er entfremdet sich von anderen und sich selbst, wenn er in der sportlichen Leistungsentwicklung seine Integrität preisgibt.
Wenn er zwar physisch besser, aber als Person schwächer wird.
Die Balance darf in der Leistungsentwicklung nicht kippen, die Persönlichkeit darf nicht auf der Strecke bleiben.
Sie muss mindestens ebensosehr trainiert werden und als Leistungs-Ziel ganz oben stehen.

Kann sich der Athhlet das zurechnen lassen, hat er sein persönliches Ziel erreicht - und nur dann.
Völlig unabhängig von seiner physischen Leistung.

Wenn nicht, macht er sich als deformierte Persönlichkeit zum Sklaven und Zombie eines inhumanen Systems.


Mehr Ehrlichkeit zu sich selbst schafft mehr Bindung zu sich selbst.
Das entspricht auch dem lateinischen Bedeutungsinhalt von Authentizität:
Original/originär(Mensch+EM).
Dann willl und kann man nicht mehr so tun, als ob man ein Tor geschossen habe(Foul),
oder 9,85 gelaufen sei
oder für Dieselsoftware-Schummelei nicht verantwortlich sei.

Damit zeigt sich auch der Bezug, die Bindung,Verantwortung zur Sozietät.
Der Sportler muss sich - bei allem notwendigen Individualismus -
immer seiner gesellschaftlichen Bezüge und Verantwortung bewusst sein.

Nicht nur, weil man auf Andere enen vorteilhaften Eindruck machen will,
möchte man sich möglichst viel von seinem Erfolg zuschreiben lassen,
sondern auch, weil man für sch ein Feedback braucht, welche internen und welche externen Ursachen für seine Leistung ursächlich sind.
Nicht Allzuviele möchten ursächlich für ein negatives Handlungsergebnis sein.
- Hochleistungsmotivierte neigen dazu, ihren Erfolg ihrem Talent, ihren Fähigkeiten und besonderen Anstrengungen zuzuschreiben.
   Bei Misserfolg rücken eher externe Faktoren ins Blickfeld.
   Nar®zisten, Grössenwahnsinnige und Verschwörungstheoretiker packen Erfolge in die eigene Kiste, Misserfolge in die Kiste Anderer und in die dunkler Mächte
- Phlegmatischere, Ängstlichere neigen eher dazu, Erfolge äusseren Faktoren zuzuschreiben wie Zufall oder Leichtigkeit der Aufgabe.
  Misserfolge werden eher intern zugeschrieben: Mangel an Fähigkeiten, persönlches Versagen

Grundsätzlich müssen Zufallsfaktoren, Glück und Pech immer einkalkuliert und bei Zutreffen dem Ergebnis zugerechnet werden.
Auch deshalb ist Leistung ist eine notwendigerweise zurechnungsbedürftige Hamdlungskategorie.

In Anlehnung an Weiner kann man eine mehrdimensionale Klassifikations-Taxonomie erstellen,
in die sich Ursachen für Erfolg und Misserfolg verorten lassen:


Lokation                           Stabil(sichere Erwartung)                                       Variabel(unsichere Erwartung)
                                       Kontrollierbar                  Unkontrollierbar                Kontrollierbar                     Unkontrollierbar
Intern(l)e Zuschreibung:    zuwenig trainiert              zuwenig Talent                 unkonzentriert                   Pech

Talent
Eigene Fähigkeiten
Überzeugungen
Charakter
Motivation
Usw
Extern(al)e Zuschreibung:   Gegner in Topform         Gegners Tagesform            Mistwetter                         Wind       

Äussere Faktoren
Situative Einflüsse
Umwelt
Andere Menschen
Usw




*Es gibt bei Einigen im Sport eine bedenkliche Nähe zum Narzismus: Selbstsucht, Empfindlichkeit gegenüber Kritik, schlechte Einfühlung in andere Menschen,  Neigung zum Lügen(UM) mit dem Ziel, Zuwendung und Anerkennung zu bekommen, aus Neid Leistungen Anderer schlecht machen, Geltungssucht, Instrumentalisierung anderer Menschen, usw...


