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Leichtathleten als Philosophen? - Druckversion

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RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 13.04.2018

Hier wurde ja mal Hawking als Genie-Kandidat erwähnt.
Manche beten auch Wittgenstein als Genie an.
Interessant, was Hawking 1988 über ihn sagte:
Philosophers reduce the scope of their inquiries so much that Wittgenstein,
the most famous Philosopher of this century, said:
the most remaining task for philosophy is the analysis of language.
What a comedown from the great tradition of philosophy from Aristotle to Kant.'
'


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 16.04.2018

Leistung
Teil 10/5: Diverse Autoren über Verantwortung(Fortsetzung)


11. Höffe: Modalitäten von Verantwortlichkeiten-Zuschreibung
a) Apodiktische Verantwortung
- aus (universal) moralisch gebotenen Gründen
- resultiert aus kategorischen Grundprinzipien unbedingter Geltung
- nicht delegierbare und nicht teilbare Notwendigkeit von Handlungen
b) Assertorische Verantwortung
- aus tatsächlichen, im- oder ex-pliziten Verpflichtungen geboren
- resultiert aus positiven rechtlichen Gesetzen oder politischen Regeln
- in vertraglichen oder sozialen Vereinbarungen verankerte faktische Verpflichtungen
c) Problematische Verantwortung
- nicht aus notwendigen oder tatsächlichen, sondern freiwilligen Gründen geboten
- verdienstliche Mehrleistungen, die aus Benevolenz oder Philanthropie hervorgehen
- in persönlichen Überzeugunghen oder prosozialen Einstellungen verankertes Wohlverhalten

12. Spaemann: Wachsende Bedeutung von Verantwortung
Die Webersche Unterscheidung Gesinnungsethik/Verantwortungsethik
mag zwar sozialpsychologisch ergiebig sein,
um bestimmte Personentypen oder Einstellungen idealtypisch zu charakterisieren,
sie ist aber ziemlich ungeeignet, uns über die Eigenart des Sittlichen, über Ethik, zu belehren,
denn sie ist nicht widerspruchsfrei.
Der Terrorist, dem vor Gericht der Status des Gesinnungs-Täters/-Ethikers zugebilligt wird,
versteht sich selbst aber gerade als Verantwortungs-Ethiker,
der im Rahmen seiner konventionellen 'Pflichten' aus 'Verantwortung' tötet.
Die deontologische Ethik will Handlungsweisen ohne Rücksicht auf Folgen als gut oder schlecht bewertet wissen.
Kant verurteilt Handlungen, die nicht einer verallgemeinerbaren Maxime entsprechen.
(MZPTLK: Eine aktuelle Interpretation Kants meint,
dass Kant Lebenswirklichkeiten durchaus nicht ignorant gegenüberstand)
Eine rein deontologische Ethik kann es gar nicht geben.
Ein Mensch, dessen Moral darin bestände, ohne Rücksicht auf Umstände oder Resultate
immer bestimmte Handlungen auszuführen, wäre ein nicht lebensfähiger Idiot.
Güterabwägung ist selbstverständlich die normale Art,
sich sittlich/vernünftig zu verhalten.
Handeln heisst, bestimmte Wirkungen hervorzubringen.
Man kann Handeln nicht als solche beschreiben und bezeichnen,
ohne ihren teleologischen Charakter zu berücksichtigen.
Andernfalls beschreiben wir nur Ziel-, Sinn- und Zweck-lose Aktionen.
Im Konsequentialismus ist sittlches Handeln strategisches Handeln in Richtung auf eine universale Nutzenfunktion,
es ist eine universale Optimierungs-Strategie, rationales Handeln zu einem bestimmten Zweck.

Geschlossenes Entscheidungsmodell? Dafür wäre Voraussetzung:
1. Eine endliche Anzahl einander ausschliessender Alternativen
2. Bekanntheit aller Alternativen
3. Eine klar definierte Zielfunktion und Regeln,
mit deren Hilfe eine eindeutige Rangordnung gebildet werden kann.
(Das ist in komplexen Entscheidungssituationen kaum je gegeben)

Es ist vollkommen phantastisch, alle möglichen Gesamtverläufe des Weltgeschehens
einem Wertvergleich zu unterwerfen.
Hätten wir in diesem Sinn eine positive Universalverantwortung,
müssten wir von vornherein scheitern.
(MZPTLK: Folgen: Resignation oder ideologischer oder religiöser Fanatismus).
Die konsequentialistische Ethik sieht,
dass der Einzelne in der Regel nur eine begrenzte Verantwortung haben kann.

Sittliche Handlungen sind nicht Mittel zur Maxi- oder Opti-Mierung aussersittlicher Güter,
das Zweck-Mittel-Schema ist hier ganz unpassend.
Sittlichkeit ist nicht identisch mit Zweckrationalität.
Sittliche Verantwortung ist die adäquate, sachgerechte,
nicht durch Egoismus, Leidenschaft oder Fanatismus verzerrte Realisierung sittlicher Verhältnisse.

Generell: Verantwortung wächst mit Macht.
Erfüllung setzt 1. immer voraus, dass es Subjekte entsprechender Pflichten gibt,
die diese Leistungen auch zu erbringen imstande sind
und setzt 2. voraus, dass diese Subjekte nicht vielleicht durch vordringliche Pflichten
an der Erfüllung dieser Ansprüche gehindert sind.
Abwehrrechte hingegen, die andere nur dazu verpflichten,
bestimmte Handlungen zu unterlassen, sind jederzeit erfüllbar.
Sie sind daher strikter als jene.
Es ist sehr folgenreich, wenn man - wie es Marxisten tun - diese Rangordnung umkehrt.
und die elementaren Freiheitsrechte des Menschen
seinen Ansprüchen und sozialen Leistungsgarantien unterordnet.
Die Verantwortlichkeit verschiebt sich zur Un-Verantwortlichkeit.

