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Leichtathleten als Philosophen? - Druckversion

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RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 04.03.2016

Das Prinzip Gerechtigkeit
Teil 4/4: Sphären der An-Erkennung nach Hegel


Für Hegel muss jedwede Moral einen Anspruch auf intersubjektive Verbindlichkeit erfüllen,
Voraussetzungen dafür sind mehrere Ebenen oder Sphären von An-Erkennung:
1. Zuneigung, Empathie, Hinein-Denken/-Versetzen in Andere, Interesse am Anderen, Liebe
2. Jemandem gerecht werden, Ge(Recht)igkeit, konstruktive Kritik, Solidarität, Gleichberechtigung, Interessensausgleich
3. Wertschätzung, Achtung, Würdigung, Andere als wichtig, als wertvoll ansehen, Lob. Belohnung

Das Gegenteil wäre Ab-Erkennung:
Abneigung, Ablehnung, Verweigerung von Kommunikation, Herab-/Ent-Würdigung,
Ungerechtigkeit, Diskriminierung, Entrechtung, Misshandlung, Instrumentalisierung, Ausbeutung, Versklavung, Destruktion.
An-und Ab-Erkennung nennt man modern Feedback.
Ohne an- und ab-erkennendes Feedback keine oder sehr verkümmerte Persönlichkeit(sentwicklung).

Auf jeder An-Erkennungsebene können Ansprüche gestellt und erfüllt werden.
Das Stellen von Ansprüchen zielt auf Leistung-Nahme.
Das Erfüllen von Ansprüchen bedeutet Leistung-Gabe.
Leistung-Geber und Leistung-Nehmer können verschiedene Personen oder Instanzen sein.
Oder identisch.
Leistung-Gabe und -Nahme kann freiwillig oder unter Zwang erfolgen.

Hegel hat von einer 'Ohnmacht des Sollens' gesprochen.
Normative Begründung und Motivation kommen oft nicht recht zusammen.
Eine Theorie des gerechten Handelns ist gut und schön, aber die praktische Akzeptanz,
An-Erkennung kommt allzuoft nicht zustande.
Theoretiker gehen von Logik, Vernunft, Analyse aus und unterstellen allzuoft,
dass damit eine genügende Handreichung für 'richtiges', moralisches, gerechtes Verhalten geliefert wäre.

In der Neuzeit kam es mit der Aufklärung und der Säkularisierung zu einer Trennung zwischen dem Guten und dem Gerechten.
(Viele Jahrhunderte meinte man - vor allem mittels der Religionen - eine Einheit sehen zu können, zumindest im Himmel, im Jenseits, im Paradies)
Der Gerechte kann auch mal der Dumme sein, so dass es ihm schlecht ergeht.
So wie der saubere Sportler der Dumme gegenüber dem ungerechten Doper ist.

Kant hat dieses Dilemma, eine Einheit von Moral und Glück hinzubekommen, nicht wirklich lösen können.
Eine umfassende, probate Theorie des guten Lebens hat er als Gerechtigkeitstheoretiker nicht geliefert,
nicht liefern können.
Woran liegt das?
Es gibt eine Vielzahl von Gutem: gute Ansprüche, gute Angebote, gute Absichten, gute Leistungen.
In der Neuzeit werden eine Vielzahl von Individuen sich ihrer Maximen bewusst(er)
und konkurrieren mit den Maximen Anderer.
Was gut für den Einzelnen ist, muss nicht gut für Andere sein.
Was für die Mehrheit gut ist, muss es nicht für Einzelne sein.

Auch Rawls geht von nicht praktikablen Konstrukten aus
(Schleier des Nichtwissens der Individuen bezüglich ihrer Positionierung in der Gesellschaft)
und postuliert 2 Gerechtigkeits-Prinzipien:
1. Jeder hat das Recht auf gleiche Grundfreiheiten, die nicht mit denen Anderer kollidieren dürfen
    (in der Praxis meistens nicht Fakt oder nicht realisierbar/MZ)
2. Soziale Ungleichheiten sind so zu organisieren, dass sie die am wenigsten Begünstigten besser stellen als ihnen         
    in vorherigen Fällen möglich wäre(zu unbestimmt/MZ)

Aber wie kommt das zustande?
Von oben(Gott, Diktator, etc.), von aussen(gute, gerechte Gesellschaft), von Philosophen, von Sozialtechnokraten, von alleine?
Kant orientierte sich vor allem am Begriff der Freiheit,
aber die genügt Hegel nicht, es muss das Institut der Anerkennung hinzutreten,
Ohne An-Erkennung keine Legitimation und keine Motivation.
Hegel vermutete oder wusste, dass Menschen in einem sehr hohen Mass auf wechselseitige Anerkennung angewiesen sind.

