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Leichtathleten als Philosophen? - Druckversion

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RE: Leichtathleten als Philosophen? - lor-olli - 22.11.2016

Sinnkrise allerorten? (Man(n) gibt sich Mühe… ) lor-olli nimmt sich die Sinnkrise in Zeitfragen - sie reicht einfach nicht aus!

Nachgeschoben: Meine Äußerung, die Philosophie “hinke hinterher“ war nicht despektierlich gemeint - schließlich braucht es ja “Material“ über das es zu phliosophieren gilt. Eine Sinnkrise scheint es aber ungeachtet dessen in vielen Lebens- und Arbeitsbereichen zu geben: Wir haben konkrete Vorstellungen von Bildung, der Weg dorthin ist unklarer oder gar umstrittener denn je und dies insbesondere auch bei den Lehrenden! (Fängt mit dem Beklagen mangelnder Rechtschreibkenntnisse an und geht weiter mit der Unentschiedenheit WELCHE Kenntnisse unabdinglich sind…) Die Lehrenden sind aber eben nicht nur die in der Schule Angestellten und Schulleiter…

Eine Sinnkrise betrifft aber auch viele andere Bereiche unseres Lebensumfeldes, wir wissen das unser globaler Ressourcenverbrauch und die Auswirkungen für den  Klimawandel so nicht haltbar sind - aber die notwendigen Konsequenzen ziehen wir allenfalls halbherzig (und ein D.Trump leugnet sie wider besseren Wissens - aber Aussagen in der Vergangenheit vergisst er eh nach 24 Stunden)

Sinnkrisen aber auch in der Wissenschaft - im erweiterten Bekanntenkreis habe ich einen Ingenieur in der Automobilindustrie, der sich fragt warum er immer noch Verbrennungsmotoren optimieren soll, wenn im Labor nebenan im viel zu kleinen Umfang an E-Motoren geforscht wird.

Leichtathletik? Ich denke wir erkennen überwiegend ein massives Dopingsystem an, welches den eigentlichen Zweck des sportlichen Vergleichs ad absurdum führt. “Unsere“ Reaktion: halbherzig und leider muss ich erkennen, dass die Haltung eine Mehrheit im deutschen Sportsystem vom obersten Repräsentanten (Bach) IN DER PRAXIS nicht einmal halbherzig vertreten wird.

Sinnkrise in der Philosophie? Eher nicht, denn sie lebt ja davon Wink Bedenklicher schon eher, dass in den “Rankings“ (zumindest bezüglich des breiteren Bekanntheitsgrades aktueller Philosophen) Leute wie … führen (ich nenne keine Namen, denn das würde ihnen wirklich zuviel Ehre als Philosophen zukommen lassen - lor-olli entschuldigt sich auch gleich wieder).

Intellektuell-ethische “Richtlinien“kompetenz?  Hat ein D.Trump überhaupt mal “ein Buch“ in der Hand gehabt? (Ich weiß, er hat zwar mit 13 die Schule verlassen, aber einen bachelor in science / economy in Wharton gemacht - wie weit wäre er gekommen wenn seine Familie diesen Uni-Zweig nicht großzügig unterstützt hätte…? Also hier wäre der Begriff Alimentierter sicher nicht unpassend )

Ich wollte keine Verwirrung stiften, aber die intensiv geführten Kleinstkriege (im Sinne von Bedeutungsnuancen) besagen in vielen Naturwissenschaften, dass ein Problem im Großen und Ganzen gelöst ist - in der Philosophie auch?


RE: Leichtathleten als Philosophen? - Pollux - 22.11.2016

Lor-Olli, ich hab keinen Bock mehr! Dennoch möchte ich Dir ne letzte Antwort nicht schuldig bleiben - zumal Du es für nötig hältst, Dich für eine Despektierlichkeit zu entschuldigen, die ich eigentlich gar nicht erkennen kann... 