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 15.01.2016

Bald geht es weiter mit dem Quältext.
Da tut ein etwas gehässiger Philosophenwitz bestimmt gut:

Wie wird man einen vor der Haustür stehenden Philosophen los?
- indem man die Pizza bezahlt! Big Grin

Wetten, dass jetzt einige hier eine Pizza bestellen und testen, ob ein Philosoph kommt? Teufel


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 17.01.2016

Teil 3/3: Zurechnung von Leistung

Man kann Leistung so oder anders wahr-nehmen oder falsch-nehmen.
Damit ist immer auch ein over- oder under-Rating von Leistung verbunden.

Steht man wegen unglaublicher Leistungen unter Doping-Verdacht,
kann man das unglaubliche Trainingspensum und neue, revolutionäre und geheime Trainingsmethoden ins Feld führen.

Andersrum wird trotz guter Leistung von bescheidenem Trainingsaufwand erzählt,
um den Anschein grossen Talents zu erwecken.

Über 95 % aller menschlichen Leistungen werden nicht adäquat zugerechnet, bewertet und sanktioniert.
Weil der Aufwand des Leistung-Gebers nicht transparent genug ist, und/oder weil die Leistung-Nehmer(Zuschauer, Konsumenten, Medien, usw.) Leistungen nicht adäquat wahr-nehmen können oder wollen.

Was im Individualsport noch einigermassen zurechenbar, weil transparent und messbar ist,
stellt sich bei Teamleistungen wesentlich schwieriger dar.
Bei den Staffelläufen kann man noch annähernde Zurechnungen aufgrund von Messdaten vornehmen,
bei den Sportspielen wird es wesentlich komplizierter und ungenauer.

Früher war die Aufstellung oft 'gerechtfertigt', wenn ein wenig mannschaftsdienlicher Spieler
im richtigen Moment am richtigen Ort war und das entscheidende Abstaubertor erzielte.
Standfussballer wie zu Netzers und Magaths Zeiten sind noch nicht soo lange Geschichte.
Das lag auch am unprofessionellen Recruiting und Coaching einzelner Trainer- 'Zampanos',
die Heerscharen von Talentierten unter- und weniger Talentierte überschätzen.
Heute sind viele Profimannschaften so organisiert,
dass die Zurechenbarkeit von Leistung besser analysiert und positiv oder negativ sanktioniert wird.
Im US-Basketball macht man das seit Jahrzehnten bereits professionell, wo Steals, Assists, Blocks, usw. auch in die Gesamtbewertung eingehen und wo einem Trainerstab kaum noch Defizite und Potentiale entgehen.
'Was wir bei der EM auf keinen Fall brauchen, sind Spieler, die nur an sich denken.
Mit 23 Egoisten holst Du keinen Titel.' (Khedira)

Wie kommt eine gute oder schlechte Mannschaftsleistung zustande?
Machen wir mal ein GedankenExperiment:

Ab sofort werden alle deutschen Nationalspieler verbeamtet:
- Unkündbarkeit
- Gleiches Geld bei ungleicher Leistung
- Mit fortschreitendem Alter Gehaltszuschläge
- Keine, bzw. keine adäquate Sanktionierung zurechenbarer (Top- oder Fehl-)Leistungen
  Usw.

Was passiert?
Sehen wir die bald in der Bezirksliga wieder?
Oder doch etwas höher?
Wann fliegt die Truppe auseinander, weil die Mehr-Leister aus intrinsischer Freude Gas geben und gewinnen wollen,
während die Minder-Leister es sich als Trittbrettfahrer gemütlicher einrichten nach dem Motto:
TEAM = toll, ein anderer macht's?
Alle bekommen die gleiche Ab-Rechnung.
Eina adäquate Zu-Rechnung erfolgt nicht.