Wir wissen das heute aufgrund historischer, ökonomischer, soziologischer und psychologischer Forschung noch besser.
Vor allem in den ersten Lebensjahren wird der Erwerb individueller Autonomie hauptsächlich per Zuwendung und Anerkennung gefördert.
Kinder, die genügend Zuwendung, Lob, Würdigung, Liebe, Gerechtigkeit erfahren haben(keine Helikopter-Deformation),
leben als Erwachsene eher ohne das Gefühl des Zukurzgekommenseins, gönnen Anderen eher Erfolg, haben ein eher besser entwickeltess Gefühl für Leistungs-Gerechtigkeit.
Kinder, die Anerkennungs-Defizite erlebt haben, neigen später weniger dazu, Leistungen Anderer anzuerkennen.

Hegel interessiert weniger das Prinzip der Bedürftigkeit und der Verteilung,
sondern vor allem Struktur und Qualität von Sphären intersubjektiver Anerkennung.
Damit macht er ein grosses Fass auf, denn nun muss die Verteilung nicht nur bei Mangel,
sondern auch bei Überangebot soziale, gerechte Legitimation finden.
Und nicht nur die Leistung-Nahme, sondern auch die Leistung-Gabe und das Verhältnis zueinander
kann nur per Anerkennung aller Beteiligten als gerecht gelten.

Das Ich und das Wir stehen in einem dialektischen Verhältnis zueinander.
Das Ich, die Anderen und die Welt sind unausweichlich und untrennbar Kooperanten und Konkurrenten.
Ohne das ausser-Ich ist das Ich nicht lebbar, denkbar, existent.
Natürlich bringt das Konflikte, Widersprüche, Fehler, Katastrophen mit sich.
Aber das gehört zum Wandlungsprozess des Lebens, wir müssen anerkennen,
dass wir im offenen Spiel zwischen Geist und Natur, Subjekt und Objekt notwendigerweise immer wieder Schwierigkeiten haben müssen, egal auf welchem Niveau.
Die Jagt nach Authentizität ohne Widerstände, Gefährdungen, Selbstentfremdung ist ein Phantom.
Der Mensch kann nur mit den genannten Problemen über Kompromisse und (Er-)Lösungen leben.
Es sind notwendige Phasen des Zu-Sich-Kommens des Individuums, des subjektiven Geistes.zum objektiven Geist.

Nur so ist Freiheit zu haben.
Nicht im Nichts des Paradieses.
Nicht in der Willkür Einzelner oder Gruppen.
Die Realität ist ein Wandlungsprozess.
Die Aufhebung(Konservierung, Änderung, Erhöhung) der Realität ist ein Wandlungsprozess.
Das Absolute, das Wahre ist somit keine unantastbare, unabänderliche Tatsache,
sondern wandelt sich entsprechend dem absoluten Geist sowohl im Prozess wie im (Zwischen-)Ergebnis.
Das Absolute als Objekt und der Geist als Subjekt sind nicht nur komplementär, sondern identisch,
Das Ganze ist das durch seine Entwicklung(Prozess, Wandlung) sich vollendende Wesen.(Subjekt).
Diese Subjekt-Objekt-Identität ist der Geist
(siehe das Beispiel mit den Stühlen und den Tischen zu Beginn dieses Threads).
Das absolute Wissen(absoluter Geist) ist dann gegeben, wenn der Geist erkennt,
dass das Ziel seiner Wahrheitssuche er selbst ist.

Wenn es im Wandlungsprozess keine Widersprüche, Fehler, Katastrophen gäbe,
gäbe es nichts.
Das reine Sein ohne Störfaktoren, Imponderabilien, usw. wäre ohne Wandlungen,
ohne Eigenschaften, ohne Merkmale, ohne Funktionen, ohne Bestimmung, ohne Möglichkeiten.
Es wäre das Nicht-Mögliche, das Nicht-Vorhandene, das Nichts.
Das reine Sein und das Nichts sind das Selbe.
Das Paradies ist das Nichts, denn da gibt es keine Wandlung, keine Möglichkeiten, keine freie Wahl für den Menschen.

Das Sein und das (Noch-)Nichts(Sein oder Nicht-Sein) sind aber beide nötig für die Evolution, für Wandlungsprozesse.
Das Werden ist die perpetuierende Dialektik zwischen dem Bewusstsein und dem Sein.
Beide können wechselwirkend agieren:
Das Bewusstsein auf das Sein, das Sein auf das Bewusstsein.
(Das hat Marx nicht verstanden oder zumindest einseitig ausgelegt).
Damit schliesst sich der Kreis:
Das Ich und das Wir stehen in einem dialektischen Verhältnis: der Anerkennung.

Hegel ist wie Kant und Rousseau der Ansicht, dass die individuelle Autonomie/Freiheit staatlich garantiert sein müsse,
vermisst aber bei beiden, dass diese Freiheit nur zustande kommen kann, wenn sich die Individuen in ihren Freiheitsgraden gegenseitig anerkennen.
Das kann einen eminenten, meistens weit unterschätzten Zugewinn an gesellschaftlichem Einfluss bedeuten:
Anerkennung bedeutet eben nicht nur Einschränkung von individueller Freiheit sondern Bedingung derselben.
Das Subjekt kann durch  Anerkennung Bestätigung oder konstruktive Korrektur bekommen
und damit nicht nur Persönlichkeitsentwicklung, sondern informelle oder formelle Macht gewinnen.
Wie kann das praktisch organisiert werden?

