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Leichtathleten als Philosophen? - Druckversion

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RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 28.12.2017

Zwei Philosophen machen eine Bergwanderung.

P1: Komisch, je höher es geht,
      desto schlauer komme ich mir vor.
P2: Geht mir auch so.
      Vielleicht liegt es an der Luft hier oben.
P1: Oder an der klaren Sicht.
P2: Oder am Weitblick.

Oben auf dem Gipfel sitzt ein alter Mann mit einem langen, weissen Bart.

P1: Grüss Dich, alter Mann.
      Sitzt Du schon lange hier?
AM: Schon sehr sehr lange.
P2: Dann bist Du bestimmt sehr weise.
AM: Das sagen Alle, die hier hoch kommen.
       Das liegt wohl am Abstand zu den Dingen des täglichen Lebens.
P1: Dann kommen doch bestimmt viele Leute
       und suchen Rat bei Dir?
AM: Ja, aber ich gebe keinen Rat mehr.
       Das funktioniert nur in der Welt hier oben.
       Und hier oben ist immer weniger Platz, je höher man kommt.


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 20.01.2018

Schopenhauer(unbeweibt) zu Nietzsche(unbeweibt): Wie haeltst du es eigentlich mit den Frauen?
N: Wie? Was? Wovon sprichst du?
S: Das sind so Wesen mit hohen Stimmen und langen Haaren.
N: Da habe ich geruechteweise mal von gehoert. Sowas soll es geben.
S: Und? Keine Ambitionen?
N: Bock haette ich eigentlich schon. Aber die vielen Widerworte...

Philosophen waren auffaellig oft unbeweibt.
Lag das daran, dass sie wegen mangelnder Attraktivitaet, aus der Not heraus, Philosophen werden mussten,
oder daran, dass die Frauen es mit ihnen als Philosophen nicht lange ausgehalten haben
oder haben sie das Spiel einfach nur durchschaut? Idea

Wie dem auch sei, irgendwann hat man Philosophen verbeamtet,
um sie zu disziplinieren und fuer Frauen attraktiver zu machen. Idea


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 12.02.2018

'Einer der mächtigsten Beweggründe, der zu Kunst und Wissenschaft führt,
ist eine Flucht aus dem Alltagsleben mit seiner schmerzlichen Rauheit und trostlosen Öde.

Die Quelle der unerschöpflichen Ausdauer und Geduld,
mit der wir Planck den allgemeinsten Problemen unserer Wissenschaft sich hingeben sehen,
der Gefühlszustand, der zu solchen Leistungen befähigt,
ist dem des Religiösen oder Verliebten ähnlich.

Das tägliche Streben entspringt keinem Vorsatz oder Programm,
sonder einem unmittelbaren Bedürfnis..'

(Albert Einsteins Rede zum 60. Geburtstag Max Plancks 1918)


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 24.02.2018

Philosophen bestreiten gern Vieles, wenn nicht Alles.
Auch das Gegenteil.

Manche gehen sogar soweit, die eigene Existenz zu bestreiten.
Beispiel gefällig?

Richter: Ich verurteile sie zum Tode!
Philosoph: Haha, geht nicht! Ich existiere ja gar nicht, ätschbätsch!
R: Können Sie das beweisen?
P: Aber klar doch! (Es folgen ermüdend lange und unverständliche Ausführungen)
R: Ich verstehe nur Bahnhof.
    Aber das können wir ganz schnell klären.
    Scharfrichter, walte deines Amtes!
P: O.k., o.k., ich gebe es ja schon zu!


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 26.02.2018

Der Scharfrichter knüpft den Strick ebenso gründlich wie genüsslich.
Richter: Der Kollege ist ja noch für den Moment beschäftigt.
            Sie müssen sich noch etwas gedulden.
            Inzwischen könnten Sie mir als Fachmann eine Frage beantworten:
            Gibt es Gott?
            Der diesbezügliche Streit mit meiner Frau nimmt einfach kein Ende.
Philosoph: Nichts einfacher als das!
                Da die Menschen sowieso glauben, was sie wollen,
                ist es egal, ob es Gott gibt.
R: Vielen Dank! Begnadigung!
S: Ooch schade!
P: ...genauso wie es egal ist, ob ich schuldig bin oder nicht...
R: Frechheit! Scharfrichter, geht das Knüpfen nicht ein bisschen schneller?
P: Herr Scharfrichter, sind sie wirklich sicher,
    ob sie in den Himmel oder in die Hölle kommen, wenn sie mich aufhängen?
R: Ich habe jetzt endgültig die Schnauze voll!
    Ich gehe jetzt einen saufen, wer kommt mit?
P + S: Gute Idee!


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 01.03.2018

Leistung
Teil 10/2: Verantwortung ist Leistung


Immer, wenn wir
- etwas tun oder lassen
- etwas unter-nehmen oder unter-lassen
- handeln oder nicht handeln
sind wir Akteure und meistens Wirkende, Urheber, Verursacher.

Das Agieren oder Nicht-Agieren kann Wirkungen haben.
Ob bewusst oder unbewusst, gewollt oder nicht.

Die Wirkungen auf Andere können zugeschrieben werden.
Wir müssen uns potentiell für Schaden oder Nutzen verantworten:
Strafe, Belohnung, Schadenersatz, Kompensation, Lob,, usw.

Wir geben oder bekommen Wirkung, Nutzen, Leistung.
Verantwortung ist - zumindest potentiell - Leistung.

Für Viele ist die Vorstellung, nicht(mehr) handeln(leisten) zu können,
das Schlimmste überhaupt.
Un-mächtig, ohn-mächtig zu sein.
Un-frei zu sein, nicht entscheiden zu können oder zu dürfen.
In dieser Lage kann man auch nicht verantwortlich sein,
denn man hat keine Wahl(-Freiheit), ist determiniert.

Es gibt Leute, die Verantwortung doof finden. auch weil sie mit Leistung-Gabe verbunden ist.
Man muss sich einen Kopf machen, was sein Handeln bedeutet und bewirken kann.
Man muss aufpassen, dass Andere, eventuell Betroffene, einen fordernLeistung-Gabe).
Einige wittern überall Verwertung ihrer Leistung durch Andere
und wählen das Nichtstun(Leistung-Nahme) für ein 'glückendes' Leben.

