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Drehstoß - Geschichtliches und Technisches - Druckversion

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Drehstoß - Geschichtliches und Technisches - MZPTLK - 11.11.2014

(11.11.2014, 15:48)gera schrieb: Wenn man diese Erkenntnisse jetzt endlich hat ( so liest es sich jedenfalls aus dem Artikel ) , dann frage ich mich , wieso werden in Deutschland junge Athleten nicht an die Drehstoßtechnik herangebracht ? Der Einzigste - und erfolgreich damit -war im DLV P.Sack.
Gründe:
1. Sicherheitsdenken(wir sind in Deutschland)
2. Drehstosstechnik (scheint) zu anspruchsvoll(viele Trainer sind durchschnittlich)

edit mod: Drehstoßdiskussion aus
Wirklich neuartiges Schnelligkeits-Wurftraining?
ausgelagert.



RE: Wirklich neuartiges Schnelligkeits-Wurftraining? - Hellmuth K l i m m e r - 11.11.2014

(11.11.2014, 15:48)gera schrieb: Ich beziehe mich auf den Artikel der Journalistin P.Ruprecht über das Institut IAT  in Leipzig, [...]

- Wie kann da als eine Erkenntnis von F.Lehmann : "Entscheidend für die Wurfweite ist die Abfluggeschwindigkeit und die Grundlage dafür ist die Gerätebeschleunigung " ( lt.Artikel jedenfalls )angepriesen werden?



Bis auf Storl/Majewski gewinnen doch nur noch Drehstoßtechniker.

Wenn man diese Erkenntnisse jetzt endlich hat ( so liest es sich jedenfalls aus dem Artikel ) , dann frage ich mich , wieso werden in Deutschland junge Athleten nicht an die Drehstoßtechnik herangebracht? Der Einzigste - und erfolgreich damit -war im DLV P.Sack.

Erklärung zur 1. Feststellung: Im la-Forum des DLV sind junge Journalisten (Volontäre) bemüht, auch dem Nichtfachman populärwissenschaftlich zu erklären was Promovierte meinen. Wink

... zur 2. Bemerkung: Es war anfangs der 70er Jahre verwunderlich, dass sehr, sehr zögerlich die moderne Technik von Alexandr Baryshnikov übernommen wurde. Die O'Brien-Techniker wollten sich nicht mehr umstellen und die Neubeginner hatten keine kreativen Ausbilder.
An der DHfK in Leipzig war ich ca. 1974 an einem Forschungsprojekt meines Kollegen Dr. Wolfgang Lohmann beteiligt, das in ca. 10 ... 12 Kinder-TG der DDR mit einer neuen Ausbildungsmethodik die Verwendbarkeit schon bei TZ-Sportlern feststellen wollte.
Der damalige F.bericht wies aus, dass durchaus Kinder die Drehstoßtechnik anwenden können; es gab allein bei der "Orientierung im Kreis" anfangs Schwierigkeiten, die an der geringen Anzahl der TE lagen.
Dennoch gab es keinen Zuspruch in der DDR - weil die Spitzentrainer nicht mitzogen. Erst sehr viel später (Mitte 80er?) waren die Leipziger Gebrüder Sack die Ersten.

Was zeigt uns das? - fragten wir immer in der DDR.Blush

1. Man lernte nicht mehr von der Sowjetunion - und kam ins Hintertreffen. Undecided

2. Es bedarf immer der Vorbilder der Großen. U n d   man hätte auch mal von den Amis lernen sollen. Smile

H. Klimmer / sen.


RE: Wirklich neuartiges Schnelligkeits-Wurftraining? - Diskusmann - 11.11.2014

Die Erkenntnis, dass die Abfluggeschwindigkeit einer der Hauptparameter für einen weiten Wurf/Stoß ist, ist natürlich nicht neu. Das IAT müsste ja hinter dem Mond angesiedelt sein, wenn diese Erkenntnis nicht Grundlage wäre. Ich interpretiere Lehmanns Satz auch nicht dahingehend. Zum Verständnis wird diese Tatsache einfach dargestellt, aber nicht als neue Erkenntnis, sondern als Faktum.
Auch dass die Eingangsgeschwindigkeiten bei Weltklassewerfern sehr hoch sind, ist keine neue Erkenntnis, sondern als Tatsache die Grundlage, um daraus entsprechende Folgerungen für Training und Technik zu ziehen. In Bezug auf die Gerätegeschwindigkeit stimmt das für den Drehstoß im Übrigen nicht, was aber an der Besonderheit der Technik liegt. Hier ist die Geschwindigkeit der Kugel nach der Drehung und vor dem Abstoß nahe Null, dafür die gespeicherte Energie vor allem in der Rumpfmuskulatur sehr hoch.

Man sollte in den Artikel nichts hinein interpretieren, was nicht hinein gehört und auch eigentlich ziemlich offensichtlich nicht gemeint ist.