Hegel lehnt das Konstrukt einer fiktiven Beratungssituation ab, womit u.a. Hobbes und 1973 Rawls versucht haben,
alle Beteiligte einen unparteiischen Standpunkt einnehmen zu lassen.
Die Vorstellung, dass real existierende Wesen auf das Kalkül eigener Vorteile verzichten, erschien ihm zu weltfremd.
So würde ein Doper selbstverständlich für ein Dopingverbot stimmen, bei einer Freigabe wäre sein Ungleichheits-Vorteil futsch.
Funktioniert also nicht, man muss folglich mit Mitwirkung der ganzen disparaten Egoismen soziale Anerkennung generieren und institutionalisieren.
Unzulänglich, (fast) immer ungerecht, aber gerechter geht es momentan nicht
- vielleicht das nächste Mal?

Es wird klar, dass Hegel nicht nur theoretisch ganz tief denken kann sondern realistisch, praxisnah.
Er wollte nur diejenigen Anerkennungssphären im Rahmen einer Gerechtigkeitskonzeption umgesetzt sehen,
die dem geschichtlichen Entwicklungsstand des objektiven Geistes entsprechen.
Was ist das nun wieder, objektiver Geist?
Kurz gesagt: Kultur, Zeitgeist, aktuelle rechtliche, ethische, politische Normen, Gebräuche, Institutionen, Wissensstand der Epoche - mit allen Unzulänglichkeiten.
Was auch sonst?
Das ist eben der oben beschriebene Wandlungsprozess im Fortschritt der Geschichte,
ob bewusst oder nicht, gewollt oder ungewollt.
Der objektive Geist ist nicht statisch, sondern dynamisch-evolutionär.

Aber: der Grad der Autonomie kann mit der wechselseitigen Anerkennung wachsen,
in einer Epoche mehr, in einer anderen (moralischen, s.Tugendhat) Gemeinschaft weniger.
Das individuelle Selbstbewusstsein hängt sowohl von der unterstützenden wie der korrigierenden Anerkennung Anderer ab.
Wichtig, nein entscheidend ist dabei, dass es um einen kommunikativen Begriff von Freiheit geht.
Die Freiheit des Individuums etabliert sich nicht durch Implementierung allein, von wem auch immer,
sondern muss immer wieder neu kommuniziert, argumentiert, erkämpft, verteidigt, neu designt werden.
Ein Fortschritt im Bewusstsein der Freiheit, der Freiheit der Partizipation.
Menschen sind keine Unterworfenen, sondern Mit-Gestalter.

Damit ist auch ein rein statisches, mechanistisches, egalitäres Recht infrage gestellt,
obgleich für Hegel die sittliche Gemeinschaft, die gewachsene Ordnung, der Organismus der Gesellschaft Vorrang vor dem Eigenrecht des Individuums hatte,
denn er wollte Anarchie im wohlverstandenen Interesse des Individuums vermeiden.
Seine Zeit(Feudalismus, verbreitetes Analphabetentum, usw.) gab für ihn noch nicht mehr her.
Individuen, einzelne Organe haben ohne den Gesamtorganismus für ihn keinen Bestand.
Gerechtigkeit ist das, was dem Gedeihen des Ganzen dient,
ist das angemessene, vernünftige, gedeihliche Verhältnis eines Organismus zu seinen Organen.
Soziale Gerechtigkeit, durch Anerkennungsprozesse gestaltet, funktioniert nur,
wenn Menschen sich als Teilhaber einer Gemeinschaft erleben,
mit der sie sich identifizieren und wo sie sich jederzeit aktiv einbringen können.
Einige Kommunitaristen  wie Charles Taylor sehen sich von daher auch in der Tradition Hegels.

Honneth sieht eine Pluralisierung, eine Auffächerung von normativen Prinzipien,
die auch oder vor allem durch die Kommunikation im Anerkennungsprozess generiert werden.
Dabei sollte jeweils dasjenige Prinzip gestärkt werden, das den Gehalt der wechselseitigen Verpflichtungen bestimmt:
1. Rechtsgleichheit
2. Zuwendung(Bedürfnisgerechtigkeit)
3. Leistungsgerechtigkeit
Erst sie zusammengenommen legen fest, jedes Prinzip in seiner Domäne,
aber sie gemeinsam doch auf die Ermöglichung von individueller Autonomie bezogen,
was unter den gegenwärtigen Bedingungen (soziale) Gerechtigkeit sein kann.
Dies könne aber noch kein hinreichend bestimmtes Gerechtigkeitskonzept sein,
zur bewahrenden Funktion sollte/müsse der reformistische/dialektische Bezug treten,
ein Geltungsüberhang, der mehr an sphärenspezifischer Gerechtigkeit verlangt, als bereits erreicht ist.

Honneth verfolgt diees Projekt weiter, man darf gespannt sein, was noch kommt.

