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Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - Druckversion

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RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - lor-olli - 08.03.2015

Wir kehren in dieser Diskussion doch immer wieder zur gleichen Frage zurück (Und die gilt nicht nur für den Hochsprung): Warum gelingt hierzulande der Umstieg von den guten Junioren, zu den Guten in der Hauptklasse oft nicht? (Eine Jeß aber hatte ganz andere Probleme, auch gesundheitliche)

Ich denke das W.Kronhard und Gertude hier schon das Problem nennen: Warum muss ein guter junger Athlet unbedingt aus einem gut funktionierenden Umfeld gerissen werden? Sicher gibt es auch Gründe die man nicht wegdiskutieren kann, wie Ausbildung oder Studium vor Ort nicht möglich u.a., doch die Zusammenfassung in Leistungszentren wird nicht jeder Perönlichkeit gerecht und auch nicht jeder Athlet möchte zur Bundeswehr oder Polizei…

Es gibt ein Wegbrechen einer Leichtathletik-Grundstruktur mit einem unterschiedlichen Abgebot an und durch auch kleinere Vereine (kein Geld, kein Stadion, keine Hallen etc.), lieber unabhängig agierende Trainer, weil viel kaputtgestrichen wurde um die Unterstützung durch Kommunen ganz zu sparen, oder es in z.B. den Fußball zu stecken (es wurde viel in den Fußball investiert, nicht nur auf Bundesligaebene!).

Alles nur auf das Geld zu schieben greift aber auch zu kurz, wir haben eine "Mentalitätsverschiebung" auch bei den Athleten, Leistungssport ist und war eine Risiko- und dauerhafte Konkurrenzsituation - das Risiko wollen viele nicht mehr tragen, wir haben uns an eine "bequeme Lebensweise" mit Sicherheiten gewöhnt. Ist irgendwie nicht verwunderlich, wenn z.B. in Kenia und Äthiopien Herrscharen  hinter dem Erfolg in einer perspektivlosen Gesellschaft her sind.

In England ist der Erfolg auch deswegen da, weil man vor 2012 viel Geld in den Sport gesteckt hat und die Konkurrenzsituation unter mehreren Vereinen, in verschiedenen Gegenden gefördert hat, auch und besonders in den nicht so leichtathletikaffinen Personenkreisen. Frankreich wählt eine ähnliche Strategie, die nicht Zentralisierung und "Regelungswut" heißt. Leistungssport ist "Stress" genug, da müssen nicht noch die Bestimmungen und starren Regeln eines nichtreformwillgen Verbandes zusätzliche Hürden aufbauen (Kienbaum ist "nett", aber nicht jeder mag "nett" und nicht jede(/r) Individualsportler(in) mag die "Herde", als Beispiel).

Die wichtigen Dienste und Grundlagen, die durch viele Trainer "vor Ort" geleistet werden, werden vom Verband nicht entsprechend gewürdigt, wundert es da, wenn viele ihren Einsatz ein wenig "herunterfahren"? Wenn ich neben dem Training, ständig noch die ganze Orga am Hals habe, zunehmend Auflagen zu erfüllen habe (warum muss jemand der viele Jahre erfolgreiche Arbeit leistete, "Scheine" und "Nachweise" erbringen?). Wenn häufig einfache Übrungs- und Sportgeräte sowie Überungsräume fehlen, oder mangels Pflege nahezu unbenutzbar sind?

Und das allergrößte Problem habe ich damit, dass von Athleten und Trainern Leistungsnachweise erbracht werden müssen, aber Funktionäre ungestraft viele Jahre "Blödsinn" verzapfen können (Medaillenquoten öffentlich erwarten…). Jeder erwartet Medaillen, aber die Fans haben oft mehr Augemaß als mancher Funktionär…


