Leichtathleten als Philosophen? - Druckversion +- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com) +-- Forum: Off-Topic (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=9) +--- Forum: Plauderecke (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=14) +--- Thema: Leichtathleten als Philosophen? (/showthread.php?tid=61) |
RE: Leichtathleten als Philosophen? - Pollux - 20.11.2016 Und falls es einen interessiert, hier noch eine sehr schöne Darstellung: http://edoc.hu-berlin.de/humboldt-vl/mittelstrass-juergen-2001-01-31/PDF/Mittelstrass.pdf In diesem Sinne! RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 20.11.2016 Danke, Pollux, auch für Mittelstrass - kein Dummer, aber schon etwas älter und nicht ganz auf der Höhe, was Technik angeht. Deine Antworten auf meine Einwände/Fragen finde ich nicht befriedigend, aber sei's drum, hier ein kleiner Exkurs zum Thema Komplexität und wie man damit umgehen kann, bevor es mit dem Teil natürlich-künstlich weiter geht: Beispiele für (hoffentlich vergeblich) versuchte Komplexitätsreduktion: 1. Zerstörung/Ausbeutung der (über-)lebenswichtigen Ressourcen 2. Arten(aus)sterben 3. Faktenaversion der meisten Menschen 4. Ignoranz '' 5. Trump 6. Autismus 7. Ideologien 8. Extremismus/Terrorismus 9. Links-Rechts-Schubladen usw... Jimmy Carter war ein Opfer der Komplexität. Sein Ehrgeiz, die Probleme aus erster, seiner Hand kennen zu wollen, führte dazu, dass er sich in Details verlor und den Durch- und Überblick für die grösseren und Gesamt-Zusammenhänge nicht genügend entwickeln konnte. Den Wald vor Bäumen nicht sehen... Das systemische Denken hilft, zwischen niedrigen und hohen Hebelwirkungen in hochkomplexen Situationen entscheiden zu können. Dafür muss die Komplexität durchschaut und müssen die grundlegenden Strukturen erkannt werden. Systemdenken bedeuten nicht, Komplexität zu ignorieren - siehe oben. Sondern dass ein Gesamt-Zusammenhang gesehen wird, dass sortiert, geordnet, strukturiert wird nach Relevanz, Prioritäten, Wertigkeiten, Ursachen von Problemen, Betroffenheiten, usw. Daraus kann abgeleitet werden, wie man Probleme lösen kann. Was am dringendsten gebraucht wird, sind Methoden, mit denen das Wichtige vom Unwichtigen unterschieden werden kann und mit denen wir erkennen können, auf welche Variablen wir uns konnzentrieren müssen und welche wir vernachlässigen oder hintan stellen können. Es gibt zwei Arten von Komplexität: - Detailkomplexität(die sich durch viele verschiedene Variable auszeichnet) - Dynamische Komplexität(bei der Ursache und Wirkung räumlich und zeitlich weit auseinanderliegen und bei der naheliegende Interventionen nicht zu den erwarteten Ergebnissen führen) Man erinnere sich auch an die zeitlichen und örtlichen Weit-Weg-Teufel, s. oben in diesem Thread. Detailkomplexität macht alle rationalen Erklärungen notgedrungen unvollständig. Menschliche Systeme sind unendlich komplex. Man kann es nicht vollständig erfassen, weil es nicht vollständig erfassbar ist. Das ist auch ein wesentlicher, entscheidender Grund dafür, dass der Mensch die 'künstliche' 'Intelligenz' nie derart determinieren kann, wie es den Komplexitäten adäquat wäre. Trotzdem können/sollten/müssen wir was tun, um Komplexität besser zu beherrschen. Der Mensch hat kognitive Grenzen(ausser Pollux und MZPTLK natürlich ), wir können nur eine sehr begrenzte Zahl von Variablen gleichzeitig bewältigen. Wir werden sehr schnell von der Detailkomplexität überlastet, was uns dazu zwingt, zu einer vereinfachenden Heuristik zu greifen, um den Überblick zu behalten. Es gibt aber einen geistigen Bereich, der sehr gut mit Detailkomplexität umgehen kann, das Unterbewusstsein. Stichworte: Auto fahren, Diskuswerfen, usw... Diese Automatismen waren nicht von Anfang an da, sondern mussten erst bewusst gelernt und eingeübt werden, bevor sie ins Unterbewusstsein dissoziiert werden konnten. Jede Form von Lernen umfasst ein Wechselspiel von Bewusstsein und Unterbewusstsein, das zu einem Training des Unterbewusstseins