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Leichtathleten als Philosophen? - Druckversion

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RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 04.01.2019

Werte-Hierarchien
(Fortsetzung)


Jonas widerspricht einigen 'Dogmen':
1. Metaphysische Wahrheiten sind unmöglich
2. Das Sollen lässt sich unmöglich aus dem Sein ableiten

2. Setzt einen Wert-freien Begriff von Sein voraus.
Dieser Satz kommt entsprechend seiner ontologischen Voraussetzung
selbst nicht ohne Metaphysik aus, fällt damit unter das Interdikt,
dass es keine metaphysische Wahrheit gibt.
Denn dass dem Sein kein Wert zukomme,
lässt sich empirisch nicht begründen
und fällt damit in den Bereich der Metaphysik.

Ethik ist ein Teil der Naturphilosophie, und nur mit einer Rückkehr der Ethik
zur Ontologie und zur Objektivität der Werte
kann eine Lösung für ökologische Krisen erreicht werden.

Unbezweifelbar gilt der Vorrang des Seins vor dem Nicht-Sein, denn:
1. Natur verfolgt Zwecke
2. Werte können in der Natur deduziert werden.
3. Das Gute-an-sich der Natur  verpflichtet den Menschen
   - vor allem auch als Teil derselben - zu ihrer Erhaltung

Die Ethik ist Teil der Natur, somit hängt das, was gut ist, nicht nur vom Subjekt ab,
sondern gilt als Teil der objektiven Welt
und muss entsprechend respektiert werden.
Das Leben ist unhintergehbar für den menschlichen Geist,
das muss als Wert gelten.
Das Leben kann man keinem anderen Wert unterstellen.
Wenn es eine Hierarchie der Werte gibt,
so steht die Würde des Lebens an erster Stelle.
Das Organische macht die Bedingung der Möglichkeiten aller anderen Werte aus.

Werte in Jonas' Zukunftsethik:
- Immanenz der Welt
- Intrinsische Werthaltigkeit des Lebens insgesamt
- Menschlichkeit des Menschen

Der Natur wohnt ein inhärenter Zweck inne, ein Wert, ein Nutzen an sich.
Das Sein ist werthaltig, diese Werte haben Rechte an uns.

Wirkungsmächtige Wesen wie der Mensch
sind zu Verantwortung fähig und damit dafür verpflichtet.
Der Verantwortungsbegriff steht im Zentrum moralphilosophischer Überlegungen
von Jonas und Apel, er ist das normative Fundament.

Jonas: Warum bietet die traditionelle Ethik keine angemessene Grundlage,
um auf ökologische Krisen adäquat zu reagieren?
1. Ethisch neutrales Technik-Verständnis
2. Anthropozentrische Ethik
3. Unterstellung eines konstanten Menschenbildes
4. Sowohl zeitliche wie räumliche Beschränkung auf Nahbereiche menschlichen Handelns

Aber: Nach Hösle brachte Jonas weder eine Philosophie des Absoluten,
die die ideale Welt durch transzendentale Reflexion begreift,
noch eine Thematisierung einer Intersubjektivitätskategorie.

Apel setzt 3 substanzielle Grundnormen:
- Gerechtigkeit
- Verantwortlichkeit
- Solidarität

Gerechtigkeit ist das  intersubjektiv gültige Mass,
anhand dessen die Relevanz der verschiedenen Ansprüche
in einem Rechtfertigungsdiskurs beurteilt wird.
Gerechtigkeit meint Unparteilichkeit, Ausgewogenheit, Willkürvermeidung.
Verantwortung weist auf den Anderen als moralisch relevanten Partner und auf unsere Vernuft.
Solidarität verlangt moralische Augenhöhe.

Apels Unhintergehbarkeiten der Diskursethik:
1. Jeder Teilnehmer im Diskurs stellt seine Rede zur Disposition
2. Jeder T. geht davon aus, dass er mittels Diskurs zu besseren Ergebnissen kommen kann
3. Jeder T. geht davon aus, dass Wahrheitsfindung grundsätzlich möglich ist.
    Die Möglichkeit von Wahrheit kann nicht sinnvoll in Frage gestellt werden
4. Die Teilnahme am Diskurs zeigt, dass die T. Ansprüche auf Verständlichkeit und Geltungsfähigkeit haben.
    Das ist von normativer ethischer Bedeutung

Die sprachliche intersubjektive Verständigung ist a priori ethisch aufgeladen.
Denn das Erheben eines Geltungsanspruchs setzt die Anerkennung Anderer
als mögliche Versteher und Kritiker meiner Geltungsansprüche voraus.