Für Hegel ist Freiheit und Gerechtigkeit untrennbar,
Freiheit ist Übereinstimmung mit sich selbst(subjektiver Geist).
Ist Selbstverwirklichung des überpersönlichen Geistes und der Weltvernunft(objektiver Geist)
und die Übereinstimmung/Anerkennung der Individuen mit diesem(absoluter Geist).
Die wahre Freiheit ist die Übereinstimmung des Individuums mit sich selbst als Teil der überpersönlichen Weltvernunft.
Ist die erreicht, ist (Leistungs-)Gerechtigkeit erreicht.

Die Einen wollten daraus die Rechtfertigung bestehender Machtverhältnisse ableiten,
die Anderen sahen darin ein Plädoyer für revolutionäre Umwälzungen.
Wir erkennen: wir müssen noch über Macht sprechen.


RE: Leichtathleten als Philosophen? - Pollux - 05.03.2016

Es geht bergab mit dem Westen! Denn jetzt rückt sogar der gute Trumpie von der Folter ab. Dabei denkt der kluge Mann immer nur an die Opfer. Frei nach MZ-Platoon: Lieber Unrecht tun als Unrecht meiden....  

http://www.faz.net/aktuell/politik/wahl-in-amerika/praesidentschaftskandidat-donald-trump-revidiert-haltung-zu-waterboarding-14106862.html

Doch bleibt glücklicherweise immer noch die Möglichkeit, Decas Gerechtigkeitsproblem durch entsprechende Maßnahmen zu lösen: Wer ein rohes Ei gerecht verteilen will, muss es vorher 7min in kochendem Wasser foltern. Problem gelöst, Welthunger beseitigt! 


Zu Hegel: Gut gesprochen, MZ!

Die Ohnmacht des Sollens ist aber anders gelagert. Hegel kritisiert Kants Standpunkt im Blick auf Moralität. Kants Freiheitsverständnis, das zum Gedanken vernünftiger Selbstgesetzgebung führt, hat einen Preis. Es sondert nach Hegels Auffassung die Innerlichkeit moralischer Subjektivität von einer als vernunftlos angesetzten äußeren Realität ab. Darin liegt die u.a. die Gefahr eines moralischen Rigorismus bzw. Hypermoralismus. Außerdem folgt daraus ein unangemessener Begriff einer Wirklichkeit, die von der ethischen Vernunftforderung immer gleich weit entfernt sei. 
Wenn man jedoch Anerkennungsverhältnisse als Bedingung von Freiheit ansieht, ist man genötigt, in der Wirklichkeit (der modernen Welt) die praktische Vernunft stets auch als Realität anzusehen. Wenn es Doper gibt, können wir nicht einfach einen Universalverdacht konstruieren – und so tun, als wäre die Logik des Sports (Unter Kommerzialisierung, Erfolgsdruck etc) notwendig auf Doping ausgerichtet. Hegel würde wohl sagen: Es wohnt dem Sport eine implizite Sittlichkeit inne, die event. sogar das Potential hat, über den Weg historischer Erfahrung (mit Grenzüberschreitungen) zu sich selbst zu finden. 

Übrigens kommt man nicht mit Hegel, sondern erst mit Marx zur revolutionären Umwälzung. Für Hegel spielt die ‚List der Vernunft’ eine zu große Rolle. Hegel vermittelt also kein Rezept, im Namen des universalgeschichtlich Zeitgemäßen Hand anzulegen - und die Täter mit dem Freibrief zu versehen, dass für ausgezeichnete Zwecke alle Mittel recht sind. Womit wir nicht bloß bei der Macht, sondern beim Folter-Gulag wären! 

PS: Charles Taylor ist übrigens kein Kommunitarist. Er verankert Anerkennungsverhältnisse (als Voraussetzung von Freiheit) in gelebten Traditionen und Institutionen.


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 05.03.2016

Zum Thema gerechte Kriege, berechtigte Folter(über die in der Zukunft  - leider - viel diskutiert werden wird/muss),
ist an dieser Stelle nichts zu sagen.
Trumps Salto rückwärts ist vorheriger Ignoranz und Opportunismus geschuldet.
Er hat gemerkt, dass er so nicht Präsi werden kann.

Ansonsten einverstanden, ich sehe keinen Widerspruch.

Taylor wird allenthalben in die Kommunitaristenkiste gepackt, mich würde mal interessieren, ob er das auch so sieht.


RE: Leichtathleten als Philosophen? - Pollux - 05.03.2016

(05.03.2016, 12:41)MZPTLK schrieb: Zum Thema (...) berechtigte Folter(über die in der Zukunft  - leider - viel diskutiert werden wird/muss),
ist an dieser Stelle nichts zu sagen.
Es lässt sich eines auf jeden Fall sagen: Wie ignorant man sein muss, um eine ‚Berechtigung’ in Erwägung zu ziehen. Hab ich den Punkt vergessen? NÖ.


RE: Leichtathleten als Philosophen? - Pollux - 09.03.2016

Ein neuer Vorschlag kommt vom Tiefenphilosoph Jupp Andermatter. Die Verlegung aller Siegerehrungen auf die jeweils übernächsten Olympischen Spiele. Jeder saubere Starter sollte daher auf das Futur II verpflichtet werden: ‚Ich werde gesiegt haben!’  

