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Leichtathleten als Philosophen? - Druckversion

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RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 01.10.2018

(30.09.2018, 21:12)Atanvarno schrieb:
(30.09.2018, 12:40)MZPTLK schrieb: Das berühmte Milgram-Experiment zeigte, dass auch in demokratischen Gesellschaften
Menschen dazu gebracht werden können, andere zu quälen,
wenn es eine Autorität von ihnen mit mehr oder weniger nachvollziehbaren Gründen verlangt

Electric Schlock: Did Stanley Milgram's Famous Obedience Experiments Prove Anything?

Dass es ethisch fragwürdig und nach heutigen Masstäben abzulehnen ist,
Versuchspersonen in derartige Gewissensnöte zu bringen, ist klar.
Ebenso klar ist, dass es diverse Untersuchungen mit verschiedenen Designs gegeben hat,
was der Quintessenz keinen oder wenig Abbruch tat.


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 03.10.2018

'Liebe Nachwelt!
Wenn ihr nicht gerechter, friedlicher
und überhaupt vernünftiger sein werdet,
als wir es gewesen sind,
so soll euch der Teufel holen!
(Albert Einstein 1936)


N. Hills Interview mit demTeufel(1937):

H: Sind sie bereit für das Interview, Herr Teufel?
T: Ja, aber sie müssen mich mit mehr Respekt behandeln.
    Sie sollten mich mit Eure Majestät anreden,
    schliesslich beherrsche ich Milliarden Menschen.
H: Beschreiben sie ihr Äusseres, Majestät.
T: Ich habe keinen physischen Körper.
    Ich bestehe aus negativer Energie und lebe in den Köpfen der Menschen.
    Ich nehme auch die Hälfte eines jeden Atoms ein
    und von jeder Einheit mentaler und körperlicher Energie.
H: Sie wollen damit sagen, dass es ohne sie keine Welt gäbe,
     keine Materie, keine Menschen?
T: Genau.
H: Wer belegt die andere Hälfte?
T: Der, den ihr Menschen Gott nennt, zusammen sind wir allmächtig.
    Er beherrscht alle positiven Kräfte dieser Welt,
    etwa Hoffnung, Optimismus, Liebe...
H: Erzählen sie mir etwas über ihre Welt, eure Majestät.
T: Meine bevorzugte Behausung ist der Verstand der Menschen.
    Ich kontrolliere einen Teilbereich im Gehirn der Leute.
    Die Grösse hängt davon ab,
    wie wenig und was diese Person denkt.
H: Wer sind ihre grössten Feinde, Majestät?
T: All jene, die Menschen dazu inspirieren,
    selbständig zu denken und zu handeln,
    sind meine Feinde.
    Ich bevorzuge den Menschentyp,
    der nicht den Anspruch hat zu denken.
H: Exzellenz, erzählen sie mir von ihrem grössten Trick,
    mit dem sie die Menschen am besten in ihren Bann schlagen.
T: Wenn ich das Geheimnis preisgebe,
    bedeutet das für mich den Verlust von Millionen oder sogar Milliarden Menschen,
    die ich manipulieren könnte.
    Haben sie kein Mitleid mit mir, keinen Sportsgeist?
H: Hören sie auf, mich so hinzuhalten.
    Wer sind sie, dass sie Mitleid erbitten von jemanden,
    den sie zerstören würden, wenn sie nur könnten!
    Was wagen sie von Sportsgeist zu reden?
    Sie, der sie ihrem eigenen Bekenntnis nach die Hölle auf Erden errichtet haben!
T: Schon gut, meine grösste Waffe besteht aus 2 Prinzipien,
    durch die ich Kontrolle über die Gedanken der Menschen gewinne:


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 07.10.2018

T: Meine grosse Waffe besteht aus 2 Prinzipien,
    durch die ich die Kontrolle über die Gedanken der Menschen gewinne:
 1. Gewohnheit, der Hang, sich treiben zu lassen.
     Drifter, Ziellose lassen es zu, dass Dinge ausserhalb ihres Verstandes ihn manipulieren ,
     ohne zu protestieren oder dagegen anzukämpfen.
2.  Ich dringe durch Gedanken in den Verstand der Menschen ein, 
    von denen sie meinen, es seien ihre eigenen Gedanken:
    Angst, Aberglaube, Geiz, Gier, Rache, Wut, Eitelkeit, Faulheit...
H: Eure Majestät, Sie geben sich die grösste Mühe,
    Menschen vom Denken fern zu halten?
T: Klares Denken ist für mich das Aus.
    Ich kann nicht im Verstand derjenigen fortbestehen,
    die unabhängig denken.
    Es macht mir nichts aus, dass die Menschen denken,
    solange sie im Zusammenhang mit Begriffen wie
    Angst, Feindbilder, Mutlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Zerstörungswut...
    also destruktiv denken.
    Wenn ihre Gedanken von konstruktiven Ideen wie Hoffnung, Zuversicht, Mut und Zielgerichtetheit
    geleitet werden, werden sie zu Verbündeteten meiner Gegenseite,
    und dann sind sie für mich verloren.
H: Eure Hoheit, das Driften ist also eine Sache, die zwangsläufig zum Scheitern führt,
    egal, ob es sich um Individuen, Gruppen oder Staaten handelt?
T: Das Sich-Treiben-Lassen ist in allen Bereichen des Lebens die geläufigste Ursache für Scheitern.
    Wenn man sich treiben lässt, keine Eigeninitiative hat,
    kann man wie weicher Ton modelliert und manipuliert werden.
    Ich kontrolliere nur die Passiven, die Schwachen,
    nicht die Eigen-Ständigen.
    Ich verleite so viele Menschen, so häufig wie möglich zu scheitern,
    denn nur ganz wenige versuchen es weiter,
    nachdem sie 2 oder 3 mal auf die Nase gefallen sind.
    Ich verplempere meine Zeit nicht mit denjenigen, 
    die Misserfolge als Chance, als Sprungbrett benutzen.
    Sie sind zu zielstrebig und daher für mich nicht erreichbar.
H: Wenn sie alles durch Medien und Propaganda bewerkstelligen können,
     ist es kein Wunder, dass wir soziale, wirtschaftliche Krisen und Kriege haben. 
T: Ja, und die Menschen denken, es seien ihre eigenen Gedanken, das ist der Trick.
H: Eure Majestät, wenn sie sagen, wie sie das genau anstellen,
    können Millionen Menschen gerettet werden.
T: Richtig, dieser Teil meines Geständnisses wird mir den meisten Schaden zufügen.
H: Besser ausgedrückt, wird das weit mehr Menschen vor ihrer Macht retten als alles andere.
T: Den Zugang zu einem Individuum verschaffe ich mir durch Bestechung.
H: Womit bestechen Sie?


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 14.10.2018

Leistung
Teil 10/7: Werte


'Der Profi orientiert sich am Profit,
am Geld, am Erfolg.
Weniger an Fairness.
Fairness ernährt den Profi nicht.'
(Rolf Danneberg, Diskus-Olympiasieger 1984)

Ein deutliches Statement in Sachen Wert-Schätzung und Wert-Hierarchie.
16 Jahre  vorher bei Olympia 1968 war man schon weiter,
als Tommie Smith und John Carlos bei der Siegerehrung gegen Diskriminierung protestierten
und gravierende persönliche und berufliche Nachteile in Kauf nahmen.
Tommie Smith betont auch und vor allem heute,
dass es das wert war.

Vielleicht sollte Rolf mal Daphne du Maurier lesen:
'Happiness is not a possession to be prized.
It's a quality of thought,
a state of mind.'

Jedenfalls haben inzwischen viele Sportverbände die Bedeutung von Ethik, Werten und Verantwortung erkannt:
- Ethik-Code des DLV vom 17.11.2017(Auszug):
  Verantwortliches Handeln auf der Grundlage von Transparenz, Integrität und Partizipation
  als Prinzipien der guten Vereins- und Verbandsführung.
  Toleranz, Respekt und Würde, gegen Diskriminierung.
  Nachhaltigkeit, Verantwortung für die Zukunft,
  angemessene Berücksichtigung ökologischer, ökonomischer und sozialer Aspekte.
  Null-Toleranz-Haltung bezüglich Regeltreue und Fairplay,
  insbesondere Doping und Wettkampfmanipulation.
  Transparenz insbesondere bezüglich finanzieller und peroneller Entscheidungen.
  Integrität, Beachtung von Interessenkonflikten, Korruptionsbekämpfung.
  Partizipation, Einbindung beteiligter Interessengruppen(Stakeholder)
  Athleten stehen im Mittelpunkt: 
  Sie zu unterstützen, zu fördern, und zu schützen ist das Ziel aller Verantwortlichen im DLV.

