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Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - Druckversion

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RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - Delta - 12.03.2015

(11.03.2015, 10:37)Robb schrieb: Es gibt also einige Heimtrainer, die nicht mitziehen, das dürften aber wohl nicht alle sein? Als Heimtrainer frage ich mich außerdem, wer will mir da erzählen, wie ich trainieren soll? Hat Frau Kurschilgen als Heimtrainer irgendwelche Erfolge vorzuweisen? 

Wenn Heimtrainer nicht erfolgreich sind, dann ist es der Job des Bundesrtrainers diese auszusortieren. Das geht a) über das Geld oder b) dem Athleten wird klar vermittelt, dass er keine Länderkämpfe und WM Termine bestreitet wenn er beim alten Trainer bleibt.

Das Team Jungfleisch/Kiss hat mindestens 3 Jahre verloren bis die Athletin endlich in der Gewichtsfrage sich bewegt hat was sofort zur nachweisbaren Leistungssteigerungen führte.


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - W. Kronhard - 12.03.2015

Was mich persönlich betrifft, dann habe ich niemanden kritisiert. Ich habe nur darüber gesprochen. Versuche mal jetzt zu Kritik übergehen. Das wird nichts persönliches sein. Dass ganze Sportkonzept in Deutschland ist marode und zerrissen. Warum gehört Sport in Deutschland der Polizei, also dem Innenministerium? Das ist nicht nur unsinnig, sondern zerreisst auch den Gesamtsport in Stücke. 
Alles wo Sport staatlicherseits getrieben wird, ausgenommen Vereine, gehört in ein Ministerium zusammengepackt. Wo haben wir Sport? In der Schulen und anderen Ausbildungsstätten, wie Uni. 
Also ist es ganz logisch den ganzen Sport in das Bildungsministerium zu packen. Denn Bewegungssport ist Körperbildung, und nichts anderes. Nach dem Einheitsprinzip muss Geistige Bildung mit der Körperlichen Bildung zusammengehen. Es ergibt auch automatisch eine engere Zusammenarbeit der Schulen, der Unis und der örtlichen Vereine. 
Wir wollen das nicht nur die Polizei sportlich ist, sondern das gesamte Volk. Oder habe ich jetzt Denkfehler zugelassen?
Und kommt mir nicht mit dem Quatsch: Es ist nicht machbar. Wo Wille ist ist auch Veränderung zu schaffen.

Na dennnnn!


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - Halloo - 12.03.2015

(12.03.2015, 00:20)Delta schrieb:
(11.03.2015, 10:37)Robb schrieb: Es gibt also einige Heimtrainer, die nicht mitziehen, das dürften aber wohl nicht alle sein? Als Heimtrainer frage ich mich außerdem, wer will mir da erzählen, wie ich trainieren soll? Hat Frau Kurschilgen als Heimtrainer irgendwelche Erfolge vorzuweisen? 

Wenn Heimtrainer nicht erfolgreich sind, dann ist es der Job des Bundesrtrainers diese auszusortieren. Das geht a) über das Geld oder b) dem Athleten wird klar vermittelt, dass er keine Länderkämpfe und WM Termine bestreitet wenn er beim alten Trainer bleibt.

Das Team Jungfleisch/Kiss hat mindestens 3 Jahre verloren bis die Athletin endlich in der Gewichtsfrage sich bewegt hat was sofort zur nachweisbaren Leistungssteigerungen führte.
Wie denn? Heimtrainer aussortieren, indem man dem Athleten mit Nachteilen droht? Findest du das wirlich in Ordnung? Schon solche Gedanken sind nach meiner Auffassung unmöglich. Wo leben wir denn?
Wenn ein Athlet nicht die gewünschten Verbesserungen vorzeigen kann, muss es nicht zwangsläufig am Trainer liegen. Oft werden Heimtrainer kritisiert, weil man anderer Auffassung ist, und ebenso oft sind die anderen Auffassungen falsch. Viele, die hier posten, werden das aus eigener Erfahrung bestätigen können.
Wenn jedoch gravierende Traininsmängel festgestellt werden, sollte man entsprechende Gespräche führen, wie es anders (besser) laufen könnte. Aber mit Nachteilen zu drohen geht garnicht, solche Bundestrainer müssten entfernt werden.