:mirplauderenet-mirhanZores!:


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 09.03.2016

(09.03.2016, 10:57)Pollux schrieb: Ein neuer Vorschlag kommt vom Tiefenphilosoph Jupp Andermatter. Die Verlegung aller Siegerehrungen auf die jeweils übernächsten Olympischen Spiele. Jeder saubere Starter sollte daher auf das Futur II verpflichtet werden: ‚Ich werde gesiegt haben!’  

:mirplauderenet-mirhanZores!:
Und in 1000 Jahren buddeln die Archis den damals 'sauberen' Olympiasieger aus und stellen mit den dann natürlich noch viel besseren Methoden fest,
dass er voll mit maskiertem Designer-Stoff war.


RE: Leichtathleten als Philosophen? - Pollux - 09.03.2016

Wenn sie in 1000 Jahren tatsächlich noch buddeln, um den wahren Sieger zu finden, muss immerhin der olympische Gedanke überlebt haben. 

Oder Andermattig-korrekt: Er wird überlebt haben

Causa victrix Diis placuit / sed victa Andermatti 

:immerunimmernurzores!:


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 16.03.2016

Das Prinzip Gerechtigkeit
Teil 4/5: Leistungs-Gerechtigkeit


Der Millionär zum Bettler:
Geld macht nicht glücklich.
Ich muss es schliesslich wissen.
- Kommt darauf an, was man damit macht!
Der Millionär überlegt kurz und zückt 100.-
Hast recht, Du kannst das Geld bestimmt gut gebrauchen!
- Wie sehr habe ich recht?
Der Millionär überlegt eine Weile und verrät:
Ich weiss jetzt, worauf es im Leben ankommt.
- Wie sehr habe ich recht - für Dich?
Der Millionär überlegt eine lange lange Zeit.
Dann geht er zur Bank und kommt mit einer halben Million wieder.
Du hast mir sehr geholfen, hast mir die Augen geöffnet.
Ich weiss jetzt, was mich wirklich glücklich macht.
Das ist Dein gerechter Lohn. Das ist es mir wert.
Aber sag' mal, was machst Du jetzt mit dem Geld?
- Ooch nichts Besonderes: Saufen, Huren, Porsche kaufen.
Du Betrüger! Gib sofort das Geld wieder her!
- Wieso? Du hast Deine Art von Nutzen, ich habe meine.
Da wo Du hinwillst, war ich schon lange.
Und da, wo Du warst, will ich auch mal hin.

Da steckt das meiste drin, was über Leistungs-Gerechtigkeit zu sagen ist.

Welche Arten und Konzepte von Gerechtigkeit gibt es?
1. Gleichberechtigung aller Menschen, keine Diskriminierung aus welchen Gründen auch immer. Startchancen-Gleichheit/Gerechtigkeit
2. Juristische G.: Gewaltenteilung, Rechtmässigleit, Legitimität, Verhältnismässigkeit.
3. Retributive G.: Vergeltung und Strafe
4. Politische G.: Positions-G, Chancen auf Zugang zu Ämtern.
5. Übergangs-G.: Restitution , Kompensation für Gewalt(Krieg, usw.)
6. Tausch-G.: Kommutative G. nach Freiwilligkeit ohne Not und Zwang.
7. Reziproke G. Äquivalenz von Gabe und Gegengabe
8. Soziale G.: Distributive + Redistributive G. Angemessene Verteilung von Ressourcen, Bildung, Gütern, Arbeit, Grundbedürfnissen(Bedürfnisprinzip)
9. Schützende G.: Friedenssicherung, Sanktionierung struktureller Gewalt, Menschenrechte
10. Minderheitenschutz vor Diskriminierung
11. Generationen-G:: Begrenzung von Verschuldung, Schutz der Ressourcen, intergenerationelle Güterverteilung
12. Umwelt-G: Teilhabe aller Betroffenen an Entscheidungen über Umweltbelastungen
13. Geschlechter-G.
14. Kontributive G.: Recht auf Mitbestimmung, Pflicht zu Mitwirkung
15. Verfahrens-/Vertrags-G.: Einhaltung anerkannter Regeln ohne Ansehen der Person
16. Formale G.: Alle gleich gelagerten Fälle sind gleich zu behandeln
17. Restorative G.: Konflikttransformation, Mediation
18. Internationale, globale G.: Ausgleich zwischen Weltregionen
19. Kosmische G.: Vorstellung ausgleichender Ordnung der Natur
20. Kompensatorische G.: Korrektive, ausgleichende G. bei Handicaps, Pech
21. Personale G.: Einsatz pers. Stärke, Kompetenz, Charakter, wenn Gesellschaft, Staat keine oder unzureichend G. herstellt oder herstellen kann
22. Intra-/innerpersonale G.: Sich-Selbst-Gerecht-Werden des Individuums
23. Leistungs-Gerechtigkeit: Meriotische G. Propotionalitätsprinzip nach Verdienst. Wer mehr(für die Gesellschaft) tut, dem steht auch mehr zu

Alles hat zu tun mit Leistung-Gabe.
Ohne Leistung-Gabe keine Leistung-Nahme.


