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Sprinttechnik - Druckversion

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RE: Sprinttechnik - Gertrud - 21.07.2014

(21.07.2014, 21:13)runny schrieb:
(21.07.2014, 19:26)Gertrud schrieb: Also haben sich meine Vorahnungen hinsichtlich seiner Füße doch bewahrheitet!!! Thumb_down Ich glaube, ich muss mein spezielles Wissen doch in der Beratung demnächst anwenden. Wink Zur richtigen Sprinttechnik (und deren Belastung auf Strukturen) gehören eben auch gesunde Füße. Das Wissen um diese Inhalte scheint international auch nicht zu greifen.

Gertrud

...und nochmal die Frage - wie sieht der ideale Fußaufsatz im Sprint aus?

Usain Bolt setzt sehr stark über den Außenfuß auf und drückt sich dann mit dem gesamten Vorfuß ab. 
In meinen Augen ist das die, für die Geschwindigkeit ideale Technik des Fußaufsatzes, da Bremskräfte durch eine kleine Auflagefläche beim ersten Bodenkontakt (nur auf dem Außenfuß) gemindert werden und beim Abdruck nach hinten auf dem gesamten Vorfuß eine große Auflagefläche für den Abdruck nach hinten zur Verfügung steht.

Andererseits ist es gesundheitlich sehr bedenklich wenn der gesamte Bremsimpuls auf eine sehr kleine Fläche im Fuß wirkt, da dann an einer einzelnen Stelle starke Kräfte auf den Fuß wirken...
Wenn der richtige Fußaufsatz auf einen Fuß mit enormen Fußfehlern stößt, kann dieser die Schwächen nicht kompensieren. Mit anderen Worten: Die Kräfte treffen auf teilweise sehr schwache Strukturen. Genau das ist bei Usain Bolt der Fall. An seinem Fußaufsatz an sich gibt es nichts zu meckern. Auch seine rechtskonvexe Skoliose ist limitierend. Er ist nicht umsonst bei Dr. Müller-Wohlfarth oft in Behandlung. Zudem hat er eine wahnsinnige Rechts-Links-Schrittlängendifferenz, so dass es statisch schon einiges zu verbessern gibt. Ich habe hier oder im alten Forum schon vor dem dpa-Bericht auf diese Tatsachen hingewiesen, als mich einige sicherlich für besserwisserisch gehalten haben. Ich mache nicht halt vor Weltklasseathleten, weil gerade durch die enormen Belastungen aufgrund von Statikfehlern enorme Verletzungen entstehen.

Ich habe einen Vortrag zusammengestellt, den ich teilweise meinen Freunden schon zur Verfügung gestellt habe, der diesen Fall sehr deutlich demonstriert. Man kann den Fuß unheimlich belasten, wenn die Strukturen in bestimmter Weise verschaltet sind. Da passiert dann gar nichts. Die Muskulatur muss imstande sein, die Knochen in belastbare Strukturen zu manipulieren. Wie es bei einem Haus tragende Wände gibt, die man nicht beseitigen sollte, gibt es beim Fuß tragende Strukturen. Fehlhaltungen rächen sich irgendwann immer.

Gertrud


RE: Sprinttechnik - Gertrud - 21.07.2014

(21.07.2014, 20:34)Hellmuth K l i m m e r schrieb: H. Klimmer / sen.
Schauen Sie, am frühen  Morgen war ein Schüler in meinem Keller samt Mutter als Zuschauerin und hat trainiert! Sein Fuß wäre ohne meine Intervention in kurzer Zeit geschädigt. Ich korrigiere ständig, weil er immer wieder in alte Muster verfällt. Meine Kolleginnen und Kollegen am Gymnasium profitieren sehr von der Weitergabe meines Spezialwissens. Ich werde immer noch bei Gerätebestellungen gefragt, obwohl ich dort gar nicht mehr tätig bin.