führt. Der Philosoph Byung-Chul Han scheint das noch nicht wirklich verstanden zu haben - siehe ein früherer Beitrag von mir in diesem Thread. Mehr noch: In der Konsequenz bedeutet das von ihm Behauptete eine geistige Entmündigung/Freiheitsberaubung des Menschen. Auf der unbewussten Ebene schlummern ungeheure Kapazitäten für den Umgang mit Detailkomplexität. Das gibt dem Bewusstsein Freiraum, sich auf andere Lerninhalte und höhere Lernstufen zu konzentrieren. Wenn der Diskuswurf in seiner Grobform/Grundstruktur 'inhaliert' ist, kann bewusst(er) am Feinschliff gearbeitet werden. Wenn ich grundsätzlich weiss, dass Glücksspiel, Drogen und Ressourcenvernichtung Mist sind, kann ich mich bewusst um mehr kümmern. Das Unterbewusstsein wir von vielen Einflüssen programmiert, zum Beispiel von der Gesellschaft oder den Medien. Wer in einer Gesellschaft aufwächst, die scharf zwischen bestimmten ethnischen oder sozialen Gruppen trennt, wird Menschen anders 'wahr' nehmen und behandeln als jemand, der in einer offenen, toleranten Kultur sozialisiert wurde. Überzeugungen beeinflussen unter anderem die Wahrnehmung. Wer glaubt, dass Menschen grundsätzlich nicht vertrauenswürdig sind, wird überall Betrüger, Schikanen oder Verschwörungen 'sehen'. Die Auswirkungen von Sprache sind besonders subtil, weil Sprache nicht so sehr den Inhalt des Unterbewusstseins beeinflusst wie vielmehr die Art und Weise, wie das Unterbewusstsein seine Inhalte ordnet und strukturiert. Wen wir eine systemische Sprache lernen, wird das Unterbewusstsein auf subtile Weise darauf trainiert, die Daten kreisförmig statt linear zu strukturieren (ich hatte das schon bei meiner Kritik an der schwachsinnigen 'Links'-'Rechts'-Verortung in der politischen 'Diskussion', vor allem in den schwachsinnigen 'Medien' erklärt) Wir stellen fest, dass wir überall Feedbackprozesse und Systemarchetypen sehen. Es entwickelt sich eine neue Grundlage für das Denken. Ein Systemdenker sieht die Realität zugleich systemisch und linear. Es gibt nämlich immer genügend Probleme, für die eine lineare Perspektive ausreicht. Alternativen, die mit einer linearen Betrachtungsweise nicht zu erkennen sind, werden vom Unterbewusstsein als Lösungsvorschläge oder Fragen an die Oberfläche gebracht. Lösungen, die früher ausserhalb unserer Vorstellung des Machbaren lagen, werden zu Bestandteilen des Machbaren. Der systemische Ansatz wird nicht nur zu einer Problemlösungsmethode, sondern zu einer Denkweise, durch die bereits ex ante viele Probleme gar nicht erst aufkommen, bzw. als nicht unlösbar angesehen werden. Und: Das Unterbewusstsein ist auch in der Lage, gelernte höhere Komplexitäten zu inventarisieren. Das erfordert natürlich praktische Übung, z.B sind Mikrowelten-Arrangements hilfreich. Auch und gerade beim Bewegungslernen und beim Lernen von immer komplexerem Taktikverhalten in den Sportspielen haben sich Elementarisierungsstrukturen sehr bewährt. Der Mensch ist - noch - ein Steinzeittier, er ist gerüstet dafür, Überlebensbedrohungen zu erkennen und zu bewältigen, die sich aus plötzlichen, dramatischen Ereignissen ergeben. Kommt eine akute Gefahrensituation, sind besonders durch den Wohlstand noch nicht so degenerierte Männer auch heute noch in der Lage, mittels einer automatischen Stresshormonausschüttung und der blitzschnellen Verlagerung der Konzentration aufs Klein- und Stammhirn (bei Einigen soll das 24 Stunden lang dominieren ) das Überlebens-Tier von der Leine zu lassen. Aber heute hehen die grössten Bedrohungen für unser kollektives Überleben von langsamen, graduellen Entwicklungen aus. Von Prozessen, die sich sowohl durch eine Detailkomplexität als auch durch eine dynamische Komplexität zeigen. Die Atomwaffen, die Klimawandlung, die fortschreitende Verwüstung, die resultierenden Migrationen und Konflikte, die undurchschaubaren Finanzströme bestimmen unser Leben als Steinzeittiere, ohne dass wir das adäquate geistige Rüstzeug haben, das alles in Gänze zu begreifen oder gar zu zähmen. 