Alles hat zu tun mit (unterstellter, vermuteter, meistens nicht genau ermittelbarer) Zurechnung.
Ohne Zurechnung von Urschuld(= Leistung) und Leistung keine Gerechtigkeit.


Alles hat zu tun mit Anerkennung, Motivation.
Ohne Motivation der Leistung-Geber keine  - freiwillige - Leistung-Gabe.

Alles hat zu tun mit Stärke, Macht, Wirkung.
Ohne Wirkung kein Leistungs-Transfer, keine Gerechtigkeit.


Man kann das mit Zwang oder mit Freiheit und Freiwilligkeit organisieren.
Soll das ein guter, weiser Diktator oder  - der nicht immer effiziente - Markt richten?
Philosophen konnten bis heute keine allgemeingültigen Gerechtigkeits-Kriterien oder -Prinzipien erarbeiten.
Egalitaristische Gerechtigkeitstheorien können nicht als gerecht begründet werden und in der Praxis nicht funktionieren.
Auch sogar Start-Chancengleichheit ist eine Ursache für Ergebnis-Ungleichheit.
Ergebnis-Ungleichheit bedeutet in der nächsten Runde noch bessere Chancen für die Einen, noch schlechtere für die Anderen.

In-egalitaristische Gerechtigkeitstheorien führen erst recht zu - ungerechtem - Auseinanderdriften der Gesellschft.
Theorien allokativer-distributiver Natur - sind Leistung-vergessen, Macht-vergessen.
Es ist nicht möglich, so etwas wie den Nutzen Aller oder das soziale Glückzu definieren,
weil es unmöglich ist, interpersonale Nutzenvergeiche durchzuführen(siehe Millionär-Beispiel).

Die Theoretiker können also keine allgemeinverbindliche, probate Gerechtigkeits-Rezeptur anbieten.
Wie kann dann im realen täglichen Leben Gerechtigkeit gewonnen werden?
Hegel hat von der Normativität des Faktischen gesprochen.
Das (gesellschaftliche) Sein bestimmt das Bewusst-Sein.

Uns fehlt eine hinreichende Normativität, also müssen wir uns um Fakten kümmern.
Nehmen wir die Fakten, die wir vorfinden und begnügen uns damit?
Fügen wir uns der Natur, dem Natur-'Recht' des Stärkeren, Mächtigen, Schönen, Reichen?
Gerechtigkeit ist keine Kategorie der Natur,
sonst wären alle Frauen gleich stark und alle Männer gleich schön.

Nicht Wenige warten nur auf unser Fügen, auch und vor allem Jene,
die im Besitz von Privilegien sind, die Besitzstandswahrer.
Die Leistung-Nehmer mit Leistung-losem Einkommen und Vermögen.
Wer erzielt Leistung-loses/-armes Einkommen?
Zum Beispiel Erben.
Oder Alimentierte.

Arbeits-Unterlasser, die zu Selbiger  in der Lage wären, erheben nicht-gerechtfertigbare Ansprüche.
Wer erzielt überproportional ungerecht Mehrwert?
Viele.
Wer erzielt Kapital aus Diebstahl an nachfolgenden Generationen?
Fast Alle.
Warum klappt die Ausplünderung unserer Nachkommen so gut?
Wer nicht zugegen ist, kann sich nicht wehren.

Wer schafft gerechte(re) Fakten?
Das Be-Wusstsein bestimmt das Sein.
Wer hat das Wissen und die Macht,
den durch Leistung-Losigkeit der o.g. Leistung-Nehmer entstandenen Wertschöpfungsverlust von Hunderten Milliarden zu revidieren?

Ansprüche an soziale Gerechtigkeit werden in sozialen Auseinandersetzungen gewonnen.
Wie würde die Gerechtigkeitsdebatte aussehen, wenn LG und LN sich persönlich über gerechten Ausgleich ins Benehmen setzen würden
und nicht über Intermediäre eines anonymisierten Systems?
Was wäre, wenn die Kinder aus der Zukunft heute mitentscheiden könnten?
Wieviel hätte der Millionär mittels Intermdediär dem Bettler gegeben/geben müssen?
Wie motiviert wäre er gewesen?
Was sind sich die Mitglieder eines sozialen Kooperationszusammenhanges gegenseitig schuldig?

Aber ist es mit der Leistung-Nahme, der (Um-)Verteilung getan?
Das Millionärs-Beispiel macht uns sehr skeptisch.
Viel Geld schützt nicht vor Depressionen.
Wenig Geld schützt nicht vor Zufriedenheit.

Was fangen die Leistung-Nehmer mit dem Geld an?
Geht das in den Konsum, in die Altersversorgung, in die Qualifikation, in die Zukunft?
Soll man eine Mittelverwendungs-Kontrolle einführen?
Also nix mit Saufen?

Steinvorth beschreibt das Trilemma:
1. Der Markt ist ein gerechteres Verteilungsmittel als der Verwaltungsweg.
2. Der Markt kann nur gerecht sein, wenn freiwillig - ohne Not und Zwang - getauscht wird.
3. Die Freiwilligkeit des Tauschens führt zu inakzeptablen Ungleichheiten.

