Leichtathletikforum.com
Sprinttechnik - Druckversion

+- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com)
+-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1)
+--- Forum: Training in Praxis und Alltag (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=6)
+--- Thema: Sprinttechnik (/showthread.php?tid=99)



RE: Sprinttechnik - Gertrud - 19.08.2014

(19.08.2014, 10:26)dominikk85 schrieb:
(19.08.2014, 09:52)Knueppler schrieb: Im Grunde genommen steht in diesem Artikel das drin, was seinerzeit in Mainz (November ?) 2012 vorgestellt wurde.

Im FAZ-Artikel heißt es allerdings:
"Vereinfacht gesagt, heben Weltklasse-Sprinter nicht mehr ihre Knie und auch nicht ihre Fersen."

Diese Aussage ist meines Erachtens etwas missverständlich und wenn ich sie richtig interpretiere (ich denke, dass damit die Bewegungen in der Max-Phase beschrieben werden sollen) auch nicht richtig ist. 
Dafür hätte ich dann auch wieder "Beweise" Big Grin
Ich vermute mal diese aussage kommt dadurch, dass der Artikel von einem "laien" geschrieben wurde. Ich vermute mal der Journalist wollte damit den "buttkick" (also das direkte nach oben ziehen des fußes gleichzeitig mit dem kniehub was ja jetzt anstelle von erst anfersen dann kniehub modern ist) beschreiben.

hier ist noch mal der Link

http://www.faz.net/aktuell/sport/mehr-sport/leichtathletik-em/sprint-revolution-die-formel-schall-13088467.html

Das ist natürlich der dickste Hammer zu behaupten, dass man hier den Code gefunden habe. Wie lange spreche ich im Forum schon vom Lombardschen Paradoxon und dass man das Krafttraining umgestalten müsse? Den neueren Code hat sicherlich Gwen Milles gefunden. Hansjörg und ich haben schon sehr lange behauptet, dass die deutschen Sprinter amortisieren bis zum Tiefkniebeugen-Anschlag. Auch dass der Gebrauch des Energiesystems hierzulande im Sprint falsch war, habe ich angeprangert. Auf einmal kommt Roland Stein auf der Mainzer Fortbildung mit einem asbachuralten 60m-Wiederholungsprogramm als Errungenschaft an. Hansjörg sagte neben mir: "Das ist ja peinlich!" Man kann sagen, dass man nach über 20 Jahren endlich etwas aufgewacht ist. Wenn Roland aufmerksam in Wattenscheid zugeschaut hätte, hätte er diese Trainingsinhalte anhand des Energiesystems und entsprechende Krafttrainingsübungen bei Sabine feststellen können, wobei ich einige davon heute modifizieren und auch einige neu ins Programm nehmen würde, weil die Zeit und die Erkenntnisse nicht stehen bleiben. Hansjörg und ich hatten mit unserer Kritik auf der gesamten Linie recht!!! Wink 

Eine Sache sollte man auch unterlassen. Zunächt konnten unsere Sprinter nicht glauben, dass man unter 10 ohne Doping sprinten kann. Jetzt will man diese Schallmauer durchbrechen und wird dann mit seinen eigenen Worten geschlagen. Man sollte in der Hinsicht lieber nichts sagen. Ich könnte auch sagen, dass Stefanie Storp die einzige Kugelstoßerin über 20m ohne Stoff und Kreatin war. Ich lasse das aber, obwohl sie damals mit 10 Weiten in einem Jahr zwischen 19,28m und 19,73m nicht für Olympia nominiert worden ist. Es gab einige, die sich gewundert haben, dass sie noch nicht einmal Kreatinmonohydrat genommen hat. Heute leckt man sich nach derartigen Athletinnen die Finger.  

Es gibt noch einige Baustellen und Denkfehler, weil es schon wieder neue Codes gibt; aber das sollen die herausfinden, die man mit Athletinnen und Athleten "bestückt". Wink

Gertrud


RE: Sprinttechnik - Gertrud - 19.08.2014

(19.08.2014, 09:05)dominikk85 schrieb: Was sagen sie zum von mir verlinkten FAZ Artikel? da scheint ja schon eine einsicht da zu sein.

Man hat sich schlichtweg jahrelang geirrt oder noch besser gesagt: Man war nicht auf der Höhe der modernen Trainingsinhalte und wissenschaftlichen Erkenntnisse. Es ist gut, dass man das endlich eingesehen hat. Somit holt man mich klammheimlich aus der Meckerecke heraus, ohne es zugeben zu wollen. Ich bin zwar nach der Einstellung einiger Leute scheinbar nicht teamfähig. Es stimmt, dass ich in viele Teams nicht hineinpasse und hineingepasst hätte. Man hat begriffen, dass man nach vielen Angriffen von mir nicht mehr viel ernten kann. Der Erfolg liegt sehr oft eben in der richtigen Analyse, die eine Menge Kenntnisse voraussetzt. Dafür arbeite ich jeden Tag, weil mir diese Denkweise Spaß macht. 