Der Profisportler ist ein Unternehmer. dessen Leistung als Leistung-Geber zu- und  ab-gerechnet wird.
Dass das auch aus dem Ruder laufen kann, liegt vor allem auch an den Leistung-Nehmern wie Zuschauern, Medien, etc.
Z.B. treten Aussehen, Präsentation, Kommunikation bei Stars wie Beckham immer mehr vor die sportliche Leistung.

'In einer Zeit zunehmender postmoderner Beliebigkeit der Vermischung der Grenzen
von Realem und Fiktionalem und von manipulierten Präsentationsangeboten
soll(te/MZ) der Sport als ein Reservat unverfälschter realer Aktualität und Authentizität sein.
Sportlichen Ereignissen wird der Status zugeschrieben, eine Aussage über oder von Wirklichkeit zu sein.
Einer Wirklichkeit, in der der Mensch in archetypischer Weise als die Personifizierung des Fortschritts erscheint.
Die Tatsache, dass die Leistungen letztendlich auf den individuellen Körper verwiesen werden könn(t/MZ)en,
kann als Beleg dafür gesehen werden, dass es in dieser Welt doch noch unzweideutige Fixpunkte gibt,
als ein Beleg von authentischer Realität.'(Lenk)

Die Praxis sieht oft anders aus.
Richtig ist, dass der Sport zumindest die Möglichkeit einer authentischen (Selbst-)Erfahrung bietet,
indem der Sportler seine originären Fähigkeiten und Grenzen erschliessen, er-kennen und an-erkannt bekomm kann.
Der Sportler will dies ausloten, um die Wahrheit über seine Leistungsfähigkeit, über sich, über seine Identität zu erfahren.
Mit unerlaubten Mitteln ist das unmöglich.

Das bringt zwangsläufig auch die Erfahrung von Misserfolgen mit sich.
Aber auch und gerade weil der erstrebte Erfolg in der Konkurrenz nicht möglich war,
kann er sein höchstes Ziel erreichen:
Die hundertprozentige Zurechnung seiner Leistung.
Und ein aufrechter Kopf sowohl in der 'Niederlage' wie im Erfolgsrausch.

Das ist dem Doper nicht möglich.
Nur die zurechnungsfähige Leistung kann uneingebildete Erfolgserlebnisse erbringen.

Plessner hat beschrieben, wie dem Menschen in der arbeitsteiligen Gesellschaft die am eigenen Werk gewonnene Befriedigung immer mehr verloren geht.
Die Übernahme von Teilfunktionen in unübersichtlichen Arbeitsprozessen bedingt schwierig zurechenbare Leistungen.
Individuelle und soziale Anerkennung aus der Arbeit zu beziehen, ist immer weniger Menschen möglich.

Kann, soll, darf der Sport dann in die Bresche springen?
Und wie, unter welchen Spielregeln?

Bei Neckel/Dröge/Somm spielt das Kriterium der individuellen Zurechenbarkeit einer Leistung für den Bewertungsrahmn Arbeit eine besonders wichtige Rolle.
(Status-)Vorteile werden nur dann als legitim angesehen, wenn ein Aufwand persönlich zurechenbar ist,
der sich in der geübten Ausführung konkreter Arbeitsvorgänge manifestiert.
Zugleich müssen Indizien vorliegen, die Tüchtigkeit auch in Zukunft erwarten lassen(bei Verbeamtung von Fussballprofis?).
Umstritten ist, welche Kriterien einen Erfolg als selbst erarbeitet ausweisen können.
Marktbezogene Bewertungen von Leistung, die mit einem nomativen Idealkonzept des Marktes operiern,
sehen Erfolge stets in hohem Mass als individuell zurechenbar
und nur durch langfristiges Engagement und permanente Aktivität zu erreichen an.
Es ist offensichtlich, dass zwischen diesem Idealkonzept und dem tatsächlichen Marktgeschehen grosse Diskrepanzen bestehen.
Hier wird - vor allem wegen der Schwrierigkeiten der Verifikation - zuwenig Augenmerk und Kritik geübt.