2. ist uneingeschränkt wahr. 1. + 2.  nur bedingt, weil der Markt ohne Verwaltungseingriiffe ungerecht(er)  ist/wird.

Wir brauchen also Kriterien gerechter Markteingriffe:
1. Gemeineigentum natürlicher Ressourcen(Ge-Gebenes)
2. Prinzip erzwingbarer zumutbarer Leistung-Gabe(Ge-Leistetes)

Das Recht auf Leistung ist äquivalent zu Pflicht zur Leistung.
Nur dann kann von Gerechtigkeit gesprochen werden.
Der nicht Leistung-gerecht Behandelte ist der Demotivierte.
Der Leistung-gerecht Behandelte ist der Motivierbare.

Wenn die Gesellschaft, die Wirtschaft, der Markt, die Politik unfähig sind,  Arbeit zu geben,
ist Arbeitsmarkt-unabhängige Leistung die gerechte Lösung:
Gesellschaftsdienst, Sozialdienst, Zukunftsdienst.

Chancengleichheit und Leistungsgerechtigkeit sind nicht trennbar.
Es ist nicht genau feststellbar, ob und inwieweit eine gegebene Ungleichheit
ungleichen Chancen oder unterschiedlichen Leistungen zuzurechnen ist.
Chancengleichheit hebt sich selbst auf, kann nur als Chancen-Gerechtigkeit  einigermassen über die Runden kommen,
wenn ungleiche Ergebnisse und freiheitsbedingte Ungleichheit walten darf.
Und die ein stückweit ungerechten Ergebnisse ein stückweit korrigiert werden.
Leistungs-Gerechtigkeit kann Chancengleichheit untergraben.
Ohne Chancengleichheit keine Leistungs-Gerechtigkeit.

Das ist die dialektische Wechselwirkung von Leistungsgerechtigkeit und Chancengleicheit:
(Soziale) Gerechtichkeit ist das Mass an Gleichheit, das erforderlich ist,
um die Freiheit der Schwächeren zu schützen
und dasjenige Mass an Ungleichheit, das erforderlich ist,
um die Freiheit des Stärkeren nicht über Gebühr(demotivierend) einzuschränken.
'Soziale Gerechtigkeit ist diejenige Tugend,
die aller einseitigen Zuspitzung einzelner Tugenden oder Prinzipien entgegen wirkt
und in einem grösseren Ganzen jeder einzelnen Tugend ihren gerechten Platz zuweist'
(Bollnow).

Das ist ein permanenter Wandlungsprozess  mit den Instrumenten der Zurechnung
und der Anerkennung von Leistung und Gegen-Leistung
und der Wirkungsmacht der Beteiligten der jeweiligen sozialen Gemeinschaft.
Den Reichen kommt nur dann ihr Reichtum zu,
wenn und soweit sie und die Anderen zustimmen.
Den Armen kommt nur dann ihre Armut zu,
wenn und soweit sie und die Anderen zustimmen.

Dem Doper kommt nur dann Anerkennung zu,
wenn die Anderen zustimmen.
Warum dopt er?
Weil er Anerkennung will.
Aber erkennt er seinerseits - mit seinem Dopen - die Leistungen der Anderen an?
Ein Widerspruch in sich.
Ein Fall der inter- und intra-personalen Anerkennung.
Ein Fall der inter- und inttra-personalen Gerechtigkeit.

Was ist intra-/inner-personale Gerechtigkeit?
Meistens wird die einfach so vorausgesetzt, nicht gesehen oder nicht ins Spiel gebracht.
Es wird so getan, als wenn Jedermann mit sich im Reinen ist, sich selbst gerecht wird.
Immer das tut, was ihm gemäss ist, seinen Möglichkeiten und Zielen und  seinen Interessen entspricht.
Jeder weiss, dass das oft nicht so ist.

Das führt oft zu paradoxen Situationen, wenn Andere Jemand was Gutes, Nützliches, Gerechtes anbieten, antun wollen.
Dieser aber diese Chance aus falscher Wahrnehmung, diffuser Angst oder Entscheidungsschwäche nicht wahrnimmt.
Jeder kennt solche Fälle zuhauf, auch umgekehrte.
Es ist mir ein Rätsel, warum professionelle Denker das bei ihren Gerechtigkeitstheorien nicht auf dem Schirm haben.
Sie gehen wohl von einem homo authenticus, integritus, identicus aus.

Wir der Doper sich selbst gerecht?
Ist er mit sich selbst im Reinen?
Rechnet er sich seine Leistung + EM(erlaubte Mittel) + UM(unerlaubte Mittel) persönlich zu?
Findet er das (betrügerische) down-grading seiner Konkurrenten Leistungs-gerecht?
Begreift er irgendwann, dass der so erreichte Sieg über Andere
nur möglich ist durch die Niederlage seines Selbst?
Nein, Doper reflektieren nicht auf die eigene Persönlichkeit, sondern auf das Übertrumpfen Anderer.