Auf den Umstand, dass Du es gerne mit Sinnkrisen und Rankings hast, möchte ich dir ne exemplarische Antwort im Sinn von Liessmann (und gleichzeitig in Sachen Umweltproblematik) geben. Selbstverständlich auch bezogen auf Deine geliebte Philosophie Wink und ihr wahres Ranking. Die ersten Plätze werden wohl bald an diejenigen vergeben, welche das Denken zwar verachten, aber den Begriff dennoch – und mit Chuzpe - reklamieren. Also auch jene, welche Deinem Ingenieur die wahre Philosophie als FIRMENPHILOSOPHIE näherbringen – und den Autofahrern natürlich die Präferenz des SUV! Aber damit wir uns nicht falsch verstehen. Dabei handelt es sich nicht um eine beliebige Vorliebe, sondern um eine ethisch aufgeladene – und damit gerechtfertigte - Vorliebe. Steht sie doch im Dienst eines erhabenen Zweckes: dem größten Glück der größten Zahl von Endverbrauchern.  Tongue

Falls Dir diese Aussicht nicht zusagt, weise ich darauf hin, dass Platon auch weiterhin in den Bibliotheken stehen wird. Und zwar auch ohne Beitrag zur Umwelt- und Zukunftsverantwortung. Und auch dann noch, wenn alle zeitgenössischen Fernsehonkels vergessen sind. Dies wird immer ein Angebot für Minderheiten bleiben - was als Fakt jedoch noch nie Anlass für eine Sinnkrise gewesen ist. 

So, jetzt will ich neben LOr-Olli auch noch allen anderen Foristen danken! In Bezug auf die Befriedigung meines Erkenntnisinteresses könnte ich zwar nicht unbedingt ein Ranking erstellen, aber dennoch etwas hervorheben, was mich schwer beeindruckt hat: Atas Hinweis auf die Jungs und Mädels in Regensburg und die Leitung des Unternehmens Leichtathletik. Wie die dort unten den Sport sehen und ausüben, ist für mich einfach nur großartig. Der gegenwärtigen Tendenz des Sports so eine Idee und Praxis abzuringen, das hat schon was. Großartig habe ich übrigens auch einige Aussagen eines Herrn Kurschilgen als (ehem?) Sportdirektor gefunden. Chapeau! Erfreut haben mich auch immer die Interviews mit Akteuren auf Leichtathletik.de. Da konnte ich einiges entdecken, was für eine Analyse des Sports unabdingbar ist. Insofern kann ich das ‚Kritik-Watch’ und seine Erbsenzählerei nicht ganz begreifen. Die Art und Weise, wie hier bisweilen über das ‚Fehlverhalten’ von Akteuren hergezogen wurde, fand ich dagegen etwas übertrieben. Es wirkte manchmal so, als müsste sich ein ganzes Lehrer- oder Funktionärskollegium gütlich tun. Alle sonstigen Diskussionen waren für mich aber stets aufschlussreich! Und manchmal auch richtig klasse! Egal, ob ich mich beteiligt oder nur gelesen habe. Und ich habe viel und aufmerksam gelesen! 

Abschließend möchte ich den Foristen und allen Athleten weiterhin ein gutes Gelingen wünschen! Ich rede bewusst nicht von Erfolg, denn dieser Maßstab ist mir zu provinziell. Im Übrigen können Handlungen ja auch gelingen, deren Abschluss nicht von Erfolg gekrönt ist. Während umgekehrt das Gelingen von einem erfolgreichen Abschluss durchaus vereitelt werden kann. Wer so redet, nimmt freilich bestimmte Prinzipien in Anspruch - und wer auch mal was von mir gelesen hat, weiß, was ich meine. 

Tschüss!


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 22.11.2016

'lor-olli schrieb:Ich wollte keine Verwirrung stiften, aber die intensiv geführten Kleinstkriege (im Sinne von Bedeutungsnuancen) besagen in vielen Naturwissenschaften, dass ein Problem im Großen und Ganzen gelöst ist - in der Philosophie auch?

Kann, sollte man zwischen Philosophie und Naturwissenschaften trennen?
Wenn die Philosophie Naturwissenschaften ignoriert, disqualifiziert sie sich in den Keller.

Auch in der Philosophie gibt es vorläufig 'gesichertes' 'Wissen', also vorläufig 'gelöste' Probleme.
Und keine Angst, die Philosophie kommt nie hinter den entstehenden oder den von ihr evozierten Problemen her
in dem Sinne, dass sie sie alle lösend abarbeitet.