Ich habe schon einmal in Mainz und Stuttgart hinsichtlich Krafttraining und generellem Training referiert. Die größte Resonanz kam übrigens in Oslo. Dort war man begeistert, weil ich ihnen völlig neue Wege auch hinsichtlich Verletzungsträchtigkeit aufgezeigt habe. Einer sagt zu mir: „Das ist sensationell. Warum bist du nicht im Verband tätig?“

Wer mich bei Fortbildungen erlebt hat, hat meine Vehemenz bei schwachen Trainingsinhalten erlebt; aber genau das wollen bestimmte Leute gar nicht. Folglich werde ich Pflichtveranstaltungen für den Schein besuchen, gut zuhören, denken und den Mund halten. Mich kann sicherlich keiner mehr dazu bewegen, im DLV zu referieren. Sollen jüngere Kollegen es richten! Für bestimmte Leute gibt es nach einem bestimmten Verhalten mir gegenüber von meiner Seite nichts mehr geschenkt.

Gertrud


RE: Sprinttechnik - -running- - 22.07.2014

(21.07.2014, 17:56)Hüfthammerwie schrieb: ...
Wie bringt ihr eure Schüler,oder euch selbst dazu locker zu Sprinten wenn Ausdauerläufe und der Wille nicht helfen?

In & out läufe .. aber den "In" Anteil nicht bebachten. Die Aufgabenstellung nur auf den "Out" teil der Läufe beschränken

Bei Schülern z.B.
100m mit 25m Abschnitten - in-out-in-out 
im Outteil dann: locker, groß, ohne Druck aber auch ohne viel Geschwingkeitsverlust, kein Bremsen


-running-


RE: Sprinttechnik - Hellmuth K l i m m e r - 22.07.2014

(21.07.2014, 22:37)Gertrud schrieb:  Man kann den Fuß unheimlich belasten, wenn die Strukturen in bestimmter Weise verschaltet sind.
Die Muskulatur muss imstande sein, die Knochen in belastbare Strukturen zu manipulieren.

Gertrud
All das verstehe   i c h   nicht und sicher andere Leser auch nicht.

W i e   müssen "Strukturen" "verschaltet" sein und wie können Muskeln die Knochen "manipulieren"?HuhUndecided

Konkretes, populärwissenschaftlich Formuliertes (" ... damit das 'Volk' es auch versteht" - n. SOSTSCHENKO) les' ich nicht. Immer nur nicht in der Praxis Anwendbares. Teufel

Da bleib ich hilflos und sprachlos zurück - und ich denke an BRECHTs "Fragen eines lesenden Arbeiters" (sinngemäß): So viele Fragen, so wenige Antworten.

H. Klimmer / sen.


RE: Sprinttechnik - lor-olli - 22.07.2014

Muskeln manipulieren die Knochen indem ihre Kraftentfaltung direkte Auswirkungen über die Sehnen auf die Ansätze am Knochen hat. Jeder Mediziner erkennt auch am "nackten Knochen" sofort ob dieser einem Sportler (alternativ auch einem körperlich hart arbeitenden Menschen) gehörte, weil sich der Knochen verdichtet und am Sehnenansatz auch verdickt. Die Frage bei einem Sportler ist im Gegensatz zu einem Schmied etwa, ob die Veränderungen sinnvoll gesteuertt werden - der Schmied muss den Hammer schwingen, viele Variationsmöglichkeiten hat er nicht (Weswegen die Kochen bei vielen Schmieden, durch die jahrzehntelange, einseitige Belastung nicht mehr stark, sondern spröde werden)

Ich vermute mal, dass Gertude mit Verschaltung die präzise koordinierten Abläufe bei einer Bewegung anspricht. Eine individuell genau dosierte Übung, stärkt zum die beanspruchten Strukturen dieses Bewegungsablaufs gezielt (was Verletzungen vorbeugt), verhindert Fehlbelastungen (welche Bänder und Knochen schädigen, die Muskeln kompensieren hier vieles weil sie flexibel sind, der Rest eben nicht).
Da komplexe Bewegungen nicht nur von einem Muskel gesteuert werden, gilt es schon in der Entstehung des Bewegungsablaufes einzugreifen, damit ungünstige, schlimmstenfalls schädliche gar nicht erst verfestigt werden. (Verschaltet = die einmal festgelegten Abläufe funktionieren automatisch, sogar wenn sie falsch sind)


