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RE: top sekrete (oder secret?) "Geheimstudie" von W l a d ! - MZPTLK - 08.07.2014

(08.07.2014, 10:33)Solos schrieb: Die hierfür erforderlichen Bewegungsmuster (hoher Anteil Beuge-/Streckbewegung in den entscheidenden Gelenken) unterscheiden sich jedoch deutlich von denen während der Pick-Up-Phase und vor allem von denen während des (aufrechten) Sprintlaufs in der der Hochgeschwindigkeitsphase (kaum Beuge-/Streckbewegungen in Knie-/Fußgelenken, hüftdominante Arbeit). Unterstützt wird dieses vorgehen durch das hiesige Wettkampfsystem, in dem vom jungen Schüleralter an bis in den Jugendbereich vornehmlich kürzere Strecken gelaufen werden. Erst mit zunehmender Streckenlänge und der damit steigenden Bedeutung der Höchstgeschwindigkeit wird sich vermehrt dem aufrechten Sprintlauf zugewandt. Dann ist das Bewegungsmuster jedoch schon stark verfestigt, ein aufbrechen dessen ist offenbar schwer bis unmöglich.
Man könnte also sagen, dass die gängige Lernmethodik offenbar nicht an der aus Spitzenleistungen ableitbaren Leistungsstruktur des Sprints ausgerichtet ist, und sich zu sehr auf vermeintlich "unwichtiges" konzentriert wird. Um eine überspitzte Analogie zum Wurf zu bemühen:
Das was die Sprinter machen ist im Prinzip so, als würden die Werfer zunächst ausschließlich Angleiten, Andrehen oder Anlaufen, um dann festzustellen, dass der Abwurf auch eine wichtige Rolle spielt...
Ausgezeichnet!
Gefahr erkannt, Gefahr gebannt! Smile


RE: top sekrete (oder secret?) "Geheimstudie" von W l a d ! - hkrueger - 08.07.2014

(08.07.2014, 02:21)Gertrud schrieb: Man kräftigt nicht vorrangig die Muskulaturen, die antriebsdominant sind. 

Welche Muskeln sind anbriebsdominant?
Muss hier nicht unterschieden werden, welche Phase des Sprints betrachtet wird? 

(08.07.2014, 02:21)Gertrud schrieb:
Hier kamen Neuigkeiten immer verzögert an:  keine Anfersen mehr, keine volle Kniestreckung mehr, keine starke Amortisation im Kniewinkel
Warum kein Anfersen mehr? Anfersen ist doch die Grundlage für den nachfolgenden Kniehub, oder?
Warum keine volle Kniestreckung mehr? nur in der Beschleunigungsphase oder auch darüber hinaus?
Was bedeutet "keine starke Amortisation im Kniewinkel"? Wird der Rest dann durch Fußgelenk (und Hüfte) amortisiert?


RE: top sekrete (oder secret?) "Geheimstudie" von W l a d ! - Gertrud - 08.07.2014

(08.07.2014, 10:47)hkrueger schrieb:
(08.07.2014, 02:21)Gertrud schrieb: Man kräftigt nicht vorrangig die Muskulaturen, die antriebsdominant sind.
Welche Muskeln sind antriebsdominant?
Muss hier nicht unterschieden werden, welche Phase des Sprints betrachtet wird? 

Sicherlich sind die Phasen wichtig. Man muss sich die Phasen genau ansehen und dann analysieren. Dann kommt man auch zu Ergebnissen. Ich sage oft scherzhaft: Die beidbeinige Kniebeuge ist eine Vorübung für das Sackhüpfen; aber wird man dann schnell? SmileWink

(08.07.2014, 10:47)hkrueger schrieb:
(08.07.2014, 02:21)Gertrud schrieb: Hier kamen Neuigkeiten immer verzögert an:  keine Anfersen mehr, keine volle Kniestreckung mehr, keine starke Amortisation im Kniewinkel
Warum kein Anfersen mehr? Anfersen ist doch die Grundlage für den nachfolgenden Kniehub, oder?

Das Knie muss sofort nach vorne gebracht werden, womit durch Massenträgheit ein spitzer Kniewinkel entsteht, der nach vorne sofort schneller zu handhaben ist.

Zitat:Warum keine volle Kniestreckung mehr? nur in der Beschleunigungsphase oder auch darüber hinaus?
In der Maxphase kommt es zu keiner Streckung des Kniegelenkes, weil das exzentrische Gelenkverhalten mehr Beschleunigung bringt und front mechanisc möglich sind.
 
