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Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - Druckversion

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RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - Astra - 07.03.2015

Wir sollten vorsichtig sein und nicht Frauen- und Männer-Hochsprung miteinander vergleichen - zumindest nicht im Jugendbereich.

Wie viele der Mädchen, die über 1,80 gesprungen sind, waren U16 oder U18? Schon in der U20 waren die weg - weil sie nämlich körperlich zugelegt haben. Siehe Jeß, die war verletzt und hatte ganz schnell ein paar Kilos auf den Rippen.
Und auch bei den anderen fällt auf, dass sie in jüngeren Jahren besser waren und dann nicht mehr an die Leistung herankamen und aufgehört haben.


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - lor-olli - 07.03.2015

@W. Kronhard

Ich habe hier eher eine Beobachtung abgegeben (Onnen, Spank) denn Kritik geübt, allerdings habe ich wohl auch unglücklich formuliert. Da ich weder die Trainer, noch ihre Arbeit kenne würde / werde ich mich hüten eine individuelle Kritik abzugeben. Auffällig ist allerdings, dass viele Talente hierzulande ein frühes "Hoch" erreichen und dann stagnieren, oder verletzungsbedingt nicht mehr an die Leistungen anknüpfen können.

Die Zahl der "Talente wie kein anderes Land" kann ich nicht erkennen. Was ist ein Talent? Für mich geht das ein wenig weiter als lediglich die Veranlagung zu einem guten Hochspringer, die Leistung muss nicht nur in jungen Jahren stimmen, die Steigerung sollte als Aufbau erkennbar sein. Hier gibt es einige, die in den Jugendjahren Spitze sind (schnell die Leistung gesteigert haben), aber dann fehlt die weitere Entwicklung. Talent verheizt? Talent schon mit 20-21 voll ausgeschöpft? (Gibt es durchaus!) 

Ich  bin kein Experte, muss aber trotzdem konstatieren, dass Deutschland bei den Junioren und Juniorinnen international top darsteht, in der Hauptklasse dann aber, gemessen an der Bevölkerungszahl, die zu erwartende Spitzenposition verliert. Das es in der Entwicklung immer wieder mal Wellen gibt, ist auch nur normal, allerdings zeigt sich im deutschen Hochsprung jetzt schon ein recht langes und tiefes "Wellental".


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - W. Kronhard - 07.03.2015

(07.03.2015, 15:04)lor-olli schrieb: @W. Kronhard

Ich habe hier eher eine Beobachtung abgegeben (Onnen, Spank) denn Kritik geübt, allerdings habe ich wohl auch unglücklich formuliert. Da ich weder die Trainer, noch ihre Arbeit kenne würde / werde ich mich hüten eine individuelle Kritik abzugeben. Auffällig ist allerdings, dass viele Talente hierzulande ein frühes "Hoch" erreichen und dann stagnieren, oder verletzungsbedingt nicht mehr an die Leistungen anknüpfen können.

Die Zahl der "Talente wie kein anderes Land" kann ich nicht erkennen. Was ist ein Talent? Für mich geht das ein wenig weiter als lediglich die Veranlagung zu einem guten Hochspringer, die Leistung muss nicht nur in jungen Jahren stimmen, die Steigerung sollte als Aufbau erkennbar sein. Hier gibt es einige, die in den Jugendjahren Spitze sind (schnell die Leistung gesteigert haben), aber dann fehlt die weitere Entwicklung. Talent verheizt? Talent schon mit 20-21 voll ausgeschöpft? (Gibt es durchaus!) 

Ich  bin kein Experte, muss aber trotzdem konstatieren, dass Deutschland bei den Junioren und Juniorinnen international top darsteht, in der Hauptklasse dann aber, gemessen an der Bevölkerungszahl, die zu erwartende Spitzenposition verliert. Das es in der Entwicklung immer wieder mal Wellen gibt, ist auch nur normal, allerdings zeigt sich im deutschen Hochsprung jetzt schon ein recht langes und tiefes "Wellental".
Dein Überblick ist richtig gut. Genau wegen so vielen Talenten ist der Jugendbereich normalerweise gut abgedeckt. Weitere Entwicklung aber basiert nicht nur auf Talent. Des erste was versagt dabei ist das Sportsystem, was Robert Harting schon immer kritisiert hat. Genau das wird bald zum richtigen Verhängnis für die Leichtathletik in Deutschland. Selbstläufer kann gegen ein gutes System eben nicht bestehen.


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - Robb - 07.03.2015

(07.03.2015, 14:28)Astra schrieb: Wir sollten vorsichtig sein und nicht Frauen- und Männer-Hochsprung miteinander vergleichen - zumindest nicht im Jugendbereich.

