26.08.2023, 15:46
Ein Heiratsantrag von einem ausländischen Pärchen, bei dem die Frau nur einen Platz vor unserer deutschen Starterin das Ziel erreicht hat, findet hier in diesem Forum sowie in der Presse mehr Erwähnung und Anerkennung als die Leistung von Bianca Dittrich aus Freiburg. Gleiches gilt für Entschuldigungen eines Athleten, der das Ziel nicht erreichte. Schade!
Ich war an der Strecke vor Ort und konnte mir selbst ein Bild von dem Ganzen machen. Christopher Linke ist ein Talent, das es im deutschen Gehsport wahrscheinlich nie mehr geben wird. Er hat die beste Technik im Männerfeld gezeigt, eine gute Taktik gewählt und ein wahnsinniges Ausdauervermögen. Zurecht darf er nun in Interviews seine Förderung kritisieren, denn es gibt Athleten im DLV, die sehr viel mehr Unterstützung bekommen und deutlich weniger als er leisten. Der Mann ist absolut sympathisch in meinen Augen, eine ehrliche Haut und ein starker Athlet. Ich hoffe, dass nach der WM verbandsseitig ein Umdenken stattfindet, was die Unterstützung des Gehsports betrifft. Immerhin wurde auch sein Trainingskollege Frederick Weigel kürzlich erst U20-Europameister.
Karl Junghannß wurde für viele Jahre sehr harte Arbeit belohnt, zeigte er in der Vergangenheit nicht so beständig gute Leistungen wie Linke. Wenn man aber zum Höhepunkt Neunter wird, hat man alles richtig gemacht. Der Arbeitgeber von Linke und Junghannß (Bundeswehr) darf gewaltig stolz sein.
Bei Carl Dohmann hatte ich das Gefühl, dass da von Anfang an kein Kampfgeist war. Kein Wille, an irgendeiner Gruppe dranzubleiben. Er muss sich nicht dafür entschuldigen, dass er an einem Tag mit schwierigen Bedingungen Kreislaufprobleme bekommen hat, sondern dafür, dass er ab dem ersten Kilometer des Rennens nicht gekämpft hat. Und wenn er die Kreislaufprobleme schon vor dem Wettkampf hatte (was das einzige ist, das die Abwesenheit seines Kampfgeistes begründen würde), dann hätte er gar nicht antreten dürfen. Dafür hat doch der DLV die ganzen Ärzte und Betreuer mitgenommen; der große Wasserkopf, der jedes Jahr aufs Neue finanziert und nie in Frage gestellt wird. Am Ende sind es die Athleten, bei denen Kürzungen stattfinden.
Nun zurück zu meiner ersten Anmerkung: Bianca Dittrich. Meine Anerkennung für ihre Leistung hat sie. Für Medaillenzähler und Presse-Fuzzis ist das natürlich nur ein 29. Platz, weit abgeschlagen von der Weltspitze. Echte Kenner der Sportart wissen ihre Leistung aber besser einzuordnen. Sie ist die einzige im gesamten deutschen Team ohne Kaderstatus und mit einer 40-Stunden Arbeitswoche, wie ich nach ihrem Wettkampf erfahren habe. Aber was mich ungemein beeindruckt hat, war ihr Kampfgeist vom Anfang bis zum Ende. Sichtlich ermüdet, versuchte sie trotzdem immer wieder, mit Konkurrentinnen, die vor ihr platziert waren, mitzugehen, eine Gruppe möglichst lange zu halten, mit den sie überrundenden Athletinnen einige hundert Meter mitzugehen (ja, sogar mit der neuen Weltmeisterin) usw. Das war ein Kampf! Spannend und schön anzusehen! Und das von jemandem, der für den Sport keinen Cent bekommt und das (offensichtlich) aus purer Leidenschaft macht. Ich habe ihren Zieleinlauf verfolgt, der während des Heiratsantrags stattfand. Sie brach bewusstlos zusammen! Das sind natürlich keine schönen Bilder und vielleicht ist es für ihre Familie und Freunde auch besser, dass ihr weniger Aufmerksamkeit geschenkt wurde, aber für mich war diese Szene der Beweis dafür, dass die Frau alles auf der Strecke gelassen hat, was in ihrem Körper war, ohne dafür Lohn in Form von Geld zu bekommen. Ich hatte leider nicht die Chance, mich danach mit ihr zu unterhalten. Mich würde interessieren, was genau ihre Motivation ist, sich so zu quälen. Finde es schade, dass man über sie gar nicht (oder gar negativ) berichtet hat.