Gründe für die wachsende Bedeutung des Konzepts der Verantwortung:
1. Durch die zunehmende Komplexität der menschlichen Lebensverhältnisse benötigt der Handelnde
zunehmende Ermessensspielräume zur Bewältigung seiner Aufgaben
2. In der gesellschaftlichen Entwicklung haben sich die verschiedenen sozialen Subsysteme
immer weiter ausdifferenziert, so dass die Koordination verschiedener Rollen
zusätzliche möglicherweise in Konflikt stehende Entscheidungen benötigt
3. Die wachsende wissenschaftliche Durchschaubarkeit langfristiger Akkumulation menschlicher Handlungsfolgen
erzeugt ein zusätzliches Wissen über die Gefahren, die von menschlichem Handeln ausgehen
4. Die zunehmende Geschwindigkeit der Veränderung der Rahmenbedingungen menschlichen Handelns
vor allem in den verfügbaren Technologien
benötigt immer mehr ein abstraktes Prinzip statt einer festen Ordnung
zur Regelung der menschlichen Beziehungen,
mit dem auch Fernwirkungen(zeitlich + räumlich) erfasst werden können.


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 16.04.2018

Leistung
Teil 10/5: Diverse Autoren über Verantwortung(Fortsetzung)


13. Böhler: Verantwortung als kontextualistisches Moralprinzip
Das Konzept der Verantwortung bezieht sich nicht nur auf die voraussichtlichen Konsequenzen einer Handlung,
sondern auch auf die spezifischen Umstände und Rahmenbedingungen, unter denen Handlungen vollzogen werden.
Die Intentionen, mit denen eine Akteur 'guten Gewissens' etwas zu erreichen trachtet,
sind genauso Bestandteil der Verantwortung wie sein Wissensstand und das normative Regelsystem,
innerhalb dessen er handelt.
Im Unterschied zu anderen ethischen Kategorien ist Verantwortung ein kontextualistisches Moralprinzip,
das auf der Berücksichtigung akteursbezogener Eigenschaften
und situativer Handlungsbedingungen beruht.

Die Kategorie der Verantwortung ist zentral und besonders wirkmächtig,
weil sie als folgenbasiertes Legitimationskonzept
nicht nur nach den normativen Gründen von Entscheidungen fragt,
sondern auch auf den Erfolg/Miss-E. von Handlungen gerichtet ist.
Das immanente Erfolgskalkül prädestiniert das Verantwortungsprinzip
zu einer normativen Reflexionskategorie auch besonders wirtschaftlicher Prozesse,
die mit den herkömmlichen Mitteln kategorischer Ethiken nicht zu erfassen sind.

Aufgrund Globalisierung und Vernetzung wirtschaftlicher(nicht nur/MZPTLK) Prozesse
stösst der (wirtschaftliche) Verantwortungs-Begriff an sachliche und normative Grenzen.
Der am Personenmodell ausgerichtete Verantwortungsbegriff muss durch ein systemisches Verständnis
von (ökonomischer) Verantwortung erweitert werden,
durch das sich Korporationen als responsive Organisationssysteme
innerhalb eines multiplen (Stakeholder-)Netzwerkes begreifen und adressieren lassen.
Das systemisch erweiterte Konzept beruht nicht nur auf ökonomischen,
rechtlichen und moralischen Zurechnungskriterien.
Es bezieht operative Risikofolgen, organisatorische Designgestaltung
und politische Kontextsteuerung mit ein,
denen das (Wirtschafts-)System und seine korporativen Organisationssysteme
in wachsendem Mass ausgesetzt sind.
(MZPTLK: Das alles gilt ebenso für (Supra-)Nationale Sportorganisationen)

14. Habermas: Deontologische, kognitivistische, universalistische, formalistische Diskursethik
Für einen Konsens Aller reicht es nicht, sich auf Lebensform-abhängige ethische Werte zu berufen.
Um das Zusammenleben über einen Modus Vivendi hinaus regeln zu können, müssen wir,
im Gegensatz zu metaphysischen oder religiösen Wertüberzeugungen,
auf allgemein zustimmungsfähige Normen rekurrieren können.
Habermas konzediert, dass diese strenge Isolierung des moralisch Richtigen vom ethisch Guten
nicht ohne beschneidende Auswirkungen auf die Motivation der Akteure auskommen kann.
'Die Diskursethik verstärkt die intellektualistische Trennung des moralischen Urteils vom Handeln.
Von der diskursiv gewonnenen Einsicht gibt es keinen gesicherten Transfer zum Handeln.
Überhaupt ist keine Theorie imstande, einen gesicherten Transfer
von durch Argumente erworbener Einsichten zum Handeln zu gewährleisten.'

Es gibt eigeninteressierte Personen als kleinste gesellschaftliche Einheit,
die durch Anreizstrukturen geleitet werden.
Habermas baut auf die rationale Motivation der Bürger,
bedeutet das eine implizite Idealisierung der Diskursethik oder das Gegenteil?
(MZPTLK: insofern wäre er eigentlich Ur-Utilitarist!?)
Sein Kritiker Lütje betont das Eigeninteresse, das gesellschaftlich nutzbar gemacht werden sollte.
Aber Habermas: 'Die demokratischen Prozesse sind letzlich erst dann legitimiert,
wenn sie auf dem besseren Argument aufbauen und nicht bloss auf den besseren Anreizstrukturen.'
(MZPTLK: Was ist besser? Welche Kriterien legen zugrunde? Was für den Einen besser ist, ist für den Anderen schlechter!?)

Gefühle sind auf Nahbereiche eingestellt,
darum können sie nach Habermas nicht der Motor der moralischen Entwicklung sein.
Auch die Empathie spielt ja für die Wahrnehmung fremder Schmerzen(hineinfühlen, nachvollziehen)
und für eigene Verpflichtung/Verantwortung wie für den Impuls ,
den guten Gründen eigene Handlungen folgen zu lassen, eine Rolle.
Jedenfalls besteht von Platon bis Husserl, Wittgenstein und Adorno ein Bedürfnis,
der Intuition einen Erkenntnisvorrang vor dem Diskurs einzuräumen.
So wichtig Intuitionen sind, sie bedürfen der Explikation, um zu einer Erkenntnis zu führen.
Der Gehalt eines Urteils lässt sich nur durch Schlussfolgerungen,
also der Verknüpfung mehrerer Urtelne der Diskurspartner, entfalten.
Und um einen Wissensbestand zu erweitern, müssen wir durch den Kreis der induktiven Sammlung von Daten,
des abduktiven Auffndens von Hypothesen und der Deduktion von Erklärungen hindurchlaufen -
Diskurs statt blosses Hinsehen.