Das Präsidium wählt für die Dauer der Wahlperiode des Präsidiums
einen unabhängigen, ehrenamtlichen Ethik-Beauftragten.
Er ist Ansprechpartner berichtet dm Präsidium über Verstösse gegen diesen Code
und gibt jeweils Handlungsempfehlungen ab.

Ähnlich der DFB:
...bekennt sich zu Qualität, Objektivität, Ehrlichkeit, Fairness und Integrität.
Der DFB hat aufgrund des besonderen öffentlichen Interesses, seiner Grösse und seines Selbstverständnisses
eine herausragende gesellschaftliche, soziale und sportpolitische Verantwortung.
...Wertevermittlung im und durch den Fussballsport:
Respekt und Vielfalt, Offenheit für Alle.
Fairplay, Integrität, Transparenz, Solidarität,Gesundheit und Umwelt.

Es gibt Moral- und Tugendauffassungen, die in allen Kulturen gelten:
Schutz von Leben, Leib, Eigentum,
Gerechtigkeit,Gegenseitigkeit, Solidarität...
  
Prof. Dr. Peter Kurz, OB von Mannheim, in seinem Grusswort zur 25. JuniorenGala:
'Werte wie Respekt, Toleranz, Teamgeist und Fairness
nehmen nicht nur in der Leichtathletik eine zentrale Rolle ein,
sie sind Grundpfeiler unserer von einem beispielhaften Miteinander
von verschiedenen Kulturen, Weltanschauungen und Lebensmodellen geprägten Stadt.
Die Gala steht über den sportlichen Wettkampf hinaus
auch für gelebte Völkerverständigung.'

'Wenn du die Erde durchschreitest,
wirst du zu dem Ergebnis kommen,
dass aller Fortschritt auf Verbundenheit und Zusammenarbeit beruht,
Niedergang jedoch von Feindseligkeit und Hass herrührt.'
(Abdul Baha)

'Ohne Teilen keine Gerechtigkeit.
Ohne Gerechtigkeit kein Friede.
Ohne Frieden keine Zukunft.'
(Maitreya)

'Würde, so wird man geachtet.
Weitherzigkeit, so gewinnt man viele.
Wahrhaftigkeit, so vertrauen einem die Menschen.
Eifer, so hat man Erfolg.
Gütigkeit, so ist man fähig, freiwillige Mirwirkung zu haben.'
(Konfuzius)

'Die Werte für die europäische Leitkultur müssen der kulturellen Moderne entspringen,
und sie heissen: Demokratie, Laizismus, Aufklärung, Menschenrechte und Zivilgesellschaft'
(Bassam Tibi)

'Die Philosophie von Parkour zeigt die 5-Finger-Regel:
- der Daumen steht für den bewertungsfreien Sport
- der Zeigefinger für eine gesunde Selbsteinschätzung bei Übungen
- der Mittelfinger für Respekt gegenüber den Mitmenschen und der Umwelt
- der Ringfinger ist ein Zeichen für gegenseitiges Vertrauen
- der kleine Finger eines für Demut'
(Mario App)

'Der Heiterkeit sollen wir, wenn sie sich einstellt, Türund Tor öffnen.
denn sie kommt nie zu unrechter Zeit.
Heiterkeit ist unmittelbarer Gewinn.
Sie allein ist die bare Münze des Glücks
und nicht wie alles andere, bloss der Bankzettel,
weil nur sie unmittelbar in der Gegenwart beglückt.
Weshalb sie das höchste Gut ist für Wesen,
deren Wirklichkeit die Form einer unmittelbaren Gegenwart
zwischen zwei unendlichen Zeiten hat.'
(Schopenhauer)

Bei dieser Aufzählung - auch wenn nicht alles Werte im engeren Sinne sind -
kann man leicht durcheinander kommen.
So ist die vielzitierteChancen-)Gleichheit im (Wettkampf)Sport
eben genau nicht das Ziel, sondern die Her- und Fest-Stellung von Ungleichheit.