Wie viele der Mädchen, die über 1,80 gesprungen sind, waren U16 oder U18? Schon in der U20 waren die weg - weil sie nämlich körperlich zugelegt haben. Siehe Jeß, die war verletzt und hatte ganz schnell ein paar Kilos auf den Rippen.
Und auch bei den anderen fällt auf, dass sie in jüngeren Jahren besser waren und dann nicht mehr an die Leistung herankamen und aufgehört haben.
Gewichtsprobleme kann aber keine Erklärung sein, das Problem haben Mädchen auch in Russland, trotzdem schaffen es die Russen regelmäßig, Talente an die Weltspitze zu führen. Letztes Jahr sind sieben Russinnen über 1.90 gesprungen, darunter vier Jahrgang 92 oder jünger.


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - Astra - 07.03.2015

(07.03.2015, 23:06)Robb schrieb: Gewichtsprobleme kann aber keine Erklärung sein, das Problem haben Mädchen auch in Russland, trotzdem schaffen es die Russen regelmäßig, Talente an die Weltspitze zu führen. Letztes Jahr sind sieben Russinnen über 1.90 gesprungen, darunter vier Jahrgang 92 oder jünger.
Ich hoffe, das kommt nicht böse rüber: Aber vergleich mal die Figuren der jungen Russinnen und der deutschen Mädchen.
Auch eine A. Friedrich ist erst gut geworden als sie massiv abgenommen hatte - mMn beinahe bis zur Magersucht.


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - CassiusKlay - 07.03.2015

(07.03.2015, 23:17)Astra schrieb: Ich hoffe, das kommt nicht böse rüber: Aber vergleich mal die Figuren der jungen Russinnen und der deutschen Mädchen.
Auch eine A. Friedrich ist erst gut geworden als sie massiv abgenommen hatte - mMn beinahe bis zur Magersucht.
Heute im Weitsprung musste ich ähnlich denken, als ich Bauschke sah...
Das ist einfach ne andere Statur als bei vielen besseren...


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - Robb - 07.03.2015

(07.03.2015, 23:17)Astra schrieb:
(07.03.2015, 23:06)Robb schrieb: Gewichtsprobleme kann aber keine Erklärung sein, das Problem haben Mädchen auch in Russland, trotzdem schaffen es die Russen regelmäßig, Talente an die Weltspitze zu führen. Letztes Jahr sind sieben Russinnen über 1.90 gesprungen, darunter vier Jahrgang 92 oder jünger.
Ich hoffe, das kommt nicht böse rüber: Aber vergleich mal die Figuren der jungen Russinnen und der deutschen Mädchen.
Auch eine A. Friedrich ist erst gut geworden als sie massiv abgenommen hatte - mMn beinahe bis zur Magersucht.
Das ist aber wirklich zu einfach und erklärt außerdem nicht, warum es bei den Männern ähnlich aussieht. Da hatten die Russen genausoviele Talente und wir sehr wenige, ich kann mich an keine übergewichtigen deutschen Hochspringer erinnern. Die Mädchen sollen einfach alle 5 Kilo abnehmen, und schon hätten wir kein Hochsprungproblem mehr? 


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - Robb - 08.03.2015

Es ist noch gar nicht so lange her, dass wir in Deutschland fast russische Verhältnisse hatten. 2003 sprangen sechs Deutsche 1.90 oder höher, Daniela Rath sogar 2m. In dem Jahr gewann Ariane Friedrich die Junioren-EM mit 1.88.


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - Gertrud - 08.03.2015

Wenn Talente nicht durchkommen, hat meistens das System versagt. Ich bekomme immer einen dicken Hals, wenn ich auch nur ansatzweise im übergeordneten Sinn das Wort Team höre. Team zu sein, hat für viele den Sinn, Kritik nicht öffentlich anbringen zu sollen. Man muss den Finger in die Wunde legen, um erfolgreich zu sein. Entscheidend ist/sind der/die Trainer vor Ort. Was hat eine K. Jeß beim Vereinswechsel in ganz jungen Jahren dazugelernt? Viel entscheidender wäre die Verbesserung der Kenntnisse ihres Opas vor Ort gewesen. Dann hätte man vermutlich auch das Gewicht besser regulieren können. Ähnlich sehe ich das bei S. Gambetta. Sie war die Athletin, die den DR von Sabine hätte torpedieren können. Sie wurde doch anscheinend vor Ort super trainiert. Es fehlen oft so kleine Mosaiksteine. Mir tun solche Entwicklungen in der Seele weh. Das heißt, dass vor allem der Prozentsatz derjenigen erhöht werden muss, der im Erwachsenenbereich durchkommt.

Der Verband sollte nicht hauptsächlich versuchen, die Bundestrainer zu bestücken. Es geht vielmehr darum, die Bedingungen vor Ort und diese Trainer in ihren Kenntnissen zu verbessern.

