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Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - Druckversion

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RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - W. Kronhard - 30.03.2015

(30.03.2015, 00:08)ThomZach schrieb: Mit einem Wort: Im ganzen DLV hat keiner wirklich Ahnung,
sonst würde er ja dafür sorgen, dass so ein Unfug aus den Lehrplänen gestrichen
und anstattdessen mein Buch zur Grundlage gemacht wird. Kurz und abschließend:
Die Ursache der Misere ist de obstinate Ignoranz der Zuständigen,
die dafür sorgt, dass schon im Ansatz alles falsch läuft. Danke!

Lieber Thomas,

wir kennen uns ja persönlich. Trotzdem widerspreche ich dir, wenn auch zerrissen ungern.
Wenn nach deinem Vorschlag Unfug aus den Lehrplänen gestrichen wird, dann hat man nichts mehr zu lachen. Man hat sonst immer weniger zu lachen, geblieben sind nur noch wenige enge Bereiche, wie Sport.

Wenn ich nach einem kleinen Geistesblitz nachdenke, könnte ich mir sehr vorsichtig vorstellen, dass Leitfäden aus deinem Buch als friedliche Alternative in Form von Lehrplan nebenan vorgestellt werden könnte. Nich? Das Wort "könnte" ist ein sehr positives Wort, es weckt reflektorisch Hoffnung in einem positiv denkenden Mentschen. Man hätte dann, um Gottes Willen, zwei. Manch einer ist schon mit einem durcheinander, könnte ich mir vorstellen.
Aber wenn doch, dann bitte in vereinfachten Form, sonst verstehe ich auch nichts, und werde traurig. 
Tja, .... aber, und da muss ich dich, mein Freund, enttäuschen, hää, kommt nicht, nicht in Deutschland. Dazu ist Mut nötig, Mut ist nicht Stärke von allen. Meiner verlässt mich auch immer häufiger, was ist bloß los.

Gruß


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - ThomZach - 30.03.2015

Ich bin Steinbock mit Asz und Mars drin.
In Sachen Hochsprung lach ich also erst,
wenn ich wieder Straddler in der Weltspitze sehe. Big Grin
Über Dummheit zu lachen ist mir auch keine Lösung. Das ist Zynik. 
Und die macht nicht glücklich. Tröstet also auch nicht die Trauer weg. 
Politisches Kabarett ist auch nur gut, wenn man,
wo alle lachen, ausrufen möchte: "Das ist doch nicht zum Lachen!"
Mir geht's nur gut wenn ich die Augen schließe und in mich gehe.
"Living is easy with eyes closed, misunderstanding all you seeheehee..."
(John Lennon)


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - dominikk85 - 30.03.2015

@TZ
der straddle mag theoretisch ebenbürtig sein, aber der zug ist abgefahren, es wird keine straddler mehr in der weltspitze geben.

Ich glaube auch, dass straddler mit modernem Training auch hohe 2,30er springen können, aber die geschichte hat sich nunmal anders entwickelt.

und wenn man sich barshim, bondarenko und co anschaut sieht man auch ganz klar, dass der flop nicht das Problem ist.

Warum wenden Sie ihr großes Wissen nicht an um den flop in Deutschland weiter nach vorne zu bringen anstatt einen kampf gegen Windmühlen zu kämpfen?

Trainieren Sie eigentlich im Moment Athleten?


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - ThomZach - 30.03.2015

(30.03.2015, 12:00)dominikk85 schrieb: @TZ der straddle mag theoretisch ebenbürtig sein, aber der zug ist abgefahren, es wird keine straddler mehr in der weltspitze geben.
Ich glaube auch, dass straddler mit modernem Training auch hohe 2,30er springen können, aber die geschichte hat sich nunmal anders entwickelt.
und wenn man sich barshim, bondarenko und co anschaut sieht man auch ganz klar, dass der flop nicht das Problem ist.
Warum wenden Sie ihr großes Wissen nicht an um den flop in Deutschland weiter nach vorne zu bringen anstatt einen kampf gegen Windmühlen zu kämpfen?
Trainieren Sie eigentlich im Moment Athleten?
Lieber Domink. Das war doch als Scherz gemeint! Daher derBig Grin.
Fage warum: Weil man mich nicht fragt.
Frage ob: Seit 1981 nur noch mich. Ich muss da nichts mehr beweisen.
Und wenn ich einen 2m40-Springer hätte, würden mich immer noch alle da oben
für einen Spinner halten, der nur Glück gehabt hat. Und Recht hätten sie.Cool
Natürlich ist der Flop nicht das Problem. Aber die "modernen Methoden" sind ja
offenbar auch nicht die Lösung sondern eher das Problem.