Andere Leute individualisieren Gewinne und sozialisieren Verluste.

Wieder Andere fordern zu Recht Löhnerhöhungen bei guter Geschäftslage,
vergessen aber, Lohnsenkungen bei schlechter Geschäftslage zu verlangen.

Hitler-Bonzen und -Generäle haben vor allem auch deswegen viele Schweinereien mitgemacht,
weil fette Dotationen(L-Nahme) und Eid(Befehls-'Notstand') im Spiel waren.
Himmler betonte bei der Vergatterung der Mörderbanden,
dass er und Hitler die 'Verantwortung'( = späterer Selbstmord) dafür übernemen würden.
Sie bzw. ihe Witwen erhielten fette Renten, was erhielten die Widerständler?
Bequeme Delegation von Verantwortlichkeiten.
Organisierte Un-Verantwortlichkeit.

Je höher die Gewinne, desto kleiner das schlechte Gewissen.
Das gilt besonders bei Tätigkeiten, die Menschen-verachtend, Menschen kaputtmachend sind
wie Menschen-, Waffen-, Drogen-, Zigaretten-, Doping-Handel.
Riesige Gewinnmargen, vor allem weit das Risiko und das schlechte Gewissen eingepreist werden müssen.
Verantwortung wird von Geld weg-korrumpiert.

Jemand kann nicht schuldig, aber verantwortlich sein.
Die Spätergeborenen sind nicht schuldig an den Schweinereien der Nazizeit,
aber verantwortlich, denn sie sind als Rechtsnachfoldger z.B. Nutzniesser an Grundstücken
oder Leistung-Geber bei Kompensation von Geschädigten.
Was ist mit den Bau-'Herren' von gewissen Flughäfen und Musik-Tempeln?
Sie sind schuld an dem Desaster, der Steuerzahler übernimmt die Verantwortung.

Was ist mit dem Trainer, der seine AthletInnen kaputt trainiert?
Geht es gut, kassiert er den Ruhm mit ein,
wird er zur Kasse gebeten, wenn es nicht gut geht?

Es gibt also diverse Verantwortungskonzeptionen
aufgrund kausaler, ethischer und rechtlicher Annahmen.
Das kann so weit gehen, dass die Zurechnung von Verantwortung
in den Interdependenzen der immer enger werdenden globalen Vernetzung folglich global wird.
Wir schulden Anderen durch unser Verhalten Betroffenen (Ver-)Antwort(ung)
für die Weise, wie wir auf die ganze Welt wirken.

Dafür müssen wir eine kognitive Vorstellung davon haben,
wie wir - möglichst ex ante - verantwortlich handeln können,
gewonnen vor allem auch m weitreichenden Diskurs.
Überforderung?

Eckert sieht Verantwortung aus sozial-anthropologischer Sicht
nicht als zeithistorisches Phänomen(Modeerscheinung/MZPTLK),
sondern als eine Schlüsseloperation(= Leistung/MZPTLK)
jeder Gesellschaft und für jede Gesellschaftsordnung grundlegend.

Jedenfalls wollen und müssen vor allem Kinder und Heranwachsende eine Anerkennung
ihrer Leistungen, ihrer Weiter-Entwicklung und ihrer Erfolge bekommen.
Auf dem Weg zum erwachsen werden wird dringend ein Feedback benötigt.

Und so gibt es viele volljährige Nicht-Erwachsene
mit einem gestörten Verhältnis zu Verantwortung.

Beim Sport wird die Schlüsselfunktion von Verantwortung besonders deutlich,
Volker Schürmann von der DSHS Köln formuliert:
'Ohne sportliche/faire Haltung keine sportliche Leistung.
Deshalb verpflichten wir uns auf beides.

Sportliche Haltung ist keine moralische Zugabe.
Fairness ist mehr und anderes,
als sich an kodifizierte Regeln zu halten.

Würde Fairness in formeller Fairness aufgehen,
dann könnten auch Regel-Befolgungsmaschinen fair sein,
und letztlich müssten wir Sportler nur genug auf Fairness dressieren.

Zwei Schachcomputer könnten noch so regelkonform gegeneinander spielen,
aber sie können nicht fair kämpfen, weil sie keine Verantwortung übernehmen können,
den Wettkampf als Welttkampf aufrecht zu erhalten
(V. nur bei (Wahl-)Freiheit möglich, nicht bei Determination/MZPTLK).

Sie sind darauf programmiert, dass alles regelgerecht zugeht
und genau deshalb können sie nicht dafür zuständig/verantwortlich sein,
dass in ihrem Gegeneinander alles mit rechten Dingen zugeht.
Weil sie bloss programmiert sind,
können sie erst gar kein Recht geltend machen,
sich an Regeln halten zu müssen.

Die Spezifik des normativen Potentials des Sports liegt in der Sinnfälligkeit,
mit der die miteinander Sport treibenden sich darauf verpflichtet haben,
die Regeln einzuhalten.
Der sportliche Wettkampf ist das Paradebeispiel einer Wir-Verpflichtung
(Soziale Gemeinschaft, Anerkennung, s.oben/MZPTLK).

Fair zu sein ist keine blosse Regelkonformität,
auch kein altruistischer Verzicht auf einen eigenen Vorteil,
noch ist es eine Variante wohlverstandenen Eigennutzes.'
(Diesen letzten Satz sehe etwas kritisch, siehe obiges Kapitel über Fairness/MZPTLK).


Aufmerksamen Lesern ist nicht entgangen, dass hier Vieles ausm Thread wieder vorkommt:
Leistung-Nahme und -Gabe, Zurechnung, Freiheit, Nutzen, Fairness, soziale Gemeinschaft, Anerkennung, usw...
Verantwortung ist eben ein Schlüsselbegriff.
Wir müssen auch darum noch tieeef einsteigen...


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 07.03.2018

Leistung
Teil 10/3: Co-existenziale Sportethik(Meinberg)


Sportethik muss Zukunft-gerichtet, Zukunft-tauglich sein.
Soll eine gute Zukunft für Menschen hervorbringen.
Systemtheoretisch muss Doping als ein Problem begriffen werden,
das aus einem Wechselverhältnis zwischen der Eigenlogik (spitzen-)sportlichen Handelns
und wirtschaftlichen, politischen, erzieherischen, wissenschaftlichen, usf. Bereichen hervorgeht.