Gertrud


RE: Sprinttechnik - Gertrud - 19.08.2014

(19.08.2014, 09:02)Knueppler schrieb: Spaß ein bisschen kreativ zu sein und neue Übungen zu entwickeln. Manchmal bin ich selbst erstaunt mit welch geringen Gewichten man auskommen kann. Wenn irgendein Fachkundiger bei uns auftauchen würde und die Übungen sehen würde ... ich glaube, der würde lauthals lachen.

Das ist gut, dass Sie sich darüber Gedanken machen. Wir hatten bei Sabine eine wahnsinnige Herausforderung, weil wir sie mit einem Gleitwirbel bekommen haben. Wir mussten notgedrungen kreativ sein. Die verwendeten Gewichte würden andere als Witz betrachten. 

Letztens rief mich eine frühere Topathletin an, die mit Stenosen zu tun hat. Ich habe ihr ein Gesamtpaket "geschnürt". Sie sagte nach der ersten Einheit: "Ich verspüre Linderung!" Natürlich ist eine ehemalige Athletin auch gezielt in der Herangehensweise. 

Ich glaube, dass man im DLV durch meine permanenten Hinweise auf die hohe verletzte Protagonistenanzahl schon etwas wacher geworden ist. Ein Speerwurftrainer hat das in Kienbaum auch mal angesprochen, Programm in meinem Sinne ändern zu wollen. Hansjörg hat es auf einen Punkt gebracht. Wenn du ihnen die beidbeinige Tiefkniebeuge wegnimmst, haben sie keine Alternativen. Das ist der Punkt. Sie haben wenig gute Leute an der Schnittstelle Theorie und Praxis. Wie sagte ein in Topinhalten begrenzter Funktionär aus einem Großverein in der Nähe: "Die Schäfer wollen wir nicht einmal auf dem Platz sehen!" Wink Seitdem schmunzele ich oft über orthopädische Verletzungen aus der Gegend. Gewusst wie, heißt die Formel! Wink 

Ich könnte heute auf der Stelle aus dem Westen eine Menge guter Leute aus den Bereichen Training, Sportmedizin, Physiotherapie  und Biomechanik aus dem Hut ziehen, die man mehr oder weniger alle auf das Abstellgleis gesetzt hat. Thumb_down Clever ist es, wenn man die vorhandenen Super-Ressourcen nutzt!!! Wink

Gertrud


RE: Sprinttechnik - Knueppler - 19.08.2014

Bzgl. des Lombardschen Paradoxons haben Sie natürlich Recht. Das war aber auch Thema in Mainz 2012.

Das 60m-Wiederholungsprogramm hatte unser damaliger (Jugend-)Trainer leicht abgewandelt als 50m-Wiederholungsprogramm uns schon Mitte der 70-er Jahre laufen lassen. 
Später dann aber nicht mehr, wir wechselten auf 400m.

Denkfehler machen wir alle, da kann man niemanden ausnehmen. 
Vielleicht auch bzgl. der neuen Codes, die es nach Ihrer Ansicht geben soll. Ich versuche idR neue Erkenntnisse durch eine weitere Meinung abzusichern, man weiß ja nie, ob man alles richtig interpretiert.


RE: Sprinttechnik - MZPTLK - 19.08.2014

(19.08.2014, 11:40)Knueppler schrieb: Bzgl. des Lombardschen Paradoxons haben Sie natürlich Recht. Das war aber auch Thema in Mainz 2012.
Das von seinen Ursachen her falsch interpretierte Phänomen wurde vor über 100 Jahren von Lombard 'entdeckt', von Herrn Prof. Wiemann Anfang der neunziger Jahre näher beschrieben, aber immer noch grossenteils falsch interpretiert, nämlich von den Wirkungen her, die Ursachen verkennend. Da ist null paradox dran, die abgeleiteten Empfehlungen für den Sprint sind teilweise richtig


RE: Sprinttechnik - Gertrud - 19.08.2014

(19.08.2014, 11:40)Knueppler schrieb: Bzgl. des Lombardschen Paradoxons haben Sie natürlich Recht. Das war aber auch Thema in Mainz 2012.

Das 60m-Wiederholungsprogramm hatte unser damaliger (Jugend-)Trainer leicht abgewandelt als 50m-Wiederholungsprogramm uns schon Mitte der 70-er Jahre laufen lassen. 
Später dann aber nicht mehr, wir wechselten auf 400m.

Denkfehler machen wir alle, da kann man niemanden ausnehmen. 
Vielleicht auch bzgl. der neuen Codes, die es nach Ihrer Ansicht geben soll. Ich versuche idR neue Erkenntnisse durch eine weitere Meinung abzusichern, man weiß ja nie, ob man alles richtig interpretiert.

Oft denke ich: "Verdammt ist unser Körper schwierig zu entschlüsseln, weil es immer wieder neue Erkenntnisse gibt!" Ich bin auch der festen Überzeugung, dass leistungsmäßig noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht worden ist, weil es individuell noch eine Menge zu regeln gibt. 

