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RE: Sprinttechnik - dominikk85 - 15.08.2014

(15.08.2014, 15:30)runny schrieb: Der Thread war mal interessant, als es noch um Sprinttechnik ging, also hier nochmal der Versuch:

(13.08.2014, 18:27)runny schrieb: Meinungen zu Sailers Armschwung?

Ich halte bei ihrem Armschwung eine flüssige Runde Laufbewegung unmöglich. Front Mechanics hin oder her, bei ihrem Armschwung wird da in meinen Augen das Ziel verfehlt.

Hier Videos dazu:

2009_Sailer

2012_Sailer

Mit zunehmendem Alter wurde genanntes Phänomen ausgeprägter, 2009 gefiel mir ihr Laufstil noch sehr viel besser.
So ausgeprägt wie das mittlerweile 2014 ist, wirkt für mich das Gesamtsystem viel zu verkrampft und zu sehr darauf ausgerichtet die Arme nach vorne zu bekommen.
Da geht jeder natürliche Zusammenhang zwischen Bein und Armschwung flöten und die Körperhaltung leidet auch darunter.

Glaubt ihr das Bauer da einen gezielten versuch unternommen hat ihren stil mehr in richtung betonung der "front mechanics" zu verändern? beschäftigt er sich mit solchen theorien?


RE: Sprinttechnik - hkrueger - 15.08.2014

Kann denn jemand eine Aussage treffen, wieviel eine technische Umstellung an Zeit bedeuten kann? 

Oder anders gefragt: Wenn Usain Bolt mit der 'veralteten' Technik der dt. Athleten laufen würde, um wieviel wäre er langsamenr?

Meine Frage zielt darauf ab, ob die Technik wirklich so entscheidend ist.
Viele Hobby-Leichtathleten trainieren vielleicht 3 mal die Woche.
Da scheint mir ein Krafttraininig für die Leistung vorteilhafter zu sein, als eine Verbesserung der Technik.


RE: Sprinttechnik - Gertrud - 15.08.2014

Zitat:Front 604

Ich mache ja auch auf der Arbeit nicht alle Recherchen und Auswertungen selbst, sondern habe dafür Mitarbeiter bzw. spezialisierte Abteilungen. Wieso eine solche Arbeitsteilung nun im Sportbereich etwas schlechtes sein soll, erschließt sich mir nicht.

Bestimmte Bereiche muss man schon selbst beackern. Natürlich habe ich auch keine biomechanischen Auswertungen gemacht, weil es dafür Spezialisten gibt; aber die bewegungsmäßigen Zusammenhänge aufgrund gewisser Strukturen recherchiere ich doch lieber selbst. Spezielle Studien werden mir natürlich auch geliefert, indem ich Quellen erschließe und dann vereinnahme. Es ist aber immer besser für das Rundumverständnis, die Schnittstelle Theorie und Praxis selbst zu erforschen und auch umzusetzen. Diese Arbeit überlasse ich keinem anderen oder zumindest nur den Trainern, mit denen ich sehr eng kooperiere. Je größer und besser der eigene Fundus ist, je besser kann man Dinge einbetten und integrieren. Es gibt einige neue, wenig verbreitete Untersuchungen, die ich natürlich übernehme, aber in den wesentlichen Teilen selbst interpretiere und bewegungsmäßig umsetze. In der Hinsicht läuft mein Gehirn auf Hochtouren aufgrund vieler Strukturvergleiche.  

Ich habe nichts dagegen, wenn der DLV ihren genannten Part übernimmt. Wink 

D. Schippers hat übrigens in beeindruckender Weise bestätigt, dass auch weißhäutige Menschen schnell sprinten können. Thumb_up

Gertrud


RE: Sprinttechnik - lor-olli - 15.08.2014

(15.08.2014, 20:02)hkrueger schrieb: Meine Frage zielt darauf ab, ob die Technik wirklich so entscheidend ist.
Viele Hobby-Leichtathleten trainieren vielleicht 3 mal die Woche.
Da scheint mir ein Krafttraininig für die Leistung vorteilhafter zu sein, als eine Verbesserung der Technik.

Ich denke genau DAS ist eine Misere im deutschen Sprint, Kraft haben sie genug…
Viele Hobbyläufer könnten durchaus einiges an Zeit rausholen, ohne zusätzliches Krafttraining, einfach weil technische Fehler (z.B. am Start) durchaus relevante Zeit kosten! (so sind z.B. mit der Startphase durchaus 2/10 zu gewinnen, denn die wirkt sich auf den gesamten Lauf aus!)