Ohne Freiheit keine Hochleistung.
Ohne Freiheit keine Gerechtigkeit.
Ohne Gerechtigkeit keine Fairness.
Ohne Gerechtigkeit keine Freiheit.

Hat der Doper einen freien Willen?
Oder unterliegt er einem Zwang?
Er möchte ja schon gern fair sein, dann fühlte er sich besser,
muss nicht heucheln und permanent Angst vor Blamage und Gesundheitsschäden haben.

Der selbst-auferlegte Zwang des Dopers besteht im Primat des Besser-Scheinen-Wollens als Andere.
Voraussetzung und Resultat ist immer und zwangsläufig das persönliche Schlechter-Sein als Andere.

Ein Individuum wird immer(nur oder vor allem) dann moralisch handeln,
wenn man moralische, gerechte, externalistische Ansprüche mit intrinsischer Motivation verbindet.
Intra-/inner-personale Gerechtigkeit ist die erste Bedingung der Selbstverwirklichung,
die inter-personale Gerechtigkeit die zweite.

Der Mensch sucht, was ihn interessiert, ihm wichtig ist,
was für ihn ein gutes Leben ist,
was er für ein Mensch sein möchte,
welche Fähigkeiten er dafür noch braucht und welche er bereits hat,
welche Tätigkeiten ihm Erfüllung bringen können,
und wie er dabei mit Anderen umgehen will.
Unser Millionär scheint das gefunden zu haben.

Konkurriert  man mit Konkurrenten oder instrumentalisiert man sie?
Missbraucht man Wettkampfsport als Vehikel für sein Doper-Ego?
Kommt das Ego nicht mehr zum Ziel, hört es mit dem 'Sport' auf.
Hat nix vom Sport verstanden.

Aber es scheint auch einen 'strukturellen Zwang zum Dopen' zu geben,
den der Olympiasieger im Diskus 1984, Rolf Danneberg,
Rudolf-Harbig-Preisträger(!!) und gelernter Gymnasiallehrer(!!!),
1989 wie folgt beschreibt:
'Fairplay ist out.
Das stammt aus der Zeit der Herrenreiter.
Worauf es ankommt, ist Chancengleichheit.
Wenn man einen Sportler in die Kommerzialisierung marschieren lässt,
dann ist er irgendwann absoluter Profi.
Ich bezweifele, dass man einem Profi sagen kann: das darfst du nicht nehmen.
Ethik?
Alles Käse.
Was hat denn Ethik mit Leistungssport zu tun?
Es geht um Leistung.
Dieser viel strapazierte Begriff Ethik.
Das ist doch ein fürchterliches Gewabbel und Geschwabbel.'

Überredet, Rolf.
Damit sind wir beim Thema Leistungs-Prinzip.


RE: Leichtathleten als Philosophen? - Gertrud - 16.03.2016

(16.03.2016, 00:33)MZPTLK schrieb: Welche Arten und Konzepte von Gerechtigkeit gibt es?
1. Gleichberechtigung aller Menschen, keine Diskriminierung aus welchen Gründen auch immer. Startchancen-Gleichheit/Gerechtigkeit

a) Gleiche Startchancen wird es nie geben, da können die Erbschaftssteuersätze noch so hoch sein. Man wird im Reichtum geboren oder nicht.

b) Auch das Elternhaus prägt gehirnmäßig die Intelligenz zu einem großen Teil vom Entstehen an. Hätte ich ein Kind gehabt, hätte ich es wahrscheinlich motorisch von Geburt an spielerisch geprägt und die Mittel der Gehirnplastizität auch intelligenzmäßig ausgeschöpft.

c) Fordern und fördern ist das Werkzeug der Eltern, die aber über die Mechanismen verfügen sollten. Insofern steht der Staat auch in der Pflicht. 

Gertrud


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 16.03.2016

Gertrud, das ist richtig.
Es sollten Konzepte vorgestellt werden, wie man der ungleich verteilenden Natur
im Dienste der Gerechtigkeit ein Schnippchen schlagen kann.
Das geht natürlich nicht in allen Bereichen und nicht nachhaltig.
Man versucht es zum Beispiel im Schulwesen oder im Wettkampfsport.

Rawls hat es mit dem Konstrukt des Schleiers des Unwissens der Kandidaten über ihren Status versucht,
um sie unvoreingenommen über gerechte Konkurrenzregeln abstimmen zu lassen.
Wäre sich jeder seiner mehr oder weniger privilegierten Startvoraussetzungen bewusst, würde er versuchen,
diesen Besitzstand zu wahren und in die Konkurrenz hinein zu tragen.

Ich hatte ja auch geschrieben, dass sogar - künstlich geschaffene - Start-Chancengleichheit
in der Folge ein stückweit zu Ungleichheiten führen wird/muss,
die ein stückweit korrigiert werden müssen,
um ein zu ungerechtes, zu starkes Auseinanderdriften der Gesellschaft zu verhindern.
Wenn das nicht geschieht, sehen wir die in der Geschichte immer wieder aufgeschaukelten Zuspitzungen,
die sich in Gewalt entladen.