Der Doper steht im Schnittpunkt diverser sozialer Beziehungspunkte,
die sein Handeln ermöglichen und kanalisieren.
Individuen können aber trotzdem immer wählen.
Doping wird zwar durch gesellschaftliche, mediale und strukturelle Prozesse evoziert,
die Entscheidung zum Dopen wird aber individuell gefällt und verantwortet.
Die selbstbestimmte Entscheidung für das Doping führt zu fremdbestimmten Abhängigkeiten.

Es gibt kein Teilsystem, das auf den Spitzensport nicht verzichten könnte:
Wirtschaft, Politik, Religion, Militär, Wissenschaft, Kunst, Medien, Gesundheit, Bildung...
Der Spitzensport aber kennt keine Unabhängigkeit,
er gerät zu den anderen Teilsystemen teilweise sogar in existenzielle Abhängigkeitsverhältnisse.
Durch Doping gerät er in Legitimationskrisen
und erfährt Leistungsentzug von mehreren Teilsystemen.
Auch beim Publikum gilt die Entbehrlichkeitsthese.

Spitzensport darf nicht bad guy sein,
sondern muss gesellschaftlicher Musterknabe sein,
als den ihn ältere Sportethoslehren ihn von Anbeginn an ausgewiesen haben.
Die gesellschaftliche Vorbildfunktion, die durch eine Dopingdiskussion konterkariert wird,
ist für den (Spitzen-)Sport überlebenswichtig.

Co-existenziale Ethik will die Mitte halten zwischen zu hoher Abstraktion
und theorie-loser Konkretion, kann als Lebenswelt-Ethik bezeichnet werden:
1. Historisch: ethische Begründungsformen werden auf historische Kontexte systematisch untersucht
2. Metaethik: sportethische Theoriebildung, Erkenntnistheorie der Sportethik
3. Deskriptive Ethik: Phänomene wie Fairness werden beschrieben unter Vermeidung von Werturteilen
4. Normative/Präskriptive Sportethik: Gebote und Verbote werden formuliert,
    Solltzustände, Imperative, Modelle für einen humanen Spüort entwickelt
5. Angewandte Sportethik: anhand konkreter Situationen im Sport erfolgt ethische Beratung

Alle Zugangsweisen 1-5 sind gleichermassen wichtig
und verbieten Hierarchisierung, denn sie sind alle auf ihre Weise begrenzt.
Die Sportethik muss die Freiheit desjenigen, für den diese Ethiken bestimmt sind,
respektieren, sofern dieser die Freiheit der Mitsportler nicht tangiert.
= Wirksamkeitgrenze der Sportethik.

Kompliziert, schwierig, gar unlösbar?
- Moralische Ansprüche und Zumutungen können jederzeit mit Ablehnung quittiert werden.
- Es gibt komplizierte/verzwickte Fälle, wo Rechtsnormen und moralische Gebote
  miteinander konfligieren und wo diese von Annahmen über das Verhältnis
  von Recht und Moral und von Situationsdeutungen abhängt.
- Nach Grupe kann der Gegenstandsbereich Sport nicht als in sich identisch bestimmt werden.
   Daher sei keine identische Sportethik konstruierbar.
- Die Eigenweltlichkeit des Wettkampfes generiert eine idealisierte Wertethik,
  z.B. die Hervorhebung der Charakterstärke.
  Diese ist im (Hochleistungs-)Sport teilweise abhanden gekommen.
  Eine reine Sport(ler)Ethik erscheint daher problematisch,
  wenn sie Moralität über den Charakter der Athleten definiert.
- Werte - nicht nur im Sport - unterliegen permanentem Wandel,
   erscheinen somit für eine Wesensbestimmung des Sports
   und einer entsprechenden Ethik als schwierig geeignet.
- Die Hoffnung, dass von Imperativen automatisch eine handlungsmotivierende Wirkung ausgeht,
  ist allzuoft illusionär.
- Individuen ist Selbstanerkennung oft prioritär zu Fremdanerkennung.

Kommen wir mit Prioritätenregeln weiter?
1. Die Dringlichkeit eines (menschlichen)Wertes kommt vor seiner Ranghöhe.
    Selbstverwirklichung = ranghoher Wert
    Überleben = dringlicher(er) Wert
2. Ökosystem hat Vorrang vor Soziosystem.
    Gerechteres gesellschaftliches Leben = hoher Wert
    Überleben = dringlicher, ist Voraussetzung für besseres Soziosystem
3. Vorrang der Gemeinwohlinteressen vor Individualinteressen.
    (Vorsicht: Totalitarismus!)
    G. gehen nur vor, wenn Garantien für Menschen/Grund-Rechte des Einzelnen gewährleistet sind.

Gibt es ohne geltende Normen keine Verantwortung,
sondern höchstens Kausalitäten?
Kann Verantwortung dann eine eigenständige Norm sein?

Gehlen und Luhmann bezweifeln die Möglichkeit von Gewissensautonomie grundsätzlich,
weil das Gewissen nur im Rahmen von Pflichten und Normen als Systemregulativ agieren könne
und keine eigenen Werte und Normen setzen könne.
Falsch, denn Gewissensentwicklung kann im dialektischen Prozess
von Widerspruchserfahrungen und Verarbeitung im Gewissen erfolgen
Von vor-empirischem Ethik-Gewiossen zu empirischem Ethik-Gewissen.

Verantwortung muss immer unter Voraussetzungslosikeit und Vorurteilslosigkeit angegangen werden,
um Alle ins Boot holen zu können.
Möglicherweise können Letztbegründungstheorien helfen...


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 18.03.2018

Leistung
Teil 10/4: Letztbegründung, Transzendentalpragmatik, Diskursethik


Man soll ja nicht alles glauben.
Aber man kann das Zweifeln auch übertreiben.
Wo ist sicherer Boden, wo sind Falltüren?

Descartes: Indem ich mich als denkend erlebe, kann ich nicht sinnvoll,
                mit guten Gründen, bezweifeln, das ich existiere.

Honnefelder: Fehler basieren auf Fehlbarkeit.
                   Wo es Fehler gibt, muss es eine Wahrheit geben, die ver-fehlt werden kann.