Apels ideale Diskursgemeinschaft ist egalitär und herrschaftsfrei,
es bedarf keiner 'letzten Instanz' , Autorität oder Macht
und auch keiner Normativität, die allein darüber zu entscheiden hätte
ob Handeln berechtigt, also gut begründbar ist.

Hier zeigen sich gewisse Schwächen, jeder Diskurs muss begrenzt werden, um bewahrt werden zu können.
Das ist nur möglich mit Konzentration auf das Wesentliche und Substanzielle.
Auch fehlt eine normative Institutionenlehre.
Ein Diskurs-Konsens darf niemals grundsätzliche Normativität und Unhintergehbarkeiten aushebeln.
Dazu im letzten Teil Näheres.

Hösle verstärkt Apels Diskursethik:
1. Wer argumentiert, setzt damit voraus, dass er im Diskurs zu wahren Ergebnissen gelangen kann
2. Er setzt voraus, dass die Diskurspartner im Prinzip zur Erkenntnis der Wahrheit fähig sind.
    Er erkennt sie damit im empathischen Sinn als Person an.
3. Die Argumentationssituation ist für jeden Argumentierenden unhintergehbar.
    Ein Versuch, mit dem Anspruch auf Wahrheit sich aus dieser Situation heraus zu reflektieren,
    ist inkonsistent. (MZPTLK: Möglicherweise liegt Wahrheit ausserhalb der - limitierten - Diskurspartner?)

Diskurs ist eine dialektische Methode, die durch (Selbst-) Bewegung des Begreifens
anerkennungsfähige Thesen und Synthesen hervorbringen soll.


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 20.01.2019

Leistung
Teil 10/7: Werte
Werte-Hierarchie(n)


'Es gibt keine Letztbegründung der Moral.
Einen Menschen, der nur über eine beschränkte moralische Intuition verfügt,
kann eine Gesellschaft nur mit Zwangsmassnahmen einbinden.'
(Gosepath)

Herr Gosepath hat also keine beschränkte moralische Intuition?
Jedenfalls benötigt er eine höhere moralische Warte als die diesbezüglich Beschränkteren.

Nina Janick:
'Wir meinen mit Sagbarkeits-Regeln keine im wörtlichen Sinn irgendwo festgeschriebenen Grundsätze,
sondern das, wir in einer Demokratie üblicherweise noch akzeptabel finden,
weil z.B. nicht Menschen-verachtend, nicht Volks-verhetzend,,
nicht bewusst irreführend, lügend.'

Ohne objektive Kriterien und intrinsische Werte schlittert die Ethik in einen moralischen Subjektivismus.
Ein nur hypothetischer Imperativ und eine formale Ethik kann nicht genügen.
Universal gültige Normen müssen logisch begründet werden,
um moralisch legitime von illegitimen unterscheiden zu können.
Hösle: Dabei ist es nicht notwendig, alle intrinsischen Werte durch Letztbegründungen zu rechtfertigen,
das wäre sogar absurd.
Aber es gibt einige durch Letztbegründung beweisbare Werte wie Menschenwürde und Gleichberechtigung.
Diese Werte werden durch die Transzendentalpragmatik
als Bedingung der Möglichkeit eines Diskurses verstanden.

Darüber hinaus haben sie eine ontologische und notwendige Dimension,
sie sind unabhängig von Diskurssituationen, Kultur und Sprache
und sie drücken vor allem eine Denk-Notwendigkeit aus.
Die feste Grundlage der Ethik:
- die unhintergehbare normative Dimension der Vernunft
- eine inhaltliche Grundrechtslehre, die den letzten Horizont einer praktischen Philosophie ausmachen soll

Die intrinsischen Werte verlangen eine intersubjektive Anerkennung,
die sowohl durch eine Letztbegründung
als auch geschichtlich vermittelt stattfinden kann.
Globale Herausforderungen erfordern kollektive Ethik,
weil intersubjektive Handlungen und das intersubjektiv Gute einen höheren Wert
als individuelle Handlungen und das individuell Gute haben.

Das Allgemeine darf dem Individuellen unter keinen Umständen geopfert werden,
aber das Individuelle soll dem Allgemeinen ohne Not ebenfalls nicht geopfert werden.

Hösle unterstellt das Organische dem rein Logischen, der Idee vom Menschen.
Die Frage, warum soll man das Leben bewahren?
ist nicht gleich mit der Frage: warum soll die Idee des Menschen verwirklicht werden?
Nur die Metaphysik des idealen Seins kann das leisten.
Es geht dann nicht mehr nur um die Bedingung der Möglichkeit der Werte hinsichtlich ihrer Genesis,
sondern hinsichtlich ihrer Geltung.
Ein letztbegründeter Satz gilt sowohl logisch wie ontologisch,
somit muss das Teleologieprinzip zur Wirklichkeit gehören.