Hab gestern eine neue Reportage über Doping in D im TV gesehen und denke:
Anstatt ein Dopinggesetz zu basteln und die NADA zu fördern, sollte der Innenminister
wieder mal ein paar Millionen lockermachen, um die Forschung auf diesem Gebiet
voranzutreiben. ZB in Freiburg.
Wenn wir da wieder Spitze sind, klappt das auch mit dem Hochsprung. Big Grin


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - ThomZach - 30.03.2015

Natürlich schreibe ich hier nur weil ich keine Lust auf Besseres habe und vor allem
weil ich nicht mehr träumen kann von Olympia und EM und Universiade,
weil ich nicht mal mehr trainieren kann, nicht auf dem Rasen einem Fußall hinterherjagen,
nicht barfuß und in Badehose mit Freunden und Kollegen weit und hoch springen,
nicht vergnügt Diskus und Speer werfen, nicht am Sprungstab herumturnen,
nicht Hanteln schwingen und im Olympiabecken Bahnen ziehen,
nicht in der Sauna sitzen und mich danach im Schnee wälzen,
nicht eine Platte Rinderfilet mit gemischtem Gemüse und Sauce Béarnaise für zwei verputzen
(wie hieß das berühmte Gericht doch gleich wieder? Jetzt hab ich's: Château Briand!)
nicht in der Disco die letzten Reserven ausschwitzen und
am nächsten Morgen wieder durch den Wald hecheln,
nicht am Nachmittag die Sport-Jugend auf dumme Gedanken bringen.
Das Leben als junger Mensch Ende 60 bis Ende 70 war einfach zu schön,
zu frei, zu gesund, zu beschützt, zu geil um jemals Steigerungen zu erlauben. 
Alles Heutige ist nur noch Abklatsch. Die Sportstätten sind wieder vergittert,
Die Nutzungszeiten geregelt, die Aufsicht verschärft, die Bevormundung allgegenwärtig. 
Gott bin ich froh, dass ich jene Zeiten erleben durfte und nicht heute Athlet sein muss.
Allein schon die Gängelei wegen der Dopingverfolgung hätte mich deprimiert und zugleich
auf die Plame gebracht. Die Olympische Megalomanie verdirbt jede Freude am Sportschauen.
Und der Rest der Welt, von dem wir damals glaubten er würde bald gerettet,
ist an die Hölle verloren - mehr denn je.
Man muss sich ablenken, um die Welt zu ertragen. Abwenden reicht nicht.
Ablenkung wäre allerdings auch: Sich blindlings reinstürzen und begeistert mitmachen. Wohl an!


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - sewi - 30.03.2015

Nanu Thom,

dass liest sich aber leicht frustriert...

Mal im Ernst: Das alles ist doch heute noch möglich. Man muss es nur tun. Natürlich geht es nicht überall und immer. Aber wenn man es schafft, seinen Sport unabhängig zu organisieren, wer sollte einen hindern?

Nee - so pessimistisch sehe ich die Sache nicht. Und es ist ziemlich schade, dass Du seit '81 nur noch mit Dir selbst beschäftigt bist. Da kann man sich leicht im Kreis drehen. Warum jemandem was beweisen? Das kann doch kein echter Antrieb sein, solange es junge Leute gibt, die einfach Spaß am Springen haben und froh sind, wenn es ihnen jemand beibringt, der (wenigstens halbwegs) weiß, was er tut. 

Das Schöne am Älterwerden sind nicht die morschen Knochen, verpassten Gelegenheiten und die verblichene Jugend, sondern die wachsende Unabhängigkeit. Wer den Verband nicht braucht, muss sich auch nicht über ihn aufregen. Wozu sich Probleme ins Haus holen, die man gar nicht braucht?

Talente gibt es genug. Und solange wir nicht wissen, ob es überhaupt einen Sinn hat, seine eigenen sportlichen Möglichkeiten auszuloten (Überlastung, Verletzung, Unfallgefahr, Verantwortung etc....), es die Jungen aber trotzdem wollen und tun, solange bringt m. E. ein Trainer mit Viertel- oder Halbwissen mehr Nutzen als einer, der es weit besser weiß, aber niemanden mehr trainiert. (Was ja nicht heißt, dass die Trainer noch dazulernen können und sollten). 