Es scheint mir des Öfteren auch so, dass 'Philosophen' von Verwirrnis leben, die sie vorzufinden meinen oder die sie selbst verursachen.
Dazu gehört auch das sich Herumdrücken und Herumeiern bezüglich Problemstellungen der Gegenwart,
oder das Behandeln dieser Probleme, indem man bei den Vorsokratikern anfängt und spätestens bei den Philosophen des 19. Jahrhunderts aufhört.
Viele trauen sich einfach nicht (zu), sich selbst aus dem philosophischen Fenster zu hängen, man könnte ja angreifbar werden.
Also schwebt man immer in lichten, nebulösen Höhen und geniesst die Anbetung des genügsamen Publikums.

Ich habe nicht verstanden, wie Mittelstrass die Gilde einerseits - zum Teil sehr zu recht - für ihre Leistungen lobt
und andererseits beklagt, wie kleinmütig, defensiv und ungeschickt sie sich in wissenschaftlich-interdisziplinären,
medialen und öffentlichen Räumen bewegt.
Sind die philosophischen Leistungen nur für die Gilde gemacht?
Hat man Angst, nicht(richtig) verstanden zu werden,  un- oder gerechtfertigt Prügel zu bekommen?


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 05.12.2016

Der Teil natürlich - künstlich kommt bald.
Bis dahin was für Mathematiker:

Ein Philosoph rennt hinter einer Schildkröte her(Schildkrötensuppe), kann sie aber nicht einholen.
Ein anderer Philosoph guckt sich das Elend an und meint:
Das kannst du vergessen, immer wenn du da ankommst, wo die Schildkröte vorher war,
ist sie ja immer schon ein Stück weiter gekrabbelt..

Big Grin Huh Idea


RE: Leichtathleten als Philosophen? - Atanvarno - 05.12.2016

Muss der arme Zenon der verdammten Schildkröte jetzt schon selbst hinterherlaufen? Früher konnte er noch den bekannt schnellen Läufer, Achilles, ins Rennen schicken.


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 05.12.2016

(05.12.2016, 15:41)Atanvarno schrieb: Muss der arme Zenon der verdammten Schildkröte jetzt schon selbst hinterherlaufen? Früher konnte er noch den bekannt schnellen Läufer, Achilles, ins Rennen schicken.
Muss er, weil Achilles' Sehne von deutschen Trainern verhunzt wurde

Im Übrigen ein Beispiel für ein Pseudo-Paradoxon.


RE: Leichtathleten als Philosophen? - sewi - 06.12.2016

(05.12.2016, 16:13)MZPTLK schrieb:
(05.12.2016, 15:41)Atanvarno schrieb: Muss der arme Zenon der verdammten Schildkröte jetzt schon selbst hinterherlaufen? Früher konnte er noch den bekannt schnellen Läufer, Achilles, ins Rennen schicken.

Muss er, weil Achilles' Sehne von deutschen Trainern verhunzt wurde

Im Übrigen ein Beispiel für ein Pseudo-Paradoxon.

So ähnlich wie bei den Schwimmern (hier in Umschrift): tois potamois autois embainomen, te kai ouk embainomen...  Big Grin


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 11.12.2016

Leistung im Sport
Teil 9.4: Natürlich - Künstlich


'Ich mach' mir die Welt
wie sie mir gefällt.'
(Pippi Langstrumpf)

'Natur ist ein Kollektivname für alle wirklichen und möglichen Tatsachen,
oder, um genauer zu reden, ein Name für die uns teilweise bekannte, teilweise unbekannte Art und Weise, wie alles geschieht.
...Begriffsverwirrungen....haben sich diese Worte mit soviel fremden, meist sehr einflussreichen und zählebigen Vorstellungen vermischt, dass sie seitdem Gefühle wachrufen und bezeichnen, die ihre ursprüngliche Bedeutung keineswegs gerechtfertigt haben würde,
und die sie zu einer ergiebigen Quelle falschen Geschmacks  falscher Philosophie,
falscher Moral und sogar schlechter Gesetze gemacht haben.'
(Mill 1874)

'An vielen Stellen unserer Gesellschaft wird daran gearbeitet, den natürlichen menschlichen Körper zu zu ent-naturalisieren,
ihn weg zu bringen von seinen normalen Fähigkeiten.
Sportliche Leistung muss durch Training und Talent erworben werden.
Der Sport muss die Natürlichkeit des Menschen in den Mittelpunkt stellen.'
(Gebauer)