Die intersubjektive Anerkennung objektiver Werte der Natur
ist die Eröffnung einer Lösung für die ökologische Krise.
Der intersubjektive Geist ist ist eine Versöhnung zwischen Natur und Geist,
Objektivität und Subjektivität.
Das Problem des Dualismus der neuzeitlichen Subjektivität,
die Entwertung der Natur durch sie, durch Technik und entfesselte Wirtschaft,
kann durch eine umfassende Seinsauffassung und ein Verständnis des Absoluten,
wie bei Leibniz, Schelling und Hegel, aufgehoben werden.
Zum Absoluten gehören sowohl die Natur als auch der der Geist,
deshalb sind beide werthaft.

Hösle erweitert Jonas' biologische Wertethik durch ideale Werte mittels transzendentaler Reflexion.
Er ist optimistisch hinsichtlich eines moralischen Evolutionismus:
sein objektiver Idealismus, mit der Kategorie der Intersubjektivität erweitert,
könne Letztbegründung, Transzendentalpragmatik und Diskursethik zu ihrem Recht und Wirkung verhelfen.
So geht jede ernstzunehmende Philosophie und jeder kategorische Imperativ
nur über Letztbegründung und damit auch nur mit dem unbedingten Absoluten,
sonst kann man nicht von Wert-Rationalität sprechen.

Hösles Kriterien moralisch richtiger Entscheidungen:
1. Eine verantwortliche Entscheidung muss auf der Grundlage eine universalistischen Ethik gefällt werden
2. Sie muss die richtigen Werte zurunde legen,
    das heisst: das richtige wofür geht dem wovor der Verantwortung voraus
3. Die zu verwendenden Mittel müssen anhand empirischer Erkenntnisse ausgewählt werden.
    Dafür ist Natur- und Sozial-Wissenschaftliches Wissen unabdingbar.

Das 3. Kriterium verlangt die Beachtung der nicht-idealen Bedingungen der Welt.
Man wird deshalb verantwortlich nicht nur vor dem Zweck,
sondern auch für die konkreten Mittel, die man zur Erreichung des Zwecks auswählt.
(Aber das wissen und beachten ja alle Trainer, oder?)

Damit eineVerhaltensweise sittlich gerechtfertigt ist,
kommt es darauf an, dass dieses Verhalten nicht
- aufs Ganze gesehen und auf Dauer -
die von ihr selbst angestrebten Werte wie Gesundheit, Persönlichkeitsentfaltung, Würde
untergraben und ihnen wiederspricht.

Die Entscheidung für ein bestimmtes Handeln bei Kenntnis und Beachtung möglicher Folgen
kann nicht Wert-neutral sein.
Die Entscheidung für eine bestimmte Folge eines Handelns ist nicht Wert-neutral.
Daraus ergibt sich die Notwendigkeit einer Wert-Hierarchie,
um die Konflikte zwischen verschiedenen Werten aufzulösen.
Die Folgen meines Handelns zeigen, ob ich verantwortlich gehandelt habe.

Ich muss die Wahrscheinlichekeiten von Chancen und Risiken
eines Mittels, einer Methode, eines Handelns abschätzen.
Daher sind auch und gerade für die Ethik Entscheidungs- und Spieltheorie unverzichtbar und probat.

Hösle: Das Ideale ist durchsetzbar, die Welt ist moralfähig.
Wie man eine Sprache mit ihren Regeln lernen kann,
so kann und muss man Sittlichkeit und soziale Grammatik lernen.
Der grosse Mensch ist derjenige,
der eine in die Tiefe gehende Intelligenz und einen starken Willen
mit guten Motiven verbindet, und auch wenn dieses Ideal schwer zu erreichen ist,
so ist es theoretisch zu fordern.

Wenn die Einen das Böse mit Fanatismus tun,
haben Andere, Verzagte, zuwenig Motivierte
keine Chance, Gutes dagegen zu halten.
Darum ist es wichtig, das Vernünftige und Richtige emotional tief zu verankern.
Die Einsicht in eine reflexive Letztbegründung ist keine Garantie für entsprechendes Handeln.
Wenn das Geltungsproblem rationalistisch gelöst sein sollte,
ist das Motivationsproblem noch lange nicht gelöst.

Wann handeln wir?
- Wenn wir unzufrieden sind mit dem Ist-Zusatnd
- Wenn wir meinen, dass es besser gehen könnte
- Wenn wir meinen, dass wir durch Handeln den erstrebten Soll-Zustand erreichen können

Welche Person man ist, sein will oder sein könnte,
ist ein offener Prozess, ein schöpferischer Akt der Selbst-Entwicklung.
Der Wunsch nach Selbstverwirklichung
ist ein starkes, tiefes und wohl das wirkungsmächtigste Motiv.
Im Sport bieten sich mehr als in den meisten anderen Lebensbereichen  Möglichkeiten,
durch selbstbestimmte, persönlich zurechenbare Leistungen
und den damit verbundenen Erfahrungen und Anerkennungen
Selbstverwirklichung und Selbstbewusstsein zu gewinnen.

Der Wettkampf ist Abenteuer, Ungewissheit, Spannung, Unsicherheit als Kontingenz.
Aber auch Hochgefühl, Erfolg, Anerkennung, Glück
Alles erreich- und erlebbar ohne unerlaubte Mittel.
Nicht nur Gesundheit, Natürlichkeit, Fairness, Gleichberechtigung sind Ziele und Werte des Sports,
sondern vor allem bei Leistungssportlern Vorbildfunktion und hohe Moralität.
In Grunde sollte (Sport-)Moral mit dem Körper synchron trainiert werden.


'Es rufen von drüben
die Stimmen der Geister,
die Stimmen der Meister:
versäumt nicht zu üben
die Kräfte des Guten!

Hier winden sich Kronen
in ewiger Stille:
Die sollen mit Fülle
die Tätigen lohnen!
Wir heissen euch hoffen.'
(Goethe)


Ende des löblichen Werkes


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 01.03.2019

Was haben Werte mit Sport zu tun?
Der Skilanglauf-Bundestrainer Schlickenrieder will demnächst eine Werte-Diskussion führen.


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 22.03.2019

300.000 Klicks!
Prost Sekt!

Zur Feier des Tages eine putzige kleine Geschichte:

3 Philosophen beim Hammerwurftraining

P1: Dreht + dreht  + dreht + dreht + dreht...
P2+3: Was ist los, Leptosom? Wir wollen auch mal!
P1: Beim Drehen kann man so schön meditieren...

P2: Ächz, keuch, stöhn!
P1+3: Was ist los, Athrophierter? Wohl zu schwer für dich, was?
P2: Immer noch leichter als Systemtheorie!

P3: Dreht wie vom Affen gebissen und fliegt auf die Schnauze.
P1+2: Was ist los, Astheniker? Stimmt das Drehmoment nicht?
P3: Ich wollte nur mal testen, ob ich weiter fliege als der Hammer!

Mittlerweile hat sich eine immer grösser werdende Fangemeinde eingefunden.
Im Gefolge spriessen Pommesbuden, fliegende Verkäufer und Klugsch...... aller Art aus dem Boden:
(Selbst-)ernannte Trainer und Ernährungsverrater,,
Kulturanthropologen und Feuilletonautoren,
Leistungs-Diagnostiker und Agnostiker, usw, usf..

Die Philosophen sind längst unter der Dusche,
das Fest hat sich längst verselbständigt,
als Polizei, Ordnungsamt und Steuerfahndung eintreffen:
Wer ist hier der Veranstalter? 
Zeigen Sie mal ihren Gewerbeschein!
Was ist mit der Steuererklärung?

Derweil unter der Dusche:
P1: Ich habe am schönsten geworfen!
P2: Und ich am weitesten!
P3(Der sich auf die Schnauze gelegt hatte):
     Aber ich habe die meisten Fans!


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 18.04.2019

Die Weltlage(no comment)


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 15.07.2019

Nicht nur die Frequenz hier, auch das fleissige Ausdrucken freut mich,
denn es beweist das Interesse auch vieler potentieller Multiplikatoren.

Dafür ein herzliches Dankeschön!
Danke


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 13.08.2019

Auf Wissenschaft.de gefunden:
Taleb: Das Risiko und sein Preis
https://www.wissenschaft.de/rezensionen/buecher/wer-nicht-wagt/

Taleb zufolge ist der Grund für die Vertrauenskrise in der Politik,
dass die Politiker sich selten für das verantworten müssen, was sie anrichten.
(In diesem Thread wurde das Thema Verantwortung ausführlich behandelt)
Gleiches gelte auch für viele 'Experten', 'Wissenschaftler'
und für Akteure an Börsen.