Isiah Berlin ist für Werte-Pluralismus,
wobei er es sich leicht macht:
'Jedes Ding ist das, was es ist.
Freiheit ist Freiheit und nicht Gleichheit
oder Fairness oder Gerechtigkeit
oder Kultur oder menschliches Glück oder gutes Gewissen.
Niemand kann wissen,  was die wahren, die guten Ziele und Prinzipien sind.
Menschen haben verschiedene Werte und Interessen.'

Der aufmerksame Leser hat schon mitbekommen,
dass vor allem Hösle für eine Wertehierarchie eintritt,
dazu bald noch mehr.

Spätestens an dieser Stelle müssen wir auf den Unterschied Werte/Normen eingehen:
In Werten wird ausgedrückt, was für ein Leben man führen möchte,
welche Person man sein möchte.
Man orientiert sich an Idealen, an Zielen, Zwecken und Sinnhaftem,
um sein Leben daraufhin auszurichten.
Werte sind erstrebenswert, ziehen uns an, motivieren uns,
weil wir mit ihrer Hilfe ein besseres Leben erwarten.

Normen hingegen stellen keine subjektiven Handlungsmotive dar.
Sie stellen den Anspruch, einen Standpunkt der Unparteilichkeit
und Objektivität einzunehmen.
Sie fordern, das zu tun, was gut für eine Gemeinschaft oder für Alle ist.
Die individuellen handlungsleitenden Normen müssen hintan stehen,
wenn sie mit denen der Gemeinschaft konfligieren.

Rolf macht einen Trick: Er steigt in die Sportgemeinschaft
mit ihren Werten und Normen ein, ohne diese einzuhalten,
denn Waffen-Ungleichheit verschafft ihm einen Vorteil,
solange die Anderen nicht bemerken,
dass Rolf mit anderen Wertehierarchien(Proft über Fairness) operiert.

Tun die Anderen es Rolf gleich, herrscht Waffen-Gleichheit,
und Rolfs 'Geschäfts-Modell 'Profit über Fairness bricht zusammen.
Vor allem auch im Fall des Erwischtwerdens.


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 18.10.2018

N. Hill: Womit bestechen Sie, Exzellenz?
Teufel: Ich benutze vielerlei, alles Dinge, die jeder Mensch begehrt.
            Meine besten Bestechungen/Köder sind:
            Essen, Sex, Macht, Drogen, Ruhm, Geld...
H: Sie locken Menschen mit ihren eigenen Wünschen an,
    mischen ihnen aber Gift unter das Objekt ihrer Begierde?
T: Aber der Zielgerichtete nimmt den Köder und weigert sich,
    in den Angelhaken zu beissen.
    Der Zielgerichtete nimmt sich vom Leben,
    was er will, zu seinen eigenen Bedingungen.
    Der Drifter nimmt es zu meinen Bedingungen.
H: Sie leiten ihre Opfer mittels ihrer eigenen Wünsche
    und führen sie in die Irre und sie bewegen sie dazu, sich treiben zu lassen,
    sobald sie auf ihre Verlockungen eingehen.
    Wenn sie sich weigern zu reagieren,
    säen sie Angst oder locken sie durch irgendein Pech in die Falle,
    und wenn sie dann unten sind,
    sind sie von ihnen abhängig.
T: Genau so funktioniert es.
    Ausgefuchst, finden Sie nicht?
H: Eure Majestät, wie kann ich mich vor der Gewohnheit des Sich-treiben-Lassens schützen?
T: Denken Sie immer selbständig.
    Erkennen Sie, dass Ihr grösster Vorteil die Zeit ist.
    Sie ist das Einzige, neben der Macht ihrer Gedanken,
    was Sie vollständig besitzen
    und was die Form jeden Glücks annehmen kann,
    das Sie sich wünschen.
    Haushalten Sie mit Ihrer Zeit,
    vergeuden Sie sie nicht.
    Erkennen Sie, dass das Leben ein grausamer Zuchtmeister ist.
    Entweder Sie meistern es oder es wird Sie meistern.
    Denken Sie daran, dass Ihre vorherrschenden Gedanken physische Folgen nach sich ziehen.
    Seien Sie vorsichtig, womit Sie sich in Ihren Gedanken befassen.
H: Hoheit, geben sie eine einfache Formel, die alles vereinigt.
T: Seien Sie klar und bestimmt bei allem, was Sie tun
     und lassen Sie einen Gedanken nie unvollendet.
     Gewöhnen Sie sich an, bei allen Themen eine klare Entscheidung zu treffen.
H: Wie lautet das universelle Gesetz,
    das es ihnen ermöglicht, Menschen dauerhaft zu beherrschen?