Der Job der Bundestrainer ist nicht, Trainer auszusortieren, sondern den günstigsten Weg der Aktiven auszuloten. Und diese Wege sind vielseitig, und sollen  unbedingt Bedürfnisse der Sportler berücksichtigen. Wir können die Athleten nicht wie Schachfiguren verschieben, denn wir leben in keiner Diktatur.


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - Halloo - 12.03.2015

(12.03.2015, 00:22)W. Kronhard schrieb: Was mich persönlich betrifft, dann habe ich niemanden kritisiert. Ich habe nur darüber gesprochen. Versuche mal jetzt zu Kritik übergehen. Das wird nichts persönliches sein. Dass ganze Sportkonzept in Deutschland ist marode und zerrissen. Warum gehört Sport in Deutschland der Polizei, also dem Innenministerium? Das ist nicht nur unsinnig, sondern zerreisst auch den Gesamtsport in Stücke. 
Alles wo Sport staatlicherseits getrieben wird, ausgenommen Vereine, gehört in ein Ministerium zusammengepackt. Wo haben wir Sport? In der Schulen und anderen Ausbildungsstätten, wie Uni. 
Also ist es ganz logisch den ganzen Sport in das Bildungsministerium zu packen. Denn Bewegungssport ist Körperbildung, und nichts anderes. Nach dem Einheitsprinzip muss Geistige Bildung mit der Körperlichen Bildung zusammengehen. Es ergibt auch automatisch eine engere Zusammenarbeit der Schulen, der Unis und der örtlichen Vereine. 
Wir wollen das nicht nur die Polizei sportlich ist, sondern das gesamte Volk. Oder habe ich jetzt Denkfehler zugelassen?
Und kommt mir nicht mit dem Quatsch: Es ist nicht machbar. Wo Wille ist ist auch Veränderung zu schaffen.

Na dennnnn!
Ausnahmsweise mal volle ZustimmungBig Grin


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - Gertrud - 12.03.2015

(11.03.2015, 21:53)Halloo schrieb: Aber wir wissen zwischenzeitlich, dass es immer wieder Besserwisser gibt. Frau Schäfer hat auf dem Platz bewiesen, dass sie Talente in die Spitze bringen konnte. Können das auch T.Z. und W.K. auch nachweisen?Huh

Auf einem solch hohen Sockel sehe ich mich nicht. Es gibt sehr gute Anregungen auch von Trainern, die noch keinen "durchgebracht" haben. Ich nehme die Anregungen durchaus auf! 

Ich habe mal mit Brigitte Kurschilgen zusammengearbeitet und sie schon als akribisch empfunden. Ich tue mich schwer, Trainer/innen, mit denen ich mal zusammengearbeitet habe, öffentlich vorzuführen. Natürlich zeigt die reine Statistik enorme leistungsmäßige Defizite. Man kann sicherlich von jetzt auf gleich auch keinen Weltklasseathleten aus dem Ärmel zaubern; aber man kann eine fachliche Kehrtwende in der Peripherie einleiten und sehr gezielt Talente sichten. Wichtig ist vor allem, dass man das kooperationsbereite Trainerpotential bündelt.

Da der Hochsprung eine sehr verletzungsträchtige Disziplin vor allem im Absprung ist, gehören richtige Trainingshinweise sowohl in technischer als auch z. B. kräftigender Form an die Basis. Außerdem sollte nicht das frühzeitige Hochpushen forciert werden, sondern prophylaktische Inhalte für spätere harte Einheiten sollten Grundelemente sein.  

Gertrud  


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - Solos - 12.03.2015

(12.03.2015, 09:37)Gertrud schrieb: Da der Hochsprung eine sehr verletzungsträchtige Disziplin vor allem im Absprung ist, gehören richtige Trainingshinweise sowohl in technischer als auch z. B. kräftigender Form an die Basis. Außerdem sollte nicht das frühzeitige Hochpushen forciert werden, sondern prophylaktische Inhalte für spätere harte Einheiten sollten Grundelemente sein.  

