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RE: Sprinttechnik - Knueppler - 04.09.2014

"Doch, hat sie. Um das zu sehen, braucht man übrigens nur darauf zu achten, dass das Bein nicht sofort wieder nach vorn schnellt, sondern weit hinterher gezogen wird."

icheinfachma: Das habe ich allerdings anders gesehen. Zumindest an der Stelle, wo ich geschaut habe.

Wenn ich schreibe "meines Erachtens" dann erhebe ich nicht den Anspruch, dass ich unbedingt Recht habe.



Gertrud hat irgendwann mal geäußert (ich glaube im alten Forum), dass das Anfersen des Unterschenkels eine Folge der schnellen Beschleunigung des Oberschenkels wäre. Sie hat dann ein Beispiel mit Handtuch angegeben (gegen ein hängendes Handtuch in der Mitte fest zu schlagen).
Da folge ich Gertrud.

Das heißt, dass es wohl eine Mindestbeschleunigung (evtl. in Abhängigkeit von anderen Faktoren wie Masse o. ä.) gibt, bei der ein Anfersen des Unterschenkels erfolgt.
Ich glaube aber, dass diese Mindestbeschleunigung mehr oder weniger von jedem erreicht wird, nicht nur von Bolt sondern auch von kleinen Kindern. (Ich habe beobachtet, dass das Anfersen in jedem Alter erreicht wird.)
Dazu gibt es aber mW keine Untersuchungen, die das oder das Gegenteil belegen. In der mir vorliegenden Fachliteratur auch nicht.


Dann muss man aber etwas gedanklich steuern, um ein „Unterfersen“ wie Blake zu erreichen.


RE: Sprinttechnik - icheinfachma - 04.09.2014

(04.09.2014, 15:18)Knueppler schrieb: Wenn ich schreibe "meines Erachtens" dann erhebe ich nicht den Anspruch, dass ich unbedingt Recht habe.

Idea

Zitat:Gertrud hat irgendwann mal geäußert (ich glaube im alten Forum), dass das Anfersen des Unterschenkels eine Folge der schnellen Beschleunigung des Oberschenkels wäre. Sie hat dann ein Beispiel mit Handtuch angegeben (gegen ein hängendes Handtuch in der Mitte fest zu schlagen).

Das heißt, dass es wohl eine Mindestbeschleunigung (evtl. in Abhängigkeit von anderen Faktoren wie Masse o. ä.) gibt, bei der ein Anfersen des Unterschenkels erfolgt.
Ich glaube aber, dass diese Mindestbeschleunigung mehr oder weniger von jedem erreicht wird, nicht nur von Bolt sondern auch von kleinen Kindern. (Ich habe beobachtet, dass das Anfersen in jedem Alter erreicht wird.)
Dazu gibt es aber mW keine Untersuchungen, die das oder das Gegenteil belegen. In der mir vorliegenden Fachliteratur auch nicht.

Ralph Mann hat geäußert, dass bei dem Bein mit den schwächeren Hüftbeugern die Ferse höher geht, das habe ich mir nicht selbst ausgedacht.

Der wesentliche Unterschied zwischen dem menschlichen Bein und einem Handtuch ist, dass letzteres durch und durch beweglich ist, während das Bein ein Kniegelenk hat. Schlägt man gegen ein Handtuch, so ergeben sich chaotische, also physikalisch kaum berechenbare Bewegungen. Handelt es sich dagegen um ein wesentlich realistischeres Modell, welches ein Hüftgelenk und ein Kniegelenk sowie ein Zugelement als Hüftbeuger enthält, und wird aus der nach unten hängenden Position der Oberschenkel nach vorn beschleunigt, tritt kein Anfersen auf, sondern das Kniegelenk bewegt sich nach vorn-oben und der Fuß bleibt dabei stets unterhalb des Knies (sowie dahinter). Nur wenn man vorher eine schnelle Rückwärtsbewegung des Beines ausführt und dann den Oberschenkel wieder nach vorn bringt, kommt es zu einem nach-oben-Schnellen der Fersen. Es ist die negative Geschwindigkeit des Beines nach Bodenkontaktverlust (die minimiert werden sollte), die nach dem Abbremsen des Oberschenkels zu einem Nach-oben-Pendeln des Unterschenkels führt, nicht die Vorwärtsbewegung.


RE: Sprinttechnik - Knueppler - 04.09.2014

(04.09.2014, 12:53)icheinfachma schrieb: Das Auspendeln ist einer der unwesentlichsten Prozesse im Sprintzyklus und ist eine Folge und keine Ursache. Es ist desweiteren irreführend, dass hier schon mehrfach darum gerätselt wurde, ob bestimmte olympische Sprinter nun auspendeln oder nicht. Es ist bei Spitzensprintern keine Frage, inwieweit ausgependelt wird, sondern inwieweit ein Auspendeln unterbunden wird.
Wo kann ich das nachlesen?


RE: Sprinttechnik - Gertrud - 04.09.2014

(04.09.2014, 15:18)Knueppler schrieb: Ich glaube aber, dass diese Mindestbeschleunigung mehr oder weniger von jedem erreicht wird, nicht nur von Bolt sondern auch von kleinen Kindern. (Ich habe beobachtet, dass das Anfersen in jedem Alter erreicht wird.)
Dazu gibt es aber mW keine Untersuchungen, die das oder das Gegenteil belegen. In der mir vorliegenden Fachliteratur auch nicht.


Dann muss man aber etwas gedanklich steuern, um ein „Unterfersen“ wie Blake zu erreichen.

