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RE: Sprinttechnik - Gertrud - 10.08.2014

(10.08.2014, 02:36)MZPTLK schrieb:
(11.07.2014, 11:12)Solos schrieb: Passend zum Thema möchte ich auf einen in der aktuellen Ausgabe der "Leistungssport" publizierten Artikel hinweisen:

Buckwitz, R. & Stein, R. (2014). Aktuelle Entwicklungen im Kurzsprint der Männer und daraus abgeleite Schwerpunktsetzungen für das Training. Leistungssport, 3, 42-44.
Der Berliner Biomechaniker Buckwitz ist offenbar der Initiator der neuen Lehre.
Er hat sich den WM-Endlauf von 1993 in Stuttgart, den von 2009 in Berlin und vor allem Blakes Lauf von den WM 2011 genau angesehen.
Den Unterschied machten die 40 m Peakphasen mit jeweils etwa 1/10 aus.

Blake zeigt für ihn die beste Sprinttechnik,
und auch vor allem wegen seiner den Deutschen vergleichbaren Grösse liessen sich bessere Aufschlüsse ziehen als über den viel grösseren Bolt.
Auch Bundestrainer Stein sieht Blake als Leitbild für die deutschen Sprinter.
Seit etwa 3,4 Jahren wird an der Umsetzung gearbeitet.

Erkenntnisse und Konsequenzen:
Knie und Fersen werden nicht mehr so stark gehoben.
Dadurch ist weniger Kraft für Auf- und Abbewegungen erforderlich.
Die Ischios werden verstärkt trainiert.
Die Back Mechanics, das Abstossen nach hinten verliert an Bedeutung
Dafür wird die Arbeit der FM betont, indem man das Bein so schnell wie möglich unter den KSP bringt.
Dadurch wird der Bremseffekt beim Fussaufsatz gemindert.
Es wird vor allem an der Schrittlänge gearbeitet, dabei werden die Kniewinkel optimiert.
Bergaufläufe, Gewichtheben treten in den Hintergrund, Abwärtsläufe und Abwärtsdrücken sind Trumpf


Das sind absolut keine neuen Erkenntnisse. Bereits zu Beginn meiner Kooperation mit Hansjörg Holzamer waren mir diese Dinge klar und wurden auch bei Sabine im Sprintprogramm umgesetzt. Es sind mindestens 20 Jahre in der deutschen Sprintlogistik vertan worden. Das alles konnte man schon vor mehr als 20 Jahren bei L. Seagrave nachlesen und sich ansehen. Es ist mehr als peinlich, dass das nun als neue Erkenntnis propagiert wird. Es wurde in den USA seit vielen Jahren gelehrt. Auch das in Mainz vorgestellte kurze speed-endurance-Programm ist asbachuralt!!! Somit sind das keine deutschen Erkenntnisse, sondern sie sind "abgekupfert" aus jahrzehntelang bekannten Berichten. Mit harten Worten: Hier hat man im mainstream jahrzehntelang geschlafen - peinlich eigentlich!!!

Auch jetzt verschläft man wieder Tendenzen, weil Bolt und Co logistisch schon wieder eine Stufe weiter sind. Ich wünsche mir für den deutschen Sprint innovative und auf der Höhe des internationalen Sprintes stehende Trainer.

Gertrud


RE: Sprinttechnik - MZPTLK - 10.08.2014

(10.08.2014, 10:44)Gertrud schrieb:
(10.08.2014, 02:36)MZPTLK schrieb: Der Berliner Biomechaniker Buckwitz ist offenbar der Initiator der neuen Lehre.
Er hat sich den WM-Endlauf von 1993 in Stuttgart, den von 2009 in Berlin und vor allem Blakes Lauf von den WM 2011 genau angesehen.
Das sind absolut keine neuen Erkenntnisse. Bereits zu Beginn meiner Kooperation mit Hansjörg Holzamer waren mir diese Dinge klar und wurden auch bei Sabine im Sprintprogramm umgesetzt. Es sind mindestens 20 Jahre in der deutschen Sprintlogistik vertan worden. Das alles konnte man schon vor mehr als 20 Jahren bei L. Seagrave nachlesen und sich ansehen. Es ist mehr als peinlich, dass das nun als neue Erkenntnis propagiert wird. Es wurde in den USA seit vielen Jahren gelehrt. Auch das in Mainz vorgestellte kurze speed-endurance-Programm ist asbachuralt!!! Somit sind das keine deutschen Erkenntnisse, sondern sie sind "abgekupfert" aus jahrzehntelang bekannten Berichten. Mit harten Worten: Hier hat man im mainstream jahrzehntelang geschlafen - peinlich eigentlich!!!
Klar ist das eine -zeitverzögerte- Abkupferung.
Aber gut kopiert ist besser als selber schlecht kreiert.