Gertrud  

Das stimme ich absolut überein und würde es prinzipiell auf die gesamte LA übertragen.

Aber das sind nun wirklich keine neuen Feststellungen, sondern seit jahrzehnten bekannte Prinzipien des langfristigen Leistungsaufbaus. Es ist absolut nicht nachvollziehbar, warum offenbar immer noch an (zu) vielen Stellen mit der Errichtung des Dachs begonnen wird, bevor ein entsprechendes Fundament mit tragendem Mauerwerk gelegt wurde. Was sind die Gründe? Fehlen die Mittel? Gibt es äußere Zwänge die zu diesem Handeln veranlassen?


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - Atanvarno - 12.03.2015

(12.03.2015, 09:49)Solos schrieb: Es ist absolut nicht nachvollziehbar, warum offenbar immer noch an (zu) vielen Stellen mit der Errichtung des Dachs begonnen wird, bevor ein entsprechendes Fundament mit tragendem Mauerwerk gelegt wurde. Was sind die Gründe? Fehlen die Mittel? Gibt es äußere Zwänge die zu diesem Handeln veranlassen?
Es gab mal eine Zeit, da haben sich DLV-Verantwortliche explizit gegen internationale U18-Meisterschaften ausgesprochen und es gab eine Zeit ohne  Deutsche Schüler-Einzelmeisterschaften.
Beide Entscheidungen wurden (aus meiner Sicht leider) revidiert. Dadurch werden für einige Trainer die äußeren Zwänge geschaffen, die solos anspricht.
Das ist sicher nicht der alleinige Grund, warum oft das Dach vor dem Fundament gebaut wird, aber es trägt bei einigen durchaus dazu bei, weil der schnelle Erfolg in der U16/U18 für wichtiger erachtet wird als die langfristige Leistungsperspektive.


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - MZPTLK - 12.03.2015

(12.03.2015, 09:49)Solos schrieb: Es ist absolut nicht nachvollziehbar, warum offenbar immer noch an (zu) vielen Stellen mit der Errichtung des Dachs begonnen wird, bevor ein entsprechendes Fundament mit tragendem Mauerwerk gelegt wurde. Was sind die Gründe? Fehlen die Mittel? Gibt es äußere Zwänge die zu diesem Handeln veranlassen?
Zeit'Geist'.
Ökonomischer Druck.
Hedonismus.

Immer schneller wird von einer zur anderen Bedürfnisbefriedigung gehechelt und gehetzt.

Daher auch das (oberflächliche) Surfen von Mode zu Mode, mitunter auch in der Leichtathletik.


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - Gertrud - 12.03.2015

Zitat:Was sind die Gründe? Fehlen die Mittel? Gibt es äußere Zwänge die zu diesem Handeln veranlassen?


Ich hole mal ganz weit aus.


1.    Teilweise ist das LA-Wissen im Lehrerbereich eine Katastrophe. Es wird anscheinend an den Universitäten nicht richtig gelehrt. Mich "zapfen" immer wieder Lehrer/innen unseres Gymnasiums "an", wobei ich sehr gerne helfe.

2.    Dann wird flächendeckend die Spiele-LA verbreitet, statt auch da die Lernphasen für gute technische Inhalte zu nutzen.

3.    Sicherlich fehlt das flächendeckende Wissen im Trainerbereich über die angemessenen Trainingsinhalte. Ihr wisst, dass ich mich sehr mit Kraftübungsinhalten beschäftige, die auch ein Beschäftigen mit den Geräten beinhaltet. Es ist teilweise unglaublich, wie viele schlechte orthopädische Übungen oder falsche Ausführungen auch im Protagonistenbereich durchgeführt werden.

4.    Die Fortbildungen an der Basis müssen schon diese geeigneten Inhalte liefern. Das heißt, dass an der Qualität vorrangig gearbeitet werden muss.

5.    Ich kann mir auch in dem einen oder anderen Fall vorstellen, dass z. B. ein guter Platz in der Jugend bei Meisterschaften als vorrangig betrachtet wird und dann gesunde Inhalte vernachlässigt werden oder auch nicht bekannt sind.