Aber das Münchhausen-Trilemma scheint uns den Boden unter den Füssen wegzuziehen:
1. Es ist unmöglich, Wahrheit oder Existenz letztgültig zu begründen,
    denn jede Begründung (er-)fordert wiederum eine Begründung, usw...(infiniter Regress)
2. Eine Begründung(skette), die zu ihrem Ende kommt,
    ist entweder zirkulär/selbst-referenziell(Logischer Zirkel), also keine Begründung, oder
3. eine dogmatische, gesetzte 'Begründung', also eine un-begründete Behauptung

Wie knackt man das?
Ob bewusste Wahr-Nehmungen mittels Wahrheits-Kriterien im Spiel sind oder nicht,
jedenfalls sind 1-3 Aussagen, die exakt die Logik bestreiten, mit der sie argumentieren
(pragmatischer Selbst-Widerspruch).
Hier wird implizit vorausgesetzt, gleichzeitig explizit ausgeschlossen:
Es ist absolut wahr(unmöglich, s. 1.), dass es keine absolute Wahrheit geben kann.
Oder: es ist letzt-begründet, dass es keine Letztbegründung geben kann.
Somit haben wir es mit Pseudo-Logik und einem Pseudo-Trilemma zu tun.

Apel: Eine Theorie ist letzt-begründet
- wenn sie nicht ohne Selbst-Widerspruch negiert werden kann((Retorsion, Nichtwiderspruchsprinzip)
  Wer das Nichtwiderspruchsprinzip bestreitet, behauptet gleichzeitig das Gegenteil dieser Behauptung
- bei Unbezweifelbarkeit der Ich-Existenz
- bei Unbezweifelbarkeit einer Kommunikationsgemeinschaft

Jeder, der an einem Diskurs teilnimmt, stellt seine Rede unbedingt zur Disposition.
Er kann nicht zurück, ohne sich in einen performativen Widerspruch zu begeben.
Jeder, der argumentiert, setzt damit voraus, dass er mittels Diskurs zu besseren Ergebnissen gelangen kann
und dass Wahrheit(sfindung) grundsätzlich möglich ist.
Gleiches gilt für alle Diskurspartner.

Für Jeden im Diskurs ist die Argumentationssituation a priori unhintergehbar.
Diskursverweigerung, Lügen, etc. wäre inkonsistent.
Derjenige würde dadurch seine prinzipielle argumentative Kompetenz bestreiten.
Der betrügende Doper fällt in diese Kategorie.

Argumentationsgemeinschaft Apels:
1. Reale Kommunikationsgemeinschaft, deren Mitglied man durch Sozialisationsprozesse wird.
2. Ideale K.K., die prinzipiell imstande ist, den Sinn von Argumenten zu verstehen
    und nach Wahrheitskriterien zu beurteilen.

1. ist notwendige Voraussetzung von 2.
Das kann nach Apel nur in einer Gesellschaft realisiert werden, die diskursiv organisiert ist.
(1933-45 war dies sehr unterentwickelt, s. unten.)
Alle sind trotz Kompetenzgefälle gleichberechtigte Diskurspartner,
die zu Verständigung und Konsensbildung willig und befähigt sind.
Also auch z. B. Trainer und Athlet, mündiger Athlet vor allem auch deswegen,
weil nur er allein seine Kinästhetik kennen kann.
In seiner Verantwortung liegt es, dem Trainer entsprechend Feedback zu geben,
dessen Verantwortung ist es, entsprechend zu reagieren.

Apel sah seine Diskursethik als nicht von deduktiven Begründungen abhängig,
sondern als Reflexion der Bedingungen der Möglichkeiten von Diskursen.
Damit nimmt er aber nicht allen Kritikpunkten den Wind aus den Segeln:
Universalethik für alle Menschen ist so nicht unbedingt etablierbar,
- weil Motivation, Interessen, Kommunikationskompetenz, usw. Vieler fraglich oder unzureichend entwickelt sind
- weil im Diskurs immer wieder Dominierende und Phlegmatiker, etc. auseinander driften
  und damit unterschiedliche Interessen unterschiedlich an Gewicht gewinnen.
Man kann nur mit den Menschen arbeiten, die da sind.

Apel: Werden gesellschaftliche Regeln einerseits nicht(mehr) als verbindlich anerkannt
und verspüren Individuen andererseits (noch) keine Verpflichtung,
ihre Entscheidungen mit Prinzipien zu begründen,
die mit den Interessen der Gesellschaft in Einklang zu bringen sind,
kann es zu einer Paralysierung des ethischen Prinzipienbewusstseins führen
und z.B. mit einem kompensativen Nationalismus
zur Adoleszenzkrise der Menschen im Nationalsozialismus führen.

'Knowledge is a deadly friend, if no one sets the rules.
The fate of all mankind is in the hand of fools.'
(King Crimson)

Hösle sieht die Philosophie im Niedergang, wenn sie auf Letztbegründungen verzichtet oder diese umschifft.
Oft seien Philosophen nicht willens oder fähig, die metaphysischen, erkenntnistheoretischen
und ethischen Voraussetzungen ihres Denkens darzulegen.
Schopenhauer habe zu unphilosophisch argumentiert,
Nietzsche habe - bei Mangel an technischer philosophischer Qualität - wie kein anderer Denker
so zur Entfremdung Deutschlands von seiner klassischen Ära beigetragen und den Kulturverfall beschleunigt.

Die deutsche Tradition von Luther bis Heidegger habe durch die Nichtanerkennung des Rechts auf Widerstand
die Gewaltherrschaft 33-45(Diskurs-unfreundliche Zeiten) begünstigt,
wobei dem Terroristen Nietzsche eine besondere Rolle zufalle.

Nichtwissen von Volksmassen ist von Gewaltherrschaften gern gesehen und wird deshalb systematisch produziert.
Dem gegenüber ist Demokratie ein politisches System, dass das Risiko des Nicht- oder (Zu-)wenig-Wissens
eingeht, eingehen muss. Die Frage ist, wie man damit umgeht.

Die Diskursethik ist eine kommunikative Ethik,
die davon ausgeht, dass die Gültigkeit moralischer Sätze
von der Kommunikation zwischen den betroffenen Interessensubjekten abhängt.