Was Sabine Brauns Umsetzung angeht, konnte man ihr das ansehen. Thumb_up


RE: Sprinttechnik - Gertrud - 10.08.2014

(10.08.2014, 10:52)MZPTLK schrieb:
(10.08.2014, 10:44)Gertrud schrieb:
(10.08.2014, 02:36)MZPTLK schrieb: Der Berliner Biomechaniker Buckwitz ist offenbar der Initiator der neuen Lehre.
Er hat sich den WM-Endlauf von 1993 in Stuttgart, den von 2009 in Berlin und vor allem Blakes Lauf von den WM 2011 genau angesehen.
Das sind absolut keine neuen Erkenntnisse. Bereits zu Beginn meiner Kooperation mit Hansjörg Holzamer waren mir diese Dinge klar und wurden auch bei Sabine im Sprintprogramm umgesetzt. Es sind mindestens 20 Jahre in der deutschen Sprintlogistik vertan worden. Das alles konnte man schon vor mehr als 20 Jahren bei L. Seagrave nachlesen und sich ansehen. Es ist mehr als peinlich, dass das nun als neue Erkenntnis propagiert wird. Es wurde in den USA seit vielen Jahren gelehrt. Auch das in Mainz vorgestellte kurze speed-endurance-Programm ist asbachuralt!!! Somit sind das keine deutschen Erkenntnisse, sondern sie sind "abgekupfert" aus jahrzehntelang bekannten Berichten. Mit harten Worten: Hier hat man im mainstream jahrzehntelang geschlafen - peinlich eigentlich!!!
Klar ist das eine -zeitverzögerte- Abkupferung.
Aber gut kopiert ist besser als selber schlecht kreiert.

Was Sabine Brauns Umsetzung angeht, konnte man ihr das ansehen. Thumb_up

Unheimlich viel Mut und Kenntnisse gehören dazu, die bisherige Logistik in die Tonne zu kloppen und in den Bereichen Energiesystem, Sprinttechnik, Kraftbereich und muskulärer Ansteuerung ganz neue Wege zu gehen. Ich selbst habe Sachen auf internationalem Parkett  im Sprint recherchiert, von der Hansjörg sagt: „Eigentlich müsste der DLV diese Sachen recherchieren!“ Diese Mentalität „Haben wir immer so gemacht, so machen wir weiter!“ muss komplett über Bord geworfen werden. Dieses „Ewig wissbegierig auf höchstem Niveau zu sein“ sollte in der Trainerpsychologie Einzug halten.

Gertrud


RE: Sprinttechnik - dominikk85 - 10.08.2014

(10.08.2014, 10:44)Gertrud schrieb: Das sind absolut keine neuen Erkenntnisse. Bereits zu Beginn meiner Kooperation mit Hansjörg Holzamer waren mir diese Dinge klar und wurden auch bei Sabine im Sprintprogramm umgesetzt. Es sind mindestens 20 Jahre in der deutschen Sprintlogistik vertan worden. Das alles konnte man schon vor mehr als 20 Jahren bei L. Seagrave nachlesen und sich ansehen. Es ist mehr als peinlich, dass das nun als neue Erkenntnis propagiert wird. Es wurde in den USA seit vielen Jahren gelehrt. Auch das in Mainz vorgestellte kurze speed-endurance-Programm ist asbachuralt!!! Somit sind das keine deutschen Erkenntnisse, sondern sie sind "abgekupfert" aus jahrzehntelang bekannten Berichten. Mit harten Worten: Hier hat man im mainstream jahrzehntelang geschlafen - peinlich eigentlich!!!

Auch jetzt verschläft man wieder Tendenzen, weil Bolt und Co logistisch schon wieder eine Stufe weiter sind. Ich wünsche mir für den deutschen Sprint innovative und auf der Höhe des internationalen Sprintes stehende Trainer.