Außerdem scheint der Verletzungsbereich ein sehr großes Problem im Hochsprung zu sein. Es fehlt aus meiner Sicht die orthopädische Filigranarbeit, die eine so anfällige Disziplin erfordert. Das Übungspotential ist teilweise sehr defizitär – auch bei unseren Spitzenleuten, dass ich manchmal fassungslos davorstehe. Ich katalogisiere nur die Übungen, die ich im Internet von unseren Protagonisten sehe und denke vielfach: „Unglaublich, wie begrenzt die Kenntnisse sind?!“ Wenn ich dann von ärztlicher Seite höre, dass sehr gut trainiert wird, wird mir die fehlende Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis stark bewusst. Ein Kreis permanenter Berater sollte eingesetzt werden und über die Lande ziehen. Das Übungspotential in manchen Disziplinen muss revolutioniert werden. Es gibt jede Menge neue Strömungen, die es verdienen, mit Kennerblick "einverleibt" zu werden. Solange wir eine Diskussionskultur haben, bei der konträre Meinungen unter den Tisch gekehrt werden und diese Trainer/innen unter Vorwand bei Lehrgängen ausgeladen werden sollen, kann man das System knicken. 

Der DLV "bestückt" Trainer, die mir teilweise das Wasser nicht reichen können. Noch nie hat der DLV eine Mehrkämpferin oder Kugelstoßerin mit Potential zu mir "geschleust". Man hat offensichtlich Angst, dass eine Athletin unter meiner Führung wieder Weltklasse wird. Wink So manche Verletzungen bei Athletinnen hätte sich der Verband sparen können. Anscheinend gibt es dort zum großen Teil nicht ansatzweise Personen, die das gesamte Procedere fachmännisch übergreifend aus der Theorie und Praxis heraus beurteilen können, da es aus meiner Sicht keine Konsequenzen gibt. Es ist doch klar, dass ich mich nicht aus- bzw. benutzen lasse und mein Wissen nur als Zubringerin einbringen will. Ist das Klartext genug? Wink

Zudem sollte der Kreis der sehr guten beratenden Hochsprungtrainer erhöht werden. Man lässt aus meiner Sicht nicht "stromlinienförmige" Trainer/innen gerne außen vor. Ich würde auf der Stelle eine Person sofort integrieren.

Man sollte auch mal eine Verletzungsstatistik führen und die Gründe dafür recherchieren. Nur so kommen wir weiter!!! Ich sage oft: "Eine Ratte macht im Labyrinth einen Fehler meistens nicht noch einmal. Menschen wiederholen ständig!" Kritik nur um der Kritik willen kann man lassen; aber berechtigte Kritik sollte man verinnerlichen und versuchen, sofort Abhilfe zu schaffen.

Gertrud


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - Halloo - 08.03.2015

(08.03.2015, 08:31)Gertrud schrieb: Wenn Talente nicht durchkommen, hat meistens das System versagt.....
Was hat eine K. Jeß beim Vereinswechsel in ganz jungen Jahren dazugelernt? Viel entscheidender wäre die Verbesserung der Kenntnisse ihres Opas vor Ort gewesen. Dann hätte man vermutlich auch das Gewicht besser regulieren können. Ähnlich sehe ich das bei S. Gambetta. Sie war die Athletin, die den DR von Sabine hätte torpedieren können. Sie wurde doch anscheinend vor Ort super trainiert......
Solange wir eine Diskussionskultur haben, bei der konträre Meinungen unter den Tisch gekehrt werden und diese Trainer/innen unter Vorwand bei Lehrgängen ausgeladen werden sollen, kann man das System knicken. Der DLV "bestückt" Trainer, die mir teilweise das Wasser nicht reichen können. Noch nie hat der DLV eine Mehrkämpferin oder Kugelstoßerin mit Potential zu mir "geschleust". Man hat offensichtlich Angst, dass eine Athletin unter meiner Führung wieder Weltklasse wird. Wink
......Es ist doch klar, dass ich mich nicht aus- bzw. benutzen lasse und mein Wissen nur als Zubringerin einbringen will. Ist das Klartext genug? Wink

Gertrud
Nicht immer ist das System schuld, Frau Schäfer, manchmal mag es so sein. 
Kennen Sie das Training von K.J., welches sie vor dem Vereinwechsel genoss? Sicher nicht. Wenn Sie  mal recherchieren - was ihnen ja nicht schwerfällt - werden Sie feststellen, dass K. als Schülerin einen Wettkampf nach dem anderen absolvierte. Pausen gab es offensichtlich nicht. Vielleicht wollte sie ja irgendwann auch leben, und andere Dinge des Lebens genießen und hatte die "Schnauze" voll. Sehen Sie das mal so.
Sie werden auch das Training von S.G. nicht kennen und sollten keine (falschen) Rückschlüsse ziehen.
Wenn Sie ihr Wissen "nur" als Zubringerin einbringen können, fühlen Sie sich also ausgenutzt. TraurigSad
Wie so oft, klingt Verbitterung aus ihren Worten.
Bedenken Sie aber: Die Konstellation von damals war eine besondere, die aller Wahrscheinlichkeit nach nicht wieder ähnlich sein wird. Akzeptieren Sie es einfach und machen Sie es sich klar, dass,  falls wirklich eine Perle zu ihnen geschickt wird, diese auch damit einverstanden sein muss. Ob das aber der Fall sein würdeHuh