Zitat:Was bedeutet "keine starke Amortisation im Kniewinkel"? Wird der Rest dann durch Fußgelenk (und Hüfte) amortisiert?

Alle drei Gelenke arbeiten exzentrisch und das möglichst flott, so dass ein Durchsacken verhindert wird und somit Zeitverlust minimiert wird. Wenn z. B. ein kleiner Sprinter auch noch stark durchsackt, kann man sich ausmalen, wie auch die Schrittlänge in den Keller geht. Usain Bolt hat ein Max-Schrittlänge über 2,90m auf einer Seite. 

Gertrude


RE: top sekrete (oder secret?) "Geheimstudie" von W l a d ! - dominikk85 - 08.07.2014

Zur Streckung des kniegelenks:

es gab glaube ich mal eine amerikanische Studie die besagt hat, dass die top läufer das knie nicht ganz strecken und mehr "ziehend" laufen, also über die Hüftstreck und Beinbeugemuskulatur. Weiß aber gerade nicht mehr von wem das verfasst wurde.


RE: top sekrete (oder secret?) "Geheimstudie" von W l a d ! - hkrueger - 08.07.2014

(08.07.2014, 11:39)Gertrud schrieb: Das Knie muss sofort nach vorne gebracht werden, womit durch Massenträgheit ein spitzer Kniewinkel entsteht, der schnelle zu handhaben ist.

Danke schon mal für die Antworten! Es schließen sich aber gleich weiter Fragen an: Ich fasse Ihre Antwort so auf, dass kein bewusste Anfersen bzw. Trainieren des Anfersens notwendig, weil durch das schnelle nach vorne bringen des Knies der spitzwinkel 'automatisch ensteht.


(08.07.2014, 11:39)Gertrud schrieb: In der Maxphase kommt es zu keiner Streckung des Kniegelenkes, weil das exzentrische Gelenkverhalten mehr Beschleunigung bringt und front mechanisc möglich sind.

Alle drei Gelenke arbeiten exzentrisch und das möglichst flott, so dass ein Durchsacken verhindert wird und somit Zeitverlust minimiert wird.

Das exzentrische arbeiten eines Gelenkes verstehe ich nicht. Muskeln arbeiten exzentrisch. Sind hier als die an einem Gelenk beteiligten Muskeln gemeint? Wenn ja, gibt es doch immer mindestens einen Muskel der streckt und einen der beugt? Welcher ist gemeint?

Oder ist doch das Gelenk gemeint? Aber wo ist das Zentrum, um das exzentrisch gearbeitet wird? 


RE: top sekrete (oder secret?) "Geheimstudie" von W l a d ! - Gertrud - 08.07.2014

(08.07.2014, 11:53)hkrueger schrieb:
(08.07.2014, 11:39)Gertrud schrieb: In der Maxphase kommt es zu keiner Streckung des Kniegelenkes, weil das exzentrische Gelenkverhalten mehr Beschleunigung bringt und front mechanisc möglich sind.

Alle drei Gelenke arbeiten exzentrisch und das möglichst flott, so dass ein Durchsacken verhindert wird und somit Zeitverlust minimiert wird.

Das exzentrische arbeiten eines Gelenkes verstehe ich nicht. Muskeln arbeiten exzentrisch. Sind hier als die an einem Gelenk beteiligten Muskeln gemeint? 

Ja, wir sprechen von der unteren Extremität.

Gertrud


RE: top sekrete (oder secret?) "Geheimstudie" von W l a d ! - MZPTLK - 08.07.2014

Ich würde trotz empfehlenswerter und anzustrebender Exzentrik und Front Mechanics Kniestreckungen zumindest 'erlauben' wollen, wenn sie die Effizienz der (individuell unterschiedlichen)Gesamtkonfiguration nicht stören.
Peace.


RE: top sekrete (oder secret?) "Geheimstudie" von W l a d ! - Gertrud - 08.07.2014

(08.07.2014, 12:00)MZPTLK schrieb: Ich würde trotz empfehlenswerter und anzustrebender Exzentrik und Front Mechanics Kniestreckungen zumindest 'erlauben' wollen, wenn sie die Effizienz der (individuell unterschiedlichen)Gesamtkonfiguration nicht stören.
Peace.