Aristoteles unterscheidet:
1. Von selbst gewachsen(Natur-wüchsig)
2 Vom Menschen gemacht(Kunst-wüchsig)

'Sport ist ein Natur-Kultur-Hybrid,
also eine Inszenierung sowohl der biologischen wie der sozialen Natur des Menschen.
Der austrainierte Athletenkörper bleibt trotz seiner Kultivierung in seinem Wachstum autonom,
das heisst: im genetischen Sinn natürlich.
Er ist Ausdruck, er ist eine Kombination aus genetischer(Entstehungsweise) Natürlichkeit
und qualitativer(aktuelle Erscheinungsform) Künstlichkeit.
Er bildet eine eigene Kategorie natürlicher Künstlichkeit.
Referenzpunkt ist dabei stets seine biologische, nicht seine Wesens-Natur.

Auf der deskriptiven Ebene kann Doping auf Grundlage des Natürlichkeitskriteriums definiert werden
als die Beeinflussung autonomer Funktionen im menschlichen Organismus,
das heisst die Beschleunigung und/oder Transzendierung der für die sportartspezifische Leistungsfähigkeit
relevanten individuellen körperlichen Eigenschaften und Dispositionen.

Die Bestimmung einer Funktion als künstlich ist immer auf die jeweils vorgefundenen Eigenschaften
und Dispositionen des Individuums , also auf die genetische Natürlichkeit als Relationspunkt zurückbezogen.
Das entscheidende Kriterium der Dopingdefinition ist die auf das Individuum rückbezogene genetische Natürlichkeit.
Diese stellt im ent-normalisierten Leistungssport die allererst hinreichende Natürlichkeits-Bedingung dar.
Die genetische Natürlichkeit ist die Voraussetzung für die Faszination qualitativer Künstlichkeit.'

Die Definition von Doping auf der Grundlage des Natürlichkeits-/Künstlichkeits-Kriteriums lautet  daher:
Doping ist der Versuch, über eine Beeinflussung autonomer Prozesse und Strukturen des menschlichen Organismus
die für die sportartspezifische Leistungsfähigkeit relevanten körperlichen und/oder mentalen Fähigkeiten
dahingehend zu steigern, dass die Zielerreichung abgekürzt, bzw beschleunigt wird
und/oder über das natürliche, individuelle Mass hinaus gesteigert wird(Transzendierungs-Intention).
Doping hebt den Sinn des Sports auf.'
(Pawlenka)

'Der Sport ist seiner Natur nach Materialtest für Natur und nicht für Technik.
Der Sport feiert den evolutionären Zufall. Der Sport feiert die genetische Lotterie.
(Einspruch/Relativierung MZPTLK: Die Eltern würfeln nicht, sie wählen)
Er ist eine Feier und kein Ausgleich der natürlichen Lotterie'
(Gebauer)

Der Vatikan hat in den 1990er Jahren eine 'lehrmässige Note' heruausgebracht:
das Handeln der Bürger und des Gesetzgebers habe sich an ethische Prinzipien zu halten,
die in der Natur des Menschseins und im natürlichen Sittengesetz wurzeln.

Und so weiter.
Dann ist ja alles klar, oder?
Jeder weiss jetzt genau, was natürlich ist und was nicht  Idea

Irrtum!
Will man eine Weltanschauung, also von mehr oder weniger naiver Spekulation, Religion, nebulösen 'Definitionen'
und selbst-referentiellen Statements, bis hin zu Wissenschaften und zur Philosophie gewinnen und begründen,
sollte man vorher die Welt anschauen:

'Konservativ ist jemand, der glaubt, dass nichts zum ersten Mal geschehen soll.'
(Thomas Fuller, engl. Prediger um 1650)

'Die Gegenwart ist aufgeladen mit Vergangenheit und geht schwanger mit der Zukunft'
Leibniz)

- Vor 720 und 650 Millionen Jahren war die Erde fast vollständig mit Eis bedeckt,
   mit entsprechenden Folgen für organisches Leben.