RE: Leichtathleten als Philosophen? - Atanvarno - 18.10.2018

(19.12.2015, 21:04)lor-olli schrieb: Generell zur "Unverständlichkeit" philosophischer Gedanken muss man bedenken, dass JEDE tiefgehende Betrachtung irgendwann an die Grenzen der allermeisten Leser stößt.
Beispiel: Shinichi Mochizuki legt einen über 500 Seiten starken Beitrag vor in dem er die Behauptung aufstellt, die ABC Vermutung (Mathematik) bewiesen zu haben. Seit nunmehr drei Jahren überprüfen ALLE angesehen internationalen Mathe-Größen diese Behauptung und kommen zum Schluß, dass sie Herrn Mochizuki nicht verstehen. Der wiederum entgegnet, dass eben niemand die notwendigen Fähigkeiten hat zu verstehen…

Größenwahn? Ein Genie seiner Zeit voraus? Gilt es noch zu klären! (Perelmann verstand man auch lange nicht)

Die Zweifel wachsen

Zwei berühmte mathematische Vermutungen sorgen für Zündstoff

"Unser" mathematisches Wunderkind, Peter Scholze, hat anscheinend einen Fehler in Mochizukis Beweis der abc-Vermutung gefunden. Mochizuki reagiert beleidigt.


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 19.10.2018

Auch in der Philosophie geht es immer spezieller zu,
Viele scheuen Komplexität und flüchten in atomistische Themen und Probleme,
wo kaum jemand anderes was von versteht, geschweige Interesse daran hat,
und die Welt bringt es auch nicht wirklich weiter.

Auf der Suche(Sucht?!) nach Widerspruchsfreiheit, Konsistenz und 'gesichertem' 'Wissen'
kann man in eine fatale Spirale geraten.
Sollte man tatsächlich dort ankommen, wo man hingewollt hatte,
stellt man überrascht fest, dass man da eigentlich nicht hingewollt hatte.
ist erschrocken über die sich auftuende Leere,
und flüchtet in das nächste Mini-Spezial-Thema....
Infiniter Regress.

Dazu fällt mir N. Kazantzakis ein:
'Am Ende jeder Kultur landet die menschliche Angst bei Taschenspielertricks voller Meisterschaft:
bei 'reiner' Dichtkunst, 'reiner' Musik, 'reinem' Denken.
Im letzen Menschen, der sich von allem Glauben,
von allen Illusionen befreit hat,
der nichts mehr erwartet und nichts mehr fürchtet,
ist der Ton, aus dem er gemacht wurde,
zu Geist geworden, aber der Geist hat nichts mehr,
wo er Wurzeln schlagen und sich nähren kann...

Der letzte Mensch ist entlarvt,
alle Dinge sind zu Wörtern,
alle Wörter zu musikalischen Taschenspielertricks geworden
und nun sitzt er im äussersten Winkel seiner Einsamkeit
und zerlegt die Musik in mathematische Gleichungen,
die stumm bleiben.'

Einfach grossartig, muss man viel und tief drüber nachdenken.