Ählich Honnefelder: 'Neuansätze für eine moderne Ethik
weisen sich durch Kriterien aus, die von dem Bemühen getragen sind,
- Individuen und Gemeinschaft
- Selbstbestimmung und Pflichten
- Glück und Moral
zu versöhnen und zu vereinbaren.'

Kant und Rawls wollten noch Moralentwicklung per Gedankenexperimente durch einzelne Subjekte bewerkstelligt sehen
(Deontologischer Ansatz).
Auch Kohlbergs universalistische Moralstufe 6 steht im Gegensatz, ebenso wie Naturrecht und objektive Wertethik.
Auch stehen Experto- oder Elitokratien wie Platons Philosophenherrschaft und heutige Technokratietendenzen
konträr zur Diskursethik.

Apel setzt ein zweifaches apriori für Kommunikationsgemeinschaften:
1. Jeder Teilnehmer ist allein nicht oder nur unzureichend in der Lage,
    sinn- und bedeutungsvoll zu denken und zu handeln, er benötigt den Input Anderer,
    die ihm Erfahrungen, Wissen, Wortgebrauch, Regeln, usw. mit- und vorgeben.
    Nur so kann er sich auf Etwas beziehen, auch auf sich selbst im Sinn-Zusammenhang und -Horizont.
2. Um ein freies, begründetes Urteil, das Anspruch auf Geltung erheben kann, zu gewinnen,
    muss man sich auf den Diskurs mit Anderen einlassen, Anderen Gründe geben,
    sich Fragen und Einwänden Anderer aussetzen.

Mit jeder Äusserung zeigen und beweisen wir, dass wir dazu bereit sind.
Wir erheben implizit Ansprüche auf Verständlichkeit und Geltungsfähigkeit.
Damit treten wir in das unbegrenzte Universum sinnvoller Rede und prüfbarer Gründe ein.
Das ist von normativer ethischer Bedeutung.
Die sprachliche intersubjektive Verständigung ist a priori ethisch aufgeladen.
Denn das Erheben enes Geltungsanspruchs setzt die Anerkennung Anderer als mögliche Versteher und Kritiker meiner Geltungsansprüche voraus.

Alles klar, Dagobert Trumpf und Kim Big Bang?
Rüdiger Hoffmann: 'Er hat das auch sofort eingesehen, das ist gar kein Problem bei uns...'

Im Idealfall ereignet sich eine reflexive Bildung und Aufstufung
der intersubjektiven kommunikativen Praxis als Folge ihrer Rekonstruktion.
Eine Selbstaufstufung der Sprache des Geistes im Hegelschen Sinn.

Alle verfügen über mehr oder weniger endliches Wissen.
Wie kann man dennoch probat mit Diskursen arbeiten?
Kann absolutes Wissen(logisch unhintergehbares, unbedingtes Wissen) als endliches Wissen sein?

Wandschneider nimmt eine Neubestimmung des dialektischen Verfahrns nach Hegel vor:
Genau derjenige implizite Gehalt wird expliziert,
der durch den jeweils vorhergehenden Explikationsschritt selbst generiert wurde.
Zugleich wird durch diesen E. -Akt ein neuer impliziter Gehalt generiert,
der einen neuen E.Schritt (er-)fordert, usw.

Grundsätzlich kann die Möglichkeit von Wahrheit nicht sinnvoll infrage gestellt werden(s.o.).
Eine Aussage ist immer mit dem Anspruch verknüpft, wahr zu sein.
Auch unter den für Menschen unaufhebbaren Bedingungen endlichen Wissens
will/kann/sollte der Mensch nach absoluter Erkenntns streben.
Absolutes und Endliches kann in Eins gedacht werden.

Am Anfang steht die Voraussetzungslosigkeit von Wissen,
aber die Voraussetzung der Möglichkeit
- von Argumentation
- von Wissen
- von Wahrheit

Explikation der Fundamentallogik:
1. Seinsbestimmung als Voraussetzung für Explikation.
    Enthält aber noch keine Bestimmtheit(so-sein)
    Explizieren ist Bestimmen.
    Sein ist als unbestimmt bestimmt, aber bestimmt in Bezug auf Nicht-Sein(Synthese)
2. Stringenz dialektischer Explikation.
    Hösle: das dialektische Fortschreiten beruht wesentlich auf einer Diskrepanz
    zwischen der Bedeutung eines Begriffs und dessen begrifflichen Eigenschaften.
    Die Kategorienentwicklung zielt auf eine Kategorie ab, die das explizit behauptet,
    was sie implizit präsupponiert.
    Nimmt man all das, was im Begriff des Seins impliziert ist,
    kommt man zur absoluten Idee
    Jedes Ziel ist im Gang der Logik nirgends ausdrücklich vorausgesetzt.
3. Die antinomische Struktur von Sein und Nicht-Sein impliziert, dass Beide untrennbar zusammengehören
    und dergestalt zur Einführung einer synthetischen Beziehung auffordern oder gar nötigen,
    die somit den Sinn von Sein mit dem von Nicht-Sein verbindet,
    ein neuer Sinn von Sein gewissermassen, der sprachlich als Bestimmtsein konzeptualisiert ist.
    - Gegensatzpaar So-Sein/Anders-Sein
    - darauffolgende antinomische Strukturen = fortschreitende Explikation.
    Jeder Eplikationsschritt generiert so einen impliziten Sachverhalt, usw...
    Er erzeugt so immer eine neue Diskrepanz zwischen dem, was gerade expliziert wurde
    und dem dadurch entstandenem neuen Impliziten.
    Die Dialektik steht also keineswegs unter der unerfüllbaren Bedingung,
    immer schon das Absolute als explizites Verfahrenskriterium in Anschlag bringen zu müssen.
4. Unhintergehbarkeit und Fallibilität absoluten Wissens.
    Wenn ich etwas behaupte, kann für mich schlechterdings kein Zwefel daran bestehen,
    dass ich einen Behauptungsakt vollzogen habe,
    denn das entspricht meiner mit der Behauptung verbundenen Intention.
    Aber der Aspekt subjektiver Evidenz ist für die Philosophie intersubjetiv nicht von Belang.
    Entschedend ist die Triftigkeit der Argumentation für Andere.
    Fallibilität des Wissens: Nicht dass die meine Sprachhandlungen voraussetzenden,
    begleitenden Intentionen mir selbst unmittelbar zugänglich und evident sind,
    kann als Kriterium des Wissens gelten, sondern allein die zugängliche
    und objektiv nachvollziehbare logische Ausweisung des Wissens,
    die als solche irrtumsanfällig ist.
    Der Aspekt absoluter objekiver Gewissheit ist objektiv irrelevant.
    Wenn etwas letztbegründbar ist, heisst es, dass es aus logischen Gründen als absolut ausweisbar ist,
    d.h. es zu negieren, wäre selbst-widersprüchlich.
    Irrtum ist möglich = richtige These des Fallibilismus
    Irrtum ist notwendig = pragmatisch-widersprüchliche These des Fallibilismus.