Gertrud

sicher hat man das, allerdings finde ich deutlich wichtiger, dass es wenigstens jetzt geändert wird. sicher versuchen jetzt einige trainer ihr versäumnis von damals zu überspielen, aber wichtiger als wer es entdeckt hat und warum jetzt erst ist das man JETZT konsequenzen zieht und international gleichzieht, es geht ja um die athleten.

woran es bei unseren sprintern liegt ist ja schon lange bekannt (höchstgeschwindigkeit und sprintausdauer), jetzt geht es darum herauszufinden woran es liegt und noch wichtiger, dass man konsequenzen im training zieht.

hier ist ein interessantes video von seagrave mit drills zu den "front side mechanics"

https://www.youtube.com/watch?v=Kj7BOVQ2xBE

hier ist auch noch ein interessanter artikel von ihm:
http://media.speedendurance.com/Loren_Seagrave_Neuro-Biomechanics_of_Maximum_Velocity_Sprinting.pdf


RE: Sprinttechnik - Gertrud - 10.08.2014

(10.08.2014, 12:42)dominikk85 schrieb:
(10.08.2014, 10:44)Gertrud schrieb: Das sind absolut keine neuen Erkenntnisse. Bereits zu Beginn meiner Kooperation mit Hansjörg Holzamer waren mir diese Dinge klar und wurden auch bei Sabine im Sprintprogramm umgesetzt. Es sind mindestens 20 Jahre in der deutschen Sprintlogistik vertan worden. Das alles konnte man schon vor mehr als 20 Jahren bei L. Seagrave nachlesen und sich ansehen[...]
[...]
hier ist ein interessantes video von seagrave mit drills zu den "front side mechanics"

https://www.youtube.com/watch?v=Kj7BOVQ2xBE

hier ist auch noch ein interessanter artikel von ihm:
http://media.speedendurance.com/Loren_Seagrave_Neuro-Biomechanics_of_Maximum_Velocity_Sprinting.pdf

Er hat auch im DLV referiert. Es wurden aber keine Lehren auf der ganzen Linie gezogen; nur ist der Sprint um Bolt und Blake noch eine Stufe weiter. Der Trainer ist in gewissen Bereichen ein absoluter Fuchs. Er lässt nicht alles raus, was auch verständlich ist. Mir ist ein Satz bewusst, dass nicht alle Besucher zum Training in Kingston zugelassen waren. Ich weiß leider die Quelle nicht mehr.

Gertrud


RE: Sprinttechnik - runny - 10.08.2014

(10.08.2014, 15:00)Gertrud schrieb: Er hat auch im DLV referiert. Es wurden aber keine Lehren auf der ganzen Linie gezogen; nur ist der Sprint um Bolt und Blake noch eine Stufe weiter. Der Trainer ist in gewissen Bereichen ein absoluter Fuchs. Er lässt nicht alles raus, was auch verständlich ist. Mir ist ein Satz bewusst, dass nicht alle Besucher zum Training in Kingston zugelassen waren. Ich weiß leider die Quelle nicht mehr.

Gertrud

Blake's Saison lief doch eher mau dieses Jahr. Bolt sah schnell aus in Glasgow aber eine Stufe weiter? Was soll er denn verbessert haben?


RE: Sprinttechnik - Gertrud - 10.08.2014

(10.08.2014, 16:10)runny schrieb:
(10.08.2014, 15:00)Gertrud schrieb: Er hat auch im DLV referiert. Es wurden aber keine Lehren auf der ganzen Linie gezogen; nur ist der Sprint um Bolt und Blake noch eine Stufe weiter. Der Trainer ist in gewissen Bereichen ein absoluter Fuchs. Er lässt nicht alles raus, was auch verständlich ist. Mir ist ein Satz bewusst, dass nicht alle Besucher zum Training in Kingston zugelassen waren. Ich weiß leider die Quelle nicht mehr.

Gertrud

Blake's Saison lief doch eher mau dieses Jahr. Bolt sah schnell aus in Glasgow aber eine Stufe weiter? Was soll er denn verbessert haben?

Ich meinte ihre bisherigen Leistungen, die technisch wieder eine neue Dimension beinhalten. Ich bin gespannt, ob Bolt wie angekündigt die 19 über 200m knackt. Was könnte er über 400m erreichen, wenn er diese Strecke ernsthaft anginge?