Eine universalische Moral stellt für Habermas mehr ein Wissens- als ein Handlungs-System dar.
Einsicht und Wille soll aber nicht nur orientieren, sondern binden, verpflichten.
Lebenswelt und kommunikatives Handeln ist wie ein zweigleisiges Schienennetz,
durch das sich Beide wechselseitig beeinflussen können.
'Die interne Verknüpfung von Normen mit rechtfertigenden Gründen
bildet die rationale Grundlage der Normgeltung.
Phänomenologisch lässt diese sich ausweisen am Verpflichtungsgefühl.
Pflichten binden den Willen, aber beugen ihn nicht.
Sie weisen eine Richtung, orientieren ihn, aber sie treiben ihn nicht.'

'Ohne das Bewegende von moralischen Gefühlen der Verpflichtung und der Schuld,
des Vorwurfs und der Verzeihung,
ohne das Befreiende moralischer Achtung,
ohne das Beglückende solidarischer Unterstützung,
und ohne die Freundlichkeit eines zivilisierten Umgangs mit Konflikt und Widerspruch
müssten wir das von Menschen bewohnte Universum als unerträglich empfinden.
Das Leben im moralischen Vakuum,
in einer Lebensform,die nicht einmal mehr moralischen Zynismus kennen würde,
wäre nicht lebenswert.'

Werte und Normen bei Habermas(nach Byounho Kang):
1. Deontologischer Ansatz
a) Moralische Normen müssen um ihrer Richtigkeit willen
und nicht um Willen eines anderen Nutzens befolgt werden
b) Inhalt ist der normative Vorrang des Gesollten vor dem Guten
2. Kognitivistischer Ansatz
Moralische Aussagen erheben Geltungsansprüche, die mit Gründen einzulösen sind
Etwas tun sollen heisst, Gründe haben, etwas zu tun
3) Universell verpflichtende Kraft kommt moralischen Normen zu,
die einem Verallgemeinerungstest standhalten
und somit beanspruchen, im gleichmässigen Interesse aller zu liegen
4) Formalistischer Charakter der Diskursethik:
Argumentationsregeln, Überprüfung moralischer Handlungsweisen und Normen,
Subjekt-eigenständig ermöglicht.

MZPTLK zu
1.: Richtigkeit(was ist das, wer bestimmt das?) ist ein Nutzen,
es kommt auf die Frage an, welche Nutzen konfligieren und welche Nutzen prioritär sind, usw.
2.: Es muss auch Geltungsanspruch zumindest für den Subjekt-Bereich geben,
wenn einem Subjekt Gründe nicht bewusst sind,
diese nicht überzeugend formuliert sind oder nicht allgemein zustimmungsfähig sind.
Dazu mehr im Abschnitt Nida-Rümelin
3. Verallgemeinerungstests werden in der Lebenspraxis meistens schief gehen.
Ein gleichmässiges Interesse Aller ist ein Traum.
Wohl nur - selten -  realisierbar als kleinster gemeinsamer Nenner.
Das kann es wohl nicht sein.
4. Das ist ein unabdingbares kognitives Geschäft, werden da Alle mitmachen,
und wenn ja, sind Alle gleichermassen fit darin?

Vertrackte Geschichte Sad


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 18.04.2018

Leistung
Diverse Autoren über Verantwortung(Fortsetzung)


15. Nida-Rümelin: Verantwortung aus/mit Gründen/Begründung
Verantwortung spielt im Alltagsleben, im Recht, in der Ökonomie, in der Politik, usw. eine zentrale Rolle.
Philosophie kann nicht Kriterien der Verantwortung benennen,
da diese in die Vielfalt der Begründungsspiele eingelassen sind.
Man sollte Menschen zutrauen und zumuten, sich von Gründen leiten zu lassen.
Es sollte eine Philosophie der Gründe angestrengt(er) werden,
um die philosophische Ratlosigkeit zu beenden.
Und um die Kohärenz einer von Gründen geleiteten Lebensform zu erhöhen.

Wir haben genau für das Verantwortung, für das wir Gründe haben,
basierend auf einer freien, bewussten Entscheidung.
(MZPTLK: was ist, wenn wir keine Gründe haben, oder uns diese nicht bewusst sind,
oder wir diese nicht explizieren können? Haben wir dann keine Verantwortung?)
Die Person entwickelt und behauptet sich gegen andere Determinanten ihrer Existenz,
indem sie Gründen Geltung und Wirkung verschafft.
Wesen, denen die Freiheit abgeht, sich von Gründen afflizieren zu lassen haben keine Verantwortung.
(MZPTLK: Sehr zweifelhaft!)

Wünsche, Gefühle, Einstellungen evozieren Handlungen.
Willensschwäche, Entscheidungssschwächei ist eher selten bei Überzeugungen im Spiel,
bei Handlungen häufiger.
Der Egoist kennt nur einen Typ von Handlungsgründen: sein Eigeninteresse. Er ist ein A-Moralist.
(MZPTLK: Nö, der 'Egoist' kan im wohlverstandenen Eigeninteresse auch altruistisch, sozial und moralisch handeln)

Man kann theoretisch gute Gründe haben,
aber praktisch nachlässig, faul, irritiert sein.
(MZPTLK: Was sind gute, was schlechte Gründe?)
Wir haben Gründe für das, was wir tun und für das, was wir glauben.
Diese Gründe konstituieren uns als Person, als Autoren nicht nur unserer Handlungen,
sondern auch uinserer Überzeugungen.

Wittgenstein nahm an, dass sich Normativität ausserhalb dieser Welt befindet
und sich der sprachlichen (Er-)Fassung entzieht(MZPTLK: Schwachsinn!)
Richtig NR: Sie ist integraler Teil unserer alltäglichen Vertändigungspraxis.
In welcher grammatischen Form diese - normativen - Urteile
formuliert werden, ist irrelevant.
Ist 'Diese Handlung sollte ich tun' gleichbedeutend mit 'Diese Handlung ist richtig'?
Nein, denn  Erstes bezieht sich aufs Subjekt,
Zweites ist allgemein, bedeutet noch keine Handlungsaufforderung.