Die Richtung dialektischen Fortschreitens ist durch das Verfahren selbst determiniert,
insofern der jeweils nächste Schritt durch den jeweils vorhergehenden logisch vorgezeichnet ist.
In diesem Sinn ist die Dialektik, wie von Hegel immer wieder betont,
nicht eine Methode, die äusserlich, d.h. willkürlich auf einen schon fertig gegebenen Gegenstand angewendet würde.
Sie bringt ihren Gegenstand vielmehr selbst hervor
und kann in diesem Sinn mit Hegel als Selbstbewegung des Begriffs/des Begreifens  charakterisiert werden.

Das Verfahren dialektischer Begriffsexplikation hat eine heuristische Funktion,
ist stets ein Fortschreiten zu höherr begrifflicher Komplexität,
wo neue begriffliche Ebenen, neue Gegensatzbegriffe, usw. auftreten(können).
Immer reicht es zu wissen, dass mit einer Aussage stets ein Wahrheits-Anspruch verbunden ist.
Entscheidend ist die inter-subjektive Intention.


Diese Entwicklung ist dann abgeschlossen, wenn keine neuen Gegensätze mehr generiert werden
und somit kene neue Explikationsaufgabe besteht(z.B. Einigkeit Athlet/Trainer)

Hösle: 'Die Realphilosophie ist durch die Logik nicht völlig abgedeckt.
Objektiver ud subjektiver Geist eröffnen mit Kategorien der Inter-Subjektivität
eine realphilosophsche Sphäre, die durch die Logik nicht mehr prinzipiiert ist.
In dr Divergenz von Logik und Realphilosophie scheint daher eine echte Inkonsistenz zu liegen
- eine Inkonsistenz, die wohl auf eine Unvollständigkeit der Logik verweist.'


Hoffentlich passt das alles in die Birne..


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 07.04.2018

Leistung
Teil 10/5: Diverse Autoren über Verantwortung

1. Kohlberg: Entwicklungstypen moralischer Urteile

1.+ 2. 0 -ca. 10 Jahre: Präkonvenionelles Niveau, egoistische Perspektive, Vorrangigkeit eigener Bedürfnisse.
    Steuerung, Motivierung und Sanktionierung durch Autoritäten: Eltern, Erzieher, Lehrer...
3. Ca. 10 - ca. 20 Jahre: Konventionelles Niveau, Anerkennung übergeordneter Regeln, Konformismus,
    Anerkennung und Gefallen wollen
4. Bis etwa 20 Jahre: Orientierung an komplexen gesellschaftlichen Zusammenhängen und Institutionen,
    Pflichtenanerkennung, Einsicht, Beiträge für Gesellschaft zu leisten
5. Ab ca. 20 Jahre: Postkonventionelles Niveau. Übergang zu Werte-Orientierung, gesellschaftliche Regeln
    werden gelebt, Demokratische und ethische  Prinzipien, Sozialvertrag werden anerkannt und gelebt.
    Verständnis individueller versus sozialer Rechte, Sensibilisierung für Fragen sozialer Gerechtigkeit
6. Universale Ethik(Kat. Imperativ, etc.). Begreifen des Prinzips Verantwortung
    und Sinnträchtigkeit gesellschaftlicher Strukturen. Reflektierte Einsicht in oberste moralische Prinzipien

Stufe 6 schaffen nicht alle 'Erwachsenen'. Jedenfalls nicht Terroristen, Anti-Soziale oder Doper,
die in der Spätpubertät hängen bleiben.
Auf der Stufe 5 handeln Menschen meistens überwiegend eigenen naheliegenden Interessen folgend,
obwohl sie im wohlverstandenen Eigeninteresse einem Gesellschafts-Sozialvertrag beitreten.

2. Sorgner: Transhumanismus
Weiterentwicklung des Menschen durch Erziehung, Bildung, Kommunikation, Medien, usw.
kann zu genetischen Veränderungen führen.
Entsprechende Aktivierungen oder Hemmungen kognitiver oder moralischer Aktivitäten korrelieren,
wir sind besser/schlechter in der Lage, unsere eigenen Ziele zurück zu stellen
und die Interessen Anderer zu berücksichtigen.
Unsere kognitive Leistungsfähigkeit ist weltweit besser als vor 1000 Jahren,
die moralischen Normen Freiheit, Gleichheit, usw. werden vergleichsweise wesentlich höher geschätzt.

3. Dunant: Internationales Komitee vom Roten Kreuz(1863)
Die Organisation will immer dort tätig sein,
wo Menschen hilflos, schwach, gefährdet, bedroht, verletzt, gefangen, entrechtet sind.
Sie geht von der Achtung der Menschenwürde aus und beruht auf 5 Grundsätzen:
Neutral, unparteiisch, im tiefen Sinne menschlich, freiwillige und unabhängige Leistungen.
Wo ein einziger Grundsatz fehlt, kann nicht von echter Rotkreuzarbeit gesprochen werden.
Bei der Behandlung von Verletzten oder Gefangenen dürfen keinerlei Unterschiede
wegen Staatszugehörigkeit, Religion oder Rasse gemacht werden.
Später gegründete internationale Organisationen wie IOC, UN, usw. haben ähnliche Grundsätze.