Das bedeutet in den meisten Fällen Zeitverlust. Es kommt zudem zum Bremsstoß. Worüber ich mich immer wieder wundere, sind die Formen von veröffentlichen Übungen deutscher Athleten. Ich habe da mal den Rotstift angelegt und komme zu erstaunlichen, nicht stimmigen Ergebnissen hinsichtlich Übungstransfer und Gesundheit. Ich war mal versucht, bei einer Fortbildung meine Aufzeichnungen zu zeigen. Ich habe es dann gelassen, weil sicherlich nicht Fachdiskussionen, sondern Unterstellung die Folge gewesen wäre. Nicht alle lassen sich auf knallharte Sachdiskussionen ein. Ich will meine Überzeugung auch keinem aufdrücken. Ich habe das auch mal hinsichtlich Dominanz von Sprüngen im Mehrkampf versucht, aber davon abgesehen, weil einfach keine Sachdiskussion aufgrund mangelnden Wissens möglich war. 

Gertrud


RE: top sekrete (oder secret?) "Geheimstudie" von W l a d ! - Solos - 08.07.2014

Zitat:Gertrud

Das bedeutet in den meisten Fällen Zeitverlust. Es kommt zudem zum Bremsstoß.

Ein Bremsstoß ist per se nichts schlechtes. Er kann auch Voraussetzung für die Schaffung effizienter muskulärer Arbeitsbedingungen sein, welche im Folgenden die Realisierung eines größeren Beschleunigungskraftstoß zu lassen. In so einem Fall wäre der mit dem Gesamtstütz produzierte Geschwindigkeitszuwachs oder -verlust (je nach Phase) größer bzw. kleiner.
Natürlich ist eine Verlängerung der Bremsphase nur in gewissen Grenzen sinnvoll, ehe es zu nicht kompensierbaren Zeitverlusten kommt.
Daneben gibt es aber auch den umgekehrten Fall (übermäßige Minimierung der Bremsphase, dadurch ungewollte Minimierung des Beschleunigungskraftstoßes), welcher sich leistungsminderns auswirkt. Dies ist u.a. bei einer zu starken Orientierung auf Kontaktzeitverkürzungen oder Frequenzerhöhung zu beobachten.
Von daher muss immer das Verhältnis von Brems- zu Beschleunigungsphase betrachtet werden. Die Bestimmung optimaler Verhältnisse dieser beiden Größen zueinander sollte z.B. Inhalt einer zielführenden Leistungsdiagnsotik sein. 


Zitat:Gertrud
Worüber ich mich immer wieder wundere, sind die Formen von veröffentlichen Übungen deutscher Athleten. Ich habe da mal den Rotstift angelegt und komme zu erstaunlichen, nicht stimmigen Ergebnissen hinsichtlich Übungstransfer und Gesundheit.
Gertrud

Hier wäre vielen Mitlesenden geholfen, wenn du Gertrud mal an einem konkreten Beispiel deine Denkweise verdeutlichen würdest. Das wäre wirklich super!:danke:


RE: top sekrete (oder secret?) "Geheimstudie" von W l a d ! - MZPTLK - 08.07.2014

(08.07.2014, 12:46)Solos schrieb:
Zitat:Gertrud

Das bedeutet in den meisten Fällen Zeitverlust. Es kommt zudem zum Bremsstoß.

Ein Bremsstoß ist per se nichts schlechtes. Er kann auch Voraussetzung für die Schaffung effizienter muskulärer Arbeitsbedingungen sein, welche im Folgenden die Realisierung eines größeren Beschleunigungskraftstoß zu lassen. In so einem Fall wäre der mit dem Gesamtstütz produzierte Geschwindigkeitszuwachs oder -verlust (je nach Phase) größer bzw. kleiner.
Natürlich ist eine Verlängerung der Bremsphase nur in gewissen Grenzen sinnvoll, ehe es zu nicht kompensierbaren Zeitverlusten kommt.
Daneben gibt es aber auch den umgekehrten Fall (übermäßige Minimierung der Bremsphase, dadurch ungewollte Minimierung des Beschleunigungskraftstoßes), welcher sich leistungsminderns auswirkt. Dies ist u.a. bei einer zu starken Orientierung auf Kontaktzeitverkürzungen oder Frequenzerhöhung zu beobachten.
Von daher muss immer das Verhältnis von Brems- zu Beschleunigungsphase betrachtet werden. Die Bestimmung optimaler Verhältnisse dieser beiden Größen zueinander sollte z.B. Inhalt einer zielführenden Leistungsdiagnsotik sein.
Genau das muss immer individuell betrachtet werden und im Leistungsfortschritt nachjustiert werden.
Eine pauschale Aussage 'keine Kniestreckung' würde ich nicht akzeptieren.