Für das Wohl spielen Wünsche eine wichtige Rolle.
Deliberationen sind in der Regel nicht algorithmischer Natur, nicht berechenbar.
Schon Theoreme der Prädikatenlogik erster Stufe lassen sich nicht mehr algorithmisch beweisen.
Nichtberechenbarkeiten von Theoremen der Logik sind ein Indiz dafür,
dass unsere theoretischen wie praktischen Begründungen generell nicht  (voraus-)berechenbar sind.
Ich kann für und wider die Ungerechtigkeiten eines bestimmten Zusatands argumentieren,
ohne dass eigene Wünsche ins Spiel kommen.

Erweiterter Verantwortungs-Begriff: Menschen sind verantwortlich für das,
was sie durch Deliberation(Abwägung, Wahl) kontrollieren(können)
Radikaler Pragmatismus/Utilitarismus würde die eigenständige Rolle theoretischer Deliberation ausschliessen,
mindestens verstümmeln und damit eine Grundlage des (wissenschaftlichen)Diskurses zerstören.
Theoretische Gründe können nicht durch praktische Gründe substituiert werden.
(MZPTLK: Unterscheidung th/praktische Gründe wie? Wenn, dann nur methodisch, nicht grundsätzlich!?)

Verantwortung und personale Identität.
1. Kontinuität mentaler Zustände
2. Kontinuität persönlicher konstitutiver Eigenschaften
Personale Identität beruht auf der Stabilität akzeptabler Gründe,
auf der Stabilität praktischer und theoretischer Deliberation
amgesichts unterschiedlicher Herausforderungen intratemporal
und im Zeitverlauf eines Lebens intertemporal.

Bis heute gibt es kein wirklich befriedigendes System der deonischen Logik
(MZPTLK: siehe Spaemann: so etwas kann es nicht geben)
Irgendwann konfligiert und scheitert das an etablierten normativen Begründungsspielen.

Wir nehmen Verantwortung wahr, indem wir Antworten geben auf Warum-Fragen.
Wittgensteins Metapher des Spiels kann hier in die Irre führen
Jedes Spiel hat eigene Regeln
(MZPTLK: und die Regeln des einen Spielers, z.B. Dopers,
haben mit den Regeln der sozialen Sportlergemeinschaft nichts gemein)
Spiele kann man erfinden, Begründungen nicht(MZPTLK: Inwiefern?)

Wir nehmen Verantwortung wahr, indem wir uns von besseren Gründen
(MZPTLK: obektiv oder subjektiv besseren?)
für unsere Handlungen, Überzeugungen und Einstellungen bestimmen lassen.
Mal lassen wir uns von richtigen, guten Gründen,
mal von schlechten, falschen (ver-)leiten
Die einen Gründe überzeugen, andere nicht.
Gründe, die andere nicht überzeugen, müssen keine schlechten sein.
Das letzte Kriterium der besseren Gründe ist nicht epistemischer Natur.
(MZPTLK: Wenn es ein letztes Kriterium gibt, was hier insinuiert wird,
welches wäre es dann bitte?)
Ob eine Handlung richtig ist, entscheidet sich nicht daran, ob sie (allgemeine)Zustimmung findet.

Aber Wittgensteins Spiel kann nützlich sein,
die Regeln berechtigen uns zu bestimmten Spielzügen, zu anderen nicht.
(MZPTLK: das ist auch vor und auch ohne Wittgenstein so)
Normative Regeln legen Berechtigungen und Pflichten fest.
Jede Begründung ergibt nur Sinn in dem Rahmen,
der durch akzeptierte Regeln des Begründungsspiels etabliert ist.
Sonst ist es ein Spiel mit doppeltem Boden(MZPTLK: Doper: doppelter Boden)

Wir sind epistemische Optimisten.
Wir glauben, dass die Möglichkeit besteht, dass durch Auflösung von Inkohärenzen
unsere Stellungnahmen zunehmend richtig/er - im im deskriptiven wie im normativen Sinn - werden.
Jedes Mitglied einer Verständigungsgemeinschaft ist eingebunden in eine Vielfalt von Interaktionsbeziehungen,
die ein gewisses Mass an interpersoneller Kohärenz verlangen.
Die verschiedenen Begründungsspiele sind nicht isoliert,
ihre Kriterien/Regeln müssen untereinander in Korrespondenz und Einklang treten.
(MZPTLK: wie gross ist die Chance dafür?)

Verantwortung ist strukturell, seltenst punktuell.
Atomismus und koharentistischer Holismus der Verantwortung sind vereinbar.
Sowohl die lebensweltliche als auch die wissenschaftliche Praxis des Gründe-Gebens und des Gründe-Nehmens
ergeben nur Sinn, wenn man die Suche nach objektiv guten Gründen unterstellt.
Als verantwortliche Wesen partizipieren wir an der Welt objektiver Gründe,
aber wir haben zu dieser Welt keinen unmittelbaren, direkten Zugang,
der es erlauben würde, objektiv gute Gründe kriterial zu bestimmen.
(MZPTLK: gut, aber inwieweit macht die vorhergegangene Rede davon dann Sinn?

Webers Gegenüberstellung Gesinnungsethik-Verantwortungsethik führt in die Irre.
Eine reine Folgenorientierung des Handelns würde die Grundlageen aller Moral untergraben.
(MZPTLK: Das wäre genau zu ergründen)


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 20.04.2018

Leistung
Teil 10/5: Diverse Autoren über Verantwortung(Fortsetzung)


15. Nida-Rümelin(Fortsetzung)
Folgenverantwortung
Wir müssen gute Gründe haben, die Wahrscheinlichkeitsverteilung unserer Handlungsfolgen zu akzeptieren.
Da wir Anderen immer Gutes antun dürfen
(MZPTLK: na, da kann es aber Irrtümer geben, woher will ich wissen, was dem Einen guttut, dem Anderen nicht?),
ist für die moralische Bewertung der mögliche Schaden relevanter als der Nutzen.
Andere haben Vetorecht, dass ihnen Schaden zugefügt wird.
Es gibt eine moralische Asymmetrie zwischen Schädigen und Guttun.
Fürs Wohltun ist man nicht verantwortlich
(MZPTLK: doch, z.B. in der Ehe!, generell widerspricht N.R sich hier wieder mal,
denn wenn er das Gute mit Begründung propagiert, und das nicht im individuell-egoistischen Rahmen verharren soll,
dann wäre es sozial katastrophal, dieses - generell - nicht als Verpflichtiung und Verantwortung zu verlangen),
aber man ist verpflichtet, nicht zu schaden.