Heckhausen sieht in der Wirtschaft durchaus in einer Vielfalt dispositiver Positionen überdurchschnittliche Realisierungsmöglichkeiten von Leistungsmotivierten:
Entscheidungen unter Ungewissheit zu treffen, Entscheidungen unter abwägender Kalkulation der Risiken zu organisieren,
Möglichkeiten, Initiation zu entfachen, über Erfolg und Misserfolg des Eigenhandelns nach einiger Zeit untrügliche(?/MZ) Rückmeldung zu erhalten...
Dies anhand von Umsatz, Gewinn, Marktanteil, Wachstumsraten, etc...zu messen und sich selbst dafür ursächlich=verantwortlich machen zu können.
All dies sei geeignet, Hochleistungsmotivierte anzuziehen und herauszufordern und unternehmerisches Denken und Handeln zu evozieren.

In Verwaltung, Justiz, Gesundheits- und Bildungswesen seien weit stärker Routinetätigkeiten gefragt,
für deren Effekte es kaum Erfolgskriterien und Rückmeldungen gebe.

Vor allem Positionen im Bereich Verkauf und Markterschliessung zögen mehr hochmotivierte Nachwuchskräfte an als die übrigen Bereiche wie Betriebsfinanzierung, Technik oder Personal(das hat sich in den letzen Jahren geändert/MZ).
Ausgenommen sei die Betriebsleitung, weil sie die meisten Gelegenheiten zu unternehmerischem Handeln bietet.
Motoren von Leistung seien der Drang nach individueller Initiative und Bewährung, Ungewissheitsreduktion,
Hingabe an ein Werk, ein Ziel, asketische und konsumabgeneigte Lebensführung im Dienste höherer Ziele.

Wagner sieht Teamarbeit in der Wirtschaft kritisch-differenziert, denn wer leiste, könne auf Dauer keinen nennenswerten Erfolg haben, weil/wenn er wegen seiner Leistung immer neue Aufgaben auf demselben Level erhalte.
Diese füllten ihn mehr als voll aus und nähmen ihm Zeit und Möglichkeit, für das persönliche Weiterkommen zu sorgen.
Wer Erfolg haben wollte, müsste vielmehr viel mehr für die 'richtige' Zurechnung der Erfolge seiner Mitarbeiter auf sich selbst sorgen.
Und so machen es auch nicht wnige angestellte Manager: Sie betreiben Firmen-Hopping, instrumentalisieren die Mitarbeiter als Sprungbretter für ihr Höher- Weiter- und Woandershin-Kommen, pushen Umsätze mit unsauberen Methoden hoch(wenn die Sintflut kommt, sind sie inzwischen bei der nächsten Firma eine oder zwei Stufe höher gerutscht).
Und: Über 30 % ihrer 'Arbeits'-Zeit verwenden diese Herzchen, um an Stühlen zu sägen, etc.
Alles immer für die 'richtige' Zu- und Ab-Rechnung.

Die Leistungsgesellschaft, solange sie nur die Leistung Einzelner im Wettbewerb mit Einzelnen hoch bewertet, Gruppenleistungen jedoch weniger als Erfolg verbucht, beraubt sich wesentlicher Möglichkeiten der Leistungssteigerung.
Im Team können Probleme kommuniziert werden, die von Spezialisten, Einzelnen nicht oder nicht so gut, so schnell erkannt und bearbeitet werden können. Erfolgserlebnissse, Prämien und Prestigegewinn können dem ganzen Team zugute kommen.