6.    Ich vermisse bei Fortbildungen die ganz akribische Beschäftigung mit technischen Details und deren akribischer Prophylaxe in einer angemessenen, aber harten (und ruhig konträren) Diskussionsform.


7.    Sicherlich gibt es auch finanzielle Engpässe Ich habe z. B. jetzt für eine körperliche Schwachstelle Geräte gekauft. Viele Trainer können das nicht aus eigener Tasche leisten oder wollen es auch nicht.

8.    Ich stelle mir Patenschaften bei Vereinen durch ehemalige Trainer, die im oberen Bereich gearbeitet haben, vor. Ich nenne mal meine Vorstellungen hier vor Ort. Ich war wesentlich an der Erneuerung der beiden Turnhallen und der Sportplätze in Marl beteiligt. Werner Kalb und Tobias Rüttgers haben diese Anlagen gesehen und waren baff ob der leichtathletischen Bedingungen. Jetzt wirke ich an einem kleinen Kraftraum mit und versuche die bescheidenen Mittel (Stadt, Evonik, Schule) mit einem Kollegen und den Schwerathleten richtig einzusetzen, wobei sicherlich auch Kompromisse gemacht werden. Entscheidend ist, dass der VfL Hüls unsere LA-Anlagen frequentiert und den Kraftraum auch im Sommer z. B. nutzt. Ich habe die Verbindung zum Verein aufgenommen und diese Vorschläge unterbreitet. Zudem habe ich schon zweimal dem Krafttraining beigewohnt. Die beiden Trainer haben meine Vorschläge zur Übungsoptimierung angenommen. Außerdem will ich die drei Trainer dort fortbilden und werde sie mit gesunden Inhalten versorgen. Ich werde meine Sammlung ungesunder Inhalte von Protagonisten vorführen. Jetzt hat mich ein Kollege auf ein Mädchen aufmerksam gemacht, das enorme Sprungqualitäten hat. Ich werde in den Unterricht gehen und sie mir anschauen. 

Gertrud


RE: Deutsche Hochsprungmisere - Woran liegt's? - lor-olli - 12.03.2015

Ein Problem ist die scheinbare Unverträglichkeit von Leistungssport und "Selbstlosigkeit". Vor langer Zeit waren Trainer unabhängiger, viele von ihnen drängten nicht ins Rampenlicht, wozu auch, Geld spielte kaum eine Rolle. Heute zählt der Erfolg, nur er verspricht auch "Sicherheiten", d.h. im Fall eines Trainers eine feste Anstellung. Erfolg erzielt man oft auch leichter mit jungen Athleten, die bei forciertem Training eine schnellere Entwicklung haben - auf Kosten einer längerfristigen Entwicklung und Perspektive.

Mir fällt da spontan eine Jule Assmann / Hamburg ein, die 2005 mit 13 den Wien-Marathon in 3:10std absolvierte. Mit 17 oder 18 war dann Schluss mit Sport und das obwohl sportmedizinische Begutachtungen und Messungen ihr ein überragendes Talent mit einem extrem effizienten, leichten Laufstil bescheinigten. Verletzungen erfolgten dann mit 15 bis 16, die Motivation war hinüber  und sie gab auf, auch weil sie "die Nase voll hatte" (Vater war übrigens der Trainer und ständig in den Medien…).

Das Athleten selbst den Erfolg suchen ist natürlich, sonst würde man keine Leichtathletik betreiben, ein Gefühl für eine längerfristig gesunde und erfolgreiche Entwicklung erfordert aber einen Trainer mit Geduld und Großzügigkeit, weil er selbst die Lorbeeren für die Erfolge vielleicht nicht mehr erntet. Solche Trainer wird es aber nur geben, wenn man ihnen eine ordentliche Portion Unabhängigkeit gewährt, wer ständig nur fordert, normiert, Vorschriften erlässt, bekommt eben auch die "Stromlinienförmigen" die gehorsam "liefern". (Selbst und Zweifeln!)