- Living Planet Report 2016 des WWF:
   - Bestände freier Tiere 1970 - Heute halbiert
   - Rohstoffe knapper bis kurz vor Erschöpfung, Disruption von Ökosystemen
   - Temperaturanheizung
   - Mensch verbraucht p.a. Ressourcen und Leistungen von 1,6 Erden, Tendenz steigend
   - Landwirtschaft verwendet zuviele Pestizide und Stickstof: Auslaugung der Böden
   - Fast 30 % von über 30.000 Pflanzen und Tieren sind im Bestand gefährdet

'Um es ohne Umschweife zu sagen: Fast alles, wofür die Menschen, wenn sie es sich gegenseitig antun,
gehängt oder ins Gefängnis geworfen werden, tut die Natur so gut wie alle Tage.
Das, was menschlichen Gesetzen als verbrecherischste Handlung gilt, das Töten,
übt die Natur einmal an jedem lebenden Wesen und in einer beträchtlichen Zahl von Fällen
nach langen Qualen, wie sie nur die allerschlimmsten menschlichen Ungeheuer, von denen wir wissen,
ihren Mitmenschen je absichtlich zugefügt haben.'
(Mill 1865)

- Die Schwarzgrundmurmel...äh Schwarzmundgrundel ist vom Kaspischen Meer in die Ostsee gelangt
und bringt dort das Ökosystem durcheinander: verdrängt Flunder und Plattfische, frisst Nachwuchs von Heringen,
Sie ist sehr belastbar, toleriert sehr unterschiedliche Salzgehalte und Temperaturen sowie sauerstoffarmes Wasser.
Darum breitet sie sich schnell aus.

- Regenwälder werden abgeholzt, um Sojafutter für die Fleischproduktion zu gewinnen. Gigantischer Ressourcenverbrauch.

- 50 % der Führungskräfte in der Elektronik-und High-Tech-Industrie haben Angst,
   dass Maschinen bald ihre Arbeit übernehmen könnten
   - 49 % der Bankmanager....
   - 42 % der Luftfahrtmanager....
   - 41 % der Manager im Einzelhandel

'Die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns mit ihnen.'
(Lothar der Erste, Enkel Karls des Grossen, beim Ende des Karolinger-Reiches)

- 'Hunderte Menschen haben über 2 Jahrzehnte an dem Programm gearbeitet.
    Inzwischen besteht A....(der leistungsfähigste Rechner der Finanz-Industrie) aus einem Heer von Tausenden Analysten
    und rund 6.000 Rechnern, die Hunderte Millionen Kalkulationen pro Woche ausführen.'
    (Heike Buchter)

- 'Singularity ist der Zeitpunkt, an dem künstliche Intelligenz die Menschliche überholt.
    Ca. 2050 können Menschen und Maschine fusionieren)'
    (Ray Kurzweil)

- 'Biofakte problematisieren begrifflich die Autonomie des Wachstums, verstanden als reine Eigendynamik.
   Dort liegt die Grenze zum Technischen.
   Da Wissenschaftler mittels Biotechnik in das Wachstum des Lebewesens nun im Kern und damit im Anbeginn eingreifen können,
   und es aber gerade das Wachstum ist, das das Lebewesen als solches erst kennzeichnet,
   bedarf es eines Begriffs, der das Überschreiten dieser Grenzen deutlich macht, ohne die Grenzen selbst zu verwischen.'
   (Karafyllis)

'Künstliche Intelligenz kann immer nur einen kleinen Ausschnitt von mathematisch darstellbaren Aspekten
unseres komplexen geistigen, sozial und historisch variablen Lebens nachbauen.
Es handelt sich bei ihr gleichsam um Siliziumzombies ohne bewusstes Innenleben.
...unser Denken ist nicht mit seinen biologischen Grundlagen identisch.
Ich ist nicht Gehiorn.'
(Gabriel)

'Kaffee hilft gegen Muskelkater.und verbessert das Kurzzeitgedächtnis.
  Ausserdem enthält er Dopamin - deswegen haben wir auch so gute Laune!'
  (Wandtafel in einer Ostberliner Kneipe)

- Im genetischen Sinn sagen Natürlichkeit und Künstlichkeit etwas über die Entstehungsweise einer Sache aus,
   im qualitativen Sinn über deren aktuelle Beschaffenheit und Erscheinungsform.
   Natürlich im genetischen Sinn ist das, was einen natürlichen Ursprung hat,
   natürlich im qualitativen Sinn das, was was sich von dem in der gewordenen Natur Vorzufindenen nicht unterscheidet.'
   (Birnbacher)