Was soll das bewusste Anfersen denn bringen? Man sprintet doch vorwärts mit den Kniegelenken. Stillstand ist Rückstand.

Gertrud


RE: Sprinttechnik - Gertrud - 04.09.2014

(04.09.2014, 18:56)Knueppler schrieb:
(04.09.2014, 12:53)icheinfachma schrieb: Das Auspendeln ist einer der unwesentlichsten Prozesse im Sprintzyklus und ist eine Folge und keine Ursache. Es ist desweiteren irreführend, dass hier schon mehrfach darum gerätselt wurde, ob bestimmte olympische Sprinter nun auspendeln oder nicht. Es ist bei Spitzensprintern keine Frage, inwieweit ausgependelt wird, sondern inwieweit ein Auspendeln unterbunden wird.
Wo kann ich das nachlesen?

Auch das ist Massenträgheit in gewissem Umfang - nur andersherum! Wink

Gertrud


RE: Sprinttechnik - MZPTLK - 04.09.2014

(04.09.2014, 13:09)Icheinfachmach schrieb: Eine muskuläre Dysbalance liegt vor, wenn die gegenspielenden Muskeln unterschiedlich stark und/oder unterschiedlich stark verkürzt sind. Bsp.: Oberschenkelabduktoren sind stärker als die Oberschenkeladduktoren, und es kommt zu O-Beinen.
Das sind aber doch nicht die Hauptursachen für O-Beine.
Können die Beiden -in der Leichtathletik- sooo unterschiedlich ausgeprägt sein?
Überdies sind mMn die aktiveren und stärkeren A- und nicht die Ab-duktoren für O-Beine (mit-)verantwortlich, zum Beispiel beim Fussball.


RE: Sprinttechnik - Knueppler - 04.09.2014

(04.09.2014, 19:16) Gertrud schrieb:
(04.09.2014, 15:18)Knueppler schrieb: Ich glaube aber, dass diese Mindestbeschleunigung mehr oder weniger von jedem erreicht wird, nicht nur von Bolt sondern auch von kleinen Kindern. (Ich habe beobachtet, dass das Anfersen in jedem Alter erreicht wird.)
Dazu gibt es aber mW keine Untersuchungen, die das oder das Gegenteil belegen. In der mir vorliegenden Fachliteratur auch nicht.


Dann muss man aber etwas gedanklich steuern, um ein „Unterfersen“ wie Blake zu erreichen.

Was soll das bewusste Anfersen denn bringen? Man sprintet doch vorwärts mit den Kniegelenken. Stillstand ist Rückstand.

Gertrud

Ich habe nicht von einem bewussten Anfersen gesprochen. Mir ging es nur darum, warum ein Bolt anferst und Blake nicht. 


RE: Sprinttechnik - MZPTLK - 04.09.2014

Zieht Euch nicht daran hoch, ob einer anferst, der andere mit höheren Kniehub läuft und der dritte ein Hohlkreuz hat.
Nur beim Autobau sind alle gleich.
Die Menschen kommen mit unterschiedlicher Morphologie 'aus dem Werk.'


Wenn es den einen Eltern(Er mit O-Beinen, Sie mit X-Beinen) in einer lauen Mainacht einfällt, ihr Erbgut zu verschmelzen, kommt eben was anderes raus als bei Zweien mit dicken Oberschenkeln und krummen Füssen.


RE: Sprinttechnik - MZPTLK - 04.09.2014

Ich würde das -passive- Anfersen nicht nur als Wirkung, als notwendige Ausklingbewegung ansehen, sondern auch als Bedingung für ein schnelleres Nach-Vorn-Bringen des Schwungbeins.
Es wäre mMn genau aus diesem Grund kontraproduktiv, das unterbinden zu wollen.


RE: Sprinttechnik - T-Willy - 04.09.2014

Zitat:
Zitat: icheinfachma schrieb:Bolt außerdem noch die bekannten Probleme mit Beckenschiefstand und Skoliose durch Fußprobleme.

Ich weiß, aber eine Skoliose, ein schiefes Becken und verformte Füße sind keine muskulären Dysbalancen, sondern orthopädische Fehlhaltungen.
Das ist jetzt aber nicht  ganz korrekt !Diese genannten "Fehlhaltungen" resultieren sehr häufig!(nicht immer natürlich ,wie Gertrud schon anmerkte!) aus muskulären Schwächen/Dysbalancen in bestimmten Bereichen,welche andere muskuläre Dysbalancen,und damit auf  Dauer,auch weitere
Fehlhaltungen nach sich ziehen!
Eine  muskuläre Schwäche der Füße  hat Auswirkungen auf die gesamte Statik..

Ich spreche da übrigends aus eigener Erfahrung:
Ich hatte jahrelang Probleme mit........Skoliose und Beckenschiefstand!
Ursache  kurz gesagt :

Schwache Fußmuskulatur( besonders linksseitig ) führte zu einer unbewussten Mehrbelastung einer Körperhälfte(in meinem Fall links),dies führte zu einer langjährigen Blockade des Beckens. Nach Lösen der Blockade des Beckens , Verringerung der muskulären Dysbalancen durch Training  der Fußmuskulatur und Bearbeitung/Mobilisation/Dehnung anderer Bereiche und intensives propriozeptives Training sind sowohl Skoliose als auch Beckenschiefstand dauerhaft praktisch  verschwunden(zu ca. 98%).
War aber nicht einfachBig Grin
Auch unter intensiver Belastung kein Rückfall bis jetzt (seit 7 Jahren)!Smile


TWilly