Ich war an der Strecke vor Ort und konnte mir selbst ein Bild von dem Ganzen machen. Christopher Linke ist ein Talent, das es im deutschen Gehsport wahrscheinlich nie mehr geben wird. Er hat die beste Technik im Männerfeld gezeigt, eine gute Taktik gewählt und ein wahnsinniges Ausdauervermögen. Zurecht darf er nun in Interviews seine Förderung kritisieren, denn es gibt Athleten im DLV, die sehr viel mehr Unterstützung bekommen und deutlich weniger als er leisten. Der Mann ist absolut sympathisch in meinen Augen, eine ehrliche Haut und ein starker Athlet. Ich hoffe, dass nach der WM verbandsseitig ein Umdenken stattfindet, was die Unterstützung des Gehsports betrifft. Immerhin wurde auch sein Trainingskollege Frederick Weigel kürzlich erst U20-Europameister.
Karl Junghannß wurde für viele Jahre sehr harte Arbeit belohnt, zeigte er in der Vergangenheit nicht so beständig gute Leistungen wie Linke. Wenn man aber zum Höhepunkt Neunter wird, hat man alles richtig gemacht. Der Arbeitgeber von Linke und Junghannß (Bundeswehr) darf gewaltig stolz sein.
Bei Carl Dohmann hatte ich das Gefühl, dass da von Anfang an kein Kampfgeist war. Kein Wille, an irgendeiner Gruppe dranzubleiben. Er muss sich nicht dafür entschuldigen, dass er an einem Tag mit schwierigen Bedingungen Kreislaufprobleme bekommen hat, sondern dafür, dass er ab dem ersten Kilometer des Rennens nicht gekämpft hat. Und wenn er die Kreislaufprobleme schon vor dem Wettkampf hatte (was das einzige ist, das die Abwesenheit seines Kampfgeistes begründen würde), dann hätte er gar nicht antreten dürfen. Dafür hat doch der DLV die ganzen Ärzte und Betreuer mitgenommen; der große Wasserkopf, der jedes Jahr aufs Neue finanziert und nie in Frage gestellt wird. Am Ende sind es die Athleten, bei denen Kürzungen stattfinden.
Nun zurück zu meiner ersten Anmerkung: Bianca Dittrich. Meine Anerkennung für ihre Leistung hat sie. Für Medaillenzähler und Presse-Fuzzis ist das natürlich nur ein 29. Platz, weit abgeschlagen von der Weltspitze. Echte Kenner der Sportart wissen ihre Leistung aber besser einzuordnen. Sie ist die einzige im gesamten deutschen Team ohne Kaderstatus und mit einer 40-Stunden Arbeitswoche, wie ich nach ihrem Wettkampf erfahren habe. Aber was mich ungemein beeindruckt hat, war ihr Kampfgeist vom Anfang bis zum Ende. Sichtlich ermüdet, versuchte sie trotzdem immer wieder, mit Konkurrentinnen, die vor ihr platziert waren, mitzugehen, eine Gruppe möglichst lange zu halten, mit den sie überrundenden Athletinnen einige hundert Meter mitzugehen (ja, sogar mit der neuen Weltmeisterin) usw. Das war ein Kampf! Spannend und schön anzusehen! Und das von jemandem, der für den Sport keinen Cent bekommt und das (offensichtlich) aus purer Leidenschaft macht. Ich habe ihren Zieleinlauf verfolgt, der während des Heiratsantrags stattfand. Sie brach bewusstlos zusammen! Das sind natürlich keine schönen Bilder und vielleicht ist es für ihre Familie und Freunde auch besser, dass ihr weniger Aufmerksamkeit geschenkt wurde, aber für mich war diese Szene der Beweis dafür, dass die Frau alles auf der Strecke gelassen hat, was in ihrem Körper war, ohne dafür Lohn in Form von Geld zu bekommen. Ich hatte leider nicht die Chance, mich danach mit ihr zu unterhalten. Mich würde interessieren, was genau ihre Motivation ist, sich so zu quälen. Finde es schade, dass man über sie gar nicht (oder gar negativ) berichtet hat.