- MIT-Studie von 2004: Die Arbeiter waren zufriedener, wenn ihnen der Computer Anweisungen gegeben hatte.
   Er hatte sie besser verstanden. Menschen sind weniger gut darin, objektive Entscheidungen zu treffen.
   Roboter können dies besser, weil sie emotionslos, genauer, faktenbasierter,
   unvoreingenommen bezüglich Alter, Herkunft, Geschlecht, Aussehen, Sympathie handeln können.
   Sie treffen Entscheidungen fairer, kalkulieren Entscheidungen meistens besser.
   MZPTLK: Also Art-gerechtere(natürlichere?) Menschen-Haltung/-Führung?

Der Mensch hat 100 Milliarden Neuronen.
Und 2 Steuerungssystem: 1. Nerven- 2. Hormon-System
Es wird ständig gesucht, selektiert, gespeichert, gesteuert...

Das menschliche Gehirn bildet durch Neuro-Plastizität ständig neue Strukturen.
Daher können wir ein Leben lang neue Gedanken, neue Verhaltensweisen und neue Fähigkeiten entwickeln.
Neuroplastische Veränderungen werden nicht durch Befehl oder Zwang,
sondern eher durch Einladung, Inspiration und Motivation befördert.

Einige Beispiele aktuellster Forschung:
- Transkutane Vagusnervstimulation/Neuromodulation zur Behandlung von schwer behandelbaren
   neurologischen und  psychiatrischen Erkrankungen wie Epilepsie, Depressionen, Schmerz.
   Keine stationäre Behandlung , keine Operation, geringe Nebenwirkungen
- Nano-Lipidpartikel zu theapeutischer Impfung gegen Krebs sind winzige Fettröpfchen,
   die mit Suchmotiven für Krebszellen versehen   sind, werden ins Blut gegeben.
   Damit wird im Körper eine Virusinfektion simuliert, die körpereigene Abwehr,
   das Immunsystem wird auf entartete Krebszellen aufmerksam.
   Durch die Impfung lernen die Immunzellen, wer der Schädling ist, wo und wie er ist, überall im Körper
  
Bei dieser Gelegenheit:
Es werden dringend Stammzellen eines genetischen Zwillings gesucht.
Alter 18-55 Jahre
Typisierung mit 2 Wattestäbchen.
NKR Lebenschancen.de


- Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze können komplexe Moleküle synthetisieren, verändern und abbauen.
  Diese Stoffwechselleistungen sind in Jahrmilliarden Evolution  optimiert worden,
  jetzt kann das wohl bald industriell genutzt werden,
  umweltfreundlicher und ressourcenschonender als die Synthesechemie bisher.

- In den letzten 10 Jahren wurden weltweit mehr Kuststoffe hergestellt als in allen Zeiten davor.
   80 % der jährlich produzierten Kunststoffe werden verbrannt oder deponiert, 20 % recycelt.
   Bis 2050 rechnet man mit einer Verdoppelung bis Verdreifachung der Produktion.
   Die Separierung der verschiedenen Kuststoffe war bisher schwierig, bzw. aufwändig.
   Neue Technologien ermöglichen für viele Kunststoffabfälle die werkstoffliche Verwertung,
   vor allem wiedergewonnene Polymer-Moleküle.
- Ein kontaktloses, optoelektronisches Verfahren, ein digitaler Sensor, ins Softwaresystemen eingebettet,
   ermöglicht jederzeit transparente Zustandsberichte über Gleise, Weichen, Gleisbett, Zugachsen und Räder.

Damit soll's gut sein.
Es dürfte deutlich geworden sein, dass klare Kriterien für eine Unterscheidung natürlich-künstlich
sehr schwer bis unmöglich zu finden sind und dass sowohl 'natürliche' wie 'künstliche Entitäten - wie u.a.der Mensch -
sowohl als Schöpfer und als Geschöpf(t)e, als Konstrukteure und Destrukteure
der Welt, von ihresgleichen und ihrer selbst auftreten können.