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - Gertrud - 08.03.2015

(08.03.2015, 09:34)Halloo schrieb: Nicht immer ist das System schuld, Frau Schäfer, manchmal mag es so sein. 
Kennen Sie das Training von K.J., welches sie vor dem Vereinwechsel genoss? Sicher nicht. Wenn Sie  mal recherchieren - was ihnen ja nicht schwerfällt - werden Sie feststellen, dass K. als Schülerin einen Wettkampf nach dem anderen absolvierte. Pausen gab es offensichtlich nicht. Vielleicht wollte sie ja irgendwann auch leben, und andere Dinge des Lebens genießen und hatte die "Schnauze" voll. Sehen Sie das mal so.
Sie werden auch das Training von S.G. nicht kennen und sollten keine (falschen) Rückschlüsse ziehen.
Wenn Sie ihr Wissen "nur" als Zubringerin einbringen können, fühlen Sie sich also ausgenutzt. TraurigSad
Wie so oft, klingt Verbitterung aus ihren Worten.
Bedenken Sie aber: Die Konstellation von damals war eine besondere, die aller Wahrscheinlichkeit nach nicht wieder ähnlich sein wird. Akzeptieren Sie es einfach und machen Sie es sich klar, dass,  falls wirklich eine Perle zu ihnen geschickt wird, diese auch damit einverstanden sein muss. Ob das aber der Fall sein würdeHuh

Sicherlich muss man ins Detail gehen. Es gibt bestimmt auch Talente, die gar keinen Leistungssport wollen. Das akzeptiere ich heute; früher habe ich mich damit schwergetan. 

Ich bin heute weit davon entfernt, verbittert zu sein, sondern nur sehr seltsam ob dieser Dummheiten betroffen. Gegen eine „Zwangsverschickung“ zu mir bin ich ganz entschieden. Es muss auf beiden Seiten stimmen, wenn eine Zusammenarbeit klappen soll. Zwang bringt gar nichts. Ich helfe oft hier, wenn Trainer anfragen. Ich bin schulisch hier auch noch eingebunden und trainiere einen 14jährigen Jungen, der die 300m liebt. Ich habe ihn im letzten Jahr mit etwa 45,50 und um 12,80 übernommen. Er hat mich noch nie als „alte Schachtel“ empfunden. Ich werde noch in der nächsten Woche am Gymnasium bei der Konzeption eines sehr kleinen Kraftraumes in Verbindung mit dem hiesigen Kraftverein agieren und meine Erfahrungen einbringen.

Ich bin, was meine Person anbetrifft, ein sehr sparsamer Mensch, kaufe aber spezielle Sportbücher in Massen und auch das eine oder andere Sportgerät. Ich habe in der jüngsten Vergangenheit Geräte für rund 1000 € gekauft. Demnächst kaufe ich wieder ein Spezialgerät zwischen 400€ und 500 €. Das kratzt mich nicht die Bohne. Ich lege sehr großen Wert darauf, dass der Junge sehr gelenkschonend trainiert. Dass ich nicht völlig abblocke, haben Sie an meinem Beitrag zu Ihrem Vorfußspringer gemerkt. Meinen befreundeten Trainern kommt meine Akribie sehr zugute.  

Vor Jahren habe ich mir mal in Rhede Mehrkampfmeisterschaften der jüngeren Jahrgänge angesehen. Es gab Talente in Hülle und Fülle. Nur kamen davon kaum welche oben an.

Gertrude


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - Gertrud - 08.03.2015

(08.03.2015, 10:24)lor-olli schrieb: In England ist der Erfolg auch deswegen da, weil man vor 2012 viel Geld in den Sport gesteckt hat und die Konkurrenzsituation unter mehreren Vereinen, in verschiedenen Gegenden gefördert hat, auch und besonders in den nicht so leichtathletikaffinen Personenkreisen. Frankreich wählt eine ähnliche Strategie, die nicht Zentralisierung und "Regelungswut" heißt. Leistungssport ist "Stress" genug, da müssen nicht noch die Bestimmungen und starren Regeln eines nichtreformwillgen Verbandes zusätzliche Hürden aufbauen (Kienbaum ist "nett", aber nicht jeder mag "nett" und nicht jede(/r) Individualsportler(in) mag die "Herde", als Beispiel).

Es ist ganz stark zu merken, dass hier der Zug in Richtung Zentralisierung abgefahren ist, was ich für absolut falsch für alle halte. Die Quellen sind mehr als offensichtlich. Dieser Deckel passt aber nicht auf jeden Topf!!! 

Wenn man im Hochsprung eine sehr akribische Talentsichtung durchführt und dann die Vor-Ort-Bedingungen und den jeweiligen Athletenkörper auf Herz und Nieren abcheckt und optimiert, kann man meines Erachtens sehr viel langfristig erreichen.