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 22.10.2018

H: Wie lautet das universelle Gesetz,
    dass es Ihnen ermöglicht, Menschen dauerhaft zu beherrschen?
T: Jeder Gedankenimpuls, der durch Gewohnheit wiederholt wird,
    bildet einen organisierten Rhythmus.
    Unerwünschte Gewohnheiten können gebrochen werden, 
    bevor sie das Ausmass eines Rhythmus annehmen.
    Der Rhythmus ist die letzte Stufe der Gewohnheit, eine Manifestation.
    Sind die Menschen im Strudel gefangen,
    drehen sie sich immer weiter im Kreis, ohne entkommen zu können.
    Nennen  Sie es hypnotischen Rhythmus.
H: Eure Majestät, was würde ihnen Anlass geben, sich Sorgen zu machen?
T: Meine einzige Sorge ist, dass eines Tages ein richtiger Denker auf der Erde erscheint.
H: Was hält einen Denker bisher ab, auf der Erde zu erscheinen?
T: Die Angst vor Kritik!
    Wenn Sie keine Angst davor hätten, mein Bekenntnis zu veröffentlichen,
    würde ich mein irdisches Königreich verlieren.
H: Wie lange würde es dauern?
T: So lange, bis eine Generation herangewachsen ist, 
    die logisch denken kann.


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 31.10.2018

Neuerdings scheinen Viele das Thema Verantwortung 'entdeckt' zu haben:
u.a. die Zeit in ihrer neuesten Ausgabe, diverse Philosophie-Lehrstühle mit (Ring-)Vorlesungen und Seminaren
und natürlich Herr Precht:
'Einen philosophischen Blick in die Zukunft wagt RDP bei seinem Vortrag.
Denn die Transformation in der Gesellschaft ist in vollem Gange und die Wirtschaft befindet sich in der digitalen Revolution.
Überhaupt scheint sich die Welt heute anders zu drehen als noch vor ein paar Jahren.
Die Veränderungen werden für Politik, Konzerne, KMU  und für jeden Einzelnen  zur Herkulesaufgabe.
In seinem Vortrag beleuchtet RDP, was es in diesem Umfeld heisst, Verantwortung zu übernehmen, Moral zu zeigen
und nachhaltige Lösungen für die Zukunft zu finden.'
DKM Spezial Oktober 2018)

Haben alle wohl keine Geduld gehabt, bis ich mit dem Kapitel fertig bin... Teufel


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 31.10.2018

Leistung
Teil 10/7: Werte


'Donald Trump hat immer gesagt, dass seine (Aussen-)Politik frei von Werten sei
und dass er sich an Interessen orientiert.'
(Andreas Krieg, King's College)

' Die Kinder werden zur Ware degradiert und alle spielen mit,
weil man ja seinen kleinen Superstar vermarkten will.
Da kann es schon mal passieren, dass man dem Trainer einen Hunderter zusteckt,
damit der Sohnemann am Sonntag spielt, weil man weiss dass der Scout von Leverkusen,
Dortmund oder sonst wem vorbeischauen wird.
Und alle haben nur die Euros im Kopf, ausser der Knirps auf dem Platz, der einfach Spass am Spiel hat.

Aber auch der Knirps wächst heran und begreift, wie das Spielchen läuft.
Er beginnt sich zu vermarkten.
Alles dafür zu tun, um bei den Grossen mitspielen zu dürfen und sich die Taschen zu füllen.
Die Moral oder sowas wie ein Ehrenkodex im Fussball ist in den 60ern und 70ern
des letzten Jahrhunderts gestorben.
Das war auch der Zeitpunkt, wo die Vereine ihre Fans hinter sich gelassen haben.

Es tut auch keiner mehr was dafür, diesen Zustand zu ändern.
Ein lästiges  Thema für jeden Vereinsboss.
Die Fans dienen nur dem Zweck, den Sponsoren zu zeigen:
Guck mal, wieviel Menschen deine Werbung erreicht!'
(Carsten Josel)

Warum haben die Kreuzfahrer die beschwerliche, entbehrungsreiche, gefährliche Reise angetreten,
und am Ziel Kämpfe, Verletzungen, Schmerzen und Tod in Kauf genommen?
Kam man heil zurück, war man ein Held, kam - angeblich -  in den Himmel und genoss die Kriegsbeute.
Starb man, war man erst recht ein Held, kam noch sicherer in den Himmel ,
war Märtyrer für eine  - angeblich - gute, 'heilige' Sache.
Man konnte also nur gewinnen - oder?