Es muss daher umsomehr noch Einiges geklärt werden,
insbesonders, ob und gegebenenfalls wie wir aus diesen empirischen Befunden ethische Masstäbe herleiten können,
oder ob wir der Welt gänzlich von der normativen Setzung her begegnen sollten.
(Kant hatte ja noch - falscherweise - die Ethik als Empirie-unabhängig verstanden wissen wollen)
Das wäre dann aus dem hohlen Philosophen-Bauch oder aus dem Wolken-Kuckuchsheim gedacht.


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 25.12.2016

Der letzte Teil zum Thema Natürlichket - Künstlichkeit kommt bald..

Passend zur besinnlichen Weichnachtszeit möchte ich folgende Gedanken von W. Buss präsentieren:
'Frage ich Leute nach ihrem Befinden, kommt spontan und wie gelernt:
Suuuuper, hervorragend!

Entwickelt sich aus dieser Frage einmal ein ehrliches und authentisches Gespräch,
erfahre ich ganz anderes: Überforderung, Druck im Job, falsche Vorbilder, Stress, Krankheiten...
- eben nicht suuuper!

Ohne dass ich gezielt frage, teilt man mir zunächst verschlüsselt mit,
wieviel Geld man verdient, wie die Vermögensverhältnisse sind, wo man wohnt und welches Auto man fährt.
Ich erfahre zunächst alles, nur eines nicht:
die Wahrheit.

Über die grosse innere Armut, die Verzweiflung, die Sinnlosigkeit, Schwäche, Leere wird nicht gesprochen,
auch nicht über innere Werte
Warum?
Weil es keine gib!
Geld, Vermögen, Job. Macht, vermeintliche gesellschaftliche Anerkennung
- und aus.

Manchmal frage ich mich:
Was ist zum Beispiel mit Liebenswürdigkeit?
Oder Leichtigkeit?
Kürzlich antwortete mir jemand: Finde ich im Prinzip gut,
wichtig aber ist, in welcher Lage das Grundstück liegt.

Hallo, hört da noch jemand zu?'


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 30.12.2016

Leistung im Sport
Teil 9.5: Natürlich - Künstlich



I did it my way
(Frank Sinatra)

Klingt 'natürlich'.


Beweg' deine Knie
und wackel' mit den Hüften.
Klatsch' in die Hände
und tanz' den Mussolini.
Und jetzt den Adolf Hitler.
Tanz' den Kommunismus
und jetzt den Jesus Christus...
(DAF 1981)

Klingt eher 'künstlich'.


Die Welt ist alles, was es gibt.
Alles, was es gibt, ist Natur.
Natürlich.
Naturgesetzlich.
Gibt es etwas Nicht-Naturgesetzliches?

Etwa den Menschen?
Was er ist und was er macht?
Nö.
Der Mensch gehört zur Natur.
Alles was der Mensch macht, ist natürlich.
Auch der Mist, den er baut.

Aber wofür brauchen wir dann das Wort Künstlich?
Weil wir damit Menschengemachtes meinen, also Natürliches.

Das Natürliche kann gut oder schlecht sein.
Dem Einen nützt es, dem Anderen schadet es.
Mit dem 'Künstlichen' ist es genauso.

Die Natur kann keine Moralität hervorbringen und begründen.
Sie liefert dem Menschen keine moralischen Determinanten oder Masstäbe,
nach denen er sich richten kann oder muss.

Die Natur ist kein moralfähiges Subjekt.
Sie bietet dem Menschen lediglich Offenheit und Möglichkeiten zur moralischen Orientierung,
gibt ihm nur Mittel, aber keine Zwecke oder gar Ziele vor.

Die Masstäbe, Werte, Zwecke und Ziele hängen vom Blick des Menschen auf die Welt, auf die Natur ab.
Der Mensch ist frei, sich der Natur passiv auszusetzen oder sie für seine Ziele manipulativ zu nutzen.
Seit dem Rausschmiss aus dem Paradies und der damit verbundenen Freiheit
kann und muss der Mensch selbst entscheiden, handeln und die Verantwortung dafür tragen.
Das ist die Natur des Menschen.
Das ist die Würde des Menschen.

Egal, was er tut, er kann diese Natur und diese Würde nicht verlieren,
weil und solange er diese Freiheit hat.
Er kann immer ja und nein zu Etwas sagen, immer Zwecke und Ziele setzen, immer Werte wählen.
Spräche man dem Menschen seine Freiheit, seine Intentionalität, seinen Willen ab,
spräche man ihm seine Würde, seine Natur ab.