Gertrud


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - HHKp - 08.03.2015

Der Hochsprung ist in Deutschland zur Zeit nicht sehr erfolgreich, aber im Jugendbereich werden international Medallien erreicht, während der Erwachsenenbereich stagniert. 
Ich glaube, auch aus eigener Erfahrung, dass der Umstieg von Jugend auf Aktive sehr schwierig ist. Meist geht ein Wohnortwechsel mit Trainerwechsel damit einher. Dies ist aber unumgänglich, Studium und sonst auch der Finanzielle Aspekt sind wichtig. In kleinen, dörflichen Gegenden ist die Weiterbildung nicht möglich und die kleine  Vereine können den Athleten nicht so gut Unterstützen. 
Der Trainerwechsel ist dann ein großes Risiko, ein Athlet der nicht durchtrainiert ist, meist wenig Krafttraining gacht hat, trifft auf gute Bedingungen und plötzlich steigt das Trainingspensum enorm. Verletzungen sind vorprogrammiert, schätzt doch der Athlet sich selbst falsch ein und auch der Trainer.
Auch ist ein sofortiger Leistungssprung unwahrscheinlich, eher eine Stagnation aufgrund der ungewohnten Technikideen und Trainingsmittel. Bis das neue Training erfolg bringt vergeht einfach Zeit, wer kann sich in der jetzigen  Gesellschaft, die wirklich nur nach Medallien wertet sich das finanziell und auch "kadernorm"-mäßig leisten? In diesem Punkt kann Frau Kurschilgen aber in Schutz genommen werden, viele Athleten werden trotz eines Verletzungjahres oder geringer Leistung noch im Kader gehalten. 
Für Frau Kurschilgen ist eine Einflussnahme in den normalen Trainingsalltag bei "alten Trainerhasen" kaum realisierbar. Welcher Trainer lässt sich den gerne reinreden. Doch würde sich dies bei einem neuen Bundestrainer ändern? Dies bezweifel ich.
Die ehemalige Problemdisziplin Dreisprung hat sich stark gebessert, daran ließe sich ein Beispiel nehmen, man müsste nur festellen durch was die Verbesserung bewirkt wurde. Neuer Bundestrainer oder einfach das Tal verlassen, Dreisprung attraktiver gestaltet, ich weiß es nicht genau und eine Ferndiagnose ist schwierig und nicht meine Aufgabe....


Von daher meine kleinen Gedanken am Sonntagmorgen
HHKp 


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - Robb - 08.03.2015

Weil ich das grade entdeckt habe, in Australien ernähren sich die jungen Damen scheinbar auch sehr gesund. Die aktuelle U20-Bestenliste 2015 für Australien:

1. Eleanor Patterson 1.91
2. Hannah Joye 1.90
3. Nicola McDermott 1.87
4. Cassie Purdon 1.85

In Australien, nicht wirklich ein großes Hochsprungland, springen mehr Juniorinnen über 1.90, als in Deutschland bei den Aktiven... 


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - W. Kronhard - 08.03.2015

(08.03.2015, 12:46)Gertrud schrieb: Es ist ganz stark zu merken, dass hier der Zug in Richtung Zentralisierung abgefahren ist, was ich für absolut falsch für alle halte. Die Quellen sind mehr als offensichtlich. Dieser Deckel passt aber nicht auf jeden Topf!!! 

Wenn man im Hochsprung eine sehr akribische Talentsichtung durchführt und dann die Vor-Ort-Bedingungen und den jeweiligen Athletenkörper auf Herz und Nieren abcheckt und optimiert, kann man meines Erachtens sehr viel langfristig erreichen.