Fehlen diese Bedingungen, sei es wegen Illoyaliät, Emigration aus der Leistungsgesellschaft, aus Angst vor Verantwortung, aus dem Bestreben, ein Problem durch Gremienbildung dilatorisch zu behandeln, oder aus mangelnder Kenntnis der Spielregeln,
ist die Gefahr der institutionalisierten Unfruchtbarkeit gross.
Beispiele: Aufsichtsräte, Kommissionen, Regierungs-beratende Gremien...
Indizien: Schlechte Vorbereitung, Nachfassarbeit, mangelnde/-hafte Ergebnisse, faule Kompromisse, wachsende Besetzung, immer mehr Mit-Glieder/immer weniger Mit-Wirkende, vergessene Ziele, institutionalisierte Probleme, die nicht mehr gelöst werden und fortgeschrieben werden, sondern verwaltet, prolongiert werden.
(Ich hatte schon ein paar Beispiele unter 'Leistung empirisch' genannt)

Die Profilierung Einzelner auf Kosten Anderer, fehlendes Zeitbudget...- solche Gremien sind gefährlich für die Leistungsgesellschaft, weil von ihnen oft jene Normen erwartet werden, die Leistungssystemen vorgegeben werden müssen, um die Leistungsgesellschaft nicht zum (un-)orgnisierten Umlauf werden zu lassen.

Wenn allerdings die Gruppe als Ganzes mehr leisten will als ihre Mitglieder und wo es dem Einzelnen genügt,
dass der Erfolg der Gruppe zugerechnet wird, dann können Teams fruchtbarer als der Einzelne sein.
Diese Art von Gruppenbewusstsein bilden oft intakte Eliten,
denen zuzugehören schon einen personifizierten Leistungsbeweis bedeuten kann.

Hayek äussert sich vorsichtig zur Beziehung von Leistung und Erfolg:
'Die Individuen sind davon überzeugt, dass ihr Wohlergehen primär von ihren eigenen Anstrengungen und Entscheidungen abhängt.
Tatsächlich gibt es nur wenige Umstände, die eher dazu geeignet sind, einen Menschen energisch und effizient zu machen als die Überzeugung, dass es hauptsächlich von von ihm selbst bhängt, ob er die Ziele erreicht, die er sich gesetzt hat.
Aus diesem Grund wird diese Überzeugung oft durch Erziehung und die herrschende Meinung ermutigt.
Aber sie führt ohne Zweifel auch zu einem übertriebenen Vertrauen auf die Wahrheit dieser Verallgemeinerung...
Es ist ein wirkliches Dilemma, bis zu welchem Ausmass wir in jungen Menschen den Glauben bestärken sollen,
dass sie Erfolg haben, wenn sie es wirklich versuchen, oder betonen sollten,
dass unvermeidlich Einige, die es nicht verdienen, Erfolg haben und Einige, die ihn verdienen, scheitern werden.'


Im Mai 2015 liess die EZB(ECB Staff Survey/Handelsblatt) 2.719 Mitarbeiter befragen:

1. Warum werden Mitarbeiter befördert?(Mehrfachnennungen)
  - 65 %  weil sie die 'richtigen Leute' kennen
  - 62 %  weil sie gut sichtbare Ergebnisse liefern
  - 56 %  weil sie gut mit ihren Vorgesetzten auskommen
  - 46 %  weil sie ihren Job gut machen

2. Gelingt es der EZB gut, die kompetentesten Mitarbeiter zu befördern?
  - 39 % Nein
  - 19 % Ja
  - 42 % Neutral

Damit kommen wir zum 4. Teil: (Leistungs-)Gerechtigkeit.


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 25.01.2016

Dar Teil 4: (Leistungs-)Gerechtigkeit droht zum Monster zu werden.
Ich arbeite an brutalstmöglicher Runterbrechung.

Zum Amüsement ein passendes Bonmot von Descartes:
Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand.
Jeder ist überzeugt, dass er genug davon hat.