Gertrud


RE: Sprinttechnik - MZPTLK - 10.08.2014

Kleiner Fund:
'Three reasons the squat is not the cornerstone of strength training for sprinters'
Von Jimson Lee, Januar 2013

''Squats are a knee-dominant exercise(kommt auf die Ausführung an/MZPTLK),
while top-end speed is determined by cross-sectional area and strength in the psoas, hamstrings and glutes(hip dominant musculature)

Too much squatting can create a muscle size, muscle tone, and postural imbalance for a sprinters frame.

Exzessive squatting can promote a lack of extension in hips and plantar flexors.''


Da werden auch Erinnerungen an den Thread: 'Kniebeuge im Sprungbereich' wach...


RE: Sprinttechnik - dominikk85 - 10.08.2014

(10.08.2014, 16:13)Gertrud schrieb:
(10.08.2014, 16:10)runny schrieb:
(10.08.2014, 15:00)Gertrud schrieb: Er hat auch im DLV referiert. Es wurden aber keine Lehren auf der ganzen Linie gezogen; nur ist der Sprint um Bolt und Blake noch eine Stufe weiter. Der Trainer ist in gewissen Bereichen ein absoluter Fuchs. Er lässt nicht alles raus, was auch verständlich ist. Mir ist ein Satz bewusst, dass nicht alle Besucher zum Training in Kingston zugelassen waren. Ich weiß leider die Quelle nicht mehr.

Gertrud

Blake's Saison lief doch eher mau dieses Jahr. Bolt sah schnell aus in Glasgow aber eine Stufe weiter? Was soll er denn verbessert haben?

Ich meinte ihre bisherigen Leistungen, die technisch wieder eine neue Dimension beinhalten. Ich bin gespannt, ob Bolt wie angekündigt die 19 über 200m knackt. Was könnte er über 400m erreichen, wenn er diese Strecke ernsthaft anginge?

Gertrud

wo liegen denn die technischen fortschritte von bolt und blake gegenüber den sprintern von vorher? details fände ich interessant (oder wenigstens ein link zu einer analyse)


RE: Sprinttechnik - Gertrud - 11.08.2014

(10.08.2014, 19:29)MZPTLK schrieb: Kleiner Fund:
'Three reasons the squat is not the cornerstone of strength training for sprinters'
Von Jimson Lee, Januar 2013

''Squats are a knee-dominant exercise(kommt auf die Ausführung an/MZPTLK),
while top-end speed is determined by cross-sectional area and strength in the psoas, hamstrings and glutes(hip dominant musculature)

Too much squatting can create a muscle size, muscle tone, and postural imbalance for a sprinters frame.

Exzessive squatting can promote a lack of extension in hips and plantar flexors.''


Da werden auch Erinnerungen an den Thread: 'Kniebeuge im Sprungbereich' wach...

Ich habe mal einen Vortrag eines deutschen Professors gehört, in welchem er sagte, dass in Deutschland teilweise die Sachen erst 20 Jahre später umgesetzt werden. Genau das trifft auf den deutschen Sprint zu. Es werden hier Sachen im Sprint propagiert, die zwanzig Jahre alt sind, während man technisch und trainingspraktisch schon wieder viel weiter ist. Es bringt auch nichts, wenn man Diskussionen bei Fortbildungen anschieben will. Man wird einfach abgewürgt und hält dann eben den Mund. So wird man hier eben auch wahrscheinlich noch 20 Jahre bei der guten, alten beidbeinigen Kniebeuge bleiben. Ich habe nicht nur drei, sondern zwanzig Punkte gegen die beidbeinige Kniebeuge aufgelistet. Es handelt sich beim Sprint um eine völlig andere Bewegung. Die schnellen Tiere sind alle nicht überdimensional hypertrophiert.

Es ist sehr auffällig, dass Bolt bei sehr hoher Frequenz große Schrittlängen hat. Sie kommen nicht von ungefähr. Mir liegen eindeutige Beweise für die Handhabung vor.

Man macht sich z.B. über Osteitis pubis keine grundlegenden Gedanken, die unheimlich häufig vorkommt.  

Es ist ja nicht so, dass das Kniegelenk nicht beteiligt ist, aber es gibt hier eine überdimensionale Streckbetonung im Trainingsgeschehen, die im schlimmsten Fall die Patella lateralisiert.

Gertrud