RE: Sprinttechnik - Hellmuth K l i m m e r - 22.07.2014

Danke lor-olli für deine Auffrischung meiner Anatomiekenntnisse. (Das erinnerte mich an mein Sportstudium und die tollen Anatomie-Vorlesung bei Prof. TITTEL ["Funktionelle Sportanatomie"], insbes. an das Lernen von "Ansatz und Ursprung" der Muskeln.Undecided )

In   d i e s e m   Forum fänd ich es aber besser, einfacher zu erklären, denn die Meisten hörten keine Anatomie-, Physiologie-, Psychologie-, Biochemie-, ...-Vorlesungen. Oder sollen die außen vor bleiben; sollen sich hier nur "Koryphäen" unterhalten?

H. Klimmer / sen.


RE: Sprinttechnik - MZPTLK - 22.07.2014

(22.07.2014, 18:04)Hellmuth K l i m m e r schrieb: In   d i e s e m   Forum fänd ich es aber besser, einfacher zu erklären, denn die Meisten hörten keine Anatomie-, Physiologie-, Psychologie-, Biochemie-, ...-Vorlesungen. Oder sollen die außen vor bleiben; sollen sich hier nur "Koryphäen" unterhalten?
Natürlich nicht, aber das hatten wir schon ein paarmal.
Die ganzen Chosen sind meistens viel einfacher, als es das oft durchaus angebrachte Fachkauderwelsch vermuten lässt. Und es ist ein Beweis von Kompetenz und Wertschätzung der Adressaten, wenn man die Dinge einfach und verständlich formuliert.

Ansonsten stehe ich nach wie vor zu meiner Hustensaft-Theorie.
Wer mit 32 oder gar mit 38 BLen über 100 oder 200 läuft, in einem Fall sogar nach nachgewiesenem Doping während seiner besten Leistungsjahre, der braucht nicht auf naive Claqeure zu spekulieren.


RE: Sprinttechnik - Gertrud - 22.07.2014

(22.07.2014, 18:04)Hellmuth K l i m m e r schrieb: Danke lor-olli für deine Auffrischung meiner Anatomiekenntnisse. (Das erinnerte mich an mein Sportstudium und die tollen Anatomie-Vorlesung bei Prof. TITTEL ["Funktionelle Sportanatomie"], insbes. an das Lernen von "Ansatz und Ursprung" der Muskeln.Undecided )

In   d i e s e m   Forum fänd ich es aber besser, einfacher zu erklären, denn die Meisten hörten keine Anatomie-, Physiologie-, Psychologie-, Biochemie-, ...-Vorlesungen. Oder sollen die außen vor bleiben; sollen sich hier nur "Koryphäen" unterhalten?

H. Klimmer / sen.
Ich erkläre mal ganz einfach: Wenn Sie aus einem Handtuch eine "Wurst" machen und mittig oben etwas auflegen, wird das Handtuch nachgeben. Verwringen Sie das Handtuch aber, dann entsteht ein Bogen (Fußgewölbe), und Sie können es mit einem Gewicht belasten, wobei die Wölbung bestehen bleibt. Knochen sind natürlich unnachgiebiger und stabiler. Wenn die Knochen platt wie ein Pfannkuchen fast auf dem Boden liegen, kommen notgedrungen irgendwann Schmerzen. Muskeln [i]müssen [i]diese Verschaltung [/i]steuern.[/i]


Dass Usain Bolt Probleme bekommen muss, war ganz klar: Längs- und Quergewölbe gesenkt. hallux valgus, tailor´s bunion, Krallenzehen, also fast das volle Programm! Thumb_down Schwielenbildung unter den Füßen ist meistens die Folge. Es spricht für seinen starken Körperbau, dass die Füße sich nicht schon viel früher gemeldet haben. Meistens sind bei einer derartigen Fehlfunktion auch noch die Achillessehnen betroffen. Derartige Fehlstellungen entstehen meistens über große Zeiträume, so dass man den Vorwurf der Vernachlässigung dieser Strukturen in diesem Fall machen muss. Auch Götter machen Fehler!!! Wink

Gertud


RE: Sprinttechnik - lor-olli - 23.07.2014

"Danke lor-olli für deine Auffrischung meiner Anatomiekenntnisse…"
"…sollen sich hier nur "Koryphäen" unterhalten?"