Die wechselseitige Verantwortungszuschreibung hat Grenzen,
die durch die Eigenverantwortung(Verantwortung für das eigene Handeln) gezogen sind.
Niemand sollte Entscheidungen treffen, die den Entscheidungsspielraum anderer einschränken
(MZPTLK: Diese Forderung ist nicht von dieser Welt!!
Wenn ich einkaufe, vermindere ich die Auswahl Anderer und damit ihren Entscheidungsspielraum.
Wenn ich bie Mannschaftsballspielen mitmache, vermindere ich permanent Entscheidungsspielräume von Mitspielern und Gegnern, usw...).
Das verlangt die deontologische Ethik(wir hatten schon an anderen Stellen die Schwierigkeiten dieser Ethikvariante benannt).

Der Deontologe meint: auch dann, wenn ich annehme dass ich,
angesichts einer besseren Kenntnis der Materie die richtige Entscheidung treffen würde,
sollte ich im Einzelfall davon absehen,
da jeder für sich seine eigene Entscheidung treffen können muss.
Unbenommen ist, dass derjenige einen von ihm für kompetenter gehaltenen entscheiden lässt(Arzt, Trainer, usw.)
Stichwort. Vollmacht, aber die Beteiligten müssen ein einseitiges Beendigungsrecht haben.

Kooperative Verantwortung
In einer Kooperationssituation trägt jeder Beteiligte eine Verantwortung für das Gelingen der Kooperation.
Jeder leistet seinen Teil einer gemeinsamen Praxis, durch die das Kooperationsziel erreicht wird/werden kann..
Dafür muss im Zweifel auf individuelle Folgen-/Nutzenoptimierung teilweise verzichtet werden.
Strukurelle Rationalität:
Wenn es gute Gründe für eine kollektive Praxis gibt,
gibt es auch gute Gründe für den Einzelnen, sich an dieser Praxis zu beteiligen.
(MZPTLK: Das kann sich aber zumeist nicht 1 zu 1 verhalten)
Die Verantwortung Einzelner wird nur verständlich in dem strukturellen Kontext,
in dem diese Handlung steht.

Kooperative Praxis kann nur dann gelingen,
wenn die beteiligten Individuen ihren egozentrischen Standpunkt überwinden.
Sie müssen ihr eigenes Handeln und ihre leitenden Intuitionen
als konstitutiven Teil auf das Gelingen einer kollektiven kooperativen Praxis ausrichten.
Die rationale Entscheidungstheorie und ihr spieltheoretischer Zweig
haben kooperative Praxis bisher nicht angemessen beschrieben oder überzeugende Kriterien entwickelt,
wenn sie einem radikalen Individualismus verhaftet bleiben.
Umwege über Iteration(also wiederholte Entscheidungen)
verbergen nur notdürftig die Ratlosigkeit der Entscheidungstheorie.

Kooperative Praxis ist gerade dadurch charakterisiert,
dass sie von den beteiligten Individuen verlangt, nicht individuell folgenoptimierend zu agieren.
Gründe, die für kooperative Handlung sprechen, übertragen sich auf Gründe dür individuelle Handlungen.
(MZPTLK: Soll das eine Einbahnstrasse sein? 3 Beispiele:
1. WM Endspiel, 90. Minute: Gerd Müller orientiert sich mit Tunnelblick,
instinktiv, fokussiert zum Tor, möglicherweise 'besser' postierte Mitspieler ignorierend,
das winzige Zeitfenster für eine Chance - ohne lange zu überlegen - nutzend,
um den Ball ins Tor zu stochern....äh zu 'müllern'.
Weltmeister!
Der Trainer: Ich habe Dir doch gesagt, Du sollst kooperativ spielen!
Müller: Wären wir dann Weltmeister? Die Anderen partizipieren doch an meinem Egoismus, oder?
2. WM Endspiel, 90. Minute: Messi hört auf den Trainer (Nida-Rümelin?),
gibt ab, der Ball wird verdaddelt.
Trainer: Du wirst Deiner kooperativen Verantwortung nicht gerecht,
denn es ist statistisch erwiesen, dass, wenn Du anstelle der Mitspieler agierst,
die Torchancen wesentlich höher sind
Messi, o.k., das nächste Mal....
3. WM, Elfmeterschiessen.
Ronaldo, statistisch der sicherste Schütze, fühlt sich irgendwie unsicher(Pferdekuss, Krampf?)
und sagt's dem Trainer.
Soll der sagen: Gut, dass Du das sagst, sehr verantwortungsvoll
oder sagt der: reiss dich zusammen, wie soll ich das den Zuschauern erklären?
Geht's schief, wer ist verantwortlich?
In der Gesellschaft, vor allem in Wirtschaft und Politik, ist es noch komplizierter.
Jedenfalls würden Leistungen und Ergebnisse einer Kooperationagemeinschaft
ohne 'egoistische' Handlungen oft schlechter ausfallen.

Strukturelle Rationalität:
Die strukturelle Handlung bestimmt die punktuelle Handlung
Ohne Einbettung in den strukturellen Kontext würde die punktuelle Handlung jeweils in der Luft hängen,
sie ist ohne Einbettung nicht begründbar.
Es muss die leitende Intention des Akteurs sein, die punktuelle Handlung so zu wählen,
dass sie ein Teil der strukturellen ist.
Der Akrteur kann dann diese punktuelle Handlung begründen,
indem er die strukturelle Handlung begründet.
(MZPTLK: Was ist bei Erfolg oder was ist bei Misserfolg, siehe oben?
Fallen die Begründungen vor der Aktion und nachher gleich aus,
und vor allem: werden die Begründungen von den Adressaten
bei Erfolg genauso bewertet wie bei Misserfolg?
Natürlich nicht.)