Mit der "Aufbereitung und Weitergabe von Wissen" allein ist es nicht getan, die Trainer müssen den Stoff verinnerlichen und auf den jeweiligen Athleten "maßschneidern" - es gibt nicht DIE Lösung für alle Athleten. Eines sollten sich alle Trainer zu Herzen nehmen (Gertrud wird nicht müde es zu erwähnen…): das genaue Hinsehen und Analysieren lernen! Die erfolgreichen Trainer zeichnen sich nicht durch "brutales Training" aus, sondern dadurch dass sie Athleten "lesen" können und adäquat reagieren!

Training ist eben nicht nur Praxis für den Athleten und Theorie für den Trainer! Die Praxis für den Trainer ist die individuelle Umsetzung - strikt nach Lehrbuch machen zu viele, die vielen Verletzung sprechen Bände... Es hat schon seine Gründe warum manche Trainer besser sind als andere, obwohl sie die gleiche Ausbildung genossen haben.

JEDER der zur Schule ging kennt den Umstand, dass bestimmte Lehrer einfach besser sind und das liegt sicher nicht an der Ausbildung… (oder nicht allein, denn die Unterschiede gibt es auch an Hochschulen) Wink Es klingt unbefriedigend, aber einen Toptrainer wird man genauso wenig "heranzüchten" wie einen Top-Athleten, dazu gehört Lernen, harte Arbeit und eine gute Intuition (auch letztere kann man in gewissem Umfang lernen, indem man genau hinzuschauen lernt). Intuition allein nützt aber auch nichts, wenn der theoretische Unterbau fehlt.

Und als wenn das nicht schon komplex genug ist, muss man das auch noch in einem nicht sehr experimentierfreudigen Verband umsetzen……


RE: Sprinttechnik - Gertrud - 15.08.2014

(15.08.2014, 21:46)lor-olli schrieb:
(15.08.2014, 20:02)hkrueger schrieb: Meine Frage zielt darauf ab, ob die Technik wirklich so entscheidend ist.
Viele Hobby-Leichtathleten trainieren vielleicht 3 mal die Woche.
Da scheint mir ein Krafttraininig für die Leistung vorteilhafter zu sein, als eine Verbesserung der Technik.

Ich denke genau DAS ist eine Misere im deutschen Sprint, Kraft haben sie genug…
Viele Hobbyläufer könnten durchaus einiges an Zeit rausholen, ohne zusätzliches Krafttraining, einfach weil technische Fehler (z.B. am Start) durchaus relevante Zeit kosten! (so sind z.B. mit der Startphase durchaus 2/10 zu gewinnen, denn die wirkt sich auf den gesamten Lauf aus!)

Mit der "Aufbereitung und Weitergabe von Wissen" allein ist es nicht getan, die Trainer müssen den Stoff verinnerlichen und auf den jeweiligen Athleten "maßschneidern" - es gibt nicht DIE Lösung für alle Athleten. Eines sollten sich alle Trainer zu Herzen nehmen (Gertrud wird nicht müde es zu erwähnen…): das genaue Hinsehen und Analysieren lernen! Die erfolgreichen Trainer zeichnen sich nicht durch "brutales Training" aus, sondern dadurch dass sie Athleten "lesen" können und adäquat reagieren!

Training ist eben nicht nur Praxis für den Athleten und Theorie für den Trainer! Die Praxis für den Trainer ist die individuelle Umsetzung - strikt nach Lehrbuch machen zu viele, die vielen Verletzung sprechen Bände... Es hat schon seine Gründe warum manche Trainer besser sind als andere, obwohl sie die gleiche Ausbildung genossen haben.

JEDER der zur Schule ging kennt den Umstand, dass bestimmte Lehrer einfach besser sind und das liegt sicher nicht an der Ausbildung… (oder nicht allein, denn die Unterschiede gibt es auch an Hochschulen) Wink Es klingt unbefriedigend, aber einen Toptrainer wird man genauso wenig "heranzüchten" wie einen Top-Athleten, dazu gehört Lernen, harte Arbeit und eine gute Intuition (auch letztere kann man in gewissem Umfang lernen, indem man genau hinzuschauen lernt). Intuition allein nützt aber auch nichts, wenn der theoretische Unterbau fehlt.