'Der Tod bringt keine Angst mehr für uns,
denn wir wissen, dass wir niemals sterben, sondern nur in einen anderen Bereich gehen,
und diese Ebenen sind schöner, friedvoller und beglückender
als jeglicher Ort auf Erden..'
(Sant Rajinder Singh)

Ich brauche also nur etwas, was ich nicht wissen kann,
anderen Leuten versprechen, ohne den Beweis des jenseitigen Paradieses antreten zu müssen
oder das angeblich schönere, friedvollere und beglückendere Leben liefern zu müssen,
und schon habe ich sie zu Tod-bringenden Taten verführt.
Das Versprechen von Nichts ist Nihilismus und Betrug.

Hat Sergej Litvinov(Junior) recht?
' Moral wird erst eingesetzt, wenn sie dir mehr nützt als schadet.'

Gibt es eine Unvereinbarkeit von Moral und Nützlichkeit
oder von Werten und Zwecken?
Nö, nur eine Konkurrenz, und die spielt sich bei jedem Menschen anders ab.

Jeder Mensch macht für sich mehr oder weniger bewusst  eine Kosten-Nutzen-Analyse, muss er machen,
wie sollte er sonst sinnvoll handeln, (über-)leben und ein möglichst freies, sebstbesimmtes, gutes Leben führen?

Das konfligiert natürlich im sozialen und globalen Bezug.
Man hat dem Utilitarismus oft vorgeworfen, die Philosophie der Egoisten,
Neoliberalen und kalten Pragmatiker zu sein.
Sogar der hochgebildete Sloterdijk bezeichnete den Pragmatismus als 'amerikanische Krämerphilosophie.'
Naja, Sloterdijk kommt aus Deutschland, und da gab es sehr lange keine Demokratie-Tradition.
Im Utilitarismus, Pragmatismus und Konsequentialismus spielte die Demokratie schon immer eine unabdingbare Rolle,
bei Nietzsche und Co. weniger oder gar nicht,
ebenso bei den alten Griechen, wo 90 % der Bevölkerung von der Demokratie ausgeschlossen waren.

Nutzenmaximierung ist wert-neutral, es kommt darauf an,
was Jemand als für sich und Andere als nützlich ansieht.
Das kann Materielles, Ideelles, Soziales oder Moralisches sein.
Dewey und Rorty: wir wissen nicht, was das Wesen der (einzelnen)Menschen ausmacht,
wir wissen deshalb auch nicht, was für ein Leben die Menschen, die Individuen führen sollen,
deshalb müssen sich Menschen selbst auf den Weg machen(Demokratie!)
und herausfinden, wie ihr Leben aussehen soll.
Demokratie als offener Horizont von Möglichkeiten mit starker Kooperation,
damit das Gemeinwesen nicht von Egomanen gekidnappt wird,
die in der Verfolgung ihrer egoistischen Interessen am effizientesten sind.

Höffes 3 Bedeutungsebenen:
- Unterste Stufe: Alles, was die technisch-praktische Vernunft als gut für etwas einordnet
- Mittlere Stufe: Alles, was die pragmatische Vernunft als gut für Jemande(n) 
  oder Unternehmen oder Staat bewertet,
  z.B. utilitaristische Erwägungen, wie das das subjektiv empfungene Glück
  und Wohlergehen Aller optimiert werden kann.
- Oberste Stufe: Der Bereich der kritischen, unbedingten Moral unterstehenden praktischen Vernunft.
  Alle Tugenden, die mit Kosten-Nutzen-Kalkülen nichts zu tun haben.
  Erst wenn wir in moralischen Angelegenheiten nicht mehr einen vorausgesetzten Zweck verfolgen
  und uns weigern zu fragen: was bringt das?  sind wir beim Guten im echten moralischen Sinn angelangt.

Bei der obersten Stufe schwirrt Höffe ins nebulöse, verantwortungslose Nirvana.
Moral ist immer Nutzen-orientiert, sonst ist es keine.
Moral ist Ziel, Zweck, Wert und Nutzen.
Oder soll Moral etwa ziellos, zwecklos, nutzenlos, wertlos sein?
Das wäre unmoralisch und unverantwortlich.
Die Annahme völlige rZweck-Losigkeit des Seins kann gar keinen wertenden Kontext mehr voraussetzen.
folglich auch kein Gutes an sich

Der zentrale Satz des Utilitarismus:
Eine Handlung ist moralisch richtig,
wenn ihre Folgen für das Wohlergehen aller von der Handlung Betroffenen optimal sind.