Kooperative Verantwortung bleibt individuelle Verantwortung,
auch wenn die Gründe sich auf kollektive Handlungen beziehen.
Kollektive Handlung: Kombination von individuellen Handlungen,
die von gemeinsamen kooperativen Absichten zusammen gehalten wird.
Aber nur Individuen verfügen über handlungskonstitutive Intentionen.
Kollektive Handlungen und kollektive Verantwortung sind insofern immer lediglich figurativ.
Es gibt keine Verantwortung von Kollektiven,
da sie im strengen Sinn nicht als Handlungs-Subjekt handeln.
(MZPTLK: Das kann ja wohl nicht wahr sein!
Warum müssen dann Nicht-Verursacher, also Versicherungen, die Solidargemeinschaft, der Steuerzahler, usw.
für verursachende Individuen gerade stehen?)

Korporative Verantwortung
Die einzelnen Akteure sind motiviert, dieses zu tun und jenes zu lassen,
weil sie ihr Handeln als Teil einer kollektiven Handlung ansehen,
deren Erfolg davon abhängt, dass sich hinreichend Viele im Rahmen ihrer Möglichkeiten an ihr beteiligen.
Wer keinen Grund hat, mit Lageraufsehern zu kooperieren oder Versicherungen zu verkaufen,
wird nicht nachhaltig für Incentives oder Strafandrohungen motivierbar sein.
Korporative Verantwortung im Sinn der Verantwortung von Korporationen für ihre Entscheidungen gibt es nicht.
(MZPTLK: siehe oben, es ist die Entscheidung einer Versicherung, ihrer Manager und Mitglieder,
Verantwortung gerade in diesem Sinn zu tragen, das steht natürlich auch in den Verträgen drin.
Aber vielleicht ist das nur ein Missverständnis?)

Korporative Verantwortung ist eine individuelle Verantwortung, eine V.,
die individuelle Akteure tragen, die eine kooperative Handlungsmotivation haben.
(MZPTLK: Widerspruch zu oben?!)
Korporationen sind keine Akteure im üblichen Sinn, sie handeln, entscheiden nicht
(Wie bitte? Was macht denn der Vorstand, die Geschäftsführung, die Vereins- und Verbandsführung? Nicht-Entscheiden?),
sie haben keine Gefühle, kein Gewissen.(MZPTLK: Das glaube ich manchmal auch! Angry ‌)
Einstellungen sind gegenüber Korporationen unangemessen,
Korporationen haben keine Gründe, etwas zu glauben oder etwas zu tun.
Sie haben keine mentalen Eigenschaften und sind daher keine verantwortlichen Akteure.
(Warum gibt es sie dann überhaupt, wenn sie keine Gründe haben, etwas zu tun?
Warum gibt es Corporate Identity, C. Philosophy, Ethic Responsibility, etc.? Für die Miezekatze?
Warum wird VW zu Milliardenstrafen verdonnert?)
Ich glaube, hier hat sich N.R. etwas dolle verirrt,
oder ist das alles nur ein Missverständnis?
Jedenfalls darf man Philosophen, die so argumentieren,
nicht an verantwortliche Positionen von Korporationen setzen.
Aber formal-logisch passt es schon, und das ist die Hauptsache, oder? Angry
Oder passt es nicht, weil die Logik falsch ist, wie Hösle an anderer Stelle vermutet?)

Überführung von korporativer Verantwortung in kooperative Verantwortung:
Gemeinsame Ziele, Regeln der Zusammenarbeit, stabile Kooperationsbeziehungen:
Jeder weiss, was der Andere weiss, und dass der Andere das Gleiche weiss.
(MZPTLK: Hmm...)
So wird individuelle Verantwortung generiert, da meine Teilhabe am Interaktionsnetz der Kooperation
auf geteilten Absichten und einer kooperativen Handlungsmotivation beruht.

Strukturelle Rationalität heisst, die ursprünglich eigenorientierte Optimierung aufzugeben
(MZPTLK: Gibt es pure eigenoptimiete Orientierung?)
und über gemeinsame Wertte und Ziele zu kooperieren.
Kooperative Verantwortung: ich bin verantwortlich für meinen Teil einer kollektiven Praxis,
die ich als Teilhaber zu vernatworten habe - und zwar nicht nur faktisch, wenn diese kollektive Praxis zustande kommt, sondern auch kontrafaktisch, nämlich dann, wenn die Nicht-Beteiligung anderer potentieller Kooperationspartner
diese Praxis nicht zustande kommen lässt.
Die Intention, nicht das Ergebnis ist entscheidend.

Politische Verantwortung
Der Verantwortungsbegriff lässt sich nicht auf praktische, also Handlungsdimensionen beschränken,
sondern auch auf Theorie, die Urteilsbildung mit einbezieht.
Es sind immer reale, individuelle Personen, die im genuinen Sinn handeln.
Alles andere sind normative Konstruktionen, die Quasi-Akteure etablieren,
deren Handeln auf dasjenige realer Akteure zurückgeführt wwerden kann.
Aber der Minister kann nicht omnikompetent sein, wenn er zeichnet,
muss er sich auf Recherchen und Sachkompetenz seiner Fachleute verlassen.

(MZPTLK: Konfusion herrscht bei N.R: bezüglich der NS-Erbschaft/Schuld/Vertreibung...
wo er die Vertreibung unschuldiger Deutscher aus den ehemaligen Ostgebieten als unrecht bezeichnet.
Auch Unschuldige tragen Verantwortung. Viele Deutsche waren nicht schuldig an Unrecht, Eroberungskriegen,
Ausplünderung, Massenmorden, usw., aber sie und ihre Nachkommen tragen Verantwortung dafür,
eine gerechte Folge ist das verlustig gehen  der Ostgebiete.
Ausserdem scheitert volle Gerechtigkeit an der Unmöglichkeit,
genau herauszupräparieren, wer Schuld hatte und wer nicht
und an einer eventuellen Aufrechnung mit der Schuld der anderen Seite.
Die Akten- Beweis- und Zeugenlage ist fast immer lückenhaft und fragwürdig.
Auch viele Unschuldige waren in einem Verein/einerKorporation, genannt Drittes Reich,
dieser Verein wurde sanktioniert, wie will man gerecht differenzieren?)