4. Levinas: Verantwortung aus Vorbehaltlosigkeit
Jeder ist anders, keiner kann Andere voll verstehen, Gleichheit ist eine Illusion,
daher kann es immer nur un-bedingte Verantwortung geben.
Wir müssen den Versuch aufgeben, alles, die Welt, vpllständig verstehen zu wollen.
Jeder ist auf den Anderen ver- und an-gewiesen.
Deshalb kann es Menschlichkeit und also Verantwortlichkeit nur im Verbund mit Vorbehaltlosigkeit geben.
Dass wir ethische Prinzipien haben, heisst noch nicht, dass wir beurteilen können,
was gut und was schlecht ist.
Dass wir gut sein wollen, heisst noch nicht, dass wir auch gut sind oder gut sein können.
Letztlich kann uns kein Argument der Welt dazu bringen, verantwortlich zu handeln
- nur unsere Weigerung, Anderen gegenüber gleichgültig zu bleiben.
Der Mensch ist Mitglied einer Gesellschaft mit unbeschränkter Verantwortung.
Verantwortung realisiert sich in Gerechtigkeit.
Sobald wir wahrhaft Verantwortung übernehmen,
gehen wir eine nicht-symmetrische Beziehung ein, in der Gewissheit, etwas Gutes zu tun.
Und das tun wir nur, wenn wir eine Verbindung spüren, die uns wichtig ist.
Dann sind wir bereit zu handeln, ohne nach einer Gegenleistung oder einem konkreten Nutzen zu fragen.
So ein Bezug entsteht immer dann, wenn man sich von einer Sache, einer Aufgabe
oder einem Menschen betroffen fühlt.

5. Sartre: Freiheit und Verantwortung
Weil wir existieren, haben wir Verantwortung.
Die Übernahme der absoluten Verantwortung ist die Konsequenz der totalen Freiheit.
Indem ich meine Freiheit annehme, wähle ich mich selbst, meine Lebenseinstellung und Lebensweise.
Wer sich selbst als frei und verantwortlich betrachtet,
gesteht auch allen Anderen diese Freiheit zu und fordert von ihm entsprechende Verantwortung.
Die Freiheit des Anderen ist die Grenze der eigenen Freiheit.
Dies bedeutet, dass die Einsicht in seine Geworfenheit(Heidegger)
in Freiheit und Verantwortung den Menschen nicht isoliert,
sondern ihm die Zugewandtheit auf andere Menschen, eine Humanität, erst ermöglicht.
Es geht also darum, die Person mit ihrer Suche nach Authentizität, Sinn, Wahrheit in den Mittelpunkt zu stellen.
Was ich bin, ist das Resultat meiner Entscheidungen,
Wir müssen uns als Geworfene selbst entwerfen, um zu sein, sein zu können.
Der Existenzialismus will, dass jeder Mensch in den Besitz seiner selbst kommt
und damit die totale Verantwortung für seine Existenz übernimmt.
Der Sinnhorizont der Welt wird durch uns selbst geschaffen.
Es gibt keine Entschuldigung, weil es keinen Determinismus(MZPTLK: Das ist so total nicht richtig!) gibt.
Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt - und damit zur Verantwortung.
Wie schwierig Situationen auch immer sind, wir können immer etwas tun,
also unsere Lage transzendieren.
Wenn nicht, vegetieren wir im Un-Eigentlichen.
Dies führt zu Angst
(Freiheit bedeutet Verantwortung, das ist der Grund, warum sich Viele davor fürchten/George B. Shaw).
Viele flüchten in Delegation von Verantwortung, in Determinismus,
(frei-)willige Entmündigung/Unterwerfung, Kismet-Denken.
Jede Entscheidung braucht einen Sinnhorizont.
Dazu gehören Verpflichtungen gegenüber Anderen. bestimmte Wertvorstellungen und Überzeugungen.
Das Problem der Optionsvielfalt liegt nicht in der Freiheit,
sondern im Fehlen von Sinnhorizonten und in Entscheidungsschwäche.

6. Popper: Verantwortung oder Barbarei
Unser Traum vom Himmel auf Erden lässt sich nicht verwirklichen, denn sobald wir beginnen,
uns auf unsere Vernunft zu verlassen, sobald wir beginnen, unsere kritischen Fähigkeiten auszuüben,
sobald wir persönliche Verantwortung fühlen, ist das Paradies verloren.
Wenn wir dorthin zurück wollten, müssen wir den ganzen Weg gehen, wir müssen zu Bestien werden.
Wir müssen Vernunft, Wahrheit und Verantwortung ünterdrücken, also alles Menschliche vernichten.
So geschehen bei Inquisition, Geheimpolizei, SS, IS, usw.
Aber auch die Aufklärung wird die Barbarei nicht los.
Der Kampf für die Freiheit kann nicht erfolgreich sein,
wenn jegliche Verantwortung auf Schicksal, Geschichte, Gott, Herrscher geschoben und delegiert wird.
Die Verantwortung für Geschichte fällt auf den Menschen zurück, auf niemand sonst(ähnlich Sartre, Jonas, ..).
'Wir können die Geschichte interpretieren im Sinn unseres Kampfes für die offenen Gesellschaft,
für eine Herrschaft der Vernunft, für Gerechtigkeit, für Freiheit, Gleichheit und für die Kontrolle des Verbrechens.
Ob die Geschichte ein Ziel hat oder nicht, jedenfalls können wir ihr unsere Ziele auferlegen.
Ob Geschichte einen Sinn hat oder nicht, jedenfalls können wir ihr einen Sinn geben.'