Denkfehler nehmen nur mit dem verfeinerten Wissen ab. Ich teste immer am Probanden. Ich bin, was den Sprint anbetrifft, ganz tief eingestiegen und habe heute schon sehr exakt zu analysieren versucht, wobei mir auffiel, dass wir unheimlich viele Phasen auch in der Methodik einfach übergehen. Das Muskel- und Knochenspiel ist immer vielgestaltig wie ein Fußballspiel, wo es immerhin 22 Stellen gibt, die sich bewegen und somit die Konstellationen immer andere sind. Wir trainieren teilweise in Details falsch. Das Festwerden und Verkrampfen beim Sprint sind sehr oft nicht psychische, sondern hausgemachte Trainingsfehler, also automatisierte falsche Muster, folglich Fehler. Nur fallen sie im Gegeneinander eher auf.

Gertrud  


RE: Sprinttechnik - Gertrud - 19.08.2014

(19.08.2014, 11:40)Knueppler schrieb: Bzgl. des Lombardschen Paradoxons haben Sie natürlich Recht. Das war aber auch Thema in Mainz 2012.

Das 60m-Wiederholungsprogramm hatte unser damaliger (Jugend-)Trainer leicht abgewandelt als 50m-Wiederholungsprogramm uns schon Mitte der 70-er Jahre laufen lassen. 
Später dann aber nicht mehr, wir wechselten auf 400m.

Denkfehler machen wir alle, da kann man niemanden ausnehmen. 
Vielleicht auch bzgl. der neuen Codes, die es nach Ihrer Ansicht geben soll. Ich versuche idR neue Erkenntnisse durch eine weitere Meinung abzusichern, man weiß ja nie, ob man alles richtig interpretiert.

Wenn man Ergebnisse durch Weltkalsseathleten, -trainer, Biomechaniker und eigenes Wissen und eigene Kombinationsgabe abgesichert hat, kann eigentlich nicht mehr viel schiefgehen. Wink

Gertrud


RE: Sprinttechnik - dht - 19.08.2014

(19.08.2014, 11:40)Knueppler schrieb: Das 60m-Wiederholungsprogramm hatte unser damaliger (Jugend-)Trainer leicht abgewandelt als 50m-Wiederholungsprogramm uns schon Mitte der 70-er Jahre laufen lassen. 
Später dann aber nicht mehr, wir wechselten auf 400m.

Reine Verständnisfrage:

Was genau soll dieses 60m-Wiederholungsprogramm sein? Habe jetzt nur eine vage Vorstellung davon bzw. vom verfolgten Zweck/ den Vorteilen.


RE: Sprinttechnik - Knueppler - 19.08.2014

(19.08.2014, 16:03)dht schrieb:
(19.08.2014, 11:40)Knueppler schrieb: Das 60m-Wiederholungsprogramm hatte unser damaliger (Jugend-)Trainer leicht abgewandelt als 50m-Wiederholungsprogramm uns schon Mitte der 70-er Jahre laufen lassen. 
Später dann aber nicht mehr, wir wechselten auf 400m.

Reine Verständnisfrage:

Was genau soll dieses 60m-Wiederholungsprogramm sein? Habe jetzt nur eine vage Vorstellung davon bzw. vom verfolgten Zweck/ den Vorteilen.
Pietro Menna lief damals 6 x 6 x 60m (Pausengestaltung weiß ich jetzt nicht mehr)
Laut dem Sprintbuch von Letztelter, M/Letzelter, S (Einer von beiden hat diese Serie wohl mit eigenen Augen gesehen) waren es wohl nur 4 x 6 x 60m

Dazu gibt es auch einen Link im Internet ....  muss jetzt aber weg.
Ich glaube Atanvarno hat den Link parat (Busemann war Verfasser)


RE: Sprinttechnik - Atanvarno - 19.08.2014

Abschnitt 5.1
http://www.wlv-sport.de/filerepository/VWNzxhm8TcX7ZUnFYx5M.pdf

Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass das das revolutionäre Sprintprogramm sein soll, das in der Fortbildung 2012 als neu vorgestellt wurde?! Ich kann da jedenfalls nichts revolutionäres dran erkennen (davon abgesehen, dass es, wie Busemann ja auch feststellt, mit den vorgeschlagenen Pausen ziemlich lange dauert Wink)

Aber davon ab und weil es allgemein zum Thema Sprinttechnik passt. Die Ausführungen von F-J Busemann "Der deutsche Sprint - Oder: Warum laufen andere schneller?" sind ingesamt sehr lesenswert:
Teil 1
http://www.wlv-sport.de/filerepository/rLwNpapMsSRPFBZyVaUD.pdf
Teil 2
http://www.wlv-sport.de/filerepository/rDmt6dp2sWGk8mdRJWg9.pdf
Teil 3
http://www.wlv-sport.de/filerepository/4JcTNDbsN8rEDUahBZbv.pdf
Teil 4
http://www.wlv-sport.de/filerepository/VWNzxhm8TcX7ZUnFYx5M.pdf