Wissenschaftliche Verantwortung
- Nichtpropositioale Einstellungen, also bestimmter Teil unserer Emotionen und Gefühle,
  der sich von Gründen afflizieren lässt, der sich begründen lässt.
- Propositionale Einstellungen
a) epistemische, die dann zutreffen, wenn die Sachverhalte tatsächlich bestehen
b) prohairetische, die sich auf Wünsche, Werte und Normen beziehen

'Wissenschaftliche Rationalität unterscheidet sich von lebensweltlicher
nur hinsichtlich des Masses an Systematisierung
oder hinsichtlich der Begründungstiefe.
Dieser Unterschied ist graduell.'
(MZPTLK: Sehr richtig und ganz wichtig,
das weist auch auf weniger 'fitte' und weniger willige Kooperationsteilnehmer hin)
Im Zentrum wissenschaftlicher Verantwortung steht die Begründungspflicht
von Überzeugungen, von wissenschaftlichen Hypothesen und Theorien.
Aber dann  dies:
'Wissenschaft muss sich vor dem verantworten, der sie finanziert.'
(MZPTLK: nur, ausschliesslich vor dem? Dann gute Nacht!
Beispiele gebe ich lieber nicht, das würde fuchtbar! Angry
Ich sage nur: Mephistopheles Teufel ‌)

Moralische Verantwortung
Da wir für alles dasjenige verantwortlich sind, für das wir Gründe haben
(MZPTZLK: so einfach ist das nicht, siehe oben),
kann nicht jede Form der Verantwortlichkeit als eine moralische gelten.
Moralische Verantwortung tragen wir dort, wo moralische Gründe uns leiten
oder jedenfalls leiten sollten.
Wir verbinden mit der Zuschreibung von Verantwortung normative Erwartungen.
Gründe sind immer normativ, unabhängig davon, auf was sich diese Gründe beziehen -
auf Überzeugungen, auf Handlungen oder auf Einstellungen.
Damit ist auch der Verantwortungsbegriff ein normativer.
Verantwortung zuschreiben bedeutet, normative Forderungen zu erheben.
Die Quellen dieser Normativität wurzeln in den Begründungsspielen, an denen wir teilhaben.
Wir sind Mitglieder einer normativen Gemeinschaft.
(MZPTLK: Was ist mit normativer Kraft von Faktischem?)

Wir geben unserem eigenen Leben einen Sinn, indem wir Projekte verfolgen, die uns wertvoll erscheinen.
Daraus ergibt sich eine Pflicht, eine Verantwortung gegen sich selbst.
(MZPTLK: Ich habe dieses oder jenes Ziel im Sport oder im Beruf,
das erscheint mir so interessant und motivierend,
dass ich mehr oder weniger investiere und dabei auf anderes verzichte,
um das für mich wertvollere Ziel zu erreichen.)
Unaufgebbar ist das deontologisches Element aller moralischer Veranrtwortung,
das eine Distanzierung von den eigenen Interessen, die Bereitschaft zur gemeinsamen Praxis
und damit die Offenheit für die kommunikative Klärung des gemeinsamen Guten und der Regeln,
die die individuelle Verfolgung des Guten bestimmen sollte, ausmacht.

Die verantwortungsethische Position mit ihrem Polytheismus moralischer Weltanschauungen,
ihr dezisionistischer Zug, ihre Vereinbarkeit mit modernen Rationalitätskonzeptionen
machen einen Ansatz aber auch für die ökonomische Sphäre attraktiv.
Aber: Keine konsequentialistische Verhunzung Weberscher Verantwortungsethik!
(MZPTLK: Dazu wurde schon einiges gesagt und wird noch gesagt werden)
Der Kern ist normativ, nicht dezisionistisch bestimmt:
'Ich nehme auf Interessen Anderer Rücksicht, und zwar nicht lediglich deshalb,
weil ich mich entschieden habe, auf sie Rücksicht zu nehmen,
sondern weil ich rücksichtsloses Verhalten für verachtenswert halte,
oder weil Rücksichtnahme mir als etwas Wertvolles erscheint.'

Hier kommt etwas Entscheidendes: Gutes, Wertvolles, Richtiges, etc.
aber es kommt keine konkretere Explikation.
Nida-Rümelin verneint die Dichotomie von moralischen und ausser-moralischen Gründen
und begibt sich so auf sehr wackeliges und widersprüchliches Terrain.


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 28.04.2018

Manche Philosophen halten auch - selbstverständlich hochwissenschaftliche - Vorträge bei Donaldisten.
Z.B. über die Frage, wie es sein kann, dass Donald bei Höchstgeschwindigkeit im Kurvenlauf
in nahezu horizontaler Körperlage 1 Meter über dem Boden laufen kann.

Oder wie Tick, Trick und Track - z.B. auf der Flucht vor einem Seeungeheuer -
in einem Boot so vehement rudern, dass Selbiges weit aus dem Wasser ragt
und die Ruderblätter nur noch selten die Wasseroberfläche touchieren.

Eigentlich Fragen für Physiker,
aber wir können auf jeden Fall festhalten:
Schon vor 60, 70 Jahren hatte der Zeichner Carl Barks erkannt,
dass desto höhere Geschwindigkeiten erreicht werden,
wenn der Schwerpunkt des beschleunigten Objekts umso höher liegt. Idea

Vielleicht sollten Sprinter doch öfter mal Donald Duck Hefte lesen.


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 01.05.2018

Leistung
Teil 10/5: Diverse Autoren über Verantwortung


16. Hösle
Es gibt viele Küchenphilosophen, die eine schräge Neigung zu Nietzsche verspüren.
Dieser hat sich auch über Verantwortung, Umwertung aller Werte, etc., ausgelassen,
aber 'vergessen', (s)eine Alternative anzubieten.
Ich folge Hösle nicht in allem, aber hier spricht er mir voll aus der Seele:

'In der Geschichte des Nihilismus ist Nietzsche -radikalster Aufklärer und Gegen-Aufklärer zugleich -
gewiss eine Schlüsselfigur, und zwar weil er nicht nur die Wertkrise seiner Epoche zu einem Zeitpunkt diagnostiziert hat,
da sie noch untergründig schwärte und sich eine äusserlich glanzvolle,
aber innerlich hohle Zeit mit bombastischem Getue über jene Krise hinwegtäuschte,
sondern weil er selbst den Nihilismus entschieden weiter getrieben hat.