'Die Wenigsten, die das System verstehen, werden so sehr an seinen Profiten interessiert oder so abhängig sein von der Gunst des Systems, dass aus deren Reihen nie eine Opposition hervorgehen wird. Die grosse Masse der Leute aber, unfähig zu begreifen, wird seine Last ohne Murren tragen, vielleicht sogar ohne zu mutmassen, dass das System ihrem Interesse feindlich ist.' (Jakob Rothschild 1863) RE: Leichtathleten als Philosophen? - Pollux - 20.11.2016 Und was wolltest du damit sagen? Dass dein Steinzeittier irgendwann in der Lage ist, Komplexität zu beherrschen? Irgendwann, wenn wir wirklich mal in der Lage sind, hinreichenden Gebrauch von unserer Ratio machen? Wenn man das tut, muss man die Realität schon arg kastrieren. Z.B. unterschlagen, dass für Verstrickungszusammenhänge auch schlechte Utopien mitverantwortlich sein können. Aber zu denen gehörte immer schon die Vorstellung von totaler Verfügbarkeit, Planbarkeit und Kontrollierbarkeit, was die Randbedingungen des Handelns betrifft.... Es beißt sich die Katze in den Schwanz - und sagt: "Ich kanns!" RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 20.11.2016 Ich will damit sagen, dass wir überfordert sind und immer sein werden, aber uns Mühe geben sollten. Ergebnis: wahrscheinliche Katastrophe. Die Alternative wäre Phlegma, Kapitulation. Ergebnis: sichere Katastrophe. RE: Leichtathleten als Philosophen? - Pollux - 20.11.2016 Falsche Pointe, lieber MZ! Du kannst dich im Bewusstsein von Grenzen bemühen- oder im Bewusstsein der Grenzüberschreitung. Das Erste ist Realitätensinn, das Zweite Ignoranz. PS. Vielleicht doch mal Mittelstraß lesen, statt ihn beurteilen... RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 20.11.2016 (20.11.2016, 18:28)Pollux schrieb: Falsche Pointe, lieber MZ!Habe ich komplett gelesen. Aber weiss er, dass 85 % der Schüler ein Smartphone haben 70 % ein Notebook 4 Schulkinder einen PC teilen(aber nur theoretisch, weil 1/3 der Geräte nicht nutzbar ist? Dass Deutschland laut Pisa Studie auf Platz 28(von 34 Ländern) liegt, was Digitalisierung angeht? Die Digi bringt Himmel und Hölle, geschenkt, aber was ist die Alternative? Ewig nur Platon, Kant und Nietzsche um Rat fragen? RE: Leichtathleten als Philosophen? - Pollux - 20.11.2016 Wohin schweifen wir jetzt noch ab? Ins Digitalisierungsranking? Warum nicht auch ins Medaillenranking? Dafür brauchst du ebenfalls keinen dieser Leute... PS: Aber da die Tugend der Gelassenheit auch von erfolgsstrategischer Bedeutung ist, könnte man immerhin ein paar Vorgänger aus der Antike konsultieren.... RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 20.11.2016 (20.11.2016, 18:49)Pollux schrieb: Wohin schweifen wir jetzt noch ab? Ins Digitalisierungsranking? Als Alimentierter, bzw. diesen paradiesischen Zustand blinden oder sehenden Auges Riskierender kann man natürlich sehr gelassen sein. Alle Anderen müssen ins Hamsterrad und nach finanzieller Unabhängigkeit streben, die nur ganz Wenigen vergönnt ist. RE: Leichtathleten als Philosophen? - Pollux - 20.11.2016 Ich bin ein Alimentierter? Interessant! Packst du jetzt wieder die Klischeekiste aus? Und damit es auch passt, mit dem Zusatz: Gelassenheit muss man sich eben leisten können! . Was ich soll ich da noch sagen? Offensichtlich hast du von dem Begriff und seiner Bedeutung nichts verstanden! So kommen Gespräche halt an ihr definitives Ende. Ich wünsche dir trotzdem viel Glück in deiner Rolle als Platzanweiser der Vernunft! Der Monolog ist das Beste für dich. Denn wem nicht widersprochen wird, der muss auch nicht um jeden Preis gewinnen.... RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 21.11.2016 (09.09.1974, 14:54)Pollux schrieb: Ich bin ein Alimentierter? Interessant! Packst du jetzt wieder die Klischeekiste aus? Und damit es auch passt, mit dem Zusatz: Gelassenheit muss man sich eben leisten können! .Wer sagt das? Ich meine immer nur Diejenigen, die es betrifft. Wärst Du gelassen, hättest Du das verstanden. Hättest Du nichts gesagt, wärst Du ein Philosoph geblieben. |