Gertrud
Hochsprung, nüchtern betrachtet, ist keine sooo anspruchsvolle Disziplin. Trainingsbedienungen meistens kein Problem. Sogar bei mir um die Ecke gibt es einen Schulsportplatz mit einem guten Belag und einer Hochsprunganlage. Und schon ist das Wichtigste da. 
Liebe Gertrud man kann sein Wissen, wenn auch nur ein Teil davon, weiter geben. Beispiel: 
Habe mal einen alleine trainierenden Sprinter aufgenommen und versprochen einen anderen Sprint ihm zu zeigen, so dass er unter 11 Sekunden 100 m zu laufen schafft. !,5 Jahre umgeschult, davor war er nur verletzt. Und er schaffte es in einem Sommer 3 Mal unter 11 zu laufen. 
Seit gewisser Zeit trainiert er Kinder. Sicherlich hat er zu meinen Vorstellungen auch eigene, sonst wäre es schlimm. Vor Kurzem sprang ein 13-Jähriges Mädchen bei ihm 1.44 und im nächsten Start 156. Alles hat er spielerisch antrainiert. 
Aber "fremde" lass ich an mein angebliches Wissen nicht mehr ran. Daher würde ich gerne ganz abgeschottet trainieren, klappt nicht immer. Jeder hat das Recht sein geistiges Eigentum, wenn tatsächlich vorhanden, nach eigenen Vorstellungen zu verschleudern. 
Fazit: Es fehlt gewaltig an allen Ecken und Kanten im deutschen Hochsprung das innovative Wissen. Dass ist das Hauptproblem, und nicht die Trainingsbedienungen, und schon gar nicht Talentmangel. Talente kann Deutschland sogar verschenken.
Und noch! Ich musste letzte Zeit mehreren die Aufnahme in meine Gruppe verweigern. Mehrere Monate habe ich das auch mit einem jungen Mehrkämpfer aus einer Nachbarstadt getan. Der Trainer (ein Guter) hat mich aber doch weichgeredet. Und in der ersten Trainingseinheit beim Stabhochsprung hat mich der 14-jähriger begeistert. Und jetzt, nur nach 4 Trainingseinheiten von 0 springt er ordentlichen Stab, aus meiner Sicht natürlich gesehen. Dem gebe ich mein Wissen in allen anderen Disziplinen weiter. Versuch ihm alles so beizubringen, dass niemand nachher es schafft ihn auf Blödsinn umzuschulen. Das ist eine interessante Aufgabe, nicht wahr? Es muss nur Spaß machen. 
Kopf hoch und auf Wissenssuche Mentsch!!!  


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - W. Kronhard - 08.03.2015

(08.03.2015, 14:16)Robb schrieb: Weil ich das grade entdeckt habe, in Australien ernähren sich die jungen Damen scheinbar auch sehr gesund. Die aktuelle U20-Bestenliste 2015 für Australien:

1. Eleanor Patterson 1.91
2. Hannah Joye 1.90
3. Nicola McDermott 1.87
4. Cassie Purdon 1.85

In Australien, nicht wirklich ein großes Hochsprungland, springen mehr Juniorinnen über 1.90, als in Deutschland bei den Aktiven... 
Lieber Robb,

mit Australien wäre ich vorsichtig. Steht mit ein Paar anderen Ländern bei mir auf meiner schwarzen Liste, wegen nicht alles sauber.


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - skonehj - 08.03.2015

ich sehe das 'problem' hochsprung ein bisschen anders, als bisher dargelegt. zuerst möchte ich mich für brigitte kuschligen, die sehr engagiert und vor allem auch innovativ an das hochsprungtraining (und damit meine ich nicht nur das technikspezifische training, sondern auch das training der zubringerleistungen) herangeht.
letztenendes liegt es aber an den heimtrainern, diese maßnahmen und trainingsinhalte auch in ihrer täglichen arbeit anzuwenden. ich weiß durchaus, dass manche davon sehr resistent sind, wenn es um tipps und hilfestellung von anderen trainern geht (dazu möchte ich sagen, dass ich es durchaus begrüße, wenn ein trainer eine philosophie hat und nicht immer jeden trend mitmachen sollte...allerdings muss man dabei die gesundheit und die entwicklung der athleten im blick behalten).
kurz: entwickelt sich mein Athlet von Jahr zu Jahr weiter, dann sehe ich keinen bedarf etwas zu ändern!

ich denke, dass es zwei probleme gibt, die im hochsprung (und z.t. auch in anderen disziplinen) zu einer mangelnden entwicklung führen.

1: unseren athleten geht es auch bei mäßigen leistungen noch viel zu gut. damit meine ich, dass aufgrund mangelnder breite athleten über jahre im kader bleiben (und bundeswehr- oder polizeidienststatus 'geniessen'), obwohl keine Entwicklung stattfindet. dies gilt ebenso für den status in den (groß-)vereinen. so werden z.b. verträge verlängert für leistungen, die immer noch gut sind (deutsche spitze), aber mit denen man meilenweit von einem start bei einer internationalen meisterschaft entfernt ist. 

solange die athleten so ein bequemes auskommen haben, besteht natürlich kein bedarf, sich mehr anzustrengen. die weltspitze ist sowieso weit enteilt und wieso noch mehr schinden, wenn ich auch so an mein geld komme...