Die kritisch-analytische Intelligenz Nietzsches war nicht gepaart mit einem vergleichbaren konstruktiven Vermögen,
und schwerlich war Nietzsche befähigt, seinem letzten Anliegen gerecht zu werden:
eine positive neue Wertordnung zu entwickeln..
Nietzsches Erkenntnistheorie, Ontologie und Ethik übertreffen an dialektischer Inkonsistenz fast alle Entwürfe philosophischer Tradition, und es ist einfach ungehörig, wenn die Philosophie eines Denkers
von einer so sektoriellen Intelligenz wie Nietzsche , eines Denkers, der etwa von den Naturwissenschaften 
oder der Jurisprudenz seiner Zeit kaum etwas verstand und dessen Sinn für begründungstheoretische Fragen
zumindest unterentwickelt war, mit dem System eines Plato, Leibniz oder Kant in einem Atemzug genannt oder gar,
wie in Heideggers Nietzsche-Interpretation 1961 als folgerichtige Weiterentwicklung
und Vollendung der abendländischen Metaphysik gedeutet wird.

Nietzsche war kein Antisemit und kein Nationalist, aber der Kern seiner Philosophie
stellt die ungeheuerlichste Negation der universalistischen Ideale dar,
zu denen sich die Menschheit in einer mühsamen Entwicklung emporgehoben hatte.
Und dass eine Philosophie, nach der alles falsch und alles erlaubt ist,
auf den brutalsten Macht-Positivismus hinauslaufen musste(MZPTLK: nicht zwingend!)
und nicht zufällig dies auch getan hat.

So inkonsistent das Prinzip Nietzsches ist - wer Wahrheit negiert,
beansprucht sie für die eigene Theorie, wer alles für erlaubt hält,
kann nicht mehr ernst genommen werden, wenn er sich über moralische Hypokrisen empört,
so sehr wird doch dieses Prinzip bei ihm in einer rigorosen Geschlossenheit entfaltet,
während die schwächeren Formen von Relativismus zwar den eben erwähnten dialektischen Grundwiderspruch
in seiner ganzen Krassheit vermeiden, dafür aber auf der semantischen Ebene sich selbst ständig  widersprechen,
jeder Konsistenz entbehren und jedenfalls nicht das sind, was jede grosse Philosophie ist:
ein Ganzes aus einem Guss.

Nietzsche wird daher als DER Anti-Philosoph der Moderne immer wieder Interesse erregen,
solange die Überwindung des Nihilismus nicht über die halbherzigen Kompromisse einer relativistischen Grundstimmung
mit dem Common Sense hinauskommt.'

Es drängen sich einige Assoziationen zu aktuellen gesellschaftlichen Befindlichkeiten, auch im Sport auf...

Zugabe:
'Wittgensteins logische Untersuchungen sind voller dialektischer Inkonsistenzen.
Ständig wird der traditionellen Philosophie vorgeworfen, zu unrecht normativ zu sein,
ohne dass begriffen wird, dass dieser Vorwurf als solcher selbst eine normative Kompetenz der Philosophie voraussetzt.
Wie kann ein Satz: ''Die Philosophie lässt alles, wie es ist'' ohne Selbstwiderspruch ausgesprochen werden,
wenn dieser Satz offenkundig gegen diejenigen Sprachspiele gerichtet ist, die darauf abzielen,
nicht alles so zu lassen, wie es ist?
Im Tractatus rumort implizit ethischer Nihilismus.

Sachprobleme sind viel mehr als Wortprobleme.
Wittgenstein begreift nicht, dass er für seine Destruktion der Philosophie
jenen Allgemeinheitsanspruch immer schon präsupponiert,
den er mit seiner Sprachspieltheorie zerstören will.

Wittgenstein, Heidegger und Gadamer geht es entscheidend um subjektive Strukturen und Prozesse.
Aber alle drei haben keine Antwort auf die Frage: Was sollen wir tun?
Wittgensteins Lehre von der Irreduzibilität der Sprachspiele aufeinander
und seine Leugnung einer Sonderstellung der Philosophie,
Heideggers These von der Seinsvergessenheit, der sich niemand entziehen könne,
Gadamers Behauptung, man könne nie besser, sondern immer nur anders verstehen
und sein als verstehender Teil eines Geschehens -
all diese Aussagen kommen darin überein,
dass sie den Autonomieanspruch der Vernunft leugnen
und damit den eigenen Wahrheitsanspruch aufheben.'

Aber kann Hösle die Frage beantworten: Was sollen wir tun?
Dazu mehr in Bälde.


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 06.05.2018

Mit der Bälde wird es leider nichts, sorry.
Ich bin auf eine relevante Dissertation über die Vereinbarkeit von Hans Jonas und Vittorio Hösle gestossen.
Zudem ist das Thema sehr anspruchsvoll, ich will keinen Schnellschuss machen
und bitte daher noch um etwa 4 Wochen Geduld.


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 10.06.2018

Ein Philosoph und seine Frau beim Frühstück.

F: Wie ist Dein Plan für heute?
P: Denken, was sonst.
    Habe doch nichts anderes gelernt.
F: Und was kommt dabei raus?
p: Weiss ich doch jetzt noch nicht.
    Ausserdem ist das egal, das Gehalt kommt so oder so.
F: Verstehe, das ist so ähnlich wie bei sogenannten Künstlern.
    Die finden auch immer wieder Dumme, die ihnen den Schrott abkaufen,
    besonders Politiker, die dafür das Geld anderer Leute verballern.
P. Exakt. Und weisst Du auch, warum?
    Weil die Banausen sich nicht trauen, Mist Mist zu nennen.
F: Weil sie es nicht verstehen.
    Und erst recht nicht das exaltiert-manirierte Geschwafel drumherum.
P: Exakt. Wenn sie es verstehen würden,
    wäre das Geschäftsmodell im Eimer.
F: Jedenfalls warst Du kein Banause, als Du mich geheiratet hast.
P: Exakt. Philosophen sind doch nicht blöd!


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 15.06.2018

Die Philosophie des Laufens
Diverse internationale Autoren:  Philosophen, Journalisten und Sportler
erzählen, wie Laufen Charakter schult und zu grösserer Freiheit verhelfen kann.
Und wie man dabei viel über unsere Welt lernen kann.
Berlin 2018
10,-