Es ist in hohem Maße romantisch anzunehmen, dass junge Athleten im Selbstversuch ohne Trainer richtig lernen. Es klingt zum Beispiel prima, wenn ein solcher Frischling, groß und stark und selbstbewusst, sich bei einem Mehrkampf zum ersten Mal einen Stab krallt und dann mit einem doppelten Beckenbruch neben der Anlage landet (solche Sachen haben die Älteren unter uns bestimmt öfter erlebt als ihnen lieb ist - das Geräusch vergesse ich nie).

Wenn wir Dich da mal als Prototypen der idealen (potentiell lebenslangen) Techniksuche annehmen, wie viele blieben denn auf allen Sportplätzen und in den Schulen übrig? Da befürchte ich eine ziemlich entvölkerte Sportlandschaft...
All jene, denen es nicht in die Wiege gelegt wurde, benötigen Unterstützung. Diese Zeit ist nach meinem Dafürhalten besser angelegt, als auf Rekordjagd bei den Senioren zu gehen (aber damit mag es jeder halten wie er will). Die Zeitlupe, knirschenden Geräusche und eingeschränkten Bewegungsradien wollen mir einfach nicht gefallen - "entzahnte Kiefer schnattern und das schlockernde Gebein..."Big Grin - aber nix für ungut, das muss jeder für sich entscheiden.

In diesem Sinne 


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - decathlonitis - 30.03.2015

@sewi,
danke, diesen Deinen Trost und die damit verbundene Ermunterung an Thomas, das unterschreibe ich hiermit!

Ich gehe noch einen Schritt weiter und fordere Thomas - trotz deiner negativen Beschreibung des Seniorensportes - dazu auf, auch aktiv weiter zu machen.
Auf jeden Fall bei den "Völkerspielen" in Lyon, die, so glaube ich, eine leistungsmäßig hochklassige Angelegenheit wird. Damit käme es einer WM schon ziemlich nahe.
Es scheint so, als würde es dort viele Sportler (auch mit Anhang) dort hin ziehen. Das Land F hat sowieso seinen landschaftlichen und kulturellen Reiz und die Stadt Lyon liegt doch ziemlich zentral.

Thomas, Du musst dich überhaupt nicht mehr unter Druck setzen, um ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. Dein Name ist in Theorie und Praxis mit Leistung und Fachlichkeit verbunden. Von deiner Sorte Mensch gibt es leider viel zu wenige.
Komm und genieße genau diese leichtathletische Atmosphäre, im Wettkampf und auch im Austausch mit anderen, es ist doch eigentlich das, was wirklich zählt.

Adiós und au revoir
deca


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - ThomZach - 30.03.2015

(30.03.2015, 13:57)sewi schrieb: "entzahnte Kiefer schnattern und das schlockernde Gebein..."Big Grin - aber nix für ungut, das muss jeder für sich entscheiden.
Danke für die mitfühlenden Worte. Man kann nicht auf mehreren Hochzeiten tanzen.
Um so zu leben wie Du es vorschlägst, bräuchte ich eine Heimat.
Bin aber selbst Heimat für Frau und Kinder. Also gebunden. Auch gut.
Wie der Wirt oft sein bester Gast ist, so bin ich mir der beste Schüler. Cool


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - ThomZach - 30.03.2015

Danke auch an Deca! Versuch ja mein Bestes. Aber der Abstieg ist nun mal nicht aufzuhalten.
Lyon möglich. Aber von der schönen Welt hab ich auch längst genug gesehen. 
Und da die Hochsprungwettkämpfe im Kalender mit 5 Tagen Abstand anberaumt sind,
fühl ich mich auch wieder nur verarscht.


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - sewi - 30.03.2015

na ja, darin ist nun kein echter Hinderungsgrund zu sehen. Mit Familie werden vermutlich 99 % aller (mehr oder weniger tauglichen) Trainer/innen gesegnet sein. (gesegnet je nach Gusto mit oder ohne Anführungszeichen...). Mitunter dürfte es für die Familie besser sein, wenn die Misanthropen auf dem Platz neuen Lebensmut tanken und ihre Aufmerksamkeit auf anderer Leute Kinder richten, für die sie nicht allein verantwortlich sind.

Wenn das Können nirgendwo in den Himmel wächst, dann ist doch die Liebe zur Sache und Freude an der Ausübung nicht nichts (doppelte Verneinung hält besser :-). Und wenn das von den Kundigen etwas besser befördert wird als ohne sie, dann ist das gleichfalls besser als nichts. Selbst von Halb- oder Viertelskundigen. Das Nichts wartet sowieso noch lange genug auf uns. Was also gibt es zu verlieren?

In diesem Sinne