" Längs- und Quergewölbe gesenkt. hallux valgus, tailor´s bunion, Krallenzehen, also fast das volle Programm! "

@Hellmuth Klimmer:
Wir sind hier in einem offenen Forum und es obliegt nicht jedem komplexe Sachverhalte in "einfachen Worten" wieder zu geben, genauso wie dies oft in wenigen Sätzen nicht möglich ist. Ich habe nur versucht - auch für andere Mitleser - den Grundgedanken hinter der Erklärung von Gertude zugänglicher zu machen. "Selbstverständliches" (wie im letzten Zitat…) ist nicht jedem selbstverständlich oder zugänglich… Und wenn man es in knappen Worten versucht (siehe Gertude) wird es einem nicht so kundigen auch nicht viel helfen - hier hilft nur Gertudes Lieblingsmotto: Leute lest und informiert Euch, es lohnt sich… Wink
(Trotzdem Dank an Gertrud, es ist immer ein Eiertanz eine "Anatomievorlesung" in einem post zu versuchen - das "Wursthandtuch" werde ich mir merken, schönes Bild!  Wink)


RE: Sprinttechnik - Gertrud - 23.07.2014

(23.07.2014, 06:58)lor-olli schrieb: "Danke lor-olli für deine Auffrischung meiner Anatomiekenntnisse…"
"…sollen sich hier nur "Koryphäen" unterhalten?"

" Längs- und Quergewölbe gesenkt. hallux valgus, tailor´s bunion, Krallenzehen, also fast das volle Programm! "

@Hellmuth Klimmer:
Wir sind hier in einem offenen Forum und es obliegt nicht jedem komplexe Sachverhalte in "einfachen Worten" wieder zu geben, genauso wie dies oft in wenigen Sätzen nicht möglich ist. Ich habe nur versucht - auch für andere Mitleser - den Grundgedanken hinter der Erklärung von Gertude zugänglicher zu machen. "Selbstverständliches" (wie im letzten Zitat…) ist nicht jedem selbstverständlich oder zugänglich… Und wenn man es in knappen Worten versucht (siehe Gertude) wird es einem nicht so kundigen auch nicht viel helfen - hier hilft nur Gertrudes Lieblingsmotto: Leute lest und informiert Euch, es lohnt sich… Wink
(Trotzdem Dank an Gertrud, es ist immer ein Eiertanz eine "Anatomievorlesung" in einem post zu versuchen - das "Wursthandtuch" werde ich mir merken, schönes Bild!  Wink)


Man kommt bei bestimmten Begriffen einfach nicht an den Spezialtermini vorbei. Letztens kam ich mit der Bekannten eines Trainers auf ihre Fußprobleme zu sprechen. Ich habe am Telefon sofort meine Vermutung genannt. Ja, das ist die Diagnose! Woher kennen Sie das denn? Selbst ein verwandter Arzt (kein Orthopäde) kannte dieses Krankheitsbild nicht. Ich habe ihr sofort die Schuhkorrekturen genannt, wobei man ihr eine sehr teure Variante eingebaut hat. Auch da habe ich ihr ein Alternative genannt.   

Ich bin in der Hinsicht immer im Lernmodus. Was Spaß macht, bleibt auch hängen. Ich ackere mich zur Zeit durch Auswirkungen von mechanischer Belastung auf die feinsten Strukturen. Auch da sind mir nicht alle Begriffe bekannt. Ich beschwere mich aber nicht, sondern nehme den Kampf auf!!! Wink 


Die Füße sind das Fundament, sozusagen der "Keller" des Sprintes. Ein maroder Keller bringt die darüber liegenden Strukturen auf Dauer zum Erinsturz. Man hätte bei Usain Bolt längst in die Fuß- und LWS-Strukturen eingreifen müssen, um Ausfallzeiten zu verhindern. 

Gertrud