Und als wenn das nicht schon komplex genug ist, muss man das auch noch in einem nicht sehr experimentierfreudigen Verband umsetzen……

Das ist genau richtig. Was manchmal bei sehr guten Trainern wie Leichtigkeit aussieht, ist in Wirklichkeit harte Arbeit. Mir geht es da nicht anders. Ganz entscheidend ist der Weg der Analyse. Ich habe natürlich im Vergleich zu Toptrainern nur rudimentäres Wissen im Hammerwurf. Wenn ich mich aber damit beschäftige, kann ich mein Lernschema auch auf dieses Gebiet übertragen. Das haben z. B. Dr. Rudi Hars oder Helge Zöllkau auch bewiesen. Dieses Herangehen an neue Inhalte und deren Umsetzung kann einem dann keiner abnehmen. Ich würde die richtigen Stellen "anzapfen". Wink Ich habe mich ja auch sehr schnell und sehr strategisch zur Mehrkampftrainerin "gemausert". Man muss das wollen und können. Ich habe mit jeder neuen Disziplin gerne dazugelernt. 

Gertrud  


RE: Sprinttechnik - Hellmuth K l i m m e r - 16.08.2014

(15.08.2014, 21:46)lor-olli schrieb: Eines sollten sich alle Trainer zu Herzen nehmen (Gertrud wird nicht müde es zu erwähnen…): das genaue Hinsehen und Analysieren lernen! Die erfolgreichen Trainer zeichnen sich nicht durch "brutales Training" aus, sondern dadurch dass sie Athleten "lesen" können und adäquat reagieren!
Genau auf diese Gabe kommt es an!
Das "Bewegungssehen", das Erkennen, Analysieren der Bewegungsqualität ist   d a s   Qualitätsmerkmal eines Trainers.

Dies zu lernen, ist eine wichtige Aufgabe der Ausbilder junger zukünftiger Trainer; wie   d a s   vorgelebt, vorgemacht wird, wie die Trainer-Eleven dazu angehalten werden, immer wieder präzise zu beobachten, macht am Ende deren Qualität, ihr erfolgreiches Arbeiten aus.

Dieses Problem erinnert mich an den alten Stabhochsprungtrainer Arthur Linß / SC Motor Jena, der seinem Athleten Wolfgang Nordwig nie etwas vormachen konnte -  aber er sah alles, jeden kleinen Fehler und korrigierte auf den Fuß.
Nordwig sagte mal zu mir: Mir langt's, wenn Arthur mir nach jedem Sprung meine Empfindungen bestätigt, mir die Unzulänglichkeiten sagt.

H. Klimmer / sen.


RE: Sprinttechnik - dominikk85 - 16.08.2014

sollen wir nicht einen extra thread "was zeichnet einen guten trainer aus" aufmachen?

Ich denke schon, dass es gute und schlechte trainer gibt, aber es muss auch zum athleten passen. gerade beim thema verletzungen gibt es einige die brutalste "misshandlungen" aushalten, während andere sehr empfindlich sind und vorsichtig trainiert werden müssen.

nicht jeder athlet springt auf jedes training gleich gut an.


RE: Sprinttechnik - dominikk85 - 17.08.2014

http://www.faz.net/aktuell/sport/mehr-sport/leichtathletik-em/sprint-revolution-die-formel-schall-13088467-b5.html


Interessanter Artikel. Dort werden die von Gertrud angespochenen Punkte wie Betonung der ischios, front mechanics etc. Angesprochenen und auch, dass man Blake genau analysiert hat. Man scheint beim dlv davon zu wissen und das auch umzusetzen. Vielleicht wird sich der Effekt erst in der nächsten Generation richtig zeigen weil die aktuellen zu alt sind um das vollständig zu lernen. Ich finde das ist ein gutes Zeichen, allerdings muss der dlv auch dafür sorgen, dass diese Info auch in dorfvereinen ankommt.


RE: Sprinttechnik - Knueppler - 18.08.2014

(15.08.2014, 20:02)hkrueger schrieb: Kann denn jemand eine Aussage treffen, wieviel eine technische Umstellung an Zeit bedeuten kann? 

Oder anders gefragt: Wenn Usain Bolt mit der 'veralteten' Technik der dt. Athleten laufen würde, um wieviel wäre er langsamenr?