'Würde hat der Mensch nicht dadurch, was er als unmittelbarer Wille ist,
sondern nur, indem er von seinem an-und-für-sich-Seiendem, einem Substanziellen weiss
und diesen seinem natürlichen Willen unterwirft und gemäss macht.'
(Hegel)

Der Mensch als Schöpfer seiner selbst und der Welt/der Natur.
Das ist der Grund, warum der Mensch es so weit gebracht hat:
er hat sich mithilfe der Natur(-Gesetze) gegen die Destruktivität der Natur geschützt.
Und er hat mithilfe der Natur neue Destruktivität und Konstruktivität geschaffen.

Vierle Wissenschaftler sprechen deshalb auch von einem Anthropozän,
das seit über einem halben Jahrhundert beschleunigt unterwegs ist.
Der Mensch manipuliert mit Natur an Natur mit einem Ergebnis,
das ohne sein Agieren nicht oder nicht so geworden wäre.

Das kann man künstlich nennen, muss man aber nicht.
Manche sprechen auch von Kunst-wüchsig oder 2. Natur
- im Gegensatz zu Natur-wüchsig oder 1. Natur.

Man operiert mit Begriffen wie körperfremd, unphysiologisch, unnormal, abnorm, endogen/exogen,
kunstfertig, technisch aussergewöhnlich, geplant, autonom, individuell, einfach, naturgemäss,
aus eigener Konstellation heraus, aus eigenem Impetus,, ohne Einfluss von aussen,
was sich von dem in der Natur Vorzufindendem nicht unterscheidet, im Einklang mit der Natur,
wider-natürlich, über-natürlich, Prinzip der Selbst-Bewegung, Eigenleistung, aus eigener Kraft, Anlage-bedingt,
Menschen-Mögliches, innerhalb des vorgegebenen Natur-Rahmens, genetisch bedingte Disposition
Eigensinn von Werden und Vergehen, Autonomie des natuirwüchsigen Wachsens, usw...

In der Bioethik gibt es die These von der Graduierbarkeit Natürlich-Künstlich.
Klar wird, dass wenig klar wird.
Das Meiste ist schwammig und/oder fragwürdig, es reicht nirgendwo zu standfesten Kriterien,
die z.B. eine wasserdichte positive Dopingdefinition ermöglichten.
Darum muss man bei der Dopingbekämpfung normativ vorgehen
- wie ja auch bisher geschehen.

Der Sport ist eine vom Menschen kulturell arrangierte, designte, künstliche Sonderwelt:
'Der Sport ist Mittel spezifischer Spannungssuche und Versuch,
Notwendigkeiten künstlich zu erzeugen, um sich in ihrer Bewältigung zu bewähren.
Er ist in der Leistung zugleich aktives Leisten  von Verzicht,
eine moderne, säkulare Askese, Erkunden der Grenzen des Menschen-Möglichen.'
(Victor E. Frankl)

Pawlenka meint, dass die Selbstzweckhaftigkeit  der Struktur des Sports inhäremt ist.
Sie liege in seiner spezifischen Unzweckmässigkeit mit Zweck(1.Anker)
2. Anker: Das Konzept Natürlichkeit.
Nichts sei künstlicher als das Natürliche im Sport.
Es sei Ausdruck menschlicher Kultur und Setzung.
Dies sei aber eine scheinbare Paradoxie, denn die Künstlichkeit der Genese des Sports
bedinge umgekehrt die uneingeschränkte Gültigkeit des Natürlichkeitsprinzips.
Der Code Natürlichkeit/Künstlichkeit sei der Systemcode des Sports.

Darum greife Doping Eigensinn, Eigennutz, Eigenrecht
und damit gesellschaftliche Bedeutung und Existenz des Sports im Kern an.
Dieser Kern sei die biologische und kulturelle Natur des Menschen.

Pawlenka arbeitet in ihrer Habilitation zwar die Fragwürdigkeiten des 'Natürlichkeit/Künstlichkeit'-'Kriteriums' deutlich heraus,
kann oder will aber auf eine Verwendung wie hier nicht verzichten.

Hilfternixe, wir müssen da noch tiefer einsteigen...