2: die atheten selber. ich spreche jetzt nur für den hochsprung und aus individueller beobachtungen, aus denen sich meine schlüsse ergeben.
viele athleten treiben den sport aus finanziellen gründen und anknüpfend an meinen ersten punkt: solange ich jeden monat meine schäfchen im trockenen habe, ist ja alles in ordnung.
aber es gibt noch eine weitere ebene, die die athleten betrifft. 

denn diese athleten sind nicht bereit zu investieren, vor allem in den eigenen körper.
einige gehen gerne feiern, obwohl am nächsten tag training ansteht. 
viele bereiten das training nicht ordentlich vor oder nach.
viele wissen zwar um ihre problemstellen, handeln aber nicht, gerade im bereich stabilität und beweglichkeit, auf faszialer ebene oder regenerativ mit kälteanwendungen.
auch beim thema ernährung liegt noch viel potential, aber ich denke die wenigsten gehen bewusst einkaufen und kochen sich abends ein 'disziplingerechtes' essen.

hier sind vor allem die heimtrainer gefragt: lieber eine (kern-)einheit auslassen und den körper pflegen. wichtig auch: anwesenheit während der kompletten einheit, um im warmup schon zu erkennen, wie ich den athleten heute belasten kann und dann evtl. auch vom plan abweichen zu können.

ich ziehe meinen schluss vor allem aus der beobachtung, dass viele der guten jugendlichen und junioren, die wir in deutschland haben, nicht oben ankommen. im altersbereich bis u23 geht noch viel von alleine und da offenbart sich das talent der sportler. die mangelnde entwicklung setzt dann an, wenn das talent 'aufgebraucht' ist und die arbeit losgeht. damit meine ich zum einen die schinderei, aber zum anderen die dafür notwendige pflege. viele beherzigen den ersten teil, vernachlässigen den zweiten und verletzen sich und hören früher oder später auf. ich den letzten 15 jahren haben wir soviel von unserem hochsprungpotential liegen lassen aufgrund von mangelnder bereitschaft der athleten, sinnvoll (!) an sich zu arbeiten. klar ist das auf der einen seite auch die Aufgabe der trainer, ab und zu mal einen arschtritt zu verpassen, aber im u20 oder u23 bereich sollte ein athlet selbstreflektiert genug sein, um eigenständig und eigenverantwortlich zu handeln.

punkt 2 meiner ausführung beobachte ich allerdings auch täglich bei Sportlern aus anderen disziplinen und ich rede mir täglich den mund fusselig, aber meist höre ich nur große worte, warte aber vergebens auf die taten. 

ich bin gespannt auf eure Meinungen.


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - Robb - 08.03.2015

Ist für die Zugehörigkeit in Sportfördergruppen und Bundeskadern nicht der Bundestrainer zuständig? Dann stellt sich die Frage, warum mittelmäßige Athleten solange gefördert werden, anstatt Druck zu machen.
Ich hatte vor ein paar Jahren den gleichen Gedanken, bei uns geht es mittelmäßigen Athleten einfach zu gut. Grund war ein Interview, ich glaube es war Eric Krüger, der meinte, er bekomme jedes Jahr ein neues Auto vom Sponsor zur Verfügung gestellt. Ein junger 400m Läufer, noch nie unter 46 Sekunden gelaufen und jedes Jahr ein neues Auto...


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - skonehj - 08.03.2015

mit der berufung in die kader hast du natürlich recht. alles was danach kommt (sportfödergruppe) ist dann fast ein selbstläufer: einmal drin und man ist ziemlich safe (solange man noch deutscher meister wird, was ja gerade im hochsprung nicht so schwer ist...) oft wird ein kaderstatus auch nur verlängert, damit der athlet in der sportfördergruppe bleiben kann, obwohl keine entwicklung stattgefunden hat. die mechanismen dahinter verstehe ich auch nicht, aber vllt. sollten die dlv-verantwortlichen auch einfach mal einen kaderantrag ablehnen...
das bsp. mit dem 400m läufer wiederholt sich in anderen disziplinen/vereinen mehrfach jedes jahr...
ich denke, dass viele deutsche athleten einfach zu weit von der europäischen/weltspitze entfernt sind und mit dem zufrieden sind, was sie haben, weil mehr auch fast nicht zu erreichen ist und bei dem gedankengut entwickelt sich eine disziplin natürlich nicht weiter.
400m ist übrigens ein gutes beispiel: im einzeln sind die meisten ja (weit) weg von einer einzelnorm, aber zum glück gibt es ja die staffel, mit der man um die welt reisen kann...