Im klassischen Uti ist Moral zwar kein expliziter Selbstzweck,
aber er erfüllt immer eine Aufgabe, eine Funktion, einen Zweck, wo Moral mitwirkt.
Und: Ist Moral als Selbstzweck, als alleiniger Zweck überhaupt möglich oder praktikabel?
Es gibt noch Streit über ungeklärte Wert-Hierarchien, z.B. was ist als das Höchste zu betrachten,
Glück?
Oder Gerechtigkeit, Freiheit, Moral, usw.?

Was ist mit Optimal- oder Maximalnutzen im Sport?
Ein sauberer Sieger wird nicht glücklich, wenn er ihm Doping vorgeworfen wird.
Ein Doper kann sich nicht ohne Selbstzweifel und Skrupel über seinen 'Erfolg' freuen.
Wenn es immer und allerorten Misstrauen gibt, ist ein Optimal-Nutzen für alle unmöglich.
Wenn alle oder viele dopen, haben alle einen Hachteil.
Doping ist - kurzfristig - nur von Vorteil, wenn nur einer oder wenige sich dopen.
Wenn alle oder viele dopen, ist der Nachteil grösser, als wenn keiner dopt.
Beste Option: Keiner dopt.

Im Utilitarismus ist Gesundheit ein sehr hoher Wert.
Ein Dopingverbot bedeutet daher einen Schutz der Sportler vor Selbstbeschädigung
und die Ermöglichung einer selbstbestimmten Teilhabe am (Leistungs-)Sport.
Der Vorteil des Utilitarismus besteht darin, dass  er den Handelnden zwingt,
sich die Folgen und deren Wirkungen bewusst(er) zu machen(Konsequentialismus).

Nida-Rümelin ist für Utilitarismus in der inhaltlichen Begründung einer (Umwelt-)Ethik.
Gelänge es, die Menschen bei ihnen gewiss erscheinenden Erfahrungstatsachen abzuholen,
könnte eine Annäherung an weniger offenkundige Fragenbereiche gelingen,
ohne dabei in die Problematik kognitiver Dissonanzen und ablehnender Gefühle,
Phänomene, die zur Verdrängung und unbewusster kognitiver Korrektur führen, zu gleiten.

Theoretische Diskurse würden überzeugender, moralische Normen akzeptierbarer und internalisierbarer,
wenn sie von einer moralischen Evidenz möglichst Vieler ausgingen.
Die Anwendung eines modernen Utilitarismus eigne sich auch zur Begründung unserer Verantwortung,
von zukünftigen Generationen Schaden abzuwenden.
Darüber hinaus sei der utilitaristische Ansatz besonders geeignet zur Begründung langer Kausalketten,
wie sie im Naturgeschehen aufgrund zusammenwirkender Effekte
und zeitlich und räumlicher Fernwirkungen typisch sind.

Habermas meinte noch: 'Ein Handeln, dass uns moralisch geboten ist,
muss sich an gültigen Maximen orientieren
und richtet sich nicht (unbedingt) auf die Folgen unseres Handelns,
während zweckrationales Handeln ein Abwägen von Zwecken, Mitteln und  Nebenfolgen
in Ausrichtung auf ein Ziel verlangt,
also strategisches Handeln nicht nur zulässt, sondern sogar gebietet.'

Apel hingegen sieht beides als vereinbar an,
eine Trennung teleologischer und deontologischer Ethik sei nicht aufrecht zu erhalten.
Dies ist theoretisch richtig, aber es muss noch vielfach für die Praxis elaboriert und angewendet werden.

Hösle: 'Utilitarismus hat eine gewisse Berechtigung,
wenn wir bereits absolute Werte haben.
Für die Fundamental-Struktur der Ethik ist der Utilitarismus keine plausible Theorie.'

Daran ist im letzen Teil zu arbeiten.