Meine Frage zielt darauf ab, ob die Technik wirklich so entscheidend ist.
Viele Hobby-Leichtathleten trainieren vielleicht 3 mal die Woche.
Da scheint mir ein Krafttraininig für die Leistung vorteilhafter zu sein, als eine Verbesserung der Technik.

Hallo hkrueger,

ich denke schon, dass die Technik ein große Rolle spielt. Mittlerweile laufen viele in Deutschland mit der "Auspendeltechnik" bzw. Greiftechnik.
Auch im Nachwuchsbereich wird das schon praktiziert. Z. B. kann das Gina Lückenkemper sehr gut. Ich denke, dass sie das sehr intensiv übt. Sie hat in einem Interview auch mal einen Hinweis gegeben, dass sie sehr intensiv an der Technik feilt. Weiterhin habe ich auf ihrer Facebook-Seite mal ein Foto gesehen, wo das Auspendeln mit einer bestimmten Übung trainiert wird. (Hat sie aber wieder heruntergenommen .... ist mir aber nicht entgangen Big Grin)

Auf der anderen Seite solltest Du mir mal folgendes Video anschauen und zwar ungefähr ab  20:36 min.

https://www.youtube.com/watch?v=Yvlzhvr1h74

Es handelt sich um das Semi-Finale über 100m in London 2012 (übrigens mit Verena Sailer). Betrachte bitte nur Okagbare und Madison (jetzt heißt sie Bartoletta). Erkennst Du irgendwelche Unterschiede?


RE: Sprinttechnik - hkrueger - 18.08.2014

(18.08.2014, 09:56) Knueppler schrieb: Hallo hkrueger,

ich denke schon, dass die Technik ein große Rolle spielt. Mittlerweile laufen viele in Deutschland mit der "Auspendeltechnik" bzw. Greiftechnik.
Auch im Nachwuchsbereich wird das schon praktiziert. Z. B. kann das Gina Lückenkemper sehr gut. Ich denke, dass sie das sehr intensiv übt. Sie hat in einem Interview auch mal einen Hinweis gegeben, dass sie sehr intensiv an der Technik feilt. Weiterhin habe ich auf ihrer Facebook-Seite mal ein Foto gesehen, wo das Auspendeln mit einer bestimmten Übung trainiert wird. (Hat sie aber wieder heruntergenommen .... ist mir aber nicht entgangen Big Grin)

Auf der anderen Seite solltest Du mir mal folgendes Video anschauen und zwar ungefähr ab  20:36 min.

https://www.youtube.com/watch?v=Yvlzhvr1h74

Es handelt sich um das Semi-Finale über 100m in London 2012 (übrigens mit Verena Sailer). Betrachte bitte nur Okagbare und Madison (jetzt heißt sie Bartoletta). Erkennst Du irgendwelche Unterschiede?

Vielen Dank für das Video und die Hinweise. Ich schaue mir alles an, sobald ich Zeit habe.

In einem anderen Thread habe ich folgende Fragen gestellt. Aber hier passt es eh besser rein, daher hier nochmal. Ausgang war ein Post von Gertrud:

(17.08.2014, 18:57)Gertrud schrieb:
(17.08.2014, 18:33)hkrueger schrieb:
(17.08.2014, 17:03)Gertrud schrieb: Das hat auch mit dem Ansatz der Muskeln zu tun. Man kann das gut mit einem Modell nachbilden. Deshalb sind auch gewisse Beuger-Kraftübungen kontraproduktiv.

Welche Beuger-Kraftübungen sind kontroproduktiv?
Welche Übugen sind hilfreich?
Wie lernt man den richtigen Stil? Nur mit Hilfe von außen oder gibts Tricks?
Wie lernt man einen greifenden, ziehenden Laufschritt? Kann hier ein Training mit einem Tretroller helfen?
Wie lernt man den Fußaufsatz zentral unter dem KSP? Gibt es hierfür Hilfsmittel?

Bitte nicht böse sein: Ich glaube, dass Franz Busemann mal gesagt hat, dass man Reiten auch nicht auf einem Holzpferd lernt! Wink

Schneiden Sie bitte alle Themen auf der nächsten Sprintfortbildung in Mainz an! Der Bundestrainer wird für diesen Job bezahlt. Das meine ich nicht sarkastisch, sondern ich halte es für eine logistische DLV-Arbeit.

Gertrud


Aber vielleicht haben andere noch Tipps, die sie hier loswerden möchten!
Würde mich freuen!