7. Honnefelder: Gewissen und Verantwortung
Alles Handeln des Subjekts ist normativ,
daher gibt es keinen amoralischen Raum menschlicher Selbstverwirklichung.
Somit sind alle so entwickelten Normen an der Bedingung universaler Reziprozität
sowie an naturalen und sozialen Voraussetzungen zu bemessen.
Gelingendes Leben ist in seinem Vollzug an Moralität gebunden.
Auch und gerade weil es kein richtigen Leben im Falschen gibt, obliegt es dem Subjekt,
durch gewissenhaftes und verantwortungsvolles Handeln das anthropologische Junktim
von Sein wollen und Tun sollen aufrecht zu erhalten.
Der Mensch kann nicht leisten, was die Wahrheit leistet.
Wir müssen uns bescheiden, nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln.
Was mir gewiss ist, ist dadurch nicht automatisch wahr.
Die Bindung an das Gute und die Wahrheit sind der Schlüssel
zur sinnvollen Rede von Gewissen und Verantwortung.
Deutungen des Gewissens als Wille, als blosses Gefühl,
als ein eigenes, nicht recht definierbares Vermögen
oder als unmittelbar verrechenbare göttliche Stimme scheiden aus,
weil sie zwar die Erfahrung der Bindung,
nicht aber die der Möglichkeit des Irrtums und der Notwendigkeit der Prüfung zu erklären vermögen.
Grundaspekte einer Theorie des Gewissens:
1. Bindungsmoment: Das Wissen um einen Anspruch an/für das eigene Handeln
   kann/darf nicht ohne innere Not übertreten werden
2. Irrtumsanfälligkeit: Gewissen kann zweifeln oder irren
3. Bildungsmoment: Gewissen kann geschult und vervollkommnet werden

'Ohne Gewissen ist Verantwortung ortlos.
Ohne Verantwortung ist das Gewissen blind.
Ohne Bindung an das Gute bleiben beide leer.'

8. Ropohl: Morphologische Matrix der Verantwortungstypen
Das Individuum verantwortet eine Handlung für voraussehbare Folgen
aufgrund moralischer Regeln vor dem Gewissen im Voraus und aktiv.
Wer       verantwortet
was
wofür
weswegen
wovor/vor wem
wann
wie?
Daraus können sich bis zu 1000 mögliche Verantwortungstypen ergeben.

9. Kuhn: Zurechnung von Verantwortung(Diss Leipzig 2013)
Ist die Person X für DAS Ereignis/Ergebnis verantwortlich?
- Hat sie das Ereignis verursacht?
- War sie in ihrer Entscheidung frei? Hätte sie auch anders entscheiden können?
- Kannte sie die Konsequenzen ihres Handelns?
- Kannte sie die Zuständigkeits-Norm?
- Gibt es eine Norm? Gilt sie? Gilt sie im konkreten Fall?

10. Lenk: Verantwortung von Sportlern und Sportorganisationen
Der Mensch ist darauf angewiesen, Leitbilder von sich selbst zu machen.
Diese prägen seine Vorstellung über sich selbst unvermeidlich mit.
Menschliches Handeln ist der Möglichkeit nach ein planmässig verbesserndes, zielstrebiges Leistungshandeln.
Die Persönlichkeit bildet und spiegelt sich in Leistungen.
Spitzensportler tragen eine besondere erzieherische Verantwortung.
Ihre Leistung ist ein Symbol für das Selbstverständnis der Leistungsgesellschaft.
Ganzheitliche Menschenbildung als übergeordneter Zweck,
der eine Verselbständigung der sportlichen Leistungssteigerung zu einer Art Endzweck,
der alle (Doping-/MZPTLK)Mittel heiligt, von vornherein ausschliesst
(oder zumindest stark entgegen wirkt/MZPTLK), ist eine unabdingbare Forderung.
Der Athlet darf im Sinn eines humanen Sports nicht im Nur-Sportlichen verhaftet bleiben.
Weil die Gesellschaftsentwicklung von Eigenleistung und Leistungsmotivation abhängig ist,
bedarf es allgemein einer positiven Kultur der eigenbestimmten Leistung,
des Eigenengagements und der Eigenverantwortung
- kurz: einer Förderung des Prinzips der kreativen und selbstverantwortlichen Eigenleistung.
1. Handlungsergebnis-Verantwortung ist gradueller Natur,
je weniger man Folgen voraussehen kann, desto mehr verringert sich Verantwortung.
(MZPTLK: so einfach ist es nicht. Es ist unverantwortlich Vabanque zu spielen,
jedenfalls gibt es keine lineare umgekehrte Proportionalität!)
Wieviel Mühe und Sorgfalt sind aufzuwenden, verhältnismässig, etc., um Folgen abzuschätzen?
Inwieweit ist ein 19jähriger Sprinter in der Lage,
sich über seine Doperei und die langfristigen Folgen ernsthaft Gedanken zu machen?
2. Im Konfliktfall sind universalmoralische Pflichten höher als Rollenpflichten zu sehen.
Rollenpflichten sind kodifiziert, die Zuschreibung von Zuständigkeit und Verantwortung transparent.
3. Wem kann moralische Verantwortung zugeschrieben werden?
Individuelle und institutionelle(korporative, organisatorische) Verantwortung?
Bei juristischen Personen ist Haftung transparent,
aber Institutionen als moralische Verantwortungssubjekte?(auch Nida-Rümelin verneint das).
Zimmerli: Letzlich ist nur moralische Verantwortung möglich,
alle korporative V. aus individueller V. abgeleitet und bleibt auf diese rückbezogen.
So werden Korporationen wie IOC, DLV nur sekundäre moralische Akteure.
Aber: Korporative V. ist eine eigenständige Ebene, es ist ein eigenständiger Typ von Verantwortung.
Denn  Operationen von Korporationen müssen immer von Individuen vollzogen werden.
Korporationen geben und haben Reglen und unterliegen internen (und externen) Sanktionsmechanismen,
die die Repräsentanten und Bevollmächtigten anerkennen, administrieren und exekutieren.
Kompliziert wird es, wenn globaler Wettbewerb, Sachzwänge, Konkurrenzdruck, Publikumsgeschmack und -Willkür, Geldgeber, Medien, Öffentlichkeit, Zeitgeist..usw. .in die Verantwortlichkeiten hinein wirken.
Ist man immer Herr im eigenen Hause in Sachen Verantwortung?


Vorschau:
- Spaemann
- Habermas
- Böhler
- Nida Rümelin
- Hösle
- Grenzen von Verantwortung
- Werte

Dann hat die Quälerei ein Ende.


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 08.04.2018

Zwei Philosophen foppen sich:
P1: Was sagst du als Nicht-Betroffener zum Thema Intelligenz und Bildung?
P2: Ist es ein evolutionärer Vorteil, Intelligenz zu entwickeln?
P1: Natürlich könnte ich mich mit dir intellektuell duellieren,
      aber ich sehe schon, du bist unbewaffnet.
P2: Natürlch könnte ich dir recht geben, aber dann hätten wir beide unrecht.