Peter Sack war bei Weitem nicht der erste und einzige Drehstoßer in Deutschland und wenn Du bei den entsprechenden Gelegenheiten genau hinsiehst, wirst Du festgestellt haben, dass inzwischen fast die Hälfte aller (männlichen) Teilnehmer an Endkämpfen bei DM dreht.
Ich erinnere an Joseph Forst, Oliver Dück, die schon vor vielen Jahren drehten, selbst Ferdinand Schladen experimentierte damit. P. Sack ist allerdings der einzige 21m-Stoßer bisher.
Dass deutsche Kugelstoßer noch keine signifikanten Erfolge mit der Drehstoßtechnik erzielt haben liegt auch an der Unerfahrenheit deutscher Trainer mit dieser Technik. Erst langsam entwickelt sich so etwas wie eine Drehstoßkultur in Deutschland.

Dennoch: Obwohl die meisten Weltklassekugelstoßer inzwischen drehen (und nicht nur die US-Athleten) dominierten vor allem Storl und Majewski als Angleiter die meisten der letzten Europa- und Weltmeisterschaften und Olympischen Spiele. Kann man mal drüber nachdenken!


RE: Wirklich neuartiges Schnelligkeits-Wurftraining? - Diskusmann - 11.11.2014

(11.11.2014, 16:39)Hellmuth K l i m m e r schrieb: Erst sehr viel später (Mitte 80er?) waren die Leipziger Gebrüder Sack die Ersten.

Nun mach die Sacks doch nicht älter als sie sind! Smile

René Sack hat nie gedreht, wurde 2002 mit Angleiten Deutscher Hallenmeister. Peter Sack stieg Mitte der 2000er auf Drehstoß um und konnte damit zumindest national einige Jahre lang Erfolge erzielen und sich für internationale Events qualifizieren.


RE: Wirklich neuartiges Schnelligkeits-Wurftraining? - dominikk85 - 11.11.2014

Gab es nicht mal einen DDR drehstoßer, der aber irgendwie bei der führung in ungnade war und deshalb nicht international starten durfte?


RE: Wirklich neuartiges Schnelligkeits-Wurftraining? - MZPTLK - 11.11.2014

(11.11.2014, 17:08)dominikk85 schrieb: Gab es nicht mal einen DDR drehstoßer, der aber irgendwie bei der führung in ungnade war und deshalb nicht international starten durfte?
Rolf Oesterreich.
Unglaublicher Typ.
Hat auch eine HP, unbedingt mal reinschauen!


RE: Wirklich neuartiges Schnelligkeits-Wurftraining? - Javeling - 11.11.2014

Drehtechnik ! Vor vielen Jahren hatte man schon versucht, beim Diskuswurf zweimal (2x) zu drehen. Warum wird diese Technik nicht 'weiterentwickelt' ? Der Kugelstoßkreisdurchmesser (213,5cm) ist doch kleiner als der Diskuswurfkreisd. (250cm). Gibt es hier Erkenntnisse, warum hier eventuell keine Leistungssteigerung möglich ist ?

Heinz Engels, Mainz


RE: Wirklich neuartiges Schnelligkeits-Wurftraining? - MZPTLK - 11.11.2014

(11.11.2014, 17:19)Javeling schrieb: Drehtechnik ! Vor vielen Jahren hatte man schon versucht, beim Diskuswurf zweimal (2x) zu drehen. Warum wird diese Technik nicht 'weiterentwickelt' ? Der Kugelstoßkreisdurchmesser (213,5cm) ist doch kleiner als der Diskuswurfkreisd. (250cm). Gibt es hier Erkenntnisse, warum hier eventuell keine Leistungssteigerung möglich ist ?

Heinz Engels, Mainz
Bringt nix.
Die Vorbeschleunigung durch die Ausholbewegung(Verwringung) in der Ausgangsstellung und vor allem durch das Andrehen ist bereits so hoch, dass ein Mehr eher kontraproduktiv wäre.
Hein Direck Neu hatte mal mit einer 540-Grad-Drehung(üblich: 450) gute Ergebnisse erzielt, andere haben das aber nicht weiter verfolgt.


RE: Wirklich neuartiges Schnelligkeits-Wurftraining? - Hellmuth K l i m m e r - 11.11.2014

(11.11.2014, 16:59)Diskusmann schrieb:
(11.11.2014, 16:39)Hellmuth K l i m m e r schrieb: Erst sehr viel später (Mitte 80er?) waren die Leipziger Gebrüder Sack die Ersten.

Nun mach die Sacks doch nicht älter als sie sind! Smile

René Sack hat nie gedreht, ...
Uwe, obwohl ich mit den Leipzigern noch immer sehr verbunden bin, war mir das nicht bekannt.
Mein soeben geführtes Tel.gespräch mit meinem Kollegen Manfred Grieser klärte mich auf; d u hast natürlich recht: Rene' - so sagt mein Kollege, der damals stets dabei war - "war nicht so bewegungsbegabt, er konnte auch nicht Diskuswerfen." SadWink

H. Klimmer / sen.


RE: Wirklich neuartiges Schnelligkeits-Wurftraining? - gera - 11.11.2014

Natürlich weiß ich , dass das IAT über viel mehr Kenntnisse verfügt, als die im lapidaren Artikel genannten.
Es bleibt trotzdem die Frage, weshalb Deutschland in der technischen Entwicklung der Kugelstoßer mind. 20 Jahre zurückhängt.
Der Drehstoß ermöglicht nun mal eine größere Abstoßgeschwindigkeit, auch wenn einige O`Brien-Techniker gern als Gegenbeweis angeführt werden.