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Kugelstoßen bei der Hallen-EM [war Hallen EM 2015 - Tag 3] - Druckversion

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RE: Kugelstoßen bei der Hallen-EM [war Hallen EM 2015 - Tag 3] - Solos - 10.03.2015

(10.03.2015, 11:46)MZPTLK schrieb: Die grundsätzlich Frage, die sich für mich stellt: inwieweit ist es beim Drehstoss zielführend, eine der Klassik nahekommende Verwringungsposition aufzubauen.Huh


Das ist in keinem Fall zielführend, da die Ausnutzung der Muskelspannung durch den Auf- und Abbau (!!!) der Verwringung zwischen Hüfte und Schulter an einer völlig anderen Stelle als beim Angleiten erfolgt: nämlich während des Einbeinstützs, also bereits VOR dem Setzen des Stemmbeins. Wenn das Stemmbein gesetzt wird, befindet sich die Verwringung bereits im initialen Abbau, dass heißt die Vorspannung wird bereits aufgelöst und beschleunigungswirksam.

Im Angleiten hingegen erfolgt erst nach dem Setzen des Stemmbeins eine Zunahme und Abnahme der Verwringung. Das schaffen allerdings nur wenige, häufig ist auch ein synchrones arbeiten der Achsen. Da das Aufrichten des Körpers und die Streckung der Beine wirksamer als im Drehstoß engesetzt werden können, gibt es hier mehr Möglichkeiten auch ohne Verwringung hohe Beschleunigungen zu erzielen. 


RE: Kugelstoßen bei der Hallen-EM [war Hallen EM 2015 - Tag 3] - Solos - 10.03.2015

(10.03.2015, 11:38)Diskusmann schrieb: Wie man effektiver mit der Drehstoßtechnik umgehen kann (und da widerspreche ich sowohl MZ... als auch Solos) zeigt dieses Video von Ryan Crouser. Ich halte einen abgebeugten Oberkörper für sinnvoller gerade für den Aufbau einer optimalen Beschleunigung der unteren Antriebe als auch - verbunden mit einem konsequenten Schließen des linken Arms - für die Körperschwerpunktlage in der Stoßauslage.

Nein, da ist kein Widerspruch. Wink Ich habe lediglich die hinter dem Andrehen von Jagusch stehende Intention dargelegt. Das heißt nicht, dass ich diese Art favorisiere. Im Gegenteil: wenn mich jemand um Rat fragen würde, so wäre meine Empfehlung ebenfalls ein abgebeugter Operkörper für Jagusch. Smile


RE: Kugelstoßen bei der Hallen-EM [war Hallen EM 2015 - Tag 3] - MZPTLK - 10.03.2015

@Diskusmann: Crouser scheint sehr gross zu sein. Er nutzt seine Hebel sehr gut aus.

Jagusch ist wesentlich kleiner, er muss von der Geschwindiglkeit kommen.
Das bedeutet nmM auch, dass er etwas offener stehen muss.

Was das Abbeugen des Oberkörpers angeht, würde ich Dir nicht grundsätzlich widersprechen.
Ich selbst habe mal damit experimentiert - allerdings mit dem Diskus - und sehr gute Erfahrungen damit gemacht.
Waren ein paar Meter mehr drin, aber nur bei gelungenen Würfen.

@Solos: Ich meine mit Klassiker zum Beispiel und vor allem Ulf Timmermann.
Dass die Verwringung idealerweise bereits vor dem Kontakt des hinteren Fusses initiiert werden sollte, ist klar.
Ich meine aber nach wie vor, dass wegen der Drehgeschwindigkeit bei kleinen Leuten - und Drehstosser sind(bisher) in der Mehrzahl die 'Kleineren' - einfach nicht soviel Zeit für zeitlich ausgeprägte Verwringung zur Verfügung steht, als dass diese am effektivsten wäre Huh

Aber ich glaube stark an die Grossen, die dürften bei sehr guter Athletik und Technik mit dem Drehstoss eine sehr gute Zukunft haben.


RE: Kugelstoßen bei der Hallen-EM [war Hallen EM 2015 - Tag 3] - MZPTLK - 10.03.2015

(10.03.2015, 12:10)Solos schrieb:
(10.03.2015, 11:46)MZPTLK schrieb: Die grundsätzlich Frage, die sich für mich stellt: inwieweit ist es beim Drehstoss zielführend, eine der Klassik nahekommende Verwringungsposition aufzubauen.Huh


Das ist in keinem Fall zielführend, da die Ausnutzung der Muskelspannung durch den Auf- und Abbau (!!!) der Verwringung zwischen Hüfte und Schulter an einer völlig anderen Stelle als beim Angleiten erfolgt: nämlich während des Einbeinstützs, also bereits VOR dem Setzen des Stemmbeins. Wenn das Stemmbein gesetzt wird, befindet sich die Verwringung bereits im initialen Abbau, dass heißt die Vorspannung wird bereits aufgelöst und beschleunigungswirksam.

Im Angleiten hingegen erfolgt erst nach dem Setzen des Stemmbeins eine Zunahme und Abnahme der Verwringung. Das schaffen allerdings nur wenige, häufig ist auch ein synchrones arbeiten der Achsen. Da das Aufrichten des Körpers und die Streckung der Beine wirksamer als im Drehstoß engesetzt werden können, gibt es hier mehr Möglichkeiten auch ohne Verwringung hohe Beschleunigungen zu erzielen. 
Was gelernt, vielen Dank!
Es hängt also, wie Du auch schreibst, auch wesentlich von der Beweglichkeit
und der optimalen Wirkungsweise der Muskelketten in bestimmten Winkeln zusammen.
Zum Beispiel war ich früher in der Lage, einen rechten Winkel von Schulter- zu Hüftachse einzunehmen. Prima für Diskus,
für Hammer nicht so wichtig.

Ein wichtiger Punkt ist, ob und inwieweit es orthopädisch bedenklich ist,
ideale Bewegungsmuster, wie Ihr sie sehr gut beschrieben habt, bei jedem Athleten anwenden zu wollen. Huh


RE: Kugelstoßen bei der Hallen-EM [war Hallen EM 2015 - Tag 3] - Diskusmann - 10.03.2015

(10.03.2015, 13:44)MZPTLK schrieb: Ein wichtiger Punkt ist, ob und inwieweit es orthopädisch bedenklich ist,
ideale Bewegungsmuster, wie Ihr sie sehr gut beschrieben habt, bei jedem Athleten anwenden zu wollen. Huh

Es ergibt sich immer eine individuelle Technik, abhängig z.B. von Größe, Zubringerfähig- aber auch fertigkeiten. Prinzipien ändern sich nicht, man muss nur manchmal andere Wege gehen und kleinstmögliche Kompromisse finden. Ein Grundgerüst habe ich aber schon, das ich zunächst erarbeiten lasse, um dann flexibel anzupassen.

Ich hatte z.B. mal eine Athletin, die beim Diskuswurf partout nicht über den Ballen eindrehen konnte/wollte. Also ließ ich sie über die Ferse eindrehen. Eine vollkommen andere Bewegung als über den Ballen.