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Blockade: Angst vor 800 im Siebenkampf - Druckversion

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Blockade: Angst vor 800 im Siebenkampf - LA2020 - 19.03.2014

Unsere 15jährige Tochter hat immense Probleme im Siebenkampf aufgrund des 800 Meter Laufes. Ihrer Aussage nach muss sie zwischen den Disziplinen ständig an die 800 Meter denken und kann sich nur eingeschränkt auf die nächste Disziplin konzentrieren. Dabei ist sie gerade über 800 Meter in ihrer Altersklasse eigentlich die schnellste Läuferin unter den Mehrkämpferinnen. Sie hat Angst "zu versagen" über 800 Meter. Wofür es eigentlich keinen Grund gibt. Niemand macht ihr Druck. Was kann sie tun um dieses Problem zu bewältigen?


RE: Blockade: Angst vor 800 im Siebenkampf - Atanvarno - 19.03.2014

Öfter mal außerhalb des Siebenkampfes einen 800m-Lauf bestreiten?
Wenn sie besser weiß, wie sie sich das Rennen einteilen muss, um am Ende nicht zu "sterben,  also das Gefühl hat, die Strecke im Griff zu haben, schwindet vielleicht auch die Angst.


RE: Blockade: Angst vor 800 im Siebenkampf - lor-olli - 19.03.2014

Sofern sie den Siebenkampf freiwillig und gern bestreitet, gilt es den 800m den Schrecken zu nehmen. Als ehemaliger Zehnkämpfer kenne ich die 1500 nach 2 Tagen, das unangenehme Gefühl ergab sich aus zwei Umständen. 1.) läuft man die Strecke in der Regel nur im Wettkampf außerhalb des Wohlfühltempos - man hat daher nur bedingtes Tempogefühl und 2.) ist man körperlich erheblich strapaziert und weiß, dass einem als nicht Ausdauer-Trainiertem der Lauf zum Schluss weh tun wird.

Dagegen hilft nur Erfahrung, sowohl was das eigene Leistungsvermögen betifft, als auch das Tempogefühl. Wenn man wenig Wettkämpfe betreitet, kann man sich dieses Tempogefühl nach einer Trainingseinheit erarbeiten - sprich man läuft öfter mal 800m nach dem Training im Renntempo, oder knapp darunter (nicht zu oft und nicht übertreiben!), dann fühlt sich der Lauf im Wettkampf viel "natürlicher" an. - ich habe ihn trotzdem nie lieben gelernt Wink

Vielleicht baut Sie auch zuviel Druck mit der Erwartung auf, den Mehrkampf mit dem Lauf "herumzureißen" > hier hilft nüchterne Mathematik (Punkte aufschreiben und den realen Wert von +-10 Sekunden ausrechnen!)

Später, nach der Aktivenzeit (Zehnkampf war aufgrund physischer Probleme nicht mehr) bin ich länger gelaufen und habe einige Marathons absolviert. Für 1500m ziehe ich mir keine Laufschuhe mehr an - alles eine Frage der Perspektive!

Es kann auch helfen sich während des Wettkampfes nicht den 800m Lauf vorzustellen, sondern sich auszurechnen, wie viele Punkte man den anderen abnimmt! (Ich bei meinem Tempo eher nicht ..., aber wenn das Mädel in dieser Diziplin gut ist!)


RE: Blockade: Angst vor 800 im Siebenkampf - LA2020 - 19.03.2014

(19.03.2014, 16:53)Atanvarno schrieb: Öfter mal außerhalb des Siebenkampfes einen 800m-Lauf bestreiten?
Wenn sie besser weiß, wie sie sich das Rennen einteilen muss, um am Ende nicht zu "sterben,  also das Gefühl hat, die Strecke im Griff zu haben, schwindet vielleicht auch die Angst.

Das ist vielleicht mal eine Überlegung wert. Danke.


RE: Blockade: Angst vor 800 im Siebenkampf - LA2020 - 19.03.2014

(19.03.2014, 17:31)lor-olli schrieb: Vielleicht baut Sie auch zuviel Druck mit der Erwartung auf, den Mehrkampf mit dem Lauf "herumzureißen" > hier hilft nüchterne Mathematik (Punkte aufschreiben und den realen Wert von +-10 Sekunden ausrechnen!)

Danke für den Tipp. Aber das wird es nicht sein. Bislang musste sie mit dem abschließenden Lauf nichts herum reißen - das weiß sie auch. Da liegt das Problem nicht. Bei den Landesmeisterschaften hatte sie nach sechs Disziplinen über 60 Punkte Vorsprung zur Zweiten und ist dann im 800 Meter Lauf ca. 7 Sekunden schneller gewesen. Um zu gewinnen hätte sie ihr nur hinter her laufen müssen, hat sich aber "jagen lassen". Sie hat keine Probleme in einzelnen Disziplinen schlechter zu sein, im 800 Meter Lauf aber schon. Vielleicht weil es dort sichtbarer ist? Wir wissen es nicht.... wir würden ihr aber gerne die Ruhe und Gelassenheit und vor allem Freude am abschließenden Lauf gönnen.


RE: Blockade: Angst vor 800 im Siebenkampf - Sunrise - 11.05.2014

Hallo,
ich denke, eine „natürliche“ Aufgeregtheit sollte normal sein, solange sie mit positiver Anspannung verbunden ist. Ich kenne kein Mädchen, dass „locker“ an den abschließenden 800m-Lauf rangeht, aber zu wissen: „Hey, das ist eine meiner Stärke“ (vor allem im Vgl. zu den anderen) sollte es einfacher machen. Das sie zwischendurch an den 800m-Lauf denkt, ist auch normal, ABER wie du schon sagst, sollte sie deshalb nicht ihre Konzentration gegenüber den anderen Disziplinen verlieren. Sie ist ja noch jung, das gehört ebenfalls zum Lernprozess. Genauso, wie die richtige Hürden- oder Kugeltechnik. Im WK zur gedanklichen Mitarbeit fordern, dann hat sie gar nicht die Zeit, sich ständig mit den 800m zu beschäftigen.Wink

Ich arbeite mit konkreten Zielformulierungen, damit die Athleten lernen, sich richtig und vor allem realistisch einzuschätzen. Dies gelingt vor allem durch das Erarbeiten von Tempogefühl. Denn oft haben die Sportler/innen Angst zu schnell anzugehen und hinten raus keine Kraft mehr zu haben. Dann gehen sie oft zu langsam an.

Ist das Ziel bekannt (z.B. eine 2:45), dann kann man dies im Training spielerisch erarbeiten, ohne harte Tempoläufe zu absolvieren (bitte Altersbereich beachten) – z.B. Mannschaften bilden und 100m in vorgegebenen Zeiten laufen und versuchen diese zu „treffen“. Wer am nächsten dran ist, hat gewonnen (so kann man z.B. 8x100m laufen lassen und hat automatisch auch die WK-Strecke abgedeckt). Und auch mal zwischen den Läufen variieren. Die gelaufene Zeit sollte sich im Laufe der Zeit dem Ziel-Renntempo angleichen (bitte auch entsprechende Pausenzeiten einhalten). Mit der Zeit erarbeitet sich der Athlet ein Gefühl für das Tempo und gewinnt dadurch auch Sicherheit. Das Wissen um sein Können ist eine wichtige Voraussetzung für Selbstvertrauen und nur so, kann man einen 800m-Lauf mit „entspannter“ Aufgeregtheit antreten.

Werden die Athleten/innen älter kann man natürlich auch 200m-Läufe machen und dann auch zum Teil das Doppelte der WK-Strecke. Ist so ne pi-mal-Daumen-Regel.