Taleb macht sich z.B. über 'Intellektuelle' lustig,
die keine Kokosnuss auf einer Kokosnuss-Insel zu finden vermögen,
sich aber öffentlich in Szene setzen.


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 03.09.2019

Adorno zur Technik, sie hat für ihn etwas Pathogenes:
'Die Menschen sind geneigt, die Technik für die Sache selbst,
für Selbstzweck, für eine Kraft eigenen Wesens zu halten.'

Die Menschen legen ihren Subjekt-Status ab, um sich in den technischen Apparat einzufügen.
'Die Überbewertung der Technik führt schliesslich dazu,
dass einer, der ein Zugsystem ausklügelt,
das die Opfer möglichst schnell und reibungslos nach Auschwitz bringt,
darüber vergisst, was in Auschwitz mit ihnen passiert.'

Zu einem Teil des technischen Apparates zu werden,
stiftet im Sinne der positiven Funktionserfüllung
eine Identität im Rahmen des kollektiven Gesamtprojekts,
bei gleichzeitiger Entlastung, das gemeinsame Handeln
hinsichtlich seiner Legitimität zu befragen.

Wo gesellschaftliche Rahmenbedingungen
zu einer Verdinglichung und Erfahrungs-Unfähigkeit führen,
wie dies im Kontext von Technisierung der Fall ist,
können sich autoritäre Haltungs- und Tätigkeitsmuster etablieren.'

(Christiane Thompson in der 'Jüdische Allgemeine' v. 29.8.2019,
sich beziehend auf Adorno: Erziehung nach Auschwitz, 1966)


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 20.09.2019

Bachelor Prüfung

Professor 1: Was ist der Unterschied zwischen Theoretischer und Praktischer Philosophie?
Student:   Moment, ich schau' mal bei Wikipedia nach...
P2: Wir prüfen hier nicht Wikipedia, sondern Sie!
S: Aber ich habe den WikiArtikel doch selber geschrieben, nur das meiste inzwischen vergessen!
P1: Aha, dann kann man also sagen: theoretisch sind Sie ein Genie, nur praktisch haben Sie keine Ahnung?
S: Exakt! Also habe ich die Prüfung theoretisch bestanden!
P1 + P2: Theoretisch nicht, nur praktisch. Damit wir Sie endlich los sind!


RE: Leichtathleten als Philosophen? - MZPTLK - 27.09.2019

Noch eine Bachelor Prüfung

Professor 1:           Welche Möglichkeiten von Entscheidungs-Findung gibt es bei Nicht- oder HalbWissen?
Belesener Student: Ausgezeichnete Frage!
                            Sie sprechen ein Grundproblem angesichts explodierender Komplexität an.
                            Es ist Menschen-unmöglich, immer voll sach-adäquate Entscheidungen zu finden.
                            Jeder kann nur sein - ungenügendes - Bestes versuchen.
Professor 2:           Aber die Meisten sind faktisch nicht motiviert genug, ihr Bestes zu versuchen.
                            Viele quatschen einfach drauflos und finden es auch noch cool,
                            keine Ahnung zu haben.
                            Der Kandidat vor Ihnen war so ein Herzchen.
Belesener Student: Richtig beobachtet!
                            Das kann man auch sogar bei Professoren feststellen,
                            die die Unmengen an Fachliteratur nicht zur Kenntnis nehmen können oder wollen.
                            (Übergibt 100 Seiten Fachliteraturliste)
Professor 1:           (Roten Kopf krieg)
                            Herr Kollege, ich glaube,wir sind nicht ganz up to date.
Belesener Student: Update. Wer prüft hier eigentlich wen?
Professor 2:           (Auch roten Kopf krieg)
                             Kein Wunder, wir haben ja auch nicht soviel Zeit wie Sie.
                             Wir müssen uns mit immer mehr Verwaltung, Lehr- und PrüfungsVerpflichtungen herumschlagen.
                             Können Superrechner und Algorithmen uns retten?
Belesener Student: Nur in kleinen, einigermassen abgrenzbaren Teilbereichen.
                            Globalkomplexität wird niemals adäquat operationalisierbar sein.
                            Ausserdem und vor allem:
                            Die Denkmaschinen werden von Menschen gebastelt.
                            Mehr muss ich dazu nicht sagen.
                           
                            Ich schlage vor, Sie lesen das erstmal alles durch,
                            und wenn Sie in ein paar Jahren soweit sind, dass wir uns auf Augenhöhe unterhalten können,
                            lassen Sie es mich bitte wissen.
Professor 1 + 2:     Gute Idee, machen wir!